„Tongern“ – Versionsunterschied

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== Geografie ==
== Geografie ==
Tongeren liegt im Süden der belgischen [[Provinz Limburg (Belgien)|Provinz Limburg]], etwa 15 km nördlich von [[Lüttich]], 15 km westlich von [[Maastricht]] und ungefähr 20 km südlich von [[Hasselt (Belgien)|Hasselt]].
Tongern liegt im Süden der belgischen [[Provinz Limburg (Belgien)|Provinz Limburg]], etwa 15 km nördlich von [[Lüttich]], 15 km westlich von [[Maastricht]] und ungefähr 20 km südlich von [[Hasselt (Belgien)|Hasselt]].


== Geschichte ==
== Geschichte ==
[[Bild:Ambiorix.jpg|miniatur|hochkant|links|Denkmal des [[Ambiorix]]]]
[[Bild:Ambiorix.jpg|miniatur|hochkant|links|Denkmal des [[Ambiorix]]]]
Das antike ''Aduatuca Tungrorum'' ist wohl nicht identisch mit dem befestigten Platz [[Aduatuca]], bei dem [[Quintus Titurius Sabinus]], ein Feldherr [[Gaius Iulius Caesar|Caesars]], 54 v. Chr. eine empfindliche Niederlage gegen die von [[Ambiorix]] geführten [[Eburonen]] erlitt und fiel. Während der Regierungszeit von Kaiser [[Augustus]] entstand um 15 v. Chr. auf dem Gebiet des heutigen Tongeren ein [[römisches Militärlager]] und in dessen Nähe bald darauf eine zivile Siedlung. ''Aduatuca Tungrorum'' wurde Hauptort der [[Tungerer]] und der römischen ''Civitas Tungrorum''. Gegen Ende der Herrschaft des Augustus wurde das Militärlager aufgegeben, doch der Ort blieb ein wichtiges Handelszentrum. Während der Revolte des [[Iulius Civilis]] 69/70 n. Chr. scheint ''Aduatuca Tungrorum'' zerstört worden zu sein, wurde aber bald wieder aufgebaut. Es entwickelte sich zu einem wichtigen Straßenknotenpunkt und zum nach [[Köln]] bedeutendsten Ort der Provinz ''[[Germania inferior]]''. [[Trajan]] oder [[Hadrian (Kaiser)|Hadrian]] ließ es von einer Mauer von etwa 4,5 km Umfang umgeben. Um 275 plünderten [[Franken (Volk)|Franken]] die Stadt. Nach deren Vertreibung legten die Römer eine neue, aber deutlich kleinere Umfassungsmauer an. Die Stadt kam nun zur Provinz ''[[Germania secunda]]''. 451 wurde sie vielleicht während des Einfalls [[Attila]]s von den [[Hunnen]] zerstört. Jedenfalls endete kurz nach diesem Zeitpunkt die römische Periode in Tongeren. Reste der im 2. Jahrhundert errichteten Stadtmauer, ferner von Häusern, eines Heiligtum und eines [[Aquädukt]]s sowie viele Gräber blieben erhalten.<ref>{{PECS|atuatuca-tungrorum|Atuatuca Tungrorum|S. J. de Laet}}</ref>
Das antike ''Aduatuca Tungrorum'' ist wohl nicht identisch mit dem befestigten Platz [[Aduatuca]], bei dem [[Quintus Titurius Sabinus]], ein Feldherr [[Gaius Iulius Caesar|Caesars]], 54 v. Chr. eine empfindliche Niederlage gegen die von [[Ambiorix]] geführten [[Eburonen]] erlitt und fiel. Während der Regierungszeit von Kaiser [[Augustus]] entstand um 15 v. Chr. auf dem Gebiet des heutigen Tongern ein [[römisches Militärlager]] und in dessen Nähe bald darauf eine zivile Siedlung. ''Aduatuca Tungrorum'' wurde Hauptort der [[Tungerer]] und der römischen ''Civitas Tungrorum''. Gegen Ende der Herrschaft des Augustus wurde das Militärlager aufgegeben, doch der Ort blieb ein wichtiges Handelszentrum. Während der Revolte des [[Iulius Civilis]] 69/70 n. Chr. scheint ''Aduatuca Tungrorum'' zerstört worden zu sein, wurde aber bald wieder aufgebaut. Es entwickelte sich zu einem wichtigen Straßenknotenpunkt und zum nach [[Köln]] bedeutendsten Ort der Provinz ''[[Germania inferior]]''. [[Trajan]] oder [[Hadrian (Kaiser)|Hadrian]] ließ es von einer Mauer von etwa 4,5 km Umfang umgeben. Um 275 plünderten [[Franken (Volk)|Franken]] die Stadt. Nach deren Vertreibung legten die Römer eine neue, aber deutlich kleinere Umfassungsmauer an. Die Stadt kam nun zur Provinz ''[[Germania secunda]]''. 451 wurde sie vielleicht während des Einfalls [[Attila]]s von den [[Hunnen]] zerstört. Jedenfalls endete kurz nach diesem Zeitpunkt die römische Periode in Tongern. Reste der im 2. Jahrhundert errichteten Stadtmauer, ferner von Häusern, eines Heiligtum und eines [[Aquädukt]]s sowie viele Gräber blieben erhalten.<ref>{{PECS|atuatuca-tungrorum|Atuatuca Tungrorum|S. J. de Laet}}</ref>


