Am Ende konnten die Prüfer kaum noch anders: Nachdem Karl-Theodor zu Guttenberg auch im Bundestag noch einmal eingeräumt hatte, dass seine 2007 verteidigte Dissertation voller Fehler steckt, erkannte die Universität Bayreuth ihm den Doktortitel ab. Guttenberg habe wissenschaftliche Standards "objektiv nicht eingehalten", sagte Hochschulpräsident Rüdiger Bormann. Die Frage, ob Guttenberg die Universität mit seiner Arbeit vorsätzlich täuschen wollte, habe keine Rolle bei der Entscheidung gespielt, die der Promotionsausschuss einstimmig fällte.

Auf einer Website hatten Rechercheure in Guttenbergs Arbeit Verfassung und Verfassungsvertrag: Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU Dutzende Stellen ausgemacht, für die er sich bei anderen Publikationen bedient hatte, ohne die Quelle darzulegen. Auch aus der ZEIT schrieb er ab. Publizisten und die gesamte Opposition stellten daraufhin die Glaubwürdigkeit des Ministers infrage. Die Koalitionsparteien, die Regierung mit der Bundeskanzlerin sprachen ihm dagegen das uneingeschränkte Vertrauen aus.

Am Mittwoch befasste sich der Bundestag auf Antrag der Opposition mit dem Fall. Guttenberg bat um Entschuldigung für seine Verfehlungen und verteidigte sich, er habe sich mit Abgeordnetenmandat, Familienleben und der Dissertation überfordert. "Offenbar eine Überlastung", gestand er ein. Etwa ein Dutzend Fragesteller der Grünen, der SPD und der Linksfraktion nahmen Guttenberg, der auch Dienstherr zweier Bundeswehruniversitäten ist, ins Kreuzverhör.

Guttenberg betonte aber, er habe "Fehler unbewusst und ohne Täuschungsabsicht gemacht". Den "abstrusen Vorwurf", plagiiert zu haben, wies er erneut zurück. Plagiat setze bewusstes Handeln voraus, sagte er. Er deutete an, sich den Vorwurf nicht gefallen zu lassen und verwies auf die strafrechtliche Komponente des Themas. "Üble Nachrede oder Ähnliches" wolle er sich nicht gefallen lassen.

CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt sprach in der Debatte von Rufmord durch die Opposition, CSU-Landesgruppenchef Hans-Peter Friedrich von Skandalisierung. "Entscheidend ist am Ende, dass Karl-Theodor zu Guttenberg seine Aufgabe als Bundesminister der Verteidigung in hervorragender Weise wahrnimmt", sagte Friedrich.

Teile der Arbeit kamen aus dem Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages. Die Expertise der parlamentarischen Fachleute habe er "im Rahmen meiner Abgeordnetentätigkeit" in Anspruch genommen, sagt er zu Vorwürfen der Opposition, sich widerrechtlich bedient zu haben.

In der einen Woche seit dem Bekanntwerden des Plagiatsverdachts hatte sich Guttenbergs Verteidigungshaltung deutlich gewandelt. Sprach er anfangs von "abstrusen Vorwürfen", räumte er am Montag bei einem Auftritt im hessischen Kelkheim ein, bei der neuerlichen Lektüre seines Werkes "gravierende Fehler" entdeckt zu haben. Das hatte seine Glaubwürdigkeit zusätzlich beschädigt. Vor wenigen Tagen teilte er in einem hastig anberaumten Fernsehstatement mit, den Doktortitel vorübergehend nicht führen zu wollen, am Montag wollte er ihn dann vollends zurückgeben – was nach universitärem Recht gar nicht möglich ist.

Trotz allen Stolperns ist Guttenberg im Volk beliebter als bisher. 73 Prozent der Deutschen sind mit der politischen Arbeit des CSU-Politikers zufrieden, zu Monatsbeginn waren dies nur 68 Prozent, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap im Auftrag für die ARD-Sendung Hart aber fair ergab. Nur 21 Prozent sind unzufrieden.