"EU Bürger sind herzlich willkommen": Mit diesen Worten begrüßt ein Sonderpostenmarkt im niedersächsischen Ort Hesepe-Bramsche seine Kunden – in insgesamt fünf Sprachen, darunter arabisch, persisch und serbo-kroatisch. Das zuständige Unternehmen muss sich dabei eines schweren Vorwurfs erwehren: Alle anderen, etwa Flüchtlinge aus dem nahegelegenen Asylbewerberheim, sollten möglichst nicht in dem Geschäft einkaufen.

In einem Bericht des NDR für die Sendung Hallo Niedersachsen sprechen die Autoren von einer "bizarren Szene": Vor dem Markt seien zwei Wachleute postiert, die die Kunden vor Betreten des Ladens mit einem "musternden Blick" begrüßen. Die Männer hätten noch erzählt, dass sie seit zehn Tagen dort tätig seien. Weitere Fragen aber hätten sie abgeblockt.

In dem Bericht kommt auch Conrad Bramm zu Wort, Leiter der Landesaufnahmebehörde und damit auch zuständig für das Flüchtlingsheim in Hesepe. Dort haben nur wenige Kilometer vom Sonderpostenmarkt entfernt vor allem Menschen aus Serbien und Montenegro Zuflucht gefunden. "Wie mir der Chef der Sicherheitsabteilung gesagt hat, haben die den Auftrag, unsere Bewohner nicht einzulassen", zitiert das NDR-Team Conrad Bramm. Ihm zufolge hat das Unternehmen damit auf eine Häufung von Diebstählen reagiert. Nach Angaben des Senders bestätigt die örtliche Polizei aber nicht, dass mehr gestohlen wurde.

"Kein Kommentar"

Bramm bezeichnete das Vorgehen des Marktes als "sehr diskriminierend". Filiz Polat, Landtagsabgeordnete der Grünen, sieht einen Verstoß gegen den Allgemeinen Gleichheitsgrundsatz. Auch sie hat das Schild gesehen und sich ihre Meinung dazu gebildet: "Im Umkehrschluss kann man sich denken, dass vom Unternehmen signalisiert wird, dass Nicht-EU-Bürger kein Recht haben, hier einzukaufen", zitiert der NDR Polat. Damit erhärte sich der Verdacht, dass hier gezielt Bewohner des Flüchtlingslagers ausgeschlossen werden sollen.

Eine Stellungnahme des zuständigen Unternehmens Thomas Phillips steht bislang aus. Nach Angaben des TV-Senders hieß es von dort "Kein Kommentar".

Derzeit sorgt der Streit um ein Flüchtlingsheim in Berlin-Hellersdorf für eine gesellschaftliche Debatte darüber, wie willkommen Asylbewerber hierzulande sind. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich sorgt sich dabei um den guten Ruf Deutschlands. "Wir dürfen nicht zulassen, dass dieses positive Bild zerstört wird. Neonazis schaden unserem Vaterland", sagte der CSU-Politiker der Rheinischen Post.