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Hinrichtung in Tennessee: Mörder will unbedingt auf dem elektrischen Stuhl sterben - DER SPIEGEL
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Hinrichtung in Tennessee Mörder will unbedingt auf dem elektrischen Stuhl sterben

Der elektrische Stuhl gilt als besonders grausige Methode der Hinrichtung, auch in den USA. In fast allen Bundesstaaten, die die Todesstrafe praktizieren, wird per Giftspritze getötet. In Tennessee setzt sich nun ein Todeskandidat freiwillig auf den Stuhl.

Nashville - Wenn Daryl Keith Holton in der Nacht zu morgen stirbt, wird er der erste Mensch seit 47 Jahren sein, der im US-Bundesstaat Tennessee auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet wird. Der verurteilte Mörder hat sich diese Todesart selbst ausgesucht, obwohl es immer wieder Berichte über misslungene Hinrichtungen durch Stromstöße gab.

Holton hat zugegeben, im November 1997 seine drei Söhne im Alter von sechs, zehn und zwölf Jahren erschossen zu haben. An der Seite der Jungen starb auch die vier Jahre alte Tochter von Holtons Ex-Frau.

Holton glaubt nach Angaben seines geistlichen Beistands, der Tod auf dem elektrischen Stuhl trete - im Gegensatz zum Tod mit einer Giftinjektion - sofort ein und sei weitgehend schmerzfrei.

38 US-Bundesstaaten praktizieren die Todesstrafe, und jeder Staat hat eine eigene Gesetzgebung für das Prozedere. In Tennessee werden Todeskandidaten standardmäßig per Giftspritze getötet, nur auf Wunsch können Häftlinge auch auf dem elektrischen Stuhl sterben, und das auch nur dann, wenn sie das Verbrechen vor dem 1. Januar 1999 begangen haben. Nur in einem einzigen Staat hat der Todeskandidat keine Wahl, ob er per Stromstoß sterben möchte: in Nebraska. Dort wurden seit Wiedereinführung der Todesstrafe 1976 drei Menschen hingerichtet.

Flammen unter der Kapuze

Die Geschichte des elektrischen Stuhls ist voller schauriger Details: Im August 1982 etwa starb Frank J. Coppola im Bundesstaat Virginia nach langem Todeskampf auf dem elektrischen Stuhl. Zwei Mal mussten die Vollzugsbeamten einen je 55 Sekunden langen Stromstoß verabreichen, Kopf und ein Bein des Mannes fingen Feuer. Im April 1983 erging es John Evans noch schlimmer: Die Hinrichtung dauerte insgesamt 14 Minuten, Flammen kamen unter der Kapuze des Häftlings hervor, die Leiche war am Ende an vielen Stellen verkohlt. Eine andere Hinrichtung dauerte 17 Minuten (William Vandiver, Indiana).

1997 starb Pedro Medina durch die Folgen der Stromstöße, nachdem mehr als 30 Zentimeter hohe Flammen aus dem Kopfstück gelodert waren und die Henker die Apparatur vor seinem Tod manuell abgestellt hatten. In einer Untersuchung stellte der US-Soziologe Michael L. Radelet von der University of Colorado zwischen August 1982 und November 2001 insgesamt neun misslungene Hinrichtungen auf dem elektrischen Stuhl fest.

Alle Einwände allerdings scheinen die Justizbehörden von Tennessee nicht zu irritieren. Man wolle dem Wunsch Holtons entsprechen, sagte eine Sprecherin "USA Today". "Wir haben vor, den Stuhl einzusetzen", wird sie zitiert. Das Gerät werde vierteljährlich getestet, und gerade in der vergangenen Woche habe man es erneut durchgecheckt.

"Wir sollten eine Mikrowelle für Menschen bauen"

Konstruiert hat den Stuhl in Tennessee 1989 nach Angaben von "USA Today" ausgerechnet der Holocaust-Leugner und selbst ernannte Hinrichtungstechniker Fred Leuchter. Ein Jahr zuvor hatte Leuchter einen nach ihm benannten Report veröffentlicht, in dem er widerlegt haben wollte, dass in den Gaskammern der NS-Vernichtungslager je Menschen vergast wurden.

In den neunziger Jahren baute ein Techniker dann Leuchters elektrischen Stuhl in Tennessee um. Dieser sagte nun der Zeitung, er gehe davon aus, dass der elektrische Stuhl einwandfrei funktionieren werde.

Holton hat keinen Einspruch gegen seine Hinrichtung eingelegt. Sollte nicht ein Gericht noch eingreifen, wird er morgen in aller Frühe um 1 Uhr auf dem Todesstuhl Platz nehmen. Vor Publikum wird er allerdings wohl nicht sterben: Weder seine Angehörigen noch seine Ex-Frau, deren vier Kinder er umbrachte, wollen bei der Hinrichtung zusehen.

Im Forum von "USA Today" wird die bevorstehende Hinrichtung Holtons kontrovers diskutiert. Während die einen die Todesstrafe grundsätzlich ablehnen, wünschen sich die anderen eine noch härtere Strafe. "Er hofft, dass er schnell und ohne Schmerzen auf dem elektrischen Stuhl sterben wird - ich hoffe das nicht", schreibt ein Nutzer namens "zippylister". "Eigentlich sollten wir eine Mikrowelle für Menschen bauen, die mit Auftauen startet und bis Durchgaren reicht, von innen nach außen. Vielleicht würde das einige dieser Arschlöcher abhalten."

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