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Lobbyist im Gesundheitsministerium Röslers Einflüsterer

Der Verbandsfunktionär der privaten Krankenversicherer Christian Weber übernimmt eine Schlüsselposition im Gesundheitsministerium. Hauptaufgabe des Lobbyisten: Die Gesundheitsreform miterarbeiten.
Von Anja Krüger

Wenn Christian Weber eine Rede hält, dann springen die Zuhörer nicht von ihren Sitzen auf oder unterbrechen ihn mitten im Satz, weil er mit rhetorischen Fähigkeiten zu überzeugen wüsste. Webers Charisma hält sich in Grenzen, er wirkt beim Vortrag penibel-korrekt, manche sagen gar: bürokratisch.

Dafür macht ihm beim Wissen um das deutsche Gesundheitssystem so schnell keiner etwas vor. Der 53-Jährige macht seit Mitte der 80er-Jahre Karriere beim Verband der privaten Krankenversicherer (PKV). Derzeit ist er dort Vizechef, ein schöner Lobbyposten, der viel Einfluss verspricht.

Entscheidende Funktion bei der Gesundheitsreform

Den Einfluss könnte er alsbald in Gesetzesform gießen. Denn am 1. Februar wechselt er ins Bundesgesundheitsministerium. Minister Philipp Rösler (FDP) macht das langjährige FDP-Mitglied zum Abteilungsleiter für Grundsatzfragen. Weber kommt damit eine entscheidende Funktion bei der Gesundheitsreform zu.

Der Karrieremann ist, ganz PKV-gemäß, ein Fan der kapitalgedeckten Vorsorge und hält die Rede von der Zweiklassenmedizin für ein Schreckgespenst. Besser könnte es also für den Verband eigentlich nicht kommen. Zu Zeiten von Ulla Schmidt (SPD) als Ministerin war das anders, damals lag der PKV im Dauerclinch mit dem Ministerium.

Weber ist allerdings keiner, der eine Revolution anzettelt, an der Zweiteilung in eine gesetzliche und eine private Krankenversicherungsseite hält auch er fest. Das mag auch mit seinen beruflichen Wurzeln zu tun haben. Der Diplom-Volkswirt hatte, vom Umfrageinstitut Prognos kommend, zunächst für das Wissenschaftliche Institut der AOK gearbeitet.

Politische Arbeit steht im Gegensatz zu Verbandsinteresse

Etwas Erfahrung kann Weber auch mit politischer Gremienarbeit vorweisen. Anfang der 90er-Jahre hatte er ein kurzes Intermezzo als gesundheitspolitischer Referent bei der FDP-Bundestagsfraktion, just als die konservativ-liberale Bundesregierung die gesetzliche Pflegeversicherung einführte.

Der Mann, der mit den Niederungen des komplizierten Systems vertraut ist, soll sich nun im Ministerium mit der schrittweisen Umstellung der einkommensabhängigen Beiträge für die Krankenkassen auf die Kopfpauschale befassen. Das verspricht spannend zu werden. Denn die von der Bundesregierung favorisierte Umstellung gefällt der PKV gar nicht. Aus ihrer Sicht stellt das Konzept die friedliche Koexistenz zwischen Kassen und Versicherern infrage. Die Pauschalen könnten so niedrig sei, dass für gesunde Gutverdiener der Wechsel in die PKV unattraktiv wird.

Kein Wunder, dass in der Branche Webers Wechsel keine Begeisterung auslöst. Namensvetter Roland Weber vom größten deutschen privaten Krankenversicherer Debeka ist überzeugt: "Er wird sich schwertun, etwas für die PKV zu tun, weil er sehr viel kritischer in dieser Position beäugt wird als jeder andere", sagt der Manager.

FTD

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