Sie hielten bis zuletzt zu ihm, doch nun haben auch die treuen Anhänger von der CSU in Oberfranken genug von Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. "Viele sind wie ich über alle Maßen loyal zu Karl-Theodor gewesen. Doch was er jetzt tut, überschreitet die Grenze des Hinnehmbaren", sagte der Vizechef des CSU-Bezirksverbands, Thomas Silberhorn. Guttenberg hatte in seinem Buch Vorerst gescheitert seine eigene Partei scharf kritisiert.

Silberhorn ist der erste prominente CSU-Politiker aus Guttenbergs Heimat, der den Ex-Minister so deutlich kritisiert. Guttenberg strebt möglicherweise ein Comeback in der CSU an. Dafür aber müsste der Bezirksverband Oberfranken ihn wieder für den Bundestag nominieren. Silberhorn hätte dabei ein wichtiges Wort mitzureden.

"Wer weit mehr als tausend Textteile von anderen Autoren abschreibt und unter seinem Namen als Dissertation einreicht, hat nicht nur den Überblick verloren, sondern keine eigenständige Arbeit abgeliefert", sagte Silberhorn. Guttenbergs Erklärung, nicht vorsätzlich getäuscht zu haben, sei eine Schutzbehauptung. "Glaubwürdig ist sie deswegen nicht."

Viele, die Guttenberg wohlgesonnen seien, hätten sich mehr erhofft. Politik dürfe sich nicht im schönen Schein erschöpfen. "Gefordert ist Substanz, die in ehrlicher Arbeit und ernsthafter Anstrengung zum Ausdruck kommt", fügte er hinzu. "Karl-Theodor sollte den untauglichen Versuch der Legendenbildung beenden und die Maßstäbe, an denen er andere misst, auch an sich selbst anlegen."

Seehofer will Guttenbergs Buch nicht lesen

Der Grund für den Ärger bei den Parteifreunden: Guttenberg spricht in seinem Buch der CSU den Rang der Volkspartei ab, wirft ihr mangelnde Innovation und verlorene Träume vor. Außerdem bezichtigt er sich selbst der Dummheit beim Verfassen seiner Doktorarbeit – bestreitet aber nach wie vor, dass er absichtlich getäuscht hat.

Guttenberg war Anfang März zurückgetreten, nachdem in seiner Doktorarbeit zahlreiche ungekennzeichnete Zitate entdeckt worden waren. Das Buch Vorerst gescheitert beruht auf einem Interview, das ZEIT-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo mit ihm geführt hatte.

CSU-Chef Horst Seehofer sagte, er wolle das Buch nicht lesen. Nach seiner Darstellung stimmen manche Schilderungen Guttenbergs nicht mit seinem eigenen Wissen überein. So habe er von einer Rücktrittsabsicht Guttenbergs für das Jahr 2013 nichts gewusst, von der der Freiherr in dem Buch erzählt.