Deutschland - Ein Sommernachtstraum

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Deutschland - Ein Sommernachtstraum


Es begab sich am Tage der Bundestagswahl
im chinesischen Jahr der Ratte,
vielleicht auch des Hahnes, die Erinnerung trügt,
doch ich weiß, dass ich Bauchgrimmen hatte.

Es drückte im Leib nicht das letzte Mahl
und auch nicht des Gürtels Schnalle.
Es fühlte sich eher politisch an,
als stritten sich Magen und Galle

Die andern Organe ergriffen Partei
entsprechend ihrer Fasson,
sie zogen sämtliche Waffen blank
das roch nach Revolution.

Leber, Nieren, Lunge und Milz
schienen der Galle verschworen,
Der Darm schloss sich eher dem Magen an
wenigstens kam es mir so zu Ohren.

Der Streit zog sich über Stunden hin,
vielleicht sinds auch Jahre gewesen.
Gefangene wurden keine gemacht
und auch kein Federlesen.

Die Leber zwickte wie verrückt,
die Nieren sogar wie besessen
Der Darm versagte absichtlich den Dienst
(hätt ich doch nur nicht die Erbsen gegessen)

Auch mit Worten wurde der Krieg geführt
so ließ grollend der Magen erklingen,
die Nieren wären nur interessiert
am eigenen Wohl vor allen Dingen

Die Leber wär eine Säuferin
von der Lunge käm nur warme Luft
Die Galle hielt dagegen, nicht knapp,
der Magen sei ein rassistischer Schuft.

Er würd keine fremden Nieren erlauben,
falls eine von diesen mal stürbe
und alles was der Darm von sich gäbe
wär allenfalls braun und mürbe.

Bald nahte nun der Höhepunkt,
der Darm konnt den Druck nicht mehr halten
es entlud sich die Macht des Erbseneintopfes
mit ungeheuren Gewalten

Vom Lärm der Explosion erwacht,
dacht ich nochmals in meinem Bette:
"Ach wenn ich von den Erbsen doch
nicht so viel gegessen hätte"

Es war schon fast Nacht, der Traum war vorbei
ich musste zur Urne noch gehn
als braver Bürger wählt man doch gerne
auch wenn man nicht wirklich weiß wen.

In der Kabine, den Zettel vor mir
erwachte mein Darm von Neuem
und vor meinen tränenden Augen erschienen
die Namen von Innereien

Magen und Galle schieden aus
ich erinnerte mich an die Schmerzen
auch waren Darm und Nieren nicht besser
so macht ich mein Kreuz beim Herzen.

Den Wahlschein gefaltet und eingesteckt
begab ich mich gleich nach Hause
mit gutem Gewissen, in der Wanne ein Bad
gönnt ich mir und der Politik eine Pause.