Kamelobooks:Polizeiruf 110, 1001. Folge: Ich bin ein Dromedar – Holt mich hier raus!

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Wir schreiben das Jahr 2022. Das Machtvakuum, das die vierte Große Koalition hinterlassen hatte, ward gefüllt durch den Bundestagswal, der 2021 einmal den Rhein und einmal die Elbe rauf und runter schwimmend dafür gesorgt hatte, dass die etablierten Parteien alle nasse Füße bekamen und wegen der daraus folgenden Erkältung im Bundestag Platz machen mussten für Die Partei die immer Recht hat, die als erstes eine Mauer quer durch Deutschland bauen ließ. Die Trennung in Nordwestdeutschland und Südostdeutschland ergab sich dabei willkürlich aus Zwistigkeiten in der SPD, welche als Einzige das Etabliertenparteienmassensterben mittels noch 5,1% Wählergunst knapp verpasst hatte. Bundeskanzler Martin Sonneborn wollte unbedingt eine neue große Koalition vermeiden und entschied sich für eine Zwangsvereinigung seiner Partei mit den Sozen. Martin Schnulz war nämlich durch quälende vier Jahre vierte "GroKo" zur Witzfigur geworden, die in der neuen Regierung der Einheit durch Entzweiheit einfach nicht fehlen durfte. Als einziger deutscher Politiker nach Kaiser Wursthelm war Schnulz in Madame Thysso-Kruppstahls Witzfigurenkabinett in Sickjoke aufgenommen worden. Die Mauer, die es für Die Partei möglich machte, gleich zwei deutsche Regierungen zu alimentieren, ging mitten durch Hockenheim und seinen Ring. Das erste Dekret des Kanzlers des wiedergeteilten Deutschlands war dementsprechend, es in Hocken und Heim aufzuteilen.

Kommissar Treiber trank gerade seinen Aufwachkaffee, da rappelte markerschütternd endgültig aufweckend das Bakelittelefon: "Hier Polizeiruf 110, kleine Kreisstadt Hocken, Kommissar Treiber. Ihr Anliegen bitte?" Als Antwort tönte es jammervoll aus dem Hörer: "Möööhöhöhöhöööhööhööööeppp, Möhöhöööööh". Treiber: "Ich versteh kein Wort. Aber bleiben Sie dran". Kamel: "Mööööööööööööh". Treiber: "Ruhig Blut, das haben wir gleich." Polizeihauptmeisterin Rohr hatte bereits die Fangschaltung aktiviert. Rohr: "Herr Kommissar, das Mobilfunksignal stammt von einem Hoofy, also einem Kamelhandy, das am Wasserturm geortet wurde." Der Wasserturm war zum Hockenheimer Wachturm an der dort entlang von Mozartstraße und Goethestraße verlaufenden Grenzmauer umgebaut worden, und Wache hielt dort für die Stadt Hocken Wachtmeister Waldmeister. Polizeihauptmeisterin Rohr gab ihm die genauen Koordinaten des Anrufers durch, so dass er mit dem Feldstecher sofort die Lage erkannte: "Da liegt ein Dromedar und schreit und zappelt wie ein Mistkäfer auf dem Rücken" Rohr: "Tun sie Ihre Pflicht!" Wachtmeister Waldmeister nahm gehorsam seinen Fallschirm und sprang hinunter auf den Wasserturm-Platz. Unten standen bereits schaulustige Kamele und konnten dem Wachtmeister die Sachlage zu Protokoll geben: "Das Dromedar wurde von einem schwarzen Ferrari SUV mit italienischem Kennzeichen angefahren und stürzte daraufhin höckerüber auf einen geöffneten Kanalisationsschacht. Der entsprechende Kanaldeckel war dazu offenbar vorher absichtlich entfernt worden. Das Opfer sei ein Dromedar mit bösonders prallem Höcker, und der stecke nun dank dem gewaltigen Stubs durch das Auto fest in dem Kanalschacht."

