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„Influenza“ – Versionsunterschied – Wikipedia
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[[Datei:Influenza virus (cropped).jpg|mini|Influenza-Virus]]
 
Die '''Influenza''' (italienisch für „Einfluss“), auch '''(echte) Grippe''' oder '''Virusgrippe''' genannt, ist eine durch [[Viren]] der [[Familie (Biologie)|Familie]] [[Orthomyxoviridae]] und dabei überwiegend von den [[Gattung (Biologie)|Gattungen]] [[Influenzavirus]] A oder B ausgelöste fieberhafte [[Infektionskrankheit]] bei Menschen. Die Grippe tritt meist [[Epidemie|epidemisch]] und unter Beteiligung der Atemwege auf. Von der Influenza ist die wegen [[Erkältung#Differenzierung zur echten Grippe (Influenza)|teilweiser Symptomähnlichkeit]] verständliche umgangssprachliche Bezeichnung ''Grippaler Infekt'' für eine [[Erkältung]] klar abzugrenzen, da nach den Erkenntnissen der modernen Medizin die eine Erkältung verursachenden Viren zweifelsfrei keine Grippeviren sind. In der Tiermedizin werden durch Influenzaviren hervorgerufene Erkrankungen ebenfalls als Influenza bezeichnet und nach der betroffenen Tierart benannt ([[Geflügelpest|Aviäre Influenza]], [[Pferdeinfluenza]], [[Schweineinfluenza]]). Diese Erkrankungen können ebenfalls auf den Menschen übergehen und sind damit [[Zoonose]]n.
 
== Vorkommen ==
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== Arbeitsgemeinschaft Influenza ==
Die in Deutschland beheimatete Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) wurde 1992 zunächst von vier pharmazeutischen Unternehmen und dem ebenfalls industrienahen<ref>[https://www.arznei-telegramm.de/html/2009_06/0906053_01.html ''Deutsches Grünes Kreuz – grünes Feigenblatt für Pharmamarketing.''] Auf: ''arznei-telegramm.de'' vom 12. Juni 2009.</ref> [[Deutsches Grünes Kreuz|Deutschen Grünen Kreuz]] (DGK) gegründet.<ref>[https://influenza.rki.de/Arbeitsgemeinschaft.aspx Darstellung der AGI auf der Website des RKI], Abruf am 26. Mai 2020.</ref> Nach dem Inkrafttreten des [[Infektionsschutzgesetz]]es (Anfang 2001) übernahm das [[Robert Koch-Institut]] (RKI) die wissenschaftliche Federführung der AGI unter Beibehaltung der bisherigen Sponsoren DKGDGK, Aventis Pasteur MSD, Chiron Behring, Niddapharm, SmithKline Beecham Pharma und Solvay Arzneimittel.<ref>[https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2001/daz-37-2001/uid-1421 ''Arbeitsgemeinschaft Influenza: Infektionsprophylaxe gegen Influenza verstärken.''] In: ''Deutsche Apotheker Zeitung.'' Nr. 37/2001, S. 32, Online-Abruf am 26. Mai 2020.</ref> Als Reaktion auf Frühphase die Frühphase [[Pandemie H1N1 2009/10]] („Schweinegrippe“) ist das RKI seit dem Winter 2009/10 für die Arbeitsgemeinschaft Influenza alleinverantwortlich. Die AGI ist seitdem eine Gemeinschaft der [[Sentinelerhebung|Sentinel]]-Praxen und des RKI, deren Arbeit ausschließlich aus öffentlichen Mitteln finanziert wird. Auf seiner Website beschreibt das RKI die AGI wie folgt: „Die AGI ist ein Netzwerk von rund 700 Haus- und Kinderärzten, die zusammen etwa ein Prozent der Bevölkerung versorgen. Sie teilen dem Robert Koch-Institut das ganze Jahr über freiwillig und ehrenamtlich wöchentlich die Zahl der akuten Atemwegserkrankungen in ihrer Praxis mit. Auf dieser Grundlage ermitteln die Experten im RKI die Krankheitslast durch akute Atemwegsinfektionen in der Bevölkerung – speziell durch Influenza.“<ref>[https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Influenza/FAQ25.html ''Was ist die Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI)?''] Auf: ''rki.de'' vom 25. September 2019.</ref> Die AGI veröffentlicht u.&nbsp;a. Wochen- und Saisonberichte, in denen die jeweils erfassten Daten des Verlaufes der Erkrankung in Deutschland festgehalten sind und bewertet werden.<ref>[https://influenza.rki.de/Saisonbericht.aspx ''Saisonberichte.'' (Ab Saison 1996/1997).] Auf: ''rki.de'', abgerufen am 26. Mai 2020.</ref>
 
