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Steueraffäre Anruf von Hoeneß

Der stern hat Informationen über einen geheimen Fußballschatz in der Schweiz, Uli Hoeneß eine schwarze Kasse. Wie passt das zusammen? In der Bank Vontobel treffen zwei Geschichten aufeinander.
Von Johannes Röhrig

Uli Hoeneß hat angerufen. Das ist in diesen Tagen eine Nachricht. Es ist schon spät am vergangenen Samstagabend, dem 20. April, als der Bayern-Patron auf dem Handy des stern-Chefredakteurs Andreas Petzold durchkommt. Aber Hoeneß muss etwas loswerden. Und das tut er mit der für ihn typischen Deutlichkeit.

Hoeneß reagiert auf ein Schreiben des stern. Stunden zuvor hatte ihn die Redaktion mit Fragen konfrontiert. Darin ging es um Informationen zu einem Nummernkonto in der Schweiz, auf dem mehrere Hundert Millionen Euro gebunkert gewesen sein sollen. Die Bank: Vontobel. Das Konto wird einem Spitzenvertreter des deutschen Fußballs zugerechnet.

Ausgerechnet Vontobel. Hoeneß’ Bank. Ausgerechnet Fußball. Hoeneß’ Sport. Seit vergangenem Samstag fragt sich die halbe Republik, wie das zusammenpasst.

Sagenhaft viel Geld auf Nummernkonto 4028BEA

Bei der Züricher Privatbank Vontobel laufen zwei Geschichten zusammen, die erstaunliche Parallelen aufweisen. Von der einen erfuhr der stern vor Monaten und berichtete am 17. Januar erste Erkenntnisse. Sie betrifft ein Konto mit der Nummer 4028BEA samt zugehörigem Depot. Die Informationen des stern zu dieser Bankverbindung beziehen sich im Wesentlichen auf die Jahre 2000 bis 2009. Zeitweise sollen dort Werte von 600 bis 800 Millionen Schweizer Franken gebunkert gewesen sein. Das ist auch im überhitzten Fußball-Business sagenhaft viel Geld. Das sind selbst bei einem damals schwachen Frankenkurs in der Spitze umgerechnet um die 500 Millionen Euro.

Nach neuen Recherchen zu dem Fußballschatz befanden sich darunter zeitweise für rund 40 Millionen Euro Aktien der Deutschen Telekom AG. Zudem wurden offenbar Wertpapier- und vor allem Devisengeschäfte in zweistelliger Millionenhöhe getätigt.

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Die zweite Geschichte ist die, die Uli Hoeneß erzählt. Bei der Vontobel hatte auch er seine schwarze Kasse, das räumt er am Telefon ein. Aber hunderte Millionen? Hoeneß bestreitet solche Summen energisch, die seien "absurd". Von dem ominösen Konto will er nichts wissen. Sein Depot, so versichert er, habe in der Spitze einen Wert von 15 bis 20 Millionen gehabt. Und weiter: Er habe vor über zehn Jahren einen Millionen-Kredit des 2009 verstorbenen Adidas-Chefs Robert Louis-Dreyfus bekommen und das Spekulieren begonnen, so Hoeneß. Mit Wertpapier- und Devisengeschäften.

Auch auf dem Weg in die Steuerehrlichkeit entsteht Nähe zu der Geschichte, an der der stern recherchierte. Hoeneß sagt: Nachdem absehbar gewesen sei, dass ein geplantes Steuerabkommen mit der Schweiz scheitere, das Steuersündern gegen Abschlagszahlung Amnestie versprach, habe er seine Selbstanzeige auf den Weg gebracht. Hoeneß nennt in dem Gespräch auch ein Datum: den 12. Januar 2013, einen Samstag. An diesem Tag habe er die über Monate vorbereitete Selbstanzeige schließlich eingereicht. Damals recherchierte der stern längst im Fall des angeblichen Fußball-Kontos. Am Montagmorgen, dem 14. Januar, konfrontierte der stern die Bank. Hoeneß dementiert einen Zusammenhang. Die zeitliche Nähe von Selbstanzeige und Recherche sei Zufall.

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