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„Archäologie“ – Versionsunterschied – Wikipedia
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Obwohl die Archäologie eine verhältnismäßig junge [[Wissenschaft]] ist, ist es kaum mehr möglich, alle Zeiträume zu überblicken, so dass sich verschiedene Fachrichtungen herausbildeten. Dabei können die Epochen regional unterschiedlich datiert sein, teilweise sind sie nicht überall dokumentierbar.<ref>Vgl. M. K. H. Eggert: ''Archäologie: Grundzüge einer Historischen Kulturwissenschaft'', Tübingen/Basel 2006, UTB 2728</ref> Neben der Orientierung an Epochen (z.&nbsp;B. [[Mittelalterarchäologie]]) oder Regionen (z.&nbsp;B. [[Vorderasiatische Archäologie]]) gibt es auch die Spezialisierung auf bestimmte Themengebiete (z.&nbsp;B. [[Christliche Archäologie]], [[Rechtsarchäologie]], [[Industriearchäologie]]).
 
Die Archäologie untersucht Quellen unterschiedlicher Art. In der [[Vor- und Frühgeschichte]] hat man es hauptsächlich mit materieller Kultur zu tun, in der [[Frühgeschichte]] wird auch auf Schriftquellen zurückgegriffen. Diese stehen für Archäologen im Gegensatz zu Wissenschaftlern anderer Teildisziplinen der [[Geschichtswissenschaft]] aberjedoch nicht im Mittelpunkt.
 
Auch Erkenntnisse zur Klima- und Umweltgeschichte, zur Ernährung oder zur Datierung von Funden tragen zur Rekonstruktion vergangener Kulturen bei.
 
== Forschungsgeschichte ==
 
=== Anfänge der Altertumsforschung in Europa ===
In Europa entwickelte sich die Archäologie um 1450, weil man Zeugnisse für die in den Quellen der Antike geschilderten Ereignisse finden wollte.<ref>Hansjürgen Müller-Beck: ''Die Steinzeit – Der Weg der Menschen in die Geschichte.'' C.H. Beck, München 2008, S. 22.</ref> [[Cyriacus von Ancona]] (* um 1391; † um 1455), ein italienischer Kaufmann und [[Renaissance-Humanismus|Humanist]], gilt als einer der Gründungsväter der modernen Klassischen Archäologie.<ref>{{Literatur |Autor=Andreas Grüner |Titel=Archäologie als Kapital – Die medialen Strategien des Cyriacus von Ancona (1390–1452) |Sammelwerk=Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst |Band=63.2012 |Datum=2012-01-01 |Seiten=7–36 |Online=[http://www.digizeitschriften.de/dms/resolveppn/?PID=PPN523132190_2012_63%7CLOG_0008 digizeitschriften.de] |Abruf=2016-12-13}}</ref>
 
Die in der [[Renaissance]] einsetzende Wiedergeburt klassisch-antiker Gelehrsamkeit führte im 15. und 16. Jahrhundert zu einem gesteigerten Interesse an griechischen und römischen Altertümern und zu einer Welle der Sammelleidenschaft bezüglich antiker Kunstgegenstände. Doch auch weniger reisefreudige Gelehrte begannen, sich für die vorhandenen Zeugnisse vergangener Zeiten zu interessieren.
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[[Datei:Howard carter.jpg|mini|hochkant|Howard Carter, 1924]]
[[Datei:Barzan.jpg|mini|Luftbildarchäologie: Grundriss eines gallo-römischen Lagerhauses]]
 
