Medienresonanz

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Jedes Ereignis hat mehr oder weniger große Medienresonanz. Wir betrachten dies zuerst am Beispiel einer Hochzeit von zwei beliebigen Prominenten (Obligater Hinweis für Tierschützer: Die Kamelopedia ruft hiermit nicht zum Befüllen von Enten mit dem Element Brom auf und möchte sich ausdrücklich von sämtlichen Organisationen distanzieren, die dies tun.) A und B:

  • Noch am selben Tag, etwa 42 Minuten später, erscheint auf WikiNews ein Artikel namens „Schauspieler A heiratet Sängerin B“, der in einem nüchternen Satzfetzen etwa das wiederholt, was bereits im Titel steht. Nachdem der Artikel danach von zahlreichen Fans des Schauspielers A mit fantasievollen Übernamen wie „GorgonzolaHater666“ vandalisiert und gesperrt wird, wird der doch allzu magere Satzfetzen zu einem ganzen Satz ausformuliert, der dasselbe aussagt, aber immerhin ein Verb enthält.
  • Vielleicht drei Stunden nach dem Ja-Wort lesen wir auf SpiegelOnline einen etwas ausführlicheren Artikel, der seine Länge jedoch nur einem ausgedehnten Interview mit dem Schwiegersohn der Stiefmutter des Freundes des Vaters des Neffen von A verdankt sowie mehrerer Fotostrecken, die Dinge zeigen, die sehr viel mit dem Geschehnis zu tun haben, z.B. eine Sammlung sämtlicher Hochzeitstorten aus Bs Geburtsjahr.
  • Am nächsten Tag schreibt die FAZ in den Gemischten Meldungen in einen Kasten von Stecknadelknopfgröße: „New York. A (67) heiratet B (25). Km.”
  • Ebenfalls am nächsten Tag erscheint in der Bild ein zwei Seiten langer Artikel mit dem Titel „Endlich!!! Brummbär bekommt sein Goldkehlchen!!“ und dem Untertitel „Die lange erwartete Heirat des sentimentalen Altstars A mit Gesangswunder B ist da!“ Darauf folgen wahnsinnig schnulzige Ausführungen über die Farbe der Unterhosen der Braut und ähnlich gelagertes, bis schließlich in einem knallgrünen Kasten die Antworten wehrloser Passanten auf die Frage nach ihrem Liebesleben präsentiert werden – eine Umfrage, welche die Bild jeden zweiten Tag aus dem einen Grund oder dem anderen durchführt.
  • Nach drei Tagen erscheint in der Gala eine zwanzigseitige Reportage, in der in Da-Windschief-Manier die (vor allem anorganische) Anatomie des Brautpaars analysiert, beschwärmt und preislich klassiert wird. Damit dies Otto Normalgalaleser nicht zu sehr deprimiert, gibt Bruce Flanell in einer Kolumne Ratschläge für ein „praisgunstiges Brautklaid fur jedermann“. Dazu kommen irgendein italienischer Friseur aus Bielefeld und ein internationaler Modedesigner (z.B. Karl Kamelagerfeld), die mit einem Gala-Reporter im Dreigespräch Mode und Stil des Brautpaars eingehend besprechen.
  • Am nächsten Wochenende folgt dasselbe, nur diesmal mit vierzig Seiten, in der Stilbeilage der Bild.

Ganz anders sieht die Sache bei der Wahl eines beliebigen Politikers C in ein Amt von minderer Bedeutung aus:

  • WikiNews bringt wieder zur selben Zeit einen etwa gleich informativen Text, der aber in der Folge von Freunden und Feinden Cs immer weiter ausgebaut wird, bis wir im Lebenslauf vom „bekannten Kommunisten C“ lesen, dem zugleich im Bericht zu seiner Wahl „antisemitische bis nationalsozialistische Tendenzen“ unterstellt werden.
  • Der Artikel von SpiegelOnline erscheint etwa eine bis zwei Stunden früher, dazu garniert mit den Analysen diverser Politologen und einem kurzen Statement des Präsidenten von Cs Partei („Ich fühle mich sehr geehrt und denke, dass Herr C die richtige Entscheidung für sich und Deutschland getroffen hat. Und jetzt will ich endlich essen gehen.“).
  • In der FAZ erscheint am nächsten Tag ein zehnseitiger Bericht: „C nimmt die Wahl zum Obergemeindegerichtspräsidenten von XY-Kaff an! Was sind die Auswirkungen auf das nationale Stimmungsbarometer?“ Darin werden sämtliche Politologen Deutschlands sowie Ökonomen, Parteiprominente und jeder Depp, der „Bundestag“ buchstabieren kann, zitiert.
  • Die Bild bringt überhaupt nichts, und wenn, dann in 10-Punkt-Schrift irgendwo am Rande, damit ja niemand glaubt, sie enthalte irgendwelche tatsächlich wichtige Information.
  • Dasselbe tut die Gala, es sei denn, der monatliche „Politiker-Stil-Check“ stünde wieder in die Pyramide.

Kamelopedia informiert natürlich über solche Dinge grundsätzlich nie, weil keine Kamele darin verwickelt sind.