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stern-Umfrage Die Deutschen stehen hinter Guttenberg

Trotz der Plagiatsaffäre steht die Bevölkerung hinter Karl-Theodor zu Guttenberg - das ist zumindest das Ergebnis einer stern-Umfrage. Derweil werden neue Vorwürfe laut.

In der Bevölkerung hat das Bild des Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg zwar einige Kratzer bekommen, doch im Großen und Ganzen stehen die Deutschen weiter hinter dem CSU-Politiker. Nach einer Umfrage für den stern hat vor allem sein Ruf gelitten, glaubwürdig, gradlinig und vorbildlich zu sein. Glaubwürdigkeit etwa bescheinigt ihm nur noch jeder Zweite (50 Prozent) – neun Prozentpunkte weniger als in einer entsprechenden stern-Umfrage vor drei Wochen. Und knapp ein Viertel der Befragten (24 Prozent) erklärte, der Minister habe bei ihnen an Vertrauen verloren.

Die große Mehrheit (70 Prozent) jedoch sagte, an ihrem Vertrauen zu dem Minister habe sich nichts verändert. Fast drei Viertel (73 Prozent) sprachen sich Ende voriger Woche für seinen Verbleib im Amt aus. Sogar die Anhänger von SPD, Grünen und der Linken waren mehrheitlich gegen einen Rücktritt.

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...im neuen stern.

Den Plagiaten in der Dissertation messen viele Deutsche offenbar keine politische Bedeutung bei. Auf die Frage, ob die Fälschungsvorwürfe für zu Guttenbergs Bewertung als Politiker wichtig seien, meinten 56 Prozent, die Doktorarbeit betreffe sein Privatleben. Nur 39 Prozent bejahten die Frage.

Weitere Vorwürfe gegen den Minister

Unterdessen wurden neue Vorwürfe gegen Karl-Theodor zu Guttenberg laut: Nach Angaben der Opposition hat der Verteidigungsminister in seiner Doktorarbeit weit stärker als bislang bekannt auf wissenschenschaftliche Ausarbeitungen des Bundestags zurückgegriffen. In der Dissertation seien insgesamt vier Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes ohne Quellenangabe "eingebaut" worden, teilte SPD-Parlamentsgeschäftsführer Thomas Oppermann am Mittwoch in Berlin mit. Bislang war nur bekannt geworden, dass mindestens zwei Vorlagen der Parlamentsexperten in Guttenbergs Arbeit fast wörtlich eingeflossen sein sollen.

Oppermann sprach von einem "systematischen Betrug" des CSU-Politikers. "Das war die planvolle Übernahme von fremdem Gedankengut." Mit Blick auf das Agieren der Union in der Affäre nannte der SPD-Politiker es erschreckend, dass eine konservative Partei, die sich als bürgerlich bezeichne, so "leichtfertig mit dem Eigentum und dem Respekt anderer" umgehe. Wenn Guttenberg mit seinen wiederholten "Lügen" durchkomme, werde dies schwerwiegende Folgen für das demokratische System in Deutschland haben.

Den Vorwurf, der Verteidigungsminister hätte den Doktortitel geführt, bevor er dazu berechtigt war, hat die Universität Bayreuth derweil entkräftigt. Seit dem 7. Mai 2007 durfte der Politiker den Titel tragen, sagte der Pressesprecher der Universität, Frank Schmälzle, zu stern.de. Die "Berliner Zeitung" hatte unter Berufung auf den ehemaligen Bundeswehroffizier Dr. Markus Kühbacher zuvor berichtet, Guttenberg habe seinen Titel zu früh geführt.

"Hat das jetzt auch noch sein müssen"

Unterdessen sieht auch der Bundeswehrverband die Plagiatsaffäre Guttenbergs mit Sorge. In der Truppe sei deswegen "etwas ordentlich angekratzt, das ist gar keine Frage", sagte der Verbandsvorsitzende Ulrich Kirsch am Mittwoch im Radiosender Bayern2. Das gelte weniger für die Soldaten im Auslandseinsatz als für die Bundeswehr in Deutschland. "Da wird der Kopf geschüttelt nach dem Motto: Hat das jetzt auch noch sein müssen."

Guttenberg stellt sich den Fragen der Opposition

Die Opposition hatte seit Tagen darauf gewartet, dass sich der Verteidigungsminister ihren Fragen stellt. In einer Fragestunde des Bundestags hat zu Guttenberg den Abgeordneten heute zum Pfusch seiner Doktorarbeit Rede und Antwort gestanden.

Guttenberg hatte die Vorwürfe, er habe Teile seiner Dissertation abgeschrieben, anfänglich als "abstrus" zurückgewiesen. In einem nächsten Schritt legte er seinen Doktortitel vorübergehend ab. Am Montag räumte er schließlich "gravierende Fehler" in seiner Arbeit ein und erklärte, auf den Doktortitel dauerhaft verzichten zu wollen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) begrüßte diesen Schritt und sicherte ihrem Minister ihre Unterstützung zu.

mw/ben/mlr/DPA print

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