Die Stadt war schon seit dem Anfang des 4. Jahrhunderts Sitz eines [[Titularbistum Tongres|Bischofs]] gewesen, der um 595 nach [[Maastricht]] und 718/19 nach [[Bistum Lüttich|Lüttich]] übersiedelte.<ref>[[Michael Erbe]]: ''Belgien, Niederlande, Luxemburg'', Kohlhammer, Stuttgart 1993, ISBN 3-17-010976-6, S. 33.</ref> 881 wurde Tongeren von den [[Normannen]] gebrandschatzt.<ref>Michael Erbe: ''Belgien, Niederlande, Luxemburg'', S. 34.</ref> Die weitgehend zerstörte Stadt entstand dann im 10. Jahrhundert neu, kam an den Bischof [[Notger von Lüttich]] und gehörte bis zum Ende des [[Ancien Régime]] zum [[Fürstbistum Lüttich]]. 1401 und 1553 wüteten hier [[Pest]]epidemien. 1677 wurde Tongeren von Truppen [[Ludwig XIV.|Ludwigs XIV.]] niedergebrannt.<ref>''Tongres''. In: ''La grande encyclopédie'', Bd. 31, S. 160.</ref>
Die Stadt war schon seit dem Anfang des 4. Jahrhunderts Sitz eines [[Titularbistum Tongres|Bischofs]] gewesen, der um 595 nach [[Maastricht]] und 718/19 nach [[Bistum Lüttich|Lüttich]] übersiedelte.<ref>[[Michael Erbe]]: ''Belgien, Niederlande, Luxemburg'', Kohlhammer, Stuttgart 1993, ISBN 3-17-010976-6, S. 33.</ref> 881 wurde Tongern von den [[Normannen]] gebrandschatzt.<ref>Michael Erbe: ''Belgien, Niederlande, Luxemburg'', S. 34.</ref> Die weitgehend zerstörte Stadt entstand dann im 10. Jahrhundert neu, kam an den Bischof [[Notger von Lüttich]] und gehörte bis zum Ende des [[Ancien Régime]] zum [[Fürstbistum Lüttich]]. 1401 und 1553 wüteten hier [[Pest]]epidemien. 1677 wurde Tongern von Truppen [[Ludwig XIV.|Ludwigs XIV.]] niedergebrannt.<ref>''Tongres''. In: ''La grande encyclopédie'', Bd. 31, S. 160.</ref>


