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Comeback nach Plagiatsaffäre: Guttenberg wird Vordenker - DER SPIEGEL
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Guttenbergs neuer Job: Vom Lenker zum Denker

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Comeback nach Plagiatsaffäre Guttenberg wird Vordenker

Vom Lenker zum Denker: Der über seine Plagiatsaffäre gestürzte Ex-Verteidigungsminister Guttenberg tritt nach SPIEGEL-Informationen einen neuen Job bei einer renommierten Denkfabrik in Washington an. Sein offizieller Jobtitel lautet dort "angesehener Staatsmann".

Berlin/Washington - Karl-Theodor zu Guttenberg, der Doktorwürde enthobener Ex-Bundesverteidigungsminister, hat im US-Exil eine neue Aufgabe gefunden. Nach SPIEGEL-Informationen wird der CSU-Politiker am Washingtoner "Center for Strategic and International Studies" (CSIS) anheuern, um dort ein neues Dialogformat zu transatlantischen Fragen zu leiten. Sein offizieller Jobtitel lautet: "Distinguished Statesman", zu Deutsch: "angesehener Staatsmann". Die Tätigkeit wird unbezahlt sein.

"Es ist mir eine Ehre, Minister Guttenberg am CSIS zu begrüßen", schrieb dessen Präsident John Hamre in einer Stellungnahme. "Karl-Theodors Energie, Enthusiasmus und tiefe Hingabe zur transatlantischen Partnerschaft" nannte Hamre als Gründe für die Berufung. Unter den beruflichen Verdiensten des Franken hebt CSIS die "strukturell bedeutendste Bundeswehrreform seit 1955" hervor.

Das CSIS, an dem Guttenberg bereits 2009 als Bundesverteidigungsminister einen Vortrag hielt, gehört zu den renommiertesten US-Denkfabriken und forscht insbesondere zur Verteidigungspolitik. Ex-Außenminister Henry Kissinger und der ehemalige Obama-Sicherheitsberater James Jones sind Mitglieder des Kuratoriums der Einrichtung. Guttenberg wird jedoch nicht ständig am Institut präsent sein, sondern für Veranstaltungen von seiner neuen Millionenvilla in Connecticut anreisen.

Andere deutsche Spitzenpolitiker haben ähnliche Rehabilitierungsversuche an amerikanischen Denkfabriken erfolgreich vorgemacht, etwa Grünen-Chef Cem Özdemir nach seiner Verstrickung in diverse Affären. Guttenberg suchte bereits vorige Woche wieder die Nähe der Mächtigen, als Teilnehmer an der hochkarätig besetzten Jahrestagung von Bill Clintons "Global Initiative" in New York.

Guttenberg trat im März als Verteidigungsminister zurück, weil er seine Doktorarbeit in weiten Teilen von anderen Autoren abgeschrieben hat, ohne dies genau zu kennzeichnen. Sein Nachfolger wurde Innenminister Thomas de Maizière (CDU). Das Innenministerium übernahm damals CSU-Landesgruppenchef Hans-Peter Friedrich.

Guttenberg droht nach wie vor eine Anklage der Staatsanwaltschaft Hof wegen Urheberrechtsverletzungen durch die vielen abgeschriebenen Stellen in seiner Promotionsschrift. Sehr bald wollen die Hofer Beamten ihre Entscheidung bekannt geben. Sie benötigten dafür rund ein halbes Jahr, auch weil sich das Justizministerium in Bayern für jede Aktennotiz des Verfahrens interessiert. Guttenberg hat in den vergangenen Monaten vor Vertrauten stets betont, dass er sich dem Verfahren in jedem Fall stellen will.