Onna (L’Aquila)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Onna
zerstörtes Onna 2010
Staat Italien
Region Abruzzen
Provinz L’Aquila (AQ)
Gemeinde L’Aquila
Koordinaten 42° 20′ N, 13° 29′ OKoordinaten: 42° 19′ 44″ N, 13° 28′ 50″ O
Höhe 581 m s.l.m.
Einwohner 350 (2007)
Demonym Onnesi
Telefonvorwahl 0862 CAP 67020
Website [www.proloco-onna.it Offizielle Website]

Onna ist ein Stadtteil der italienischen Stadt L’Aquila, der Hauptstadt der Region Abruzzen und der Provinz L’Aquila.

Bürgerhaus, 2010
Das neue Onna, 2010
Die Kirche, 2010
Die wiederaufgebaute Kirche 2017

Lage und Beschreibung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Onna liegt in Mittelitalien in den Abruzzen am kleinen Fluss Aterno. Die Ortschaft befindet sich etwa sieben Kilometer südöstlich des Zentrums von L’Aquila und gut 90 km nordöstlich von Rom. Autobahnabfahrten befinden sich an der Autobahn A 24 (Rom-Adriaküste), Bahnstationen gibt es eine etwa zwei Kilometer vom Ort entfernt und eine in L’Aquila an der Bahnlinie Terni-Sulmona.

Zweiter Weltkrieg

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während des Zweiten Weltkriegs wurden am 11. Juni 1944 in Onna 17 Zivilisten von der deutschen Wehrmacht als „Vergeltung“ für einen vermeintlichen Partisanenangriff am 2. Juni mit einem Toten willkürlich ermordet.[1] Bevor die Wehrmacht das kleine Dorf verließ, sprengten die Soldaten ein Dutzend Gebäude.[2][3]

Bei der Suche nach den Tätern vom 2. Juni wurden am 7. Juni im nahen kleinen Bergdorf Filetto di Camarda Soldaten der Nachrichten-Abteilung 114 getötet. Der Kommandeur dieser Wehrmachtseinheit aus der 114. Jägerdivision und der spätere Befehlshaber der „Vergeltungsmaßnahme“ war der spätere Münchner Weihbischof Matthias Defregger, der verantwortliche Divisionsgeneral Hans Boelsen.[4] Am Abend des 7. Juni wurden beim Massaker am Gran Sasso 22 Männer zur Vergeltung erschossen und der Ort in Brand gesteckt.

Bei dem Erdbeben von L’Aquila 2009 starben 42 der ursprünglich etwa 280 Einwohner des Ortes und ca. 90 % der Wohngebäude wurden zerstört bzw. sind seitdem unbewohnbar. Die Meisten der Überlebenden wohnten anschließend (Stand August 2011) in provisorischen Holzhäusern neben dem zerstörten Dorf. Am 28. April 2009 besuchte Papst Benedikt XVI. die Erdbebenregion und den Ort Onna.[5][6][7]

Die Deutsche Botschaft Rom richtete nach dem Erdbeben ein Spendenkonto ein und unterstützt seitdem mit den Geldern den Wiederaufbau Onnas. Auch die Partnerstadt Rottweil hat umfangreiche Spenden gesammelt. Unter der Koordination der Botschaft wurde für mehrere Monate eine Einheit des Technischen Hilfswerks entsandt, ein Gemeindehaus errichtet[8] und ein Wiederaufbauplan für das Dorf begonnen. Der damalige Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hat seinem italienischen Amtskollegen Franco Frattini zudem Hilfe bei dem Wiederaufbau der Dorfkirche aus dem 18. Jahrhundert zugesagt.[9] Dafür wurden aus Deutschland circa 3,5 Millionen Euro gespendet. Trotzdem wurde mit dem Wiederaufbau auch vier Jahre nach dem Erdbeben noch nicht begonnen.[10] Beim Erdbeben traten in der Kirche allerdings Fresken aus dem 15. Jahrhundert unter abgefallenen Putzschichten zutage.[11]

Am 4. April 2011 überreichte der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland Michael Gerdts der Stadt L’Aquila einen Masterplan zum Wiederaufbau des Stadtteils, der im Auftrag der Botschaft vom Kölner Architekturbüro Schaller/Theodor erarbeitet wurde.[12] Der Gemeinderat von L’Aquila beschloss diesen Plan am 15. November 2012. Die Umsetzung sollte 2013 beginnen. Damit ist der Wiederaufbau in Onna im Vergleich mit den anderen vom Erdbeben 2009 betroffenen Ortschaften am weitesten fortgeschritten.[13]

Im Vorfeld des G8-Gipfeltreffens in L’Aquila 2009 besuchten am 8. Juli 2009 die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi die Ortschaft.[14]

Commons: Onna – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Onna (L'Aquila). Studienkreis Deutscher Widerstand, abgerufen am 2. August 2019.
  2. sueddeutsche.de: Dorf des Schmerzes, 17. Mai 2010, abgerufen am 13. September 2018
  3. Giustino Parisse: 11 giugno 1944, la strage nazista di Onna. In: Il Centro. 25. April 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. April 2017; abgerufen am 14. April 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/ilcentro.gelocal.it
  4. Filetto di Camarda. Abgerufen am 2. August 2019.
  5. Frankfurter Rundschau: Wiederaufbauhilfe statt Reparation, 7. Juli 2009, abgerufen am 13. September 2018
  6. tagesschau.de vom 28. April 2009 (Memento vom 1. Mai 2009 im Internet Archive)
  7. FAZ.NET vom 17. Juli 2009
  8. Stadt Rottweil: "Bürgerhaus eingeweiht" vom 8. Oktober 2010
  9. Hoffnung im Dorf, das es nicht mehr gibt. tagesschau.de, 6. April 2009, archiviert vom Original am 10. Oktober 2010; abgerufen am 7. Oktober 2010.
  10. Spiegel Online: Viel Geld für wenig Wiederaufbau, 25. Juli 2011, abgerufen am 13. September 2018
  11. ADN Kronos am 26. August 2009 (Memento vom 1. September 2009 im Internet Archive) abgerufen am 13. August 2011
  12. Büro Schaller/Theodor, Köln, Masterplan Onna. Abgerufen am 18. Februar 2013.
  13. Davide Fragasso, ilgiornaledellarchitettura.com: Finalmente un piano per Onna: è il primo, 28. Februar 2012, abgerufen am 13. September 2018
  14. Dominik Straub: Besuch der Kanzlerin als starkes Symbol. In: Tagesspiegel. 7. Juli 2009 (Online).