== Stadtteile ==
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* [[Koninksem]]
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* [[Lauw (België)|Lauw]]
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* [[Mal (Tongeren)|Mal]]
* [[Mal (Tongern)|Mal]]
* [[Neerrepen]]
* [[Neerrepen]]
* [[Nerem (Tongeren)|Nerem]]
* [[Nerem (Tongern)|Nerem]]
* [[Overrepen]]
* [[Overrepen]]
* [[Piringen]]
* [[Piringen]]
* [[Riksingen]]
* [[Riksingen]]
* [[Rutten (België)|Rutten]]
* [[Rutten (België)|Rutten]]
* [[Sluizen (Tongeren)|Sluizen]]
* [[Sluizen (Tongern)|Sluizen]]
* [[Vreren]] (frz. Frères)
* [[Vreren]] (frz. Frères)
* [[Widooie]]
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== Sehenswürdigkeiten ==
== Sehenswürdigkeiten ==
[[Datei:Tongeren Romeinse wallen.jpg|mini|Römische Mauer]]
[[Datei:Tongeren Romeinse wallen.jpg|mini|Römische Mauer]]
[[Datei:Tongeren Basilika.jpg|mini|[[Liebfrauenbasilika (Tongern)|Liebfrauenbasilika]] in Tongeren]]
[[Datei:Tongeren Basilika.jpg|mini|[[Liebfrauenbasilika (Tongern)|Liebfrauenbasilika]] in Tongern]]
'''Museen'''
'''Museen'''
* ''[[Gallo-Römisches Museum Tongeren]]:'' Das römische Museum wurde vom "The European Museum Forum" zum "[[Europäisches Museum des Jahres|Europäischen Museum des Jahres 2011]]"<ref> Archäologie in Deutschland Heft 4/2011 S. 71</ref> gekürt.
* ''[[Gallo-Römisches Museum Tongern]]:'' Das römische Museum wurde vom "The European Museum Forum" zum "[[Europäisches Museum des Jahres|Europäischen Museum des Jahres 2011]]"<ref> Archäologie in Deutschland Heft 4/2011 S. 71</ref> gekürt.
* ''Ehemaliges Gefängnis:'' Der Bau des ehemaligen Gefängnisses ist für das Publikum geöffnet und gibt Einblick in das „Leben hinter Mauern“ zwischen 1880 und 2005.
* ''Ehemaliges Gefängnis:'' Der Bau des ehemaligen Gefängnisses ist für das Publikum geöffnet und gibt Einblick in das „Leben hinter Mauern“ zwischen 1880 und 2005.
* [[Liebfrauenbasilika_(Tongern)|Teseum]]: Museum der Liebfrauenbasilika (Schatzkammer und Archäologische Ausgrabungen).
* [[Liebfrauenbasilika_(Tongern)|Teseum]]: Museum der Liebfrauenbasilika (Schatzkammer und Archäologische Ausgrabungen).
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* ''Erste Römische Mauer'', gebaut im 2. Jahrhundert n. Chr., von ihrer ursprünglichen Länge von 4.544&nbsp;m sind noch etwa 1.500&nbsp;m erhalten.
* ''Erste Römische Mauer'', gebaut im 2. Jahrhundert n. Chr., von ihrer ursprünglichen Länge von 4.544&nbsp;m sind noch etwa 1.500&nbsp;m erhalten.
* ''Zweite Römische Mauer'', im 4. Jahrhundert n. Chr. zur Verteidigung gegen die [[Franken (Volk)|Franken]] gebaut, umschloss ein wesentlich kleineres Areal als die erste. Von dieser Mauer haben sich keine oberirdischen Reste erhalten.
* ''Zweite Römische Mauer'', im 4. Jahrhundert n. Chr. zur Verteidigung gegen die [[Franken (Volk)|Franken]] gebaut, umschloss ein wesentlich kleineres Areal als die erste. Von dieser Mauer haben sich keine oberirdischen Reste erhalten.
* ''Mittelalterliche Mauer:'' die Mauer, umgibt das Zentrum Tongerens und datiert aus der Zeit von 1257–1264. Sie wurde auf römischen Fundamenten gebaut und ist heute noch erhalten
* ''Mittelalterliche Mauer:'' die Mauer, umgibt das Zentrum Tongerns und datiert aus der Zeit von 1257–1264. Sie wurde auf römischen Fundamenten gebaut und ist heute noch erhalten
* ''Standbild des [[Ambiorix]]:'' Das bekannteste Denkmal Tongerens zeigt den belgischen Nationalhelden Ambiorix.
* ''Standbild des [[Ambiorix]]:'' Das bekannteste Denkmal Tongerns zeigt den belgischen Nationalhelden Ambiorix.
* ''[[Beginenhof|Begijnhof]]:'' aus dem 13. Jahrhundert
* ''[[Beginenhof|Begijnhof]]:'' aus dem 13. Jahrhundert
* ''Moerenpoort:'' Waffenmuseum, befindet sich in historischem Stadttor
* ''Moerenpoort:'' Waffenmuseum, befindet sich in historischem Stadttor
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== Regelmäßige Veranstaltungen ==
== Regelmäßige Veranstaltungen ==
*''Trödelmarkt:'' Jeden Sonntag von 6 bis 13 Uhr findet in Tongeren ein überregional beliebter Trödelmarkt statt. Dort werden überwiegend von professionellen Händlern antike Dinge aller Art angeboten.
*''Trödelmarkt:'' Jeden Sonntag von 6 bis 13 Uhr findet in Tongern ein überregional beliebter Trödelmarkt statt. Dort werden überwiegend von professionellen Händlern antike Dinge aller Art angeboten.
*''Onze-Lieve-Vrouw-Basilika - Prozession:'' Alle sieben Jahre wird eine große Prozession mit dem Muttergottesbild gehalten, das als wundertätig betrachtet wird. Das letzte Prozessionsjahr war 2009.
*''Onze-Lieve-Vrouw-Basilika - Prozession:'' Alle sieben Jahre wird eine große Prozession mit dem Muttergottesbild gehalten, das als wundertätig betrachtet wird. Das letzte Prozessionsjahr war 2009.