== Übertragung ==
Das Virus dringt über die Schleimhaut der Atemwege, des Mundes und der Augen in den Körper ein. Es erreicht diese Eintrittsorte
* durch Tröpfcheninfektion, also über den Kontakt der Schleimhaut mit Exspirationströpfchen, die beim Niesen, Husten, Sprechen oder Atmen von infizierten Personen entstehen. Die größeren infektiösen Tröpfchen sinken innerhalb von etwa zwei Metern nach unten und verkleben besonders fest an rauen Oberflächen. Wenn die Exspirationströpfchen jedoch bereits in der Luft trocknen, können die darin enthaltenen sehr kleinen Viren von ca. 0,1&nbsp;µm Durchmesser als Aerosol<ref>R. Tellier: ''Review of aerosol transmission of influenza A virus.'' In: ''[[Emerg Infect Dis]].'' November 2006, Band 12, Nr. 11, S. 1657–1662. PMID 17283614.</ref> (auch Tröpfchenkerne oder ''airborne'' genannt) über weite Strecken in der Luft schweben und stundenlang infektiös bleiben.<ref name="a">F. L, Schaffer, M. E. Soergel, D. C. Straube: ''Survival of airborne influenza virus: effects of propagating host, relative humidity, and composition of spray fluids.'' In: ''Arch Virol.'' 51, 1976, S. 263–273.</ref> Trockene Raumluft in geheizten Räumen und die niedrige absolute Luftfeuchtigkeit im Winter begünstigen Aerosole und könnten ein Grund für das Auftreten von Grippewellen im Winter sein.<ref>Jeffrey Shaman, Melvin Kohn: [httphttps://www.pnas.org/content/early/2009/02/09/0806852106.full.pdf ''Absolute humidity modulates influenza survival, transmission, and seasonality.''] (PDF; 368&nbsp;kB). In: ''PNAS.'' 3. März 2009, Band 106, Nr. 9, S.&nbsp;3243–3248, [[doi:10.1073/pnas.0806852106]].</ref><ref>Jeffrey Shaman, Virginia E. Pitzer, Cécile Viboud, Bryan T. Grenfell, Marc Lipsitch: ''Absolute Humidity and the Seasonal Onset of Influenza in the Continental United States.'' In: ''Plos bilogy.'' abgedruccktabgedruckt: 23. Februar 2010, [[doi:10.1371/journal.pbio.1000316]].</ref> Infizierte Personen können durch Tragen von Atemmasken den Tröpfchenausstoß stark vermindern, da die frischen Tröpfchen direkt vor deren Mund gut im Filtermaterial kleben bleiben. Gegen eine Infektion über das Aerosol kann man sich durch eine Gegenluftströmung schützen. Einfache Atemmasken über Mund und Nase halten die als Aerosol übertragenen Viren teilweise zurück, aber nicht zuverlässig, weil die Filtermaterialien Viren nicht vollständig zurückhalten können, die Masken nicht dicht genug anliegen und die Augen überhaupt nicht abdecken. Lüften kann das Infektionsrisiko durch Verdünnen der Aerosolkonzentration im Raum verringern, wenn dabei das Aerosol nicht in andere Wohnräume des Gebäudes gelangt.
 