In Ägypten leistete ab 1880 [[Flinders Petrie|Sir William Matthew Flinders Petrie]] (1853–1942) als Forscher und Ausgräber Pionierarbeit. Ein Meilenstein der archäologischen Forschung sind seine ''Methoden und Ziele der Archäologie'', die er 1904 veröffentlichte. Darin legte Flinders Petrie vier Prinzipien dar:
# Sorgfalt im Umgang mit den Monumenten, die man ausgräbt und Rücksichtnahme auf potenzielle künftige Ausgräber
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Seit dem 20. Jahrhundert greift die Archäologie vermehrt auf naturwissenschaftliche Methoden zurück. Dazu gehören die 1949 entwickelte [[Radiokohlenstoffdatierung|<sup>14</sup>C-Datierung]] zur Datierung von organischen Stoffen und die [[Strontiumisotopenanalyse]] zur Erforschung der [[Migration (Soziologie)|Wanderbewegungen]] der ur- und frühzeitlichen Menschen. Auch Methoden der [[Fernerkundung]] wurden immer stärker bei archäologischen Forschungen angewandt. Die Archäologie hat sich zur Verbundwissenschaft entwickelt. Die Erforschung der 1991 in den [[Ötztaler Alpen]] gefundenen vorgeschichtlichen Leiche ([[Ötzi|Similaun-Mann/Ötzi]]) ist hierfür beispielhaft. Mit Hilfe der [[DNA-Analyse]] konnten weltweit erstmals die Verwandtschaftsbeziehungen von 40 Individuen aus einer bronzezeitlichen Begräbnisstätte in der [[Lichtensteinhöhle]] rekonstruiert werden.
 
Die [[New Archaeology]] der 1960er Jahre brachte die Forderung, Erkenntnisse aus [[Lebenswissenschaft]]en in die Archäologie einzuführen. Das Konzept der [[Tragfähigkeit (Ökologie)|Tragfähigkeit]] stammt aus der Ökologie und wurde angewandt, um Fragen von Bevölkerungsdichte und Siedlungsentwicklung zu untersuchen. [[Optimal Foraging]] konnte Reaktionen auf Klimaveränderungen gleichermaßen erklären, wie jahreszeitliche Wanderungen und Landnutzungsformen. Zudem wurden mathematische Simulationen und [[Modell#Modellbildung|Modellbildungen]]bildungen und computergestützte [[Geoinformationssystem]]e als Methoden in die Archäologie eingebracht. Die New Archaeology war besonders im angelsächsischen Kulturraum stark entwickelt und konnte sich im deutschen Sprachraum nie durchsetzen. Als Grund gilt, dass in der angelsächsischen Tradition die Archäologie traditionell zur [[Anthropologie]] gehört, nicht zu den Geschichts- oder Kulturwissenschaften.
 
Als Antwort auf die New Archaeology entstand in den 1980er Jahren die [[Postprozessuale Archäologie]], die Methoden aus den Kultur- und Sozialwissenschaften stärker in den Vordergrund rückte. Ein Kernbegriff ist die aus der Soziologie stammende [[Agency (Soziologie)|Agency]], die Handlungsmotive und -optionen betrachtet. Berücksichtigt man zusätzlich die inhärente Subjektivität jeglicher Interpretation einer Kultur, von der nur die materiellen Artefakte erhalten sind, setzen postprozessuale Archäologen auf [[Hermeneutik|hermeneutische]] einerseits und selbstreflektierende Praktiken andererseits. Heutige Nachfahren der zu untersuchenden Kulturen werden gleichermaßen in die Arbeit der Archäologen einbezogen, wie bislang vernachlässigte soziale Perspektiven.
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: Die Vorderasiatische Archäologie steht in enger Verbindung zur [[Biblische Archäologie|Biblischen Archäologie]], welche die Siedlungs- und Kulturgeschichte Palästinas erforscht und der [[Ägyptologie]], da in manchen Epochen Ägypten das Gebiet des heutigen Israel und Libanon beherrschte, sich zu anderen Zeiten orientalische Reiche Ägypten einverleibten.
 
* Archäologie der Neuen Welt, ein Teilgebiet der [[Altamerikanistik]]
 
=== Spezialgebiete ===
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{{Hauptartikel|Ausgrabung}}
[[Datei:Archäologie schichtengrabung.jpg|mini|300px|Beispiel eines archäologischen Profils (Augsburg, Inneres Pfaffengässchen)]]
 
Die meisten Fundplätze werden heute durch Baumaßnahmen entdeckt. Über [[Notgrabung]]en, auch Rettungsgrabungen genannt, versucht die archäologische Denkmalpflege diese [[Befund (Archäologie)|Befunde]] vor ihrer endgültigen Zerstörung auszuwerten.
Seltener sind Forschungsgrabungen, bei denen unter primär wissenschaftlichen Interessen Fundplätze zur Grabung ausgewählt und ohne äußeren Zeitdruck untersucht werden können.
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{{Hauptartikel|Altersbestimmung (Archäologie)|titel1=Altersbestimmung}}
[[Datei:Dendrochronologie.jpg|mini|[[Dendrochronologie]]: Zur Datierung von Holz dient ein „Kalender“ der Jahresringe.]]
 
