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Meise - Zeno.org

Meise

[556] Meise (Parus L.), Gattung der Sperlingsvögel aus der Familie der Meisen (Paridae), kleine, gedrungen gebaute Vögel mit kurzem, kegelförmigem, geradem Schnabel, mittellangen Flügeln, meist kurzem und dann gerade abgeschnittenem oder nur wenig ausgeschweiftem, zuweilen auch langem und dann stark abgestuftem Schwanz, starken Füßen, mittellangen, kräftigen Zehen und großen, stark gekrümmten Nägeln. Sie finden sich weitverbreitet in der Alten Welt, besonders im Norden, und streichen zu gewissen Zeiten und in großer Anzahl durch das Land, ohne eigentliche Zugvögel zu sein. Sie leben gesellig, auch mit andern Vögeln, besonders im Wald, sind ungemein lebendig und beweglich, klettern und schlüpfen sehr geschickt, fliegen aber nur selten weit. Sie nähren sich von Insekten, deren Larven und Eiern, viele fressen aber auch Sämereien. Infolge der fortschreitenden Kultur vermindert sich die Zahl der Meisen sehr erheblich, namentlich die Kohlmeise ist bei weitem nicht mehr so häufig wie früher. Es liegt daher im Interesse der Land- und Gartenwirtschaft, die Meisen durch Anbringen von Nistkasten zu schützen. Sie brüten meist zweimal im Jahr und legen jedesmal 4–12 Eier, die von beiden Eltern ausgebrütet werden. Im Käfig gewöhnen sie sich bald ein, werden aber niemals eigentlich zahm und verfolgen im Gesellschaftskäfig selbst größere Vögel mit Mordlust. Die Beutelmeise (P. pendulinus Naum. [Remiza pendulina L.]), 12 cm lang, 18 cm breit, mit pfriemenförmigem Schnabel, kurzen, stumpfen Flügeln, mittellangem, schwach ausgeschnittenem Schwanz, an Stirn und Zügel schwarz, Vorderkopf weißlich, Hinterhals schmutziggrau, Mantel und Schultern gelbbraun, Bürzel rostbräunlich, an der übrigen Unterseite gelblichweiß, Schwingen und Steuerfedern braunschwarz, weiß gesäumt. Sie bewohnt Südeuropa und Kleinasien, ist in Deutschland selten, erscheint auf ihren Wanderungen ziemlich regelmäßig an manchen Seen Nord- und Ostdeutschlands, baut ein sehr künstliches, frei über dem Wasser an der Zweigspitze einer Weide hängendes Nest (s. Tafel »Nester II«, Fig. 1) und legt sieben weiße Eier (s. Tafel »Eier I«, Fig. 15). Das Nest gilt bei Mongolen und Polen für heilkräftig. Die Bartmeise (Rohr-, Schilfmeise, Bartmännchen, P. biarmicus Naum, [Panurus biarmicus L.]), 16 cm lang, 19 cm breit, mit gestrecktem, auf der Firste gebogenem, an den Schneiden etwas eingezogenem und gekrümmtem Schnabel, kräftigen Füßen, mittellangen Flügeln und langem, sehr stark abgestuftem Schwanz, hell zimtbraun, unten blaß rosenrot, an der Kehle weißlich, in der Steuergegend schwarz, mit weißer Flügelbinde und schwarzem Knebelbart unter den Zügeln. Sie bewohnt Holland, England, Ungarn, Südeuropa, Mittelasien, ist in Deutschland selten, lebt im Rohr sehr verborgen, nährt sich von Insekten und Sämereien, baut im Rohr, unmittelbar über dem Boden in Grasbüschen ein sehr künstliches, länglich-eiförmiges Nest und legt zweimal im Jahr 4–6 weiße, rötlich gestrichelte Eier (s. Tafel »Eier I«, Fig. 16). In der Gefangenschaft läßt sie sich nur paarweise erhalten. Die Schwanzmeise (Mehl-, Mohr-, Schleier-, Schnee-, Bergmeise, Weinzapfer, Teufelsbolzen, Teuselsspelzchen, Pfannenstiel, Sengestert, P. caudatus Naum. [Aegithalus caudatus L., Acredula caudata Rchw.]). 