Trotz der Waldbrände in radioaktiv verseuchten Gebieten Russlands sind die Strahlenwerte Moskauer Behörden zufolge dort bislang im normalen Bereich. Es gebe etwa in dem stark kontaminierten Gebiet Brjansk keinerlei Veränderung im Vergleich zu den Messungen des Vorjahres, sagte ein Vertreter des Zivilschutzministerium nach Angaben der Agentur Interfax.

Der staatliche Wetterdienst gab auch für andere Regionen des Landes Entwarnung. Er veröffentlichte erstmals Messwerte für die Gebiete um die Atomanlagen von Sarow in der Region Nischni Nowgorod und Sneschink in der Nähe von Tscheljabinsk am Ural. Dort sei jeweils im Umkreis von 100 Kilometern die Strahlung gemessen worden. Alles sei normal, nirgends sei eine Erhöhung Radioaktivität gemessen worden, hieß es.

Unabhängige Angaben für die betroffenen Gebiete gab es aber nicht. In Moskau stellten Nichtregierungsorganisationen, die regelmäßig die Strahlung messen, keine erhöhten Werte fest. Experten hatten zuvor darauf hingewiesen, dass kontaminierte Böden durch die Feuer, den Wind und die Löscharbeiten aufgewirbelt und damit radioaktive Partikel in die Luft gelangen könnten.

In der Bevölkerung der betroffenen Regionen halten sich allerdings Zweifel darüber, ob die Behörden die volle Wahrheit sagen. Diese hatten überhaupt erst auf Druck der Umweltschutzorganisation Greenpeace zugegeben, dass es in den kontaminierten Gebieten viele Brände gegeben habe. Dabei handelte es sich vor allem auch um die von den Atomkatastrophen 1957 in Majak und 1986 im ukrainischen Tschernobyl verstrahlten Flächen.

Die nationale Waldschutzbehörde warnte davor, in Panik auszubrechen. "Aus unserer Sicht ist die Gefahr nicht allzu groß", sagte der stellvertretende Behördenchef Wassili Tusow. Die Strahlenwerte würden ständig überwacht. Die Behörde hatte zuvor mitgeteilt, es habe seit Juli auf 3900 Hektar radioaktiv verseuchtem Land gebrannt. Das entspräche jedoch nur 0,3 Prozent der kontaminierten Fläche Russlands. 90 Prozent der Brände seien innerhalb von ein, zwei Tagen gelöscht worden.

Der Leiter der Kernforschungsanlage in Sarow, Walentin Kostjukow, warnte nach ersten Löscherfolgen jedoch davor, die Einheiten und Technik des Zivilschutzministeriums abzuziehen. In den Wäldern um die Stadt brenne es weiter lichterloh, sagte er. Die Feuerwalze drohe jeden Moment, wieder auf die Gelände der Anlage überzugreifen.

Experten gehen davon aus, dass bei starkem Wind hoch in der Luft schwebende radioaktive Substanzen Hunderte von Kilometern weit transportiert werden können. Angesichts der gegenwärtigen Wetterlage besteht derzeit aber offenbar keine Gefahr, dass derartig verseuchte Partikel nach Deutschland gelangen. Messungen des Bundesamtes für Strahlenschutz hätten bislang keine erhöhten Werte ergeben, sagte ein Sprecher des Bundesumweltministeriums der Frankfurter Rundschau . Die Gefahr radioaktiver Verschmutzung sei äußerst gering, auch für den Fall, dass dennoch kontaminierter Staub nach Deutschland gelange. Für besondere Strahlenschutzvorkehrungen gebe es daher derzeit keinen Anlass. Diese Einschätzung teilten auch die französischen und belgischen Atom-Behörden in aktuellen Analysen, berichtete das Blatt.

In Russland lodern derzeit noch immer Hunderte Feuer. Die Einsatzkräfte bekommen die Lage seit Wochen nicht in den Griff , die wochenlange Gluthitze und extreme Trockenheit verschärfen die Lage. Am Mittwochabend wurde im Gebiet Swerdlowsk am Ural brannte erneut ein ganzes Dorf nieder. Bislang kamen in den Flammen 54 Menschen ums Leben, Tausende Russen sind obdachlos.