* über Kontaktinfektion oder Schmierinfektion mit Viren, die in Exspirationströpfchen oder durch verschmiertes [[Nasensekret]] oder Berührung von Infizierten auf Gegenstände gelangen und dort innerhalb von zwei Tagen besonders leicht von glatten Oberflächen über die Hände auf die eigenen Schleimhäute übertragen werden.
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| 1–17 d
|
|<ref>Y. Thomas, G. Vogel, W. Wunderli, P. Suter, M. Witschi, D. Koch, C. Tapparel, L. Kaiser: ''Survival of influenza virus on banknotes.'' In: ''Applied and Environmental Microbiology.'' (AEM), Mai 2008, Band 74, Nr. 10, S. 3002–3007; Epub: 21. März 2008, PMID 18359825.</ref>
|-
| 20
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''t''<sub>½</sub> = [[Halbwertszeit]]
 
Die [[Inkubationszeit]] beträgt je nach Untersuchung, Methode oder Virus-Subtyp 1,2 bis 4 Tage.<ref>Ira M. Longini Jr., Azhar Nizam, Shufu Xuet u.&nbsp;a.: ''Containing Pandemic Influenza at the Source.'' In: ''Science'', Band 309, Nr. 5737, 2005, S. 1083–1087, [[doi:10.1126/science.1115717]], [http://www.medicalecology.org/pdf/articles/Containing%20Flu%20at%20its%20source.pdf medicalecology.org] (PDF; 194&nbsp;kB) oder N. M. Ferguson, D. A. Cummings, C. Fraser u.&nbsp;a.: ''Strategies for mitigating an influenza pandemic.'' In: ''Nature'', Band 442, 2006, S. 448–452, [[doi:10.1038/nature04795]] erwähnt in: Bundesaerztekammer/Mitteilungen: ''Empfehlungen zum Einsatz antiviraler Arzneimittel für die Postexpositions- und Langzeitprophylaxe während einer Influenzapandemie.'' Stand: 14. November 2007. In: ''[[Deutsches Ärzteblatt]]'', Jahrgang 104, Heft 51–52, 24. Dezember 2007, [httphttps://www.bundesaerztekammer.de/downloads/InfluenzaEmpfAntiviral.pdf bundesaerztekammer.de] (PDF; 110&nbsp;kB).</ref>
 
== Krankheitsverlauf/Symptome ==
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* angeschwollene [[Nasenschleimhaut]]
* [[Tracheobronchitis]] bei schwerer Grippe<ref>Karl Wurm, A. M. Walter: ''Infektionskrankheiten.'' In: [[Ludwig Heilmeyer]] (Hrsg.): ''Lehrbuch der Inneren Medizin.'' 1961, S. 131.</ref>
* [[Anorexie|Appetitlosigkeit]], Müdigkeit, [[Übelkeit]], [[Erbrechen]] und [[Durchfall]]
 