14,5 cm lang, 18,3 cm breit, sehr gedrungen gebaut, mit sehr kurzem, gewölbtem Schnabel, mittellangen Flügeln und langem, stark abgestuftem Schwanz, auf dem Oberkopf und der Unterseite weiß, in den Weichen rosenrotbraun, auf der Oberseite schwarz, Schultern rotbraun, die hintern Armschwingen außen breit weiß gerandet, die äußern Schwanzfedern außen und am Ende weiß; sie bewohnt Ost- und Mitteleuropa, Asien durch Sibirien bis Japan, Ost- und Mitteldeutschland, streicht bei uns im Herbst und Frühjahr, doch bleiben einzelne auch den Winter hindurch. Sie bevorzugt Obstwaldungen und baumreiche Auen, nährt sich ausschließlich von Insekten, nistet Mitte April bis Juni, baut ein großes, eiförmiges, nicht hängendes Nest (s. Tafel »Nester I«, Fig. 3) und legt 9–15 weiße, blaßrot punktierte Eier (s. Tafel »Eier I«, Fig. 14). Eingewöhnt, hält sie sich in der Gefangenschaft sehr gut. Die Haubenmeise (Kupp-, Kobel-, Toll-, Schopf-, Heidenmeise, Meisenkönig, Schlosserhahn, P. cristatus Kaup), 13 cm lang, 21 cm breit, mit kurzem, konischem Schnabel, runden Flügeln, mittellangem, gerundetem Schwanz und stufenweise verlängerten Haubenfedern, oben mausgrau, unten grauweiß; Haubenfedern, Zügelstreifen, Kehle und Nackenband sind schwarz, die erstern weiß gekantet, Schwingen und Steuerfedern sind dunkel graubraun. Sie bewohnt Ostpreußen, Polen, die Ostseeprovinzen und Skandinavien (in Mitteleuropa wird sie durch die deutsche Haubenmeise, P. cristatus mitratus Brehm, vertreten), Nadelwaldungen, ist bei uns Standvogel, streift im Winter in größern Gesellschaften umher, nährt sich von Eiern und Larven von Insekten, höchstens im Winter von Sämereien, nistet April bis Juni in Baumlöchern und legt 8–10 weiße, bräunlichgrau punktierte Eier (s. Tafel »Eier I«, Fig. 44), im Käfig hält sie sich schwer. Die Kohlmeise (Fink-, Spiegel-, Speck-, Talg-, Pickmeise, P. major L., s. Tafel »Stubenvögel I«, Fig. 14), 16 cm lang, 25 cm breit, mit kräftigem, kegelförmigem, seitlich zusammengedrücktem, vorn spitzem Schnabel, starken Füßen mit großen Nägeln, kurzen, breiten Flügeln und mittellangem Schwanz, oben olivengrün, unten blaßgelb, Oberkopf, Kehle, ein über die ganze Unterseite und ein von der Gurgel zum Hinterkopf verlaufender Streifen schwarz, Schwingen und Steuerfedern blaugrau, mit weißen Kopfseiten und weißem Flügelstreifen. Sie bewohnt Europa, Mittelasien, Nordwestafrika und die Kanarischen Inseln, lebt im Mischwald und in größern Gärten und erscheint am häufigsten im Frühjahr und Herbst, wenn die nördlicher wohnenden bei uns durchstreichen. Sie nährt sich von Kerbtieren, Fleisch, Baumfrüchten und Sämereien, ist sehr gesellig, feig, überfällt aber mordgierig alle schwächern Vögel, um deren Gehirn zu fressen, und plündert die Bienenstöcke. Sie nistet vom Mai bis Juli, in guten Sommern zweimal, hoch oder niedrig über dem Boden in Baumhöhlen oder Mauerlöchern und legt 8–14 weiße, rostfarben punktierte Eier (s. Tafel »Eier I«, Fig. 17). An die Gefangenschaft gewöhnt sie sich sehr schnell. Die