== Verkehr ==
== Verkehr ==
Tongeren liegt an der [[Bahnstrecke]] [[Lüttich]]—[[Hasselt (Belgien)|Hasselt]]—[[Antwerpen]] sowie an der [[Bahnstrecke Aachen–Tongeren|Monzenroute]] aus Aachen West. Letztgenannte Strecke dient ausschließlich dem Güterverkehr.
Tongern liegt an der [[Bahnstrecke]] [[Lüttich]]—[[Hasselt (Belgien)|Hasselt]]—[[Antwerpen]] sowie an der [[Bahnstrecke Aachen–Tongern|Monzenroute]] aus Aachen West. Letztgenannte Strecke dient ausschließlich dem Güterverkehr.
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== Galerie ==
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Tongeren Innenstadt.jpg|In der Innenstadt von Tongeren
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Tongeren gate.jpg|Stadttor, sog. „Moerenpoort“
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2006.08.17.122359 Basilika Tongeren Belgien.jpg|Markt vor der Basilika
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* [https://www.toerismetongeren.be/de toerismetongeren.be/de] — Offizielle Touristen-Informationen der Stadt Tongeren
* [https://www.toerismetongeren.be/de toerismetongeren.be/de] — Offizielle Touristen-Informationen der Stadt Tongern
* [http://www.tongeren.be/ tongeren.be] — Stadt Tongeren (niederländisch)
* [http://www.tongeren.be/ tongeren.be] — Stadt Tongeren (niederländisch)


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Version vom 3. Dezember 2020, 19:07 Uhr

