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Meteoriten-Hagel in Russland - DER SPIEGEL
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Meteoriten-Hagel in Russland "Ein Knall, Splittern von Glas"

Rauchwolken und Lichtblitze am Himmel, dann Explosionen: Eine starke Druckwelle zerstört Fenster eines Kindergarten, einer Schule, einer Fabrik und etlicher anderer Häuser. Ein Meteoritenregen hat die russische Region Tscheljabinsk im Ural getroffen. Hunderte Menschen sind verletzt, Schüler berichten von ihrem Schrecken.

In der Schule Nummer 15 in der russischen Millionenstadt Tscheljabinsk, 1500 Kilometer östlich von Moskau, war gerade die erste Unterrichtsstunde beendet, als grelles Licht durch die Fenster des Gebäudes fiel. Dann, gegen 9.20 Uhr, ließ eine gewaltige Explosionswelle die Fenster der Schule zerbersten.

"Da war ein sehr lautes Geräusch, ähnlich dem Brummen eines Flugzeuges, dann hörten wie einen Knall, Splittern von Glas", berichteten Schüler dem russischen Internetportal lifenews.ru. "So etwas haben wir in unserem Leben noch nicht erlebt. Wir hatten das Gefühl, als wäre etwas sehr Großes in den Nachbarhof gefallen." Nach Medienangaben wurden in der Schule und dem benachbarten Kindergarten Nummer 461 mindestens 20 Kinder verletzt.

Was die Scheiben in Tscheljabinsk zersplittern ließ, ist gut durch Fotos und Videoaufnahmen dokumentiert. Am Morgen war ein Meteorit in die Erdatmosphäre geschossen, überall im Uralgebirge wurden Menschen auf dem Weg zur Arbeit Zeuge des seltenen Phänomens. Zahlreiche Pendler filmten den Meteoriten eher zufällig: Viele Russen haben in ihren Autos Videokameras installiert, um im Falle von Verkehrsunfällen ihre Unschuld beweisen zu können - oder um korrupte Verkehrspolizisten zu überführen.

Manche Aufnahmen zeigen aus der Ferne den Flug des Meteoriten und den charakteristischen Schweif. Am Flughafen der Uralstadt Jekaterinburg hielten die Überwachungskameras die Szene fest. Aufnahmen aus Tscheljabinsk dokumentieren, wie der Meteorit über der Stadt in einem grellen Feuerball explodiert und Bruchstücke auf dem Boden einschlagen.

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Kosmischer Fels über Russland: Feuriger Regen

Foto: YURI KADOBNOV/ AFP

Beim russischen Katastrophenschutz gingen zahlreiche Anrufe verängstigter Menschen ein. Mindestens 400 Menschen wurden verletzt, die meisten durch Glassplitter. In Tscheljabinsk wurde der Notstand ausgerufen.

Besonders schwer getroffen wurde eine Zinkfabrik. In Dach und Mauerwerk einer Werkshalle klafft ein Krater wie nach einem Bombenangriff.

Der Meteorit "war am klaren Morgenhimmel perfekt zu beobachten, ein ziemlich großes Objekt mit einer Masse von mehreren zehntausend Tonnen" sagte Sergej Smirnow vom Sankt Petersburger Pulkowo-Observatorium. Von einer "erheblichen Thermo-Exlosion" spricht der Moskauer Professor Andrej Lukaschew. Im Vergleich zu anderen Asteroiden sei das Objekt jedoch verhältnismäßig klein gewesen. Ein größerer Meteorit sei dagegen durchaus in der Lage, Verwüstungen anzurichten, die "schrecklicher sind als eine nukleare Explosion".

Während sich der erste Schock legt, machen auf sozialen Netzwerken wie Twitter und dem Facebook-Klon VKontakte schon die ersten Meteoritenwitze die Runde. Vom "Ende der Welt" ist da die Rede, das Tscheljabinsk eigentlich schon am 21. Dezember hätte ereilen sollen, aber von der als chronisch ineffizienten verschrienen russischen Post erst jetzt zugestellt worden sei. Und in Anspielung an Wladimir Putins Vorliebe für martialische Macho-Auftritte zeigt eine Fotomontage einen Präsidenten, wie er mit entblößter Brust auf dem Schweif des Meteoriten reitet.

Der russische Ural, so sieht es trotz der vielen Verletzten aus, scheint mit einem Schrecken davon gekommen zu sein.