Kamelobooks:Mag-net-schwebe-Bahn: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 9. Januar 2014, 06:54 Uhr

Die Mag-net-schwebe-Bahn ist ein Märchen aus der Sammlung der Gebrueder Krim. Beeinflusst vom noch jungen Zeitalter der Dampfbahn, bietet es eine Parabel über Habgier und Hochmut.

Das Märchen von der Mag-net-schwebe-Bahn[bearbeiten]

Zugvogel.jpg

Es war einmal ein junges Bähnlein, das wurde auf dem Lande geboren, dort wo das Land grün war und weit. Da erschien ihm eines Nachts im Traum eine gute Fee, und die Fee sprach zu ihm: Ich werde dir eine besondere Gabe zutheyl werden lassen, die dir von gutem Nutzen sein wird. Doch achte: Wenn du sie dreimal nicht nutzest, so wird sie dir zum Fluche werden! Am Morgen, da das Bähnlein aus dem Hause trat, da widerfuhr ihm etwas ungewöhnliches: Statt auf dem Wege zu bleiben, erhob es sich in die Lüfte und flog über die Landschaft dahin und über die Köpfe der Leute hinweg. Und so blieb es auf Jahre hinweg. Das Bähnlein fuhr durch die Lüfte, und die Leute aus der Umgebung kamen Tag für Tag, um es bei seinen Uebungen zu bestaunen.

Davon hörten auch die Leute aus den Städten, und eines Tages, da aus dem Bähnlein schon eine junge Bahn geworden war, kamen zwei Abgesandte aus zwei grossen, reichen Städten aufs Land und sagten zu ihm: Die Leute in unseren Städten möchten deine Zauberkraft bewundern! Wenn du uns zeigst, dass Du von einer Stadt zur anderen schweben kannst, so wird man es dir mit drei Gulden lohnen! Da staunte unsere Bahn, denn mit drei Gulden war ihr ein reiches Leben sicher. Und so willigte sie ein. Doch als der Tag gekommen war und die Menschen sich auf den Weg machten, das Schauspiel zu betrachten, da dachte die Bahn bei sich: Drei Gulden bieten mir ein reiches Leben, doch gibt es viele, die noch reicher sind und dabei können sie nicht, was ich kann. Und als alle gespannt warteten, dass das Schauspiel beginne, da rief die Bahn:

Eiwei, I mag net schwebe, ihr geebet mir denn Fünfe!

Doch da wurde das Volk wütend, und die Leute riefen: Wir haben dir einen theuren Lohn versprochen, und dies ist dir nicht genug! Verschwinde, wir wollen dich nicht bei uns! Und so musste die Bahn ohne Lohn wieder in die Dorf zurueckkehren, und grämte sie gar sehr, dass sie die drei Gulden nicht genommen und nun weiter ein armes Leben führen musste.

Einige Jahre später kamen wieder Boten, gleich aus mehreren Städten, doch waren sie nicht so reich wie die vorigen und ihre Kleider und Köpfe waren schwarz wie Pech. Und die Boten sprachen: Wir kommen, damit du unseren Leuten deine Kuenste zeigst; wenn du sie in unserem Revier beweist, so wird man dir zwei Gulden dafuer geben! Und die Bahn dachte bei sich: Fuer zwei Gulden koennt' ich ein Weib uns viele Kinder naehren, ohne dass wir hungern mussten. Und so willigte sie ein. Doch als der Tag gekommen war und die Menschen aus ihren Haeusern aufbrachen, den Zauber zu besichtigen, da kamen ihr wiederum Zweifel, und sie dachte bei sich: Warum sollt' ich mich mit zwei Gulden zufrieden geben, wenn mein Zauber doch andernorts gleich dreie wert war?

Und als die Menschen auf den Beginn des Schauspiels warteten, da rief die Bahn:

Eiwei, I mag net schwebe, ihr geebt mir denn Dreie!

Doch nun ward auch hier das Volk wuetend, und man rief: Wir haben dir einen guten Lohn versprochen, doch dies ist dir nicht genug! Verschwinde, wir wollen dich nicht bei uns! Und so musste die Bahn wieder in ihr Dorf zurueck, und es reute sie, dass sie nicht wenigstens die zwei Gulden genommen hatte und nun wieder in Armut leben musste.

So vergingen einige Jahre, bis diesmal ein einziger Bote kam, der sich nicht einmal eine lange Hose leisten konnte und der nach Bier roch. Und dieser Bote sprach zur Bahn: Ich komme aus einer Stadt weit draussen bei den Bergen. Wir haben Kunde von deiner Zauberkunst erhalten. Wir wollen, dass du sie bei uns zeigst und aus der Stadt hinaus aufs Feld schwebst. Ein Gulden wird dir als Lohn gegeben. Und diesmal dachte die Bahn: Wenn es auch nur ein Gulden ist, so will ich es diesmal nicht versaeumen, denn mit einem Gulden muss ich wenigstens nimmermehr Hungers leiden. Und so willigte sie ein. Und wieder stroemte das Volk aus seinen Haeusern, denn es erwartete eine besondere Kunst zu sehen. Doch die Bahn dachte sich: Ich wollte doch so gerne ein Weib und Kinder haben! Wenn ich nur so viel haben koennte, wie man mir andernorts bot, dann waere ich zufrieden. Und als das Schauspiel gerade beginnen sollte, rief unsere Bahn:

Eiwei, I mag net schwebe, ihr geebet mir denn Zweie!

Doch ward auch dieses Volk in Wut entbrannt, und die Leute riefen: Wir haben gegeben, was wir konnten, aber dies ist dir nicht genug! Verschwinde, wir wollen dich nicht bei uns!

So musste unsere Bahn wieder von dannen ziehen, ohne einen Taler erhalten zu haben, und sie weinte und graemte sich gar fuerchterlich und hoffte, dass bald noch einmal ein Bote kommen möge. Doch es kam kein Bote mehr, und statt dessen erschien ihr in der folgenden Nacht noch einmal die Fee, die sprach: Du hast die Gabe, die ich dir schenkte, dreimal nicht genutzt. So soll sie dir zum Fluche werden und du sollst am anderen Ende der Welt schweben muessen, um nicht zu verhungern, und sollst am Tage nicht mehr als zwei Heller erhalten!

Und so musste die Bahn ihr Dorf verlassen und ans andere Ende der Welt ziehen, wo man ihre Sprache nicht verstand, und sie musste sich placken fuer einen geringen Lohn bis an das Ende ihres Lebens. Und wenn sie nicht gestorben ist, so schwebt sie dort noch heute.

Siehe auch.png Siehe auch:  Mag-net-grabe-Bahn

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