In der Regel dauern die Symptome 7 bis 14 Tage an. Es können jedoch ein allgemeines Schwächegefühl und Appetitlosigkeit noch einige Wochen darüber hinaus auftreten.
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== Komplikationen ==
Das Gefährliche an der Influenza sind oftmals nicht die Viren selbst, sondern die bakterielle [[Sekundärinfektion]], die auf eine Grippeerkrankung folgen kann. Da der Organismus durch den Virus-Infekt bereits geschwächt ist, können [[Bakterien]] leichter in den Körper eindringen, sich vermehren und zu weiteren Krankheiten führen. Besonders häufig ist die Besiedelung der durch das Virus vorgeschädigten Luftwege mit [[Pneumokokken]]. Die dann entstehende Pneumokokken-Pneumonie kann vor allem bei Patienten mit chronischen Krankheiten und bei Älteren lebensgefährlich verlaufen. [[Pneumokokkenimpfung]]en in Verbindung mit Grippeimpfungen senken das Risiko von Pneumokokken-Pneumonien und tödlichen Verläufen im Vergleich zu Pneumokokken-Impfungen allein, zu Grippeimpfungen allein und zu Placebo.<ref name="Yin_ua_2018">Mingjuan Yin u.&nbsp;a.: ''Effectiveness and safety of dual influenza and pneumococcal vaccination versus separate administration or no vaccination in older adults: a meta-analysis''. In: ''Expert Rev Vaccines'', 2018 Jul, 17(7), S.&nbsp;653–663; [[doi:10.1080/14760584.2018.1495077]], PMID 29961353.</ref>
Als weitere Komplikationen kommen primär virusbedingte [[Lungenentzündung]]en (Influenzapneumonien), Gehirnentzündungen ([[Enzephalitis|Enzephalitiden]]), Entzündungen der Skelettmuskulatur ([[Myositis|Myositiden]]) sowie Herzmuskelentzündungen ([[Myokarditis|Myokarditiden]]) und [[Myokardinfarkt|Herzinfarkte]]<ref>Daniel M. Musher u.&nbsp;a.: ''Acute Infection and Myocardial Infarction.'' In: ''New England Journal of Medicine.'' Band 380, 2019, S. 171–176, [[doi:10.1056/NEJMra1808137]].</ref> vor. Sie treten in erster Linie bei Menschen mit einem [[Risikofaktor (Medizin)|Risikofaktor]] auf wie chronischen Herz-Lungen-Erkrankungen, Stoffwechselerkrankungen und Immundefekten und können innerhalb weniger Stunden ([[Krankheitsverlauf#Einteilung_nach_zeitlichem_Verlauf|perakut]]) zum Tod führen.
 
== Influenza und Schwangerschaft ==
Zeile 169:
 
== Diagnostik ==
Die Diagnostik erfolgt meistens aus einem Nasenabstrich aus der hinteren [[Nasenhöhle]] oder aus dem klassischen tiefen Rachenabstrich. Andere Untersuchungsflüssigkeiten sind [[Trachealsekret]], die [[Bronchoalveoläre Lavage]] (BAL), Nasenspülflüssigkeit, Rachenspülflüssigkeit oder das Blut.
* Direkter Erregernachweis in der [[Elektronenmikroskop]]ie oder [[Zellkultur]]
* Influenzaantikörper im Blut (erst ab der zweiten Krankheitswoche bedingt aussagekräftig), seltener [[breitneutralisierende Anti-IAV-Antikörper]]
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Da antivirale Substanzen nur in die Vermehrung der Viren eingreifen, können bereits im Körper befindliche Viren durch sie nicht inaktiviert oder an der Infektion weiterer Zellen gehindert werden. Dies hat zur Folge, dass der Erfolg einer antiviralen Therapie auch von der rechtzeitigen Einnahme abhängt. Liegt der Zeitpunkt des Auftretens der ersten Krankheitsanzeichen (Symptome) mutmaßlich länger als 48 Stunden zurück, ist die Beeinflussung des Krankheitsverlaufes durch diese Wirkstoffe nur noch minimal; daher wird die Einnahme dann nicht mehr empfohlen.
 