Tongern
Tongern (Limburg)
Tongern (Limburg)
Tongern
Staat: Belgien Belgien
Region: Flandern
Provinz: Limburg
Bezirk: Tongeren
Koordinaten: 50° 47′ N, 5° 28′ OKoordinaten: 50° 47′ N, 5° 28′ O
Fläche: 87,56 km²
Einwohner: 31.562 (1. Jan. 2022)
Bevölkerungsdichte: 360 Einwohner je km²
Postleitzahl: 3700
Vorwahl: 012
Bürgermeister: Patrick Dewael (Open VLD)
Adresse der
Kommunal-
verwaltung:
Administratief Centrum Praetorium
Maastrichterstraat 10
3700 Tongeren
Website: www.tongeren.be
lblelslh

Tongern (limburgisch: Tóngere, französisch: Tongres, niederländisch: Tongeren) ist die älteste Stadt Belgiens (gegründet um 15 v. Chr.), entstanden aus der römischen Siedlung Aduatuca Tungrorum, die an der Römerstraße von Köln nach Bavay lag, die heute Via Belgica genannt wird und weiter bis nach Boulogne-sur-Mer führte.

Geografie

Tongern liegt im Süden der belgischen Provinz Limburg, etwa 15 km nördlich von Lüttich, 15 km westlich von Maastricht und ungefähr 20 km südlich von Hasselt.

Geschichte

Denkmal des Ambiorix

Das antike Aduatuca Tungrorum ist wohl nicht identisch mit dem befestigten Platz Aduatuca, bei dem Quintus Titurius Sabinus, ein Feldherr Caesars, 54 v. Chr. eine empfindliche Niederlage gegen die von Ambiorix geführten Eburonen erlitt und fiel. Während der Regierungszeit von Kaiser Augustus entstand um 15 v. Chr. auf dem Gebiet des heutigen Tongern ein römisches Militärlager und in dessen Nähe bald darauf eine zivile Siedlung. Aduatuca Tungrorum wurde Hauptort der Tungerer und der römischen Civitas Tungrorum. Gegen Ende der Herrschaft des Augustus wurde das Militärlager aufgegeben, doch der Ort blieb ein wichtiges Handelszentrum. Während der Revolte des Iulius Civilis 69/70 n. Chr. scheint Aduatuca Tungrorum zerstört worden zu sein, wurde aber bald wieder aufgebaut. Es entwickelte sich zu einem wichtigen Straßenknotenpunkt und zum nach Köln bedeutendsten Ort der Provinz Germania inferior. Trajan oder Hadrian ließ es von einer Mauer von etwa 4,5 km Umfang umgeben. Um 275 plünderten Franken die Stadt. Nach deren Vertreibung legten die Römer eine neue, aber deutlich kleinere Umfassungsmauer an. Die Stadt kam nun zur Provinz Germania secunda. 451 wurde sie vielleicht während des Einfalls Attilas von den Hunnen zerstört. Jedenfalls endete kurz nach diesem Zeitpunkt die römische Periode in Tongern. Reste der im 2. Jahrhundert errichteten Stadtmauer, ferner von Häusern, eines Heiligtum und eines Aquädukts sowie viele Gräber blieben erhalten.[1]

Die Stadt war schon seit dem Anfang des 4. Jahrhunderts Sitz eines Bischofs gewesen, der um 595 nach Maastricht und 718/19 nach Lüttich übersiedelte.[2] 881 wurde Tongern von den Normannen gebrandschatzt.[3] Die weitgehend zerstörte Stadt entstand dann im 10. Jahrhundert neu, kam an den Bischof Notger von Lüttich und gehörte bis zum Ende des Ancien Régime zum Fürstbistum Lüttich. 1401 und 1553 wüteten hier Pestepidemien. 1677 wurde Tongern von Truppen Ludwigs XIV. niedergebrannt.[4]

Stadtteile

Sehenswürdigkeiten

Römische Mauer
Liebfrauenbasilika in Tongern

Museen

  • Gallo-Römisches Museum Tongern: Das römische Museum wurde vom "The European Museum Forum" zum "Europäischen Museum des Jahres 2011"[5] gekürt.
  • Ehemaliges Gefängnis: Der Bau des ehemaligen Gefängnisses ist für das Publikum geöffnet und gibt Einblick in das „Leben hinter Mauern“ zwischen 1880 und 2005.
  • Teseum: Museum der Liebfrauenbasilika (Schatzkammer und Archäologische Ausgrabungen).

