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Revolverheld machen sich absichtlich zum | NOZ
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Bei Jan Böhmermann Revolverheld machen sich absichtlich zum Horst

Von Hendrik Steinkuhl | 21.11.2014, 13:10 Uhr

Selbst wenn man die Musik von Revolverheld nicht ertragen kann: Wie soll man diese Band jetzt noch doof finden können? In Jan Böhmermanns „Neo Magazin“ spielten die Hamburger am Donnerstag ihren Hit „Ich lass für dich das Licht an“ absichtlich so schief und krumm, dass sich das Publikum vor Lachen kaum halten konnte. Hier ist die Geschichte, wie es dazu kam.

Auch wenn der Begriff „Shred“ vielen neu sein mag, das Prinzip dahinter ist altbekannt: Wir nehmen uns ein Video und synchronisieren es möglichst lippensynchron – aber auch möglichst bescheuert. Wer bei Youtube nach „Their worst performance“ (also: Ihr schlechtester Auftritt) sucht, bekommt eine Reihe von Shreds, bei denen bekannte Bands plötzlich Musik wie aus einem kaputten Leierkasten machen.

Nuscheln wie Schweiger

Seit ein paar Wochen gibt es auch einen Shred von einem Revolverheld-Auftritt in der NDR-Sendung „DAS!“. Kein Ton sitzt, und Revolverheld-Sänger Johannes Strate nuschelt plötzlich schlimmer als Til Schweiger und Schimanski zusammen. Der Clip wäre wohl kaum bekannt geworden, hätte ihn nicht Jan Böhmermann immer und immer wieder in seinem „Neo Magazin“ vorgeführt. (Revolverheld in Halle – eine Konzertkritik ››)

Tragischerweise gab sich dann Revolverheld-Manager Sascha Stadler die Blöße und nölte Jan Böhmermann in einer Facebook-Nachricht damit voll, was das denn solle, und warum er „Revolverheld“ nicht einfach mal in seine Sendung einlade. Schon in seiner, gemeinsam mit Olli Schulz moderierten, großartigen Radioshow „Sanft und Sorgfältig“ machte sich Böhmermann über diese Nachricht des Managers lustig – in seiner gestrigen „Neo Magazin“-Ausgabe las er sie dann sogar komplett vor.

Aufgemalte Hipsterbärte?

Als Böhmermann im Anschluss verkündete, er komme nun dem Wunsch des Managements nach und lasse Revolverheld auftreten, konnte man das nur für einen Witz halten. Wer würde jetzt wohl kommen – eine Gruppe von Achtjährigen mit aufgemalten Hipsterbärten und aufblasbaren Gitarren?

Stattdessen traten tatsächlich die echten Revolverhelden auf und legten ein Meisterstück in Sachen Selbstironie hin. Die Band spielte ihren auf Youtube verhunzten Song „Ich lass für dich das Licht an“ in einem Live-Shred! Kein Ton saß, Johannes Strate nuschelte hilflos vor sich hin, und die Zuschauer im Studio lachten sich kaputt.

Inszenierte Hassliebe

Der Live-Shred markiert den Höhepunkt in der langjährigen, großartig inszenierten Hassliebe-Beziehung zwischen Jan Böhmermann und Revolverheld. Das Ganze begann vor sieben Jahren mit einem Clip mit dem Titel „Deine Stimme gegen Revolverheld“. Zu sehen sind Böhmermann und andere, die alle paar Sekunden schnipsen, während es aus dem Off heißt: „Alle drei Sekunden wird in Deutschland eine CD von Revolverheld gekauft.“ Das Ganze ist eine Parodie auf einen Spot, in dem es heißt „Alle drei Sekunden stirbt ein Kind an den Folgen extremer Armut.“

Revolverheld-Sänger Johannes Strate fand diese Verarschung zunächst überhaupt nicht lustig, wie er in dem folgenden Interview berichtet. Dann allerdings – auch das erzählt Strate hier – rief Jan Böhmermann eines Tages an und schlug Strate vor, er solle in eine Live-Ausgabe seiner Radio-Call-In-Show „LateLine“ kommen, sich dort zunächst wieder fertigmachen lassen, um dann plötzlich auf die Bühne zu kommen und gemeinsam mit Böhmermann zu singen.

Märchen und Legenden

Strate stimmte zu und spielte gemeinsam mit dem Mann, der sich wie kein anderer über ihn und seine Band ausgelassen hatte, eine herrlich schräge Version von John Lennons Friedensschnulze „Imagine“. Doch das war nicht alles: Um das Verhältnis der beiden noch mehr glitzern zu lassen, erfand Böhmermann das Märchen, er habe einst in Strates Schülerband Schlagzeug gespielt, sei aber von dem späteren Revolverheld-Sänger rausgeschmissen worden. Auch Strate verbreitete die Legende, die Böhmermann erst vor Kurzem als solche enttarnte, wonach seine vermeintliche musikalische Vergangenheit mit Johannes Strate zügig aus seinem Wikipedia-Eintrag gelöscht wurde.

Die gesamte LateLine-Sendung ist hier zu sehen – Johannes Strate kommt nach knapp 34 Minuten auf die Bühne:

Nach so viel Selbstironie haben sich Revolverheld Lob aus dem feindlichen Lager redlich verdient. Auch wenn ihre Musik nach Meinung des Autors dieses Textes nicht zu ertragen ist. Stellvertretend für vermutlich sehr viele schrieb ein Userin unter das Video der gestrigen Performance im „Neo Magazin“:

„Verdammte Kacke jetzt mag ich die, so ´ne Scheiße :(“

TEASER-FOTO: