Kamelobooks:Kamele am Rande der Schildkröte/Kapitel 0 (Einleitung)

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Kamele am Rande der Schildkröte

ScheibchenWelt: wüste Wüste


Einleitung[bearbeiten]

Inhaltsverzeichnis[bearbeiten]


Der Weltraum, unendliche Weiten... (2)

Die Abgründe zwischen den Sternen erscheinen schwarz, geheimnisvoll, einsam und irgendwie leer, doch wenn man etwas genauer hinsieht, erkennt man, wie sehr diese Annahme täuscht, denn etwas bewegt sich...

Und wenn man nun noch genauer hinsieht, erkennt man dieses etwas als eine riesige (3) Schildkröte, auf deren Rücken zweimalzwei Elefanten stehen, zwischen deren dicken Beinen Kamele wuseln, die auf ihren Rücken wiederum eine seltsame Scheibe tragen... Doch es ist nicht irgendeine beliebige Scheibe, vielmehr ist diese bedeckt von Wasser, Felsen, Bäumen, Vögeln und anderen Tierarten und nicht zuletzt von Menschen (4); sogar lebendige Steine gibt es hier(5).

Es ist eine Welt voller Maggi, die von einer Unzahl Götter be- und überwacht wird und auf der es im Grunde genommen völlig normal zugeht, jedenfalls, wenn man nicht zu tief blickt. Und wenn sich diese Scheibenwelt auf den Elefanten auf der Schildkröte während ihrer unendlichen Reise nach Irgendwo ein wenig dreht, mag es geschehen, daß einige Sandkörner aufgewirbelt werden und unsere Aufmerksamkeit auf einen recht heißen, trockenen und staubigen Ort lenken: Platsch. (6)

Kapitel 0[bearbeiten]

Kamele am Rand. Recht nahe...

Platsch hat alles zu bieten, was dem Legionär ein Graus ist: wenig Schatten, viel Hitze und noch mehr Sand. Und T’reks, einheimische Nomaden, die unzivilisierter Art und Weise leere Karawanen unbehelligt durch das von ihnen beanspruchte Revier ziehen lassen, nur um deren Rückkehr zu erwarten und einen geringen Wegezoll von 100 % zu erheben.

Platsch hat darüber hinaus auch einen Herrscher, den ehrenwerten Serifen von Khal-ali (7), welcher einmal als Der - der - noch - viel - mehr - Geld - das - er - nicht - hatte - ausgegeben - hat - als - alle - Seine - Vorgänger - zusammengenommen - wenn - nicht - mehr - aber - wenigstens - haben - wir - den - Krieg - mit - Mor-Ankhpork - um - Phsel - nicht - verloren (8) in die Geschichtsrollen (9) eingehen wird und der den großen Traum aller Herrscher träumt (10) .

Und wie in jeder ordentlichen Wüste, gibt es auch in Platsch mehrere Oasen, an denen sich die verschiedensten Gestalten treffen, wie geschaffen, um Dinge geschehen zu lassen...

Eine dieser Oasen ist als Waldi-El Rukl bekannt und kann auf eine sehr lange und alte Geschichte zurückblicken, doch gemeinhin tut man dies nur sehr ungern, denn man könnte dabei unter anderem darauf stoßen, daß hier einst ein unbeliebter Außenposten des djelibellybyschen Heeres stationiert war, zu der Zeit, als ganz KPlatsch –bis auf ein kleines Dörfchen nahe der Küste- von den Nachbarn mit einer Vorliebe für Pyramiden und gut einbandagierte verstorbene Herrscher besetzt gehalten wurde.

Doch auch diese Phase der expansionistischen und besitzergreifenden Außenpolitik der Nachbarn ging vorüber und wurde durch die expansionistische und besitzergreifende Innenpolitik der eigenen Landsleute ersetzt, doch das neu ausgerufene Sultanat von Waldi-El Rukl hatte zwischenzeitlich gefallen an der freien Selbstbestimmung gefunden und so beharrt die Oase bis zum heutigen Tage auf ihrer Unabhängigkeit und sieht sich gleichberechtigt neben Khal-ali, was eine Reihe von diplomatischen Missionen erforderlich machte, da keiner der beiden Herrscher gewillt war, dem anderen recht zu geben. Glücklicherweise verstand es der derzeitige Sultan und zugleich Hüter der Brunnen und Wächter der sieben besteuerten Tempel von Waldi-El Rukl, Schlendrian ibn Alg al-Ieee (11), diese Verhandlungen geschickt in die Länge zu ziehen und nahezu alle unangenehmen Themen dabei zu vermeiden; man sprach gerade über Steuerangleichungen (12), gemeinsame Aktionen gegen Wüstenräuber (13) und genoß platschianischen Kaffee, als der (vorerst letzte) große Krieg mit Mor-Ankhpork ausbrach und die Khal-alischen Diplomaten und deren Leibwächter zur Landesverteidigung herangezogen wurden, was die Verhandlungen an einem ansonsten eher kritischen Punkt –den Sultan als Untertanen des Serifen zu betrachten- stocken ließ.

Seitdem blieb es ruhig in den trügerischen Untiefen der Diplomatie, aber schon die allgegenwärtige Tradition gebietet, daß der Serif von Khal-ali die aufmüpfige Oase nicht vergessen darf... Von diesen Verwicklungen völlig unbeeindruckt (14) aber, blüht, wächst und gedeiht die Oase, eine riesige, ausufernde Zeltstadt mit einem großen, traditionellen Palast, einem noch größeren und noch traditionellerem Garten und dem größten und schönsten Basar am ganzen El Rukl; was beeindruckend klingen mag, bis man erfährt, daß das kleine Flüßchen größtenteils unterirdisch verläuft und dies die einzige Oase ist, die von ihm gespeist wird; außerdem beanspruchen die T’reks ganz traditionell alles, was zwischen dem Waldi und Khal-ali liegt bzw. transportiert wird oder zumindest den größten Teil davon (15).