Bauwerke

  • Erste Römische Mauer, gebaut im 2. Jahrhundert n. Chr., von ihrer ursprünglichen Länge von 4.544 m sind noch etwa 1.500 m erhalten.
  • Zweite Römische Mauer, im 4. Jahrhundert n. Chr. zur Verteidigung gegen die Franken gebaut, umschloss ein wesentlich kleineres Areal als die erste. Von dieser Mauer haben sich keine oberirdischen Reste erhalten.
  • Mittelalterliche Mauer: die Mauer, umgibt das Zentrum Tongerns und datiert aus der Zeit von 1257–1264. Sie wurde auf römischen Fundamenten gebaut und ist heute noch erhalten
  • Standbild des Ambiorix: Das bekannteste Denkmal Tongerns zeigt den belgischen Nationalhelden Ambiorix.
  • Begijnhof: aus dem 13. Jahrhundert
  • Moerenpoort: Waffenmuseum, befindet sich in historischem Stadttor
  • Onze-Lieve-Vrouw-Basilika (Liebfrauenbasilika), erbaut in der heutigen Form in den Jahren 1240–1541, gotisch.
  • Pliniusbrunnen

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Trödelmarkt: Jeden Sonntag von 6 bis 13 Uhr findet in Tongern ein überregional beliebter Trödelmarkt statt. Dort werden überwiegend von professionellen Händlern antike Dinge aller Art angeboten.
  • Onze-Lieve-Vrouw-Basilika - Prozession: Alle sieben Jahre wird eine große Prozession mit dem Muttergottesbild gehalten, das als wundertätig betrachtet wird. Das letzte Prozessionsjahr war 2009.

Verkehr

Tongern liegt an der Bahnstrecke LüttichHasseltAntwerpen sowie an der Monzenroute aus Aachen West. Letztgenannte Strecke dient ausschließlich dem Güterverkehr.

Städtepartnerschaften

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter

Personen mit Beziehung zur Stadt

  • Patrick Dewael (* 1955), belgischer Politiker (VLD), ehemaliger Innenminister und Vize-Premierminister

Galerie

Literatur

  • Belgien. Verlag Karl Baedeker Ostfildern, 3. Auflage 1998, S. 363–367 ISBN 3-87504-417-7
  • Alain Vanderhoeven: Die römische Stadt Tongeren. In: Raban von Haehling, Andreas Schaub (Hrsg.): Römisches Aachen. Archäologisch-historische Aspekte zu Aachen und der Euregio. Schnell und Steiner Verlag, Regensburg 2013. ISBN 978-3-7954-2598-2, S. 387–411.
Commons: Tongeren – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sigfried Jan de Laet: Atuatuca Tungrorum. In: Richard Stillwell u. a. (Hrsg.): The Princeton Encyclopedia of Classical Sites. Princeton University Press, Princeton NJ 1976, ISBN 0-691-03542-3 (englisch, perseus.tufts.edu).
  2. Michael Erbe: Belgien, Niederlande, Luxemburg, Kohlhammer, Stuttgart 1993, ISBN 3-17-010976-6, S. 33.
  3. Michael Erbe: Belgien, Niederlande, Luxemburg, S. 34.
  4. Tongres. In: La grande encyclopédie, Bd. 31, S. 160.
  5. Archäologie in Deutschland Heft 4/2011 S. 71