Bereits im Jahr 2009 waren resistente Virenstämme in Umlauf.<ref>''Influenza A virus resistance to oseltamivir and other antiviral medicines''. WHO, 4. Juni 2009.</ref> Saisonale Influenza-A/H1N1 ist zu 96 % gegen [[Oseltamivir]], zu 2 % gegen [[Amantadin]], nicht jedoch gegen [[Zanamivir]] resistent. Die pandemische Influenza-A/H1N1 hatte bisher nur in lokalen Einzelfällen die für die Resistenz gegen Oseltamivir verantwortliche Mutation H275Y.<ref>WHO: [httphttps://www.who.int/csr/don/2009_09_18/en/ ''Pandemic (H1N1) 2009 – update 66''.] Auf: ''who.int''.</ref>
Die Influenza-A/H3N2 hat eine fast 100-prozentige Resistenz gegen Amantadin, während Oseltamivir und Zanamivir noch wirksam sind.
Influenza-B ist bisher gegen keinen der Stoffe resistent.
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=== Vitamin D ===
[[Metaanalyse]]n haben ergeben, dass es bisher weder erwiesen ist, dass Infektionen mit dem Influenza-Virus oder gar klinisch manifeste Influenza-Erkrankungen durch [[Vitamin-D]]-Mangel begünstigt werden, noch dass die [[Substitutionstherapie|Substitution]] mit Vitamin D oder dessen aktiven Metaboliten das Risiko von beiden senkt.<ref>Alexandra Yamshchikov, Nirali Desai, Henry Blumberg, Thomas Ziegler, Vin Tangpricha: ''Vitamin D for Treatment and Prevention of Infectious Diseases: A Systematic Review of Randomized Controlled Trials.'' In: ''Endocrine Practice'', Band 15, Nr. 5, 2009, S. 438–449, [[doi:10.4158/EP09101.ORR]] ([httphttps://www.medscape.com/viewarticle/707434 Volltext]).</ref><ref>B. M. Gruber-Bzura: ''Vitamin D and Influenza-Prevention or Therapy?'' In: ''[[International Journal of Molecular Sciences]].'' Band 19, Nummer 8, August 2018, S.&nbsp;, [[doi:10.3390/ijms19082419]], PMID 30115864, {{PMC|6121423}} (Review).</ref> Dennoch werden Vitamin-D-haltige [[Nahrungsergänzungsmittel]] als möglicher Schutz vor Grippe beworben.<ref>{{Internetquelle |autor=Jana Meixner |url=https://www.medizin-transparent.at/vitamin-d-und-das-immunsystem-was-stimmt/ |titel=Unterstützt Vitamin D das Immunsystem gegen Erkältungen, Grippe & Co? |werk=[[Medizin transparent]] |datum=2020-04-16 |abruf=2021-09-25 |sprache=de}}</ref>
 
== Historisches ==
Zeile 252:
Die im Deutschen geläufige „Grippe“ wurde vermutlich Ende des 18. Jahrhunderts aus dem Französischen entlehnt, wo „la grippe“ sich von „gripper“ (greifen, packen) ableitet, mit dem Hintergrund, dass diese Krankheit einen plötzlich packt oder ergreift. Das Wort „gripper“ wiederum geht auf die gleiche germanische Wurzel zurück wie das deutsche „greifen“ ([[Gotische Sprache|gotisch]] „greipan“; [[Althochdeutsche Sprache|althochdeutsch]] „grîfan“). Möglich ist auch eine Ableitung vom russischen „chrip“ (хрип, Röcheln).<ref name="Manfred Vasold, Grippe, S. 512" /><ref>''Duden – Deutsches Universalwörterbuch.'' Dudenverlag, 2015, ISBN 978-3-411-91171-4, S. 757.</ref><ref>{{Deutsches Wörterbuch |Lemma=grippe |Wortart= |Band=9 |Sp=382}}</ref>
 
Die österreichische ''Tageszeitung'' beschrieb 1889 eine ganz Europa durchziehende sogenannte [[Russische Grippe (1889–1895)|„Russische Grippe“]], bei der es sich eventuell um eine Coronavirus-Pandemie handelte<ref name="Eva Stanzl, wienerzeitung.at, Covid könnte sich zu Schnupfen entwickeln">{{Internetquelle |autor=Eva Stanzl |url=https://www.tagblatt-wienerzeitung.at/nachrichten/wissen/mensch/2088763-Covid-koennte-sich-zu-Schnupfen-entwickeln.html |titel=Coronavirus – Covid könnte sich zu Schnupfen entwickeln |abruf=2021-09-17 |sprache=de}}</ref>, so (die Existenz von Viren war damals noch nicht bekannt):
 