Blaumeise[556] (Ringel-, Mehl-, Morl-, Pumpel-, Himmelsmeise, Blaumüller, P. coeruleus Kaup, s. die Tafel »Stubenvögel I«, Fig. 15), 12 cm lang, 19,5 cm breit, oben blaugrün, auf dem Kopf, den Flügeln, dem Schwanz blau, auf der Unterseite gelb, mit weißem Band von der Stirn zum Hinterkopf, dunklem Scheitel, blauschwarzem Flügelstreifen, weißer Wange, bläulichem Halsband und schieferblauen Steuerfedern; die Schwingen sind grauschwarz, die hintern himmelblau, weiß gesäumt. Sie bewohnt ganz Europa und Westasien, vorzugsweise Laubwälder, Baumpflanzungen, Obstgärten, streicht weit herum, geht auch wohl bis Südeuropa, lebt wie die Kohlmeise, nährt sich hauptsächlich von Kerbtiereiern, nistet im Mai bis Juli zweimal im Jahr ziemlich hoch über dem Boden in Baumlöchern und legt 8–10 rötlichweiße, rostfarben punktierte Eier (s. Tafel »Eier I«, Fig. 19). In der Gefangenschaft hält sie sich gut und wird sehr zahm. In Rußland und in Nordasien bis zum Amurland begleitet oder ersetzt sie die Lasurmeise (P. cyanus Pall.). Diese ist erheblich größer, am Kopf und unterseits weiß, oberseits hellblau, auf den Flügeln lasurblau mit weißem Querband und weißen Schwingenspitzen. Sie erscheint bisweilen auch in Deutschland. Die Tannenmeise (Holz-, Harz-, Kreuz-, Pech-, Zirbel-, Sparmeise, P. ater L.), 11 cm lang, 18 cm breit, an Kopf, Hals, Kinn und Kehle schwarz, Backen, Halsseiten und ein Streifen am Hinterhals weiß, die übrige Oberseite aschgrau, Schwingen und Schwanzfedern braunschwarz, aschgrau gesäumt, Unterseiten grauweiß, Seiten bräunlich. Sie bewohnt ganz Europa und das westliche Sibirien, lebt in Nadelwäldern, streicht vom Oktober bis März in Gemeinschaft mit andern Vögeln umher, nährt sich fast ausschließlich von Insekten und nistet im Mai bis Juli zweimal im Jahr in Baumlöchern, Felsenritzen, meist aber in Mauslöchern. Sie legt 6–8 weiße, rostfarben gefleckte Eier; durch die geregeltere Forstkultur ist sie stark zurückgedrängt worden. Die Sumpfmeise (Plattmeise, Nonnenmeise, Blechmeise, P. palustris L.), 12 cm lang, 21 cm breit, zerfällt in drei Abarten: die schwedische Sumpfmeise (P. palustris L.), mit weißen Wangen, an den Halsseiten schwach rostfahl oder bräunlich verwaschen, am Rücken grauer als die folgende, lebt in Ostpreußen, in den Ostseeprovinzen und im südlichen Schweden; die deutsche Sumpfmeise (P. p. subpalustris Brehm), an den Wangen trübweiß, an den Halsseiten und hinten deutlich fahl rostfarben verwaschen, am Rücken brauner als die vorige, lebt in Deutschland mit Ausnahme des Westens und Nordostens und in Österreich-Ungarn; die westliche Sumpfmeise (P. p. Dresseri Stejn.), an den Halsseiten schmutzig graubräunlich, am Rücken brauner als erstere und dunkler als die vorige, lebt in Westdeutschland, Frankreich, England. Die Sumpfmeise bewohnt besonders in Laubwäldern die Nähe von Gewässern, ist ungemein lebhaft, nistet am liebsten auf alten Weidenköpfen, auch in Erdlöchern, legt im Mai 8–12 grünlichweiße, rostrot punktierte und getüpfelte Eier (s. Tafel »Eier I«, Fig. 18) und brütet im Juli zum zweitenmal.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 556-557.
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