Dame

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Dame ist ein beschönigender Ausdruck aus althergebrachten Zeiten, der Wichtigkeit suggerieren soll für ein Subjekt, dessen Daseinszweck es ist, im Schatten eines vermeintlich besseren und höheren Menschen zu stehen, dem Herrenmenschen, kurz Herr.

Das Habitat der Dame ist das Haus, weshalb sie gewöhnlich den Titel „des Hauses“ führt. Zur Kennzeichnung titelloser Damen werden diese „Hausdamen“ genannt.

Auch auf dem Schachbrett ist die Dame in strotzender Pseudowichtigkeit präsent. Wichtiger als der Rest des höfschen Inventars ist es ihr vorbehalten, sich erst spät – jedoch unausweichlich – für ihren Herren, den König, zu opfern.

Eine Dame ist keine Stute[bearbeiten]

Die Dame ist, im Gegensatz zur gewöhnlichen Kamelstute, dem Statute nach ein höheres Wesen. Man sagt Ihr nach, sich durch feinere Manieren, jedoch geringere Belastbarkeit auszuzeichnen.

Hingegen sagt man dem Herren im Vergleich zum Kamelhengst ein grobschlächtigeres Wesen nach, das sich durch Geltungssucht und Machtbesessenheit auszeichnet. Deshalb auch die Wortschöpfung „Herrscher“, die Kurzform von „Der Herr schert sich nicht um Manieren“.

Dämliche Damen, herrliche Herren?[bearbeiten]

Man beachte in diesem Zusammenhang die durchaus interessanten sprachlichen Unterschiede und inhaltlichen Bedeutungen von „Herr“ und „Dame“ im Gegensatz zu „Mann“ und „Frau“.

Warum heißt es „Herr und Frau Müller“ und nicht „Mann und Frau Müller“ oder „Herr und Dame Müller“? Und warum hängt man ihnen zur geschlechtlichen Unterscheidung die Attribute „männlich und weiblich“ an – und nicht etwa „männlich und fraulich“ oder eben „herrlich und dämlich“? Interessanterweise sind „herrlich“ und „dämlich“ zwar dem Herren und der Dame entlehnt, aber haben überhaupt nicht den Sinn, das Geschlecht einer Person anzugeben. Sie suggerieren ganz andere Eigenschaften.

Während der Herr ansonsten bloß Mann ist, ist die Dame nicht nur Frau, sondern zudem „das“ Weib. „Die“ Dame und „das“ Weib bezeichnen zwei Rollen ein und derselben Frau, wobei „Dame“ eher ihre repräsentative Rolle betont, in der ihr auch Allüren erlaubt sind, wie den Ehemann warten lassen, wenn er für den Theaterbesuch schon im Auto sitzt und sie noch im Haus vor dem Schminkspiegel. Das Weib hat hingegen die undankbare Rolle des dienstbaren Geistes, der seiner Meinung nach stets sofort verfügbar sein muss. Apropos Verfügbarkeit: Für IHN ist die Frau des Anderen „meine Dame“ und die eigene Frau „mein Weib“. Lüstet es dem Mann gar nach jener Dame oder nach „gewissen Damen“, so gilt eine Ehefrau, die seine so weitgehenden Allüren mit Haltung auszuhalten vermag, in der Gesellschaft als „Dame von Welt“. Die Damen, mit denen der Herr sich derweil vergnügt, hingegen gelten als „Halbweltdamen“.

Das Ganze mutet dem aufgeklärten Kamel von heute höchst ungerecht an. Wäre es da nicht gerecht, wenn Frauen einen sächlichen Begriff wie „Das Weib“ ganz genauso selbstverständlich auf ihre Männer anwenden? Nun, die Emanzipation wird wohl erst vollendet, wenn „die Dame“ und „der Herr“ beide die ihnen zugeschriebenen Rollen verlassen und sich einander einfach als Frau und Mann zuwenden – ohne die Allüren und Hirarchien mitzuschleppen, die man ihnen mittels all dieser Beiklänge ungefragt aufgeprägt hat. Oder werden dämliche Damen und herrliche Herren ebendiese seltsamen Beiklänge eines Tages abgelegt haben?


Siehe auch.png Siehe auch:  Käthe Ring, Gräte Thunfisch