{{Zitat
Zeile 268:
 
In der [[Europäische Union|EU]] (und assoziierten Staaten) sammelt das Programm [[European Influenza Surveillance Scheme]] (EISS) Landesdaten zu Influenzaerkrankungen und wertet diese wöchentlich aus.
Schon 2012 gelang es [[Google LLC|Google]], anhand des [[Internetsurfen|Surfverhaltens im Internet]] die Höhepunkte einiger regionaler Grippewellen in den [[Vereinigte Staaten|USA]] akkurat vorauszusagen.<ref>[httphttps://www.sueddeutsche.de/gesundheit/influenza-google-verbessert-vorhersage-von-grippewellen-1.1834801 ''Google verbessert Vorhersage von Grippewellen''.] In: ''[[Süddeutsche Zeitung]].'' vom 4. Dezember 2013; abgerufen am 11. Juni 2015.</ref>
 
Im Winter 2020/21 gab es erstmals seit 1992 praktisch keine Grippewelle, vermutlich weil wegen der weltweiten [[COVID-19-Pandemie]] viele Menschen Masken trugen und die [[AHA-RegelnFormel]] praktizierten. In Deutschland gab es nur 519 im Labor bestätigte Grippe-Fälle.<ref>[https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/robert-koch-institut-grippe-saison-in-deutschland-ausgefallen-a-59168f83-bbf4-470a-a8c8-e4e976f15dec ''Grippe-Saison in Deutschland ausgefallen''.] [[Spiegel Online]].</ref>
 
Artikel zu Grippe-Epidemien und -Pandemien in der Wikipedia:
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Todesursachen werden in zahlreichen Ländern von den statistischen Institutionen entsprechend der internationalen [[Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme|Statistik-Klassifikation für Krankheiten]] erfasst, welche derzeit in der Fassung ICD-10 vorliegt. Die Klassifikation unterscheidet bei der Grippe zwischen Fällen mit Virusnachweis (Code J10), im Allgemeinen durch virologische Untersuchungen im Labor ermittelt, und Fällen ohne Virusnachweis (Code J11), aufgrund einer ärztlichen Diagnose.
 
In der [[Todesursachenstatistik]] wird das vom Arzt eingetragene Grundleiden, aber nicht die „unmittelbare Todesursache“ oder die „mit zum Tode führende Krankheit“ gezählt. Deshalb können durch Influenza mitverursachte Todesfälle nicht aufgrund der Todesursachenstatistik gezählt werden. Bei der Ermittlung der influenzabedingten Sterblichkeit wird ein Ansatz der Berechnung der [[Übersterblichkeit]] in den Wochen oder Monaten mit Influenzazirkulation verwendet. Durch die Differenz der tatsächlichen zur erwarteten Sterblichkeit werden dann die influenzabedingten Todesfälle berechnet.<ref>U. Buchholz: [httphttps://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/I/Influenza/PK_AGI_influenzabedingte-Todesfaelle.ppt?__blob=publicationFile ''Vortrag: Neue Berechnungen zur jährlichen Zahl influenzabedingter Todesfälle''.] [[Robert Koch-Institut]], 27. September 2005.</ref> Wenn eine Grippewelle auftritt, dann geht die Zahl der tatsächlich auftretenden Todesfälle über das zu Erwartende hinaus. Auf diese Weise wurden in Deutschland zum Beispiel für die Wintersaison 1995/96 etwa 30.000 zusätzliche Todesfälle und für die Wintersaison 2012/2013 die Zahl von 29.000 Fällen ermittelt.<ref>[httphttps://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2015/Ausgaben/03_15.pdf?__blob=publicationFile ''Aktualisierung der der Influenza zugeschriebenen Mortalität, bis einschließlich der Saison 2012/2013''.] (PDF; 307&nbsp;kB). In: ''Epidemiologisches Bulletin.'' Nr. 3, 19. Januar 2015, S.&nbsp;17–20.</ref> Seit der Jahrtausendwende gab es aber auch acht Winter ohne belegbare Übersterblichkeit.<ref name="Spiegel-48/2018" /> Das [[Bundesamt für Statistik]] berechnete für die Schweiz in den ersten drei Monaten des Jahres 2015 eine Übersterblichkeit von 2200 Todesfällen oder 17 Prozent, die es auf die gleichzeitig in der Schweiz ablaufende Grippewelle zurückführte.<ref name="Tagesanzeiger">Felix Straumann: [httphttps://www.tagesanzeiger.ch/wissen/medizin-und-psychologie/Grippewelle-mit-vielen-Todesfaellen/story/14612365 ''Grippewelle mit vielen Todesfällen''.] In: ''Tages-Anzeiger.'' 12. Mai 2015; abgerufen am 16. Februar 2018.</ref><ref>{{Webarchiv |url=http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/news/medienmitteilungen.html?pressID=10146 |text=Medienmitteilung des Bundesamts für Statistik |wayback=20150519105501}} vom 11. Mai 2015.</ref>
 
