(Translated by https://www.hiragana.jp/)
Erdöl-Treffen in Doha endet im Desaster | NZZ

Erdöl-Treffen in Doha endet im Desaster

Der Versuch grosser Erdölproduzenten, die Förderung zu deckeln, um die Preise zu stabilisieren, ist gescheitert. Saudiarabien beharrte auf einer Teilnahme Irans. Die Opec steckt tiefer in der Krise.

Gerald Hosp, London
Drucken
Die Glaubwürdigkeit der Opec hat mit dem Treffen in Doha einen weitern Tiefschlag erhalten. (Bild: Hasan Jamali / Keystone)

Die Glaubwürdigkeit der Opec hat mit dem Treffen in Doha einen weitern Tiefschlag erhalten. (Bild: Hasan Jamali / Keystone)

Wenn das Treffen in Katar von 16 Staaten innerhalb und ausserhalb der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) ein Versuch gewesen ist, das Heft am Erdölmarkt wieder in die Hand zu nehmen, ist der Schuss ordentlich nach hinten losgegangen. Die Gespräche über eine Deckelung der Erdölförderung endeten am Sonntag nach langen Verhandlungsstunden ohne Ergebnis. Im Falle eines Scheiterns hatten Marktbeobachter bereits im Vorfeld des Treffens mit wieder fallenden Erdölpreisen gerechnet.

Regionalmächte unter sich

Es war erwartet worden, dass sich die Länder darauf einigen, die Erdölförderung auf dem Niveau von Januar 2016 einzufrieren. Saudiarabien, das wichtigste Produzentenland innerhalb der Opec, pochte aber offenbar darauf, dass Iran an einem Abkommen teilnimmt. Das Opec-Mitglied Iran war jedoch der grosse Abwesende beim Treffen. Teheran möchte nach der Aufhebung westlicher Sanktionen die Förderung und die Ausfuhr von Rohöl wesentlich steigern und sich vorläufig nicht einer Deckelung unterwerfen.

Im Vorfeld der Verhandlungen in Doha hatte es mehrfach geheissen, dass eine Einigung auch ohne Iran erzielt werden könne. Aus Saudiarabien gab es dazu widersprüchliche Wortmeldungen. Indem das Königreich in Katar darauf beharrte, dass Iran Teil der Einigung ist, mag Riad eine Isolierung Teherans beabsichtigt haben. Die zwei Opec-Mitglieder sind zwei konkurrenzierende Regionalmächte, die sich derzeit in Syrien und in Jemen direkt oder indirekt gegenüberstehen.

Die Glaubwürdigkeit der Opec hat mit dem Treffen in Doha einen weitern Tiefschlag erhalten. Bereits das Opec-Treffen im vergangenen Dezember endete für die Organisation im Desaster. Nach langen Verhandlungen konnten sich die Opec-Mitglieder nicht einmal dazu durchringen, wie sonst üblich eine Obergrenze für die Förderung anzugeben. Die Petro-Staaten leiden unter schwindenden Einnahmen wegen des seit Sommer 2014 stark gesunkenen Ölpreises. Kein Land möchte jedoch die eigene Produktion einschränken, um den Preis zu stützen, wenn nicht die anderen verbindlich mitziehen.

Im Februar versuchten manche Staaten Gegensteuer zu geben: Es kam zu einer vorläufigen Einigung zwischen Saudiarabien, Russland, Venezuela und Katar, um die Förderung auf dem im Januar erreichten Niveau zu deckeln – unter der Bedingung, dass noch weitere Produzentenländer sich dem Abkommen anschliessen. Der Erdölpreis zog allein aufgrund der Ankündigung an: Ein Fass der Erdölsorte Brent kostet derzeit rund 43 Dollar. Im Februar stand die Notiz am Terminmarkt noch bei weniger als 30 Dollar.

Psychologisch wichtig

Die Ironie dabei ist, dass nur wenige Marktbeobachter ein Einfrieren der Förderung als ausreichend einstuften, um die Verhältnisse am Erdölmarkt längerfristig umzukehren – auch wenn es der erste Schulterschluss zwischen Ländern innerhalb und ausserhalb der Opec seit 15 Jahren gewesen wäre. Zum einen hätten die Länder nach vorläufigen Informationen nur eine Deckelung der Förderung und keine Kürzung beschlossen. Zum anderen wäre das Einfrieren der Erdölproduktion in den 16 Ländern auf dem Januar-Niveau festgelegt worden. In diesem Monat förderten mehrere der Staaten jedoch ohnehin an der Kapazitätsgrenze, was das Angebot nicht sehr eingeschränkt hätte.

In dieser Situation hiess es, dass dem Treffen vor allem aus psychologischer Sicht eine Bedeutung zukomme. Gleichzeitig wurde auch die Wahrscheinlichkeit einer Enttäuschung als gross bezeichnet. Die nächsten Tage werden zeigen, wie stark die jüngsten Preisavancen tatsächlich von den Erwartungen bezüglich des Doha-Treffens abhingen. Am Markt ist auch vermehrt die Meinung zu hören, dass sich gegen Ende des Jahres das Angebot wieder mehr im Einklang mit der Nachfrage befinden werde. Am Montag dürfte aber einzig der Streik von Ölarbeitern in Kuwait für einen Preisauftrieb sorgen.