Ein Schwerpunkt der Fundanalyse ist die [[Datierung]] der [[Befund (Archäologie)|Befunde]] (z.&nbsp;B. Grab) anhand der [[Archäologischer Fund|Funde]] (z.&nbsp;B. [[Grabbeigabe]]). Bei der Altersbestimmung wird zwischen [[Absolute Chronologie|absoluter Chronologie]] und [[Relative Chronologie|relativer Chronologie]] unterschieden.
 
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== Archäologie in Deutschland ==
In Deutschland gehört die archäologische Denkmalpflege ([[Bodendenkmalpflege]]) zu den Aufgaben der Bundesländer (siehe auch [[Liste der amtierenden deutschen Landesarchäologen|Landesarchäologe]]), meist als eigener Fachbereich innerhalb des [[Denkmalamt]]es organisiert. Größere Städte haben oft eine eigene [[Stadtarchäologie]]. Die Mehrzahl der Grabungen wird heute im Rahmen denkmalpflegerischer Notgrabungen entweder von den betreffenden Ämtern selbst oder im Rahmen der Firmenarchäologie von beauftragten Spezialfirmen durchgeführt. Gezielte Forschungsgrabungen sind die Ausnahme, da unnötige Bodeneingriffe auch hier vermieden werden und eine Finanzierung nur über Drittmittel möglich ist. Mehrere Institutionen fördern Forscher und Projekte durch [[Liste von Archäologiepreisen|Archäologiepreise]]. Ein wichtiger Geldgeber für Forschungsgrabungen ist die [[Deutsche Forschungsgemeinschaft]].
 
Deutsche Grabungen im Ausland werden hingegen im Rahmen von Forschungsprojekten der Universitäten, des [[Deutsches Archäologisches Institut|Deutschen Archäologischen Instituts]] oder des [[Römisch-Germanisches Zentralmuseum|Römisch-Germanischen Zentralmuseums]] durchgeführt.
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=== Archäologie in Amerika ===
{{Hauptartikel|Archäologie in Nordamerika}}
 
Die Archäologie gehört in Amerika zur [[Anthropologie]] (Völkerkunde) und hat aus diesem Grund eine völlig andere Ausrichtung als die europäische Forschung. Dies folgt vor allem aus dem Umstand, dass zum Zeitpunkt der Besiedlung der neuen Welt zuerst ethnographische Untersuchungen an noch existierenden Ureinwohnern stattfanden. Die eher spärlichen präkolumbischen Funde sind ein weiterer Grund für den in der Erforschung kultureller Prozesse liegenden Schwerpunkt amerikanischer Archäologie.
 
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=== Wörterbücher und Enzyklopädien ===
* [[Andrea Gorys]]: ''Wörterbuch Archäologie'', CD-ROM, [[Directmedia Publishing]], Berlin 2004, ISBN 978-3-89853-482-6.
* Eric M. Meyers (Hrsg.): ''The Oxford Encyclopedia of Archaeology in the Near East.'' 5 Bände. New York/ Oxford 1997.
* [[Heinrich Otte (Pfarrer)|Heinrich Otte]]: ''Archäologisches Wörterbuch zur Erklärung der in den Schriften über christliche Kunstalterthümer vorkommenden Kunstausdrücke: Deutsch, Lateinisch, Französisch und Englisch.'' Leipzig 1877, Reprint der Originalausgabe durch Reprint-Verlag Leipzig 2001, ISBN 3-8262-1513-3.
 
=== Online-Publikationen ===
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* [http://www.ag-caa.de/ AG Computeranwendungen und Quantitative Methoden in der Archäologie]
* [http://araf.studiumdigitale.uni-frankfurt.de/ Arbeitsgruppe „Archäologie und Archäobotanik Afrikas“] im Institut für Archäologische Wissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt
* [http://www.archaeologie-krefeld.de/ WebseiteWebsite zur Bodendenkmalpflege in Krefeld]
* [http://www.dasv-ev.org/ Dachverband Archäologischer Studierendenvertretungen]
* [http://www.grabungsfirmen.at/ Liste der in Österreich tätigen Grabungsfirmen und Institutionen]