Diese Berechnungen stellen Schätzungen dar. Sie differenzieren nicht zwischen Todesfällen infolge von Grippe, von grippeähnlichen Viruserkrankungen oder wegen sekundärer Lungenentzündungen. Auch Infektionen mit dem [[Respiratory-Syncytial-Virus]] (RSV) können mit Influenzawellen überlappen. Eine Studie aus den USA legt nahe, dass es in diesem Fall deutlich mehr Todesfälle durch Influenza gibt; die [[Übersterblichkeit]] durch Influenza sei dreimal so hoch wie die durch RSV.<ref>W. Thompson, D. K. Shay, E. Weintraub, L. Brammer, N. Cox, L. Anderson, K. Fukuda: ''Mortality associated with influenza and respiratory syncytial virus in the United States.'' In: ''[[Journal of the American Medical Association|JAMA]].'' 2003, Band 289, Nr. 2, 2003, S. 179–186, [[doi:10.1001/jama.289.2.179]].</ref> Betroffen sind in der Regel chronisch kranke, ältere Menschen, welche durch die zusätzliche Belastung einer Grippeerkrankung gefährdet sind.<ref name="Tagesanzeiger" />
 
Die in der Todesursachenstatistik direkt gezählten Influenzatodesfälle sind dagegen unerheblich. Das [[Statistisches Bundesamt|Statistische Bundesamt]] in Deutschland ermittelte für die Zeit zwischen 1998 und 2007 jährlich zwischen 3 und 34 Fälle mit Virusnachweis (J10) und zwischen 63 und 330 jährlich ohne (J11).<ref>[http://www.gbe-bund.de/ ''Anzahl der Sterbefälle ab 1998 nach Region, Alter, Geschlecht, Nationalität.''] / Tabelle auf: [http://www.gbe-bund.de/ gbe-bund.de] Suchbegriffe: „Influenza Todesursache“, Ad-hoc-Tabelle: „Sterbefälle (ab 1998)“.</ref> Nach Angaben des Bundesamtes für Statistik Österreich starben zwischen 1998 und 2007 zwischen 6 und 145 Menschen an der Grippe (J10-J11).<ref name="BSO_Ab1970">Statistik Austria: [httphttps://www.statistik.at/web_de/statistiken/gesundheit/todesursachen/todesursachen_im_ueberblick/021985.html ''Gestorbene insgesamt ab 1970 nach Todesursachen.''] Auf: ''statistik.at''.</ref> In der Schweiz wurden zwischen 1998 und 2006 zwischen 8 und 129 Menschen direkte Grippetodesfälle gezählt (J10-J11).<ref name="BSS_Sterblichkeit">[https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home.html ''Todesursachenstatistik, Ursachen der Sterblichkeit.''] Bundesamt für Statistik in der Schweiz, Thema eingeben: 14.2.5 Sterblichkeit, Todesursachen.</ref>
 