Tatsächlich finden auch viele ausländische Händler, Abenteurer, Schiffbrüchige, Touristen und Söldner hierher; sogar Mor-Ankhpork unterhält hier mittlerweile (und nachdem es den vorerst letzten großen Krieg nicht verloren hat (16)) eine kleine Botschaft in Gestalt von Lord Winterweiß, der sich nur schwer akklimatisieren kann, da er an einer Stauballergie leidet, dessen Sekretär Schreiber, dem Zwerg Kalle Steinschlag, sowie dem jungen Troll Rinnstein mitsamt Seines von Zwergen konstruierten Kühlhelmes, die beide als Botschaftswächter dienen und auch eine repräsentative Funktion als Garde bei offiziellen Anlässen innehaben (17).

Nun genug der ausufernden, beschreibenden Worte, wenden wir uns der Geschichte zu...

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*1 - Fußnote 1 gehörte angeblich zum fünften Fuß eines Elefanten, den dieser sich in einem Anfall geistiger Umnachtung hatte wachsen lassen und den die Schildkröte ihm, um das Gleichgewicht zu wahren, wieder abgebissen hatte. Ansonsten gibt es zu diesem Thema natürlich Verschwörungstheorien über Verschwörungstheorien.

  • 2 - Sie können beruhigt weiterlesen, dies ist keinesfalls ein Science-Fiction-Roman basierend auf mehreren beliebten TV-Serien und Kinofilmen.
  • 3 - Vermutlich jedenfalls, den es mangelt ein wenig an Bezugsmaßstäben.
  • 4 - Mehr oder weniger jedenfalls, sofern man Zwerge, Zombies, Kobolde und ähnliches dazu zählen mag.
  • 5 - Die man gemeinhin „Troll“ nennt oder auch nach der Gattung als „Siliziumbasierte Lebensform“ bezeichnet, was dann auch Wasserspeier und ähnliches einschließt.
  • 6 - Manche Philosophen behaupten, der Name sei identisch mit dem Geräusch einer einzigen Hand, die...nun: kplatscht, wieder andere bestreiten dies vehement und die KPlatschianer wollen keinen Bezug zu ihrem Land erkennen; Historiker aus Mor-Ankhpork führen den Namen möglicherweise auf jene wenig ruhmreiche Vergangenheit zurück, in der der König versuchte, Sein Herrschaftsgebiet zu erweitern und im Wüstensand eine saftige Abreibung mittels scharf geschliffener Krummsäbel erhielt. Aber das ist eine andere Geschichte.
  • 7 - So etwas, wie die Hauptstadt mit einem sehr großen Palast, wunderschönen Gärten und einem Basar, auf dem nahezu alles nur vorstellbare zu nahezu unvorstellbaren Preisen zu erhandeln ist.
  • 8 - Bedauerlicherweise aber auch nicht gewonnen; da die Insel ebenso schnell wieder im Meer versunken, wie daraus hervorgestiegen ist, kann man wohl von einem Unentschieden sprechen, wenn der Serif und dessen Spione nicht zuhören.
  • 9 - Bücher lassen es an der nötigen Tradition fehlen und kommen deswegen insbesondere für „Geschichte“ nicht in Frage, während die Händler an ihnen immer mehr und mehr gefallen finden, ebenso, wie die Steuereintreiber.
  • 10 - Was unter anderem ewige Unsterblichkeit, einen großen Harem, kompetentes Personal, daß einen nicht vergiften will, höhere Steuern, geregelte Arbeitszeiten (für sich selbst), große Kisten voller Gold, ein gehorsames Volk und –warum auch immer- ein gekochtes Ei beinhaltet.
  • 11 - Seine Freunde nennen Ihn „Alg-Ieee“, Seine Untertanen sprechen aber nur von Dem-im-Palast.
  • 12 - Aufgrund einer kleinen Bitte Seiner Hauptfrau Ameeth, die zugleich Oberhaupt der größten inoffiziellen Wirtschaftsmacht ist, die Platsch je nicht gesehen hat: des Harems. Man glaubt gar nicht, wieviel Geld sich mittels der Kunst von Stickerei, töpfern, weben und ähnlichem verdienen läßt; wobei es sich natürlich als Vorteil erweist, stets behaupten zu können, Ware, Liefer- und Zahlungsbedingungen stammten unmittelbar aus dem Palast...
  • 13 - Zugegeben, niemand vermag so recht zu sagen, was jemand mit einer Wüste wollen könnte, andererseits – der Beruf hat Tradition und es scheint ja auch genügend Wüste für alle da zu sein.
  • 14 - Tatsächlich erscheint es eher so, als würden derartige Orte und im Widerstreit befindliche Interessen, Handel und Tourismus fördern.
  • 15 -Das liegt daran, daß der Sultan ein geheimes Handelsabkommen mit den Nomaden geschlossen hat: wenn ständig alle Karawanen völlig ausgeraubt werden, wird kein Händler mehr dieses Risiko auf sich nehmen und die T’rek dürfen die geraubte Ware mittels Zwischenhändlern auf dem Basar frei verkaufen.
  • 16 - Eine interessante neue Taktik, da die Stadt ihre vergangenen Kriege i.d.R. damit gewann, sich zu ergeben, die Tore zu öffnen und die fremden Eindringlinge zu assimilieren.
  • 17 - Allein aus dieser Beschreibung könnte man die Bedeutung Wadi-El Rukl’s für Mor-Ankhpork ableiten, aber zumindest wagt dies niemand in Gegenwart der Patrizierin oder Rinnsteins.