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Dufte Kommunikation: Fische furzen im Dunkeln - DER SPIEGEL
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Dufte Kommunikation Fische furzen im Dunkeln

Wenn wieder mal Blasen an die Oberfläche des Meeres steigen, könnten Heringe miteinander geredet haben. Die Fische unterhalten sich auf ganze besondere Art: Sie furzen, und das über mehr als drei Oktaven.

Was könnte ein Mensch mit solchen Fähigkeiten im Showbusiness verdienen: In höchster Vollendung perlen schönste Klänge aus dem Darm, vom abgrundtiefen Bass bis zum brillanten Falsett, pro Ton bis zu acht Sekunden lang. Die Kunst, die an Flatulenz-Virtuosen aus Mozarts Zeiten erinnert, beherrschen die Heringe des Pazifiks in Perfektion.

Wie kanadische und schottische Forscher jetzt herausgefunden haben, pressen die Meeresbewohner Luft aus ihrer Schwimmblase in den Analtrakt und erzeugen damit pulsierende Töne. Ein Intervallfurz solcher Art war als Kommunikationsmittel unter Fischen bislang völlig unbekannt, schreiben Ben Wilson von der University of British Columbia und seine Kollegen im Fachblatt "Proceedings of the Royal Society B".

Damit nicht genug: Das Tonspektrum der pazifischen Heringe umfasst mit Frequenzen von 1,7 bis 22 Kilohertz mehr als drei Oktaven. Menschliche Sangeskönner halten da zwar spielend mit, allerdings benutzen sie zum Singen auch nicht den Anus. Und erst recht würden sie ihrem Darmtrakt keine Töne von bis zu 7,6 Sekunden Dauer entlocken können, wie es die Heringe schaffen. Der atlantische Hering erwies sich in den Tests gegenüber seinen Artgenossen aus dem Pazifik übrigens als etwas weniger klangbegabt, wie Ben Wilson von der Vancouver University und seine Kollegen mit ihren Unterwassermikrophonen nachwiesen.

Zunächst hatten die Wissenschaftler vermutet, dass die Töne auf fehlgeleitete Verdauungsgase zurückgehen, die vom Darm in die Schwimmblase gelangen. Videoaufnahmen zeigten jedoch in Übereinstimmung mit den Tönen aufsteigende Blasen im Bereich des Analtraktes. Die seltsamen Lautäußerungen waren umso häufiger zu hören, je mehr Heringe die Forscher in ihrem Versuchsaquarium versammelten. Die Fürze, glauben die Forscher, könnten den Fischen besonders nachts zur Kommunikation im Schwarm dienen.

Die gute Nachricht für Angler: Die Nasenklammer kann auch künftig zu Hause bleiben. Verdauungsgase nämlich treiben die Fisch-Fürze wahrscheinlich nicht an, wie Wilson erklärte. Egal, ob die Heringe gerade gefuttert hatten oder hungerten - sie blähten stets in gleicher Regelmäßigkeit.

Markus Becker

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