Deutsche Botschaft Hanoi

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Deutsche Botschaft Hanoi
Deutsche Botschaft in Vietnam
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Staatliche Ebene Bund
Stellung der Behörde Botschaft
Aufsichts­behörde(n) Außenministerium
Bestehen seit 1909 (Dt. Reich)
1954 (DDR)
1960 (BRD)

1975
(m. Vereinigtem Vietnam)
Hauptsitz Hanoi, 29 Trần Phú, Điện Biên, Ba Đình
Außerordentlicher und Bevollmächtigter Botschafter

Guido Hildner
Mitarbeiter mehr als 15[1]
Website /vietnam.diplo.de/vn-de
Deutsche Botschaft, Hanoi 2011

Die deutsche Botschaft in Vietnam ist die offizielle und höchste diplomatische Vertretung Deutschlands in der Sozialistischen Republik Vietnam mit Sitz in der Hauptstadt Hanoi.

Geschichte

Vorgeschichte

Im Deutschen Kaiserreich wurde ein Konsul in Saigon (Französisch-Indochina) eingesetzt, um dort deutsche Interessen zu vertreten. Zu nennen sind: 1890: Th. Speidel[2], 1900: Hermann Kurz[3], 1905 und 1910: R. Kallen[4][5] Mit dem Ersten Weltkrieg endete die Vertretung des Deutschen Reiches in französischen Besitzungen.

Im Ergebnis des Indochina-Krieges gab Frankreich alle Ansprüche in Indochina auf. Auf vietnamesischem Gebiet entstanden zwei Staaten: Nordvietnam und Südvietnam. Zwischen 1954 und 1960 wurden diplomatische Kontakte zwischen den beiden Teilen Vietnams und den beiden Teilen Deutschlands aufgenommen.

Botschaft der DDR

Die DDR unterhielt ab 1954 eine Handelsvertretung in Hanoi, der Hauptstadt Nordvietnams. Erster Leiter der Handelsvertretung war Johannes König. Im Folgejahr 1955 wurde die Vertretung in eine Botschaft umgewandelt.[6]

Eine enge Zusammenarbeit ergab sich in den 1960er Jahren durch den abgeschlossenen bilateralen Vertrag zur Entsendung von vietnamesischen Gastarbeitern in die DDR, um vor allem Produktionsbetriebe zu unterstützen. Auch Ausbildungs- und Studienplätze für Vietnamesen wurden vereinbart. Bei der Auswahl und Vorbereitung der Interessenten spielte die DDR-Botschaft eine wichtige Rolle.

Der letzte DDR-Botschafter in Hanoi war Joachim Löschner, der die Immobilie an den Bund übergab.

Botschaft der Bundesrepublik

Die Bundesrepublik eröffnete am 12. Juni 1957 eine Gesandtschaft in Saigon, der Hauptstadt Südvietnams, die am 25. April 1960 in eine Botschaft umgewandelt wurde. Das Botschaftsgebäude war eine kompakte Villa mit der Adresse Nguyen Trai 217.[7] – Der Botschafteraustausch begann 1960[8], erster deutscher Diplomat in diesem Amt war York Alexander von Wendland, der ein knappes Jahr im Einsatz war.

Nach der Wiedervereinigung der beiden Teile Vietnams zur SRV im Jahr 1976 nahm auch die Botschaft der Bundesrepublik ihren Sitz in der Hauptstadt Hanoi. Sie bekam von der vietnamesischen Regierung – zusammen mit Diplomaten anderer „westlicher“ Länder – Räumlichkeiten in dem umfunktionierten Hotel Metropol, nun Thong Nhat (Haus der Wiedervereinigung) zugewiesen. Die Arbeitsbedingungen der Kanzlei auf 25 m², die privaten Räume für die deutschen Diplomaten und die veralteten Installationen in dem Gebäude vom Ende des 19. Jahrhunderts waren suboptimal. – Die Botschafterresidenz am Rande von Saigon (seit 1976 Ho-Chi-Minh-Stadt), wurde beschlagnahmt.[7]

Eine der Aufgaben neben den üblichen konsularischen Dienstleistungen (Ausstellung von Pässen, Visa, Beglaubigungen, Rechtsberatung, Tourismus usw.) war und ist die Förderung von Handel und Wissenschaft sowie Deutsch als Fremdsprache in Lehreinrichtungen Vietnams. Zudem sollte mit der Anwesenheit der bundesdeutschen Diplomaten auch ein Gegengewicht zur Botschaft der DDR geschaffen werden, die hier in Hanoi mit rund 50 Personen amtierte.