Volles Rohr kam die Kriminalhauptmeisterin mit ihrem Formel 1 Dienstwagen angerauscht. Rohr und Waldmeister stiegen hinauf auf den Turm zur Lagebesprechung. Kommissar Treiber war telefonisch zugeschaltet. Treiber "Also wie?" Rohr: "Was das Dromedar angeht: Der Kanalschacht ist der einzige zu einem unwichtigen Nebenkanal, zu dem es nur von der Stadt Heim einen weiteren Zugang gibt. Den brauchen wir, um an dem fetten Dromedarhöcker eine Fettabsaugung vorzunehmen, um das arme Tier zu befreien. Wir können meinen Schönheits-Chirurgen in Heim dahin dirigieren." Waldmeister: "Aber Frau Polizeihauptmeisterin", über die Mauer hinweg dürfen keine Kontakte aufgenommen werden." Rohr: "Das lassen Sie mal meine Sorge sein. Via 'Darknet' hol ich mir bei dem Mann auch immer mein Botox." Treiber: "Kriegt man da auch Viagra?" und brachte damit zum Ausdruck, dass die Stadt Hocken gefühlt auf der falschen Seite der Mauer stand, wo solche Wundermittelchen seit der Teilung nicht mehr zu bekommen waren. Treiber: "Momentmal, ein Ferrari aus Italien? Sollten wir nicht lieber die Finger aus dem Fall rauslassen?" Rohr: "Aber wir sind doch so nah dran. Der Mafioso kann nicht weit sein, denn die örtliche Pizzeria ist schutzgeldfrei gestellt, weil sie den Bossen die beste Pizza weit und breit anbietet. Jetzt ist Mittagszeit. Ich übernehm das, Chef." Treiber: "Ich kann Sie eh nicht davon abhalten." Die Polizeihauptmeisterin war schneller die schmale Wendeltreppe runter gerannt als Wachtmeister Waldmeister mit seinem Fallschirm wieder unten war. Ehe er sich versah, war volles Rohr Frau Rohr mit ihrem Dienstwagen abgezischt, zur sizilianischen Pizzeria 'Vulcano'. Rohr: "Mist, der hat wohl nur ne kleine Pizza Togo geholt fährt schon wieder ab. Ich nehm die Verfolgung auf." Natürlich hatte der Mafioso ihren Polizeifunkspruch abgehört und gab mehr Gas. Aber Rohrs volles Rohr fahrendem Formel 1 Renner konnte er nicht entkommen. So entschloß er sich, statt auf die Autobahn auf den Hockenheimring abzubiegen. Dort waren gerade nur die Tribünenputzfrauen und staunten, welch knisternde Spannung sich da so plötzlich auf der Rennpiste entfaltete. Doch was war das? Der Formel 1 Rennwagen bremste scharf ab, obwohl er fast den Ferrari SUV eingeholt hatte. Die Putzkolonnenführerin kannte aber die Strecke und hielt sich nur noch schnell Ohren und Augen gleichzeitig zu. "Rrrrrrrrrrrrrrrrrrummss!" machte es, und ein Flammenmeer erleuchtete die Graffitis auf der Mauer. Mit vollem Tempo war der SUV auf die Mauer gekracht. Der Italiener war wohl vor deren Bau zuletzt auf dem Ring unterwegs gewesen und hatte sie folglich nicht auf dem Radar gehabt. "Fall erledigt. Hollywood hätte das nicht besser hingekriegt." funkte Rohr an die Polizeiwache. Daraufhin Treiber: "Und der Doc?" Rohr: "Gut dass Sie mich erinnern. Bin gleich auf der Wache." Dort loggte sie sich ins Darknet ein und mailte an ihren alten Freund und  Messerstecher  Chirurg für plastische Höckerverschönerung die Sachlage. Einen halben Tag lang irrte der so aufgescheuchte Doktor durch die Kanalisation von Hocken und Heim, bis er zu der Kanalschachtöffnung kam, in den der Höcker des Verbrechensopfers hineinragte. Nach der Fettabsaugung war der Höcker schlaff und das Dromedar konnte sich aus seiner misslichen Lage befreien. Kurze Zeit später standen die Heimerinnen an der örtlichen Metzgerei schlange, um ein Gläschen Kamelschmalz zu ergattern, denn auch auf der anderen Seite der Mauer war die Versorgungslage nicht rosig.

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