Selten hat ein Neuling in der Politik so viel Aufsehen erregt wie der Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor von und zu Guttenberg. Die rasant gewachsene Popularität wirkt unerschütterlich, leidet nicht einmal unter der bisweilen übertriebenen Smartheit seines Auftretens, nicht unter manchen Tapsigkeiten und nicht unter dem adligen Namen, der doch auch Ressentiments auslösen könnte. Im Gegenteil: Gerade der aristokratische Hintergrund scheint die Fantasien zu mobilisieren.

Das ist eine Verblüffung wert. Gewiss sind Adlige in der deutschen Politik nicht häufig, sie sind aber doch auch nichts Ungewohntes. Otto Graf Lambsdorff, mit seiner Krücke längst eine knorrige Konstante, und der bescheidene Hermann Otto Solms, eigentlich ein Prinz zu Solms-Hohensolms-Lich, haben die FDP bestimmt sympathischer geprägt als der bürgerliche Ehrgeizling Guido Westerwelle. Ältere werden sich vielleicht auch des exzentrischen CSU-Politikers Karl Theodor (noch ohne Bindestrich!) von und zu Guttenberg erinnern, Parlamentarischer Staatssekretär unter Adenauer, wütender Kritiker von Brandts Ostpolitik und doch einer der Ersten, die 1966 den Brückenschlag zur SPD für eine Große Koalition suchten. Er hielt Franz Josef Strauß für ein Unglück und zögerte nicht, gegen die Wahlkampfstrategie der Unionsparteien eine Ehrenerklärung für Herbert Wehner abzugeben, den er kurzerhand zu einem Freund und Patrioten erklärte (womit er sicher auch recht hatte). Man hätte ihn, je nach politischem Temperament, für einen Querkopf oder einen letzten wirklich unabhängigen, das heißt auch von Fraktionsdisziplin unabhängigen Geist halten können. Er trug einen soignierten Schnurrbart und war sehr gut verheiratet, nämlich mit Sophie von Arenberg, einer Prinzessin aus herzoglichem Hause. Im Übrigen war er reich.