Mit großer Spannung wird die Komödie „Der Minister” über Karl-Theodor zu Guttenberg erwartet. Der Film vermischt Echtes mit Fiktion.

Berlin. Das Gel im Haar ist extra stark, das Kreuz in Adelspositur durchgedrückt, der Anzug sitzt. Und dieser ausgestreckte Arm: wie Karl-Theodor zu Guttenberg auf dem Times Square in New York. Schauspieler Kai Schumann sieht seinem Vorbild sehr ähnlich: Eine Passantin hielt ihn bei den Dreharbeiten von „Der Minister“ verdutzt für das Original. Katharina Thalbach spielt in der Sat.1-Komödie eine Kanzlerin namens Murkel. Sie legt bei der Filmvorstellung in Berlin die Finger zum Merkel-Dreieck. „Was sagen Sie zu Syrien?“ ruft ein Fotograf.

Selten wird ein Fernsehfilm mit soviel Spannung erwartet wie die Komödie über dieses denkwürdige Kapitel der deutschen Politik. Es geht um den Aufstieg und Fall des hochgejazzten CSU-Mannes, der 2011 wegen seiner abgeschriebenen Doktorarbeit als Verteidigungsminister zurücktrat. „Kein Sender wollte das machen, außer Sat.1“, sagt Produzent Nico Hofmann. Er vergleicht den Film mit Helmut Dietls legendärer Komödie „Schtonk!“ über die gefälschten Hitler-Tagebücher. Der Sendetermin ist im Winter/Frühjahr 2013.

„Ich trage mich mit dem Gedanken, ein Zoon Politikon zu werden“, verkündet der Film-Guttenberg, der hier Franz Ferdinand von und zu Donnersberg heißt und in Berlin am Zaun des Kanzleramts rüttelt. Sein Sandkastenfreund Max (Johann von Bülow) schreibt ihm eine Doktorarbeit, um sein Ansehen bei der Kanzlerin aufzupolieren. Die erste Dienstreise führt ihn zur Rettung von „Forpel“ nach New York. Medienwirksam unterstützt wird Donnersberg vom ebenfalls viel Gel tragenden Chefredakteur des „Blitz Kuriers“ (Thomas Heinze).

Der journalistische Pate, „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann, sei vorgewarnt, so Hofmann. Auch Guttenberg will er zur Premiere einladen. „Wir sind nicht hämisch.“ Immer wieder greift der vielbeschäftigte Produzent („Der Tunnel“, „Dutschke“) historische Stoffe auf. Auch die Geschichte von Ex-First-Lady Bettina Wulff beschäftigt Hofmann schon länger. „Mich interessiert nicht die Verfilmung ihres Buches“, stellt er klar. Er hat sich Zeit genommen, „bitterböse Post“ zu beantworten und zu erklären, warum er ihre Sicht der Präsidenten-Affäre erzählen will.

An diesem Freitag geht es aber um Guttenberg. Hofmann glaubt an ein Comeback. Der Politiker sei zwar im Moment wirklich weg, aber fürs Aufhören zu jung. Der Film vermischt Echtes mit Fiktion. „Es geht nicht darum, jemanden durch den Kakao zu ziehen“, sagt Drehbuchautorin Dorothee Schön. Sie hält die Figur des Ghostwriters für realistisch – während Guttenberg beteuert hat, die verkorkste Doktorarbeit sei auf seinem Mist gewachsen. Die blonde Politikergattin spielt Alexandra Neldel, Regisseur ist Uwe Janson („Laconia“). Gedreht wird in Berlin und Baden-Württemberg.

Jan Josef Liefers war ursprünglich für die Hauptrolle vorgesehen. Die Geschichte reicht aber bis zur Loveparade zurück, bei der „KT“ seine Frau Stephanie kennenlernte. Also kam mit Schumann („Doctor’s Diary“) ein Jüngerer zum Zuge. Was der 36-Jährige von Guttenberg hält, umschreibt er diplomatisch: „Meine Sichtweise auf die Figur sieht man im Film.“

Wenn die Komödie so gut wird wie der Trailer, dann wird sie zeigen, dass hinter dem Phänomen Guttenberg nicht nur er selbst, sondern auch der Politik-Betrieb, die Medien und die Wähler steckten. Katharina Thalbach ist gespannt, ob die Kanzlerin „amused“ sein wird. Bei ihrem Part sei eine unzählige Anzahl von Jacketts das A und O gewesen. „Sicher wäre meine Traumrolle Herbert Wehner gewesen“, frotzelt Thalbach. „Sie ist seriöser als Angela Merkel“, findet Hofmann. Und scherzt: Gerade habe Thalbach ein „Biopic“ (eine Filmbiografie) zugesagt.