Eine von der WHO durchgeführte Studie aus dem Jahr 2017 schätzte die weltweiten jährlichen Todesfälle, die eine Folge von durch die Grippe verursachten Erkrankungen der Atemwege sind, auf 290.000 bis 650.000. Todesfälle treten vor allem innerhalb der Risikogruppen auf.<ref name=":0" /><ref>{{Internetquelle |url=https://www.who.int/news-room/detail/14-12-2017-up-to-650-000-people-die-of-respiratory-diseases-linked-to-seasonal-flu-each-year |titel=Up to 650 000 people die of respiratory diseases linked to seasonal flu each year |werk=World Health Organisation (WHO) |hrsg=World Health Organisation (WHO) |datum=2017-12-14 |abruf=2020-04-02 |sprache=en}}</ref>
 
== Meldepflicht ==
In Deutschland ist eine „[[Zoonose|zoonotische]] Influenza“ eine [[Meldepflichtige Krankheit#Deutschland|meldepflichtige Krankheit]] nach {{§|6|ifsg|juris}} Absatz 1 des [[Infektionsschutzgesetz]]es. Die namentliche Meldepflicht besteht bei Verdacht, Erkrankung und Tod. Meldepflichtig ist die zoonotische Influenza nach dem Recht Deutschlands durch das Masernschutzgesetz seit dem 1.&nbsp;März 2020.<ref>{{Internetquelle |url=httphttps://www.bgbl.de/xaver/bgbl/start.xav?startbk=Bundesanzeiger_BGBl&jumpTo=bgbl120s0148.pdf |titel=Gesetz für den Schutz vor Masern und zur Stärkung der Impfprävention (Masernschutzgesetz) |titelerg=Artikel 1 : Änderung des Infektionsschutzgesetzes |werk=BGBl. I S. 148 |datum=2020-02-13 |abruf=2020-03-14 |format=PDF |sprache=de}}</ref> Nach dem Recht Sachsens besteht eine namentliche Meldepflicht bezüglich Erkrankung und Tod an ''Influenza''.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.revosax.sachsen.de/vorschrift_gesamt/1307/31906.html |titel=Verordnung des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz über die Erweiterung der Meldepflicht für übertragbare Krankheiten und Krankheitserreger nach dem Infektionsschutzgesetz |titelerg=Vollzitat: Verordnung des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz über die Erweiterung der Meldepflicht für übertragbare Krankheiten und Krankheitserreger nach dem Infektionsschutzgesetz vom 3. Juni 2002 (SächsGVBl. S. 187), die zuletzt durch die Verordnung vom 9. November 2012 (SächsGVBl. S. 698) geändert worden ist |werk=revosax.sachsen.de |hrsg=Staatsministerin für Soziales |abruf=2020-11-16 |kommentar=Fassung gültig ab: 16. Dezember 2012}}</ref>
 
In Österreich sind „Infektionen mit dem Influenzavirus A/H5N1 oder einem anderen Vogelgrippevirus“ [[Meldepflichtige Krankheit#Österreich|anzeigepflichtige Krankheiten]] gemäß {{§|1|EPIDEMIEGESETZ|RIS-B|DokNr=NOR40185444}} Abs.&nbsp;1 ''Epidemiegesetz 1950''. Die Meldepflicht bezieht sich auf Verdachts-, Erkrankungs- und Todesfälle.
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== Weblinks ==
{{Commonscat|Influenza|Influenzaaudio=1|video=1}}
{{Wiktionary}}
{{Wiktionary|Grippe}}