Pharao Ipsoteb

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Pharao Ipsoteb war der Bruder - oder die Schwester, oder beides in einem, man weiß das nicht so genau, - von Imhoteb, dem verhinderten Imperator. Dieser hätte ja den ägyptischen Thron besteigen sollen und hat es nach der offiziellen Geschichtsschreibung auch getan: ein Moment, auf den er sich seit frühester Kindheit mit großen Ambitionen und Übungen vorbereitete. Zu diesem Zweck war ihm ein ganzer Stab von Beratern und Lehrmeistern zugeteilt worden, die ihn rund um die Uhr begleiteten, über die wichtigsten Ereignisse in der damals noch kleinen Welt unterrichteten und seinen ausgefallenen Wünschen zu willen waren. Er war ein ausgesprochener Despot und sprach am Liebsten über Kriegsführung und Strategie, was ihm von Seiten seines persönlichen Kammerdieners ein Mal den frechen Beinamen "kleiner Imperator" einbrachte, eine Kühnheit, die ihren Urheber nicht nur seine Zunge, sondern auch seine Stelle kostete.

Ipsoteb hingegen wird urkündlich nur spärlich und meist verschlüsselt erwähnt: man sprach von ihm verschämt als einem "Fehltritt der Natur" oder einer "glücklosen Erstgeburt" und setzte alles daran, seine Existenz zu verheimlichen. Er wurde noch als Säugling einem kinderlosen Schweinehirten zur Aufzucht übergeben. Dieser soll beim Anblick der Missgeburt sehr bestürzt gewesen sein und in den Handel erst eingewilligt haben, nachdem man ihm eine stattliche Rente lebenslang zugesichert hatte. Dennoch ließ er Ipsoteb nur im Schweinestall schlafen.

Über die Art seiner Missbildung lässt sich nur spekulieren: als gesichert kann gelten, dass er keinen Nachwuchs zu zeugen im Stande war, ja nicht ein Mal eine Frau besteigen konnte. Ob dies jedoch daran lag, dass er zwergwüchsig war, oder ob er hermaphroditisch gebaut war, wie manche Autoren meinen, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Jedenfalls hatte sogar die altägyptische Kunst Schwierigkeiten, ihn bildhaft zu vergöttlichen, wie es in den damaligen Darstellungen gebräuchlich war, das Symbol der Herrschaft einer Person mit den Attributen einer meist schon bekannten, manchmal aber auch solcher Art neu eingeführten Tiergottheit zu verknüpfen: ihm wurde das Profil der Ente zugeordnet, deren Hieroglyphe jedoch in keinem bekannten Dokument eine göttliche Bedeutung anzunehmen scheint.

Die bescheidenen Verhältnisse, unter denen Ipsoteb aufwuchs, ließen es freilich auch gar nicht zu, dass er eine ausgeprägte Herrscherpersönlichkeit entwickelte: es lag ihm völlig fern, Befehle zu erteilen, weil er nicht daran gewöhnt worden war, dass sie auch befolgt würden, und konnte lediglich mit dem Hirtenstab gut umgehen, von dem er allerdings einen sehr weit reichenden Gebrauch machte. Seine Interessen waren nämlich durch die frühe und enge Bindung an die Natur recht einseitig auf das gerichtet, was ihm die Natur doch vorenthielt: auf die Befriedigung des Sexualtriebes, die er nur aus der Beobachtung kannte und die seine Phantasie vollkommen in ihren Bann schlug.

Dass der als Schweinehüter aufgewachsene Ipsoteb schließlich doch in den Herrscherstand erhoben wurde, war einem Unfall zu verdanken: Imhoteb war bei einer seiner eitlen Übungen im herrschaftlich stolzen Einherschreiten auf den frisch gebohnerten Tempelstufen ausgerutscht und so unglücklich gestürzt, dass ein Dutzend der berühmtesten Ärzte des Landes einen Monat lang um sein Leben kämpften. Er ließ sie alle nach der Reihe hinrichten, auf ebenso abwechslungsreiche Weise, wie er ihre vergeblichen Behandlungsmethoden der Reihe nach über sich ergehen ließ. Doch sein Zustand verschlimmerte sich täglich, sodass er am Ende nur noch mit Gesten andeuten konnte, wie der Todesakt aussehen sollte.

Die politische Lage ließ jedoch kein Machtvakuum zu, und das Herrscherhaus zeichnete sich nicht durch Fruchtbarkeit aus, sodass man rasch darin übereinkam, dem rechtmäßigen Thronerben Ipsoteb zu geben, was man ihm nicht länger gefahrlos vorenthalten konnte. Es mangelte ihm zwar an Manieren und der Umsicht eines Regenten, doch er hatte genügend Berater, die ihm die Entscheidung abnahmen, wo es nötig war. Und das war praktisch immer der Fall, wenn es um die Angelegenheiten des Reiches ging, von dessen Größe und Funktionsweise sich der missgebildete Pharao keine Vorstellung machte.

Seine Talente lagen auf kulturellem Gebiet: er war der erste Pharao, der das Volk zu sich in den Palast lud und es Orgien feiern ließ, deren opulente Choreographie er selbst erdachte. Dies geschah jedoch nicht oft, denn abgesehen davon, dass solche Orgienspektakel kostspieleig waren, haftete ihnen doch der Beigeschmack des künstlich Inszenierten an, und Ipsoteb war rasch davon überzeugt, dass es sein eigenes Beisein war, das die Untergebenen daran hinderte, alle Hemmungen fallen zu lassen.

So ging er bald dazu über, seine Schaulust im Verborgenen auszuüben: die altägyptische Architektur verdankt ihm diesbezüglich einige Impulse. Er ließ eigene Lustkammern einrichten, in die von ihm ausgewählte Paare unter Aufbietung jeden gewünschten Komforts eingeladen wurden, deren Besonderheit darin bestand, dass ihre Wände mit zahlreichen Gucklöchern ausgestattet waren und einen niedrigen Geheimgang beherbergten, durch den sie rundherum begehbar waren. Eine Verbesserung bestand darin, die Kammer größer zu gestalten und in der Mitte eine hohle Säule zu platzieren, in deren ausgepolstertes Inneres der Pharao von oben her über eine Rutschbahn gelangen konnte.

Von Ipsoteps eigener Hand sind keine schriftlichen Aufzeichnungen erhalten. Jedoch gibt es von ihm eigenhändig gefertigte Skizzen, die darauf schließen lassen, dass er auch die Masturbation selbst zu perfektionieren gedachte: seine Überlegungen gingen dahin, die beim Geschlechtsakt erzeugten mechanischen Schwingungen von der Liegestatt über eine komplizierte Vorrichtung von Seilzügen und Rollen an seinen verborgenen Beobachtungs-Posten zu übertragen.

Unklar ist, welche Phantasie ihn bei der Gestaltung des Innenraums von Sarkophagen antrieb. Tatsache ist jedenfalls, dass er in einem davon sein frühes und unrühmliches Ende fand.

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Pharaonen und Pharaoninnen 

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