Im vereinigten Deutschland

Überblick

Die Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 führte dazu, dass nun das neue Deutschland Eigentümer des DDR-Botschaftskomplexes wurde. Der erste gesamtdeutsche Botschafter Jürgen Elias übernahm den Botschaftskomplex und ließ die Bauten in der Folge komplett sanieren: im Inneren wurde umgebaut, und auf dem Gelände entstanden weitere Gebäude. So kam das Botschaftsensemble aus der Kolonialzeit zu neuem Glanz und bietet den Diplomaten nun gute Arbeitsbedingungen.[9]

Gliederung und Aufgaben

Neben dem Botschafter bestehen folgende Referate, jeweils mit mindestens einer Person besetzt:[1] Politik, Wirtschaft, Konsularisches, Kultur, Presse und Wissenschaft, wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Soziales. Darüber hinaus gibt es die Verwaltung, eine akademische Prüfstelle in Vietnam, den Militärattaché-Stab und einen Bereich Korruptionsprävention.

Konkret bieten die deutschen Diplomaten allen in Vietnam weilenden deutschen Staatsbürgern Hilfe an, stellen Pässe, Visa und Beglaubigungen aus, geben Unterstützung bei juristischen Problemen und Zollangelegenheiten.

Eine der wichtigsten Aufgaben ist es, die wirtschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Vietnam zu organisieren und zu forcieren, beispielsweise durch die Begleitung hochrangiger deutscher Politiker und Wirtschaftsmanager in Vietnam. Zudem treten die deutschen Diplomaten bei Kongressen auf, und sie informieren die entsprechenden deutschen Einrichtungen stetig über die Situation im Land.

Weitere Beispiele

Seit den 2010er Jahren fördert die Botschaft den Bau einer vietnamesisch-deutschen Universität.[10]

Das im Jahr 2020 zelebrierte Jubiläum des 45-jährigen Bestehens der diplomatischen Missionen unterstützte die deutsche Botschaft Hanoi in Zusammenarbeit mit dem Vietnam Institute of Culture and Arts Studies (VICAS), indem sie einen Kunstwettbewerb für Buddy Bears initiierte. Künstler waren aufgerufen, ihre Eindrücke, Ideen und Vorstellungen der vielfältigen deutsch-vietnamesischen Beziehungen durch die Gestaltung eines Buddybären auszudrücken. 14 Bewerbungen wurden eingereicht, von denen eine Jury drei als erste Preisträger auswählte: die Künstlerin Chu Thuy Quynh (Chu Thúy Quỳnh) sowie die beiden Künstler Nguyen Xuan Lam und Phung Van Tue (Phùng Văn Tuệ và Nguyễn Xuân Lam) wurden zu Siegern gekürt. Ihre Bären erhielten am 16. November 2020 einen ständigen Platz in der Ausstellungshalle des VICAS Art Studios.[8]

Die Botschaft unterhält in Ho-Chi-Minh-Stadt, dem ehemaligen Saigon, ein Generalkonsulat. Dies nimmt viele der oben angeführten Aufgaben in Abstimmung mit dem Botschafter ebenfalls wahr und ist im Wesentlichen für den Einzugsbereich des früheren Südvietnam zuständig.[1]

Gebäude

Der ehemalige Botschaftskomplex der DDR in Hanoi wird weiter genutzt.[1] Im Auftrag des Auswärtigen Amtes wurde er von 2015 bis 2019 umfassend saniert, das Innere modernisiert, der Grünbereich überarbeitet und alles den strengen Sicherheitsanforderungen angepasst. Die Arbeiten plante und überwachte das Berliner Architekturbüro Casteleyn & Eichhorn.[11]

Das ursprüngliche Hauptgebäude ist eine zweietagige Villa mit ausgebautem Dachgeschoss aus der französischen Kolonialzeit, gelb/weiß verputzt mit etwas Fachwerk und steht leicht verdeckt hinter Büschen und Bäumen. Das Botschaftsanwesen ist zur Straßenseite hin von einer Mauer umgeben, die bis nach 2011 nur knapp zwei Meter hoch war, zwischen den Pfosten befanden sich schmiedeeiserne Zaunfelder (siehe Einleitungsbild). Neben dem Personentor trugen je zwei Felder rechts und links zaunfelderbreite Ansichten verschiedener Städte ohne Erklärungen. Im Zusammenhang mit der kompletten Erneuerung wurde die Mauer auf etwa drei Meter Höhe aufgestockt, und die Zaunfelder wurden durch gemauerte höhere Flächen ersetzt. Die ganze das Anwesen umgebende Mauer erhielt obenauf einen Stacheldrahtschutz. Die Botschafter haben das neue Mauerwerk wiederum mit großflächigen fotoähnlichen Bildern (nun mindestens 12) mit Ansichten aus Deutschland versehen lassen. Die jeweils zwischen zwei Pfosten platzierten Bilder zeigen unter anderem eine Partie in der Hamburger Speicherstadt mit der Elbphilharmonie im Hintergrund, ein preußisches Schloss mit Barockgarten, eine Berliner Innenstadtansicht, ein Zechen-Monument aus dem Ruhrgebiet. Unterhalb der Bilder befinden sich Erklärungen in englischer und vietnamesischer Sprache.

Auf dem Botschaftsgelände konnten darüber hinaus weitere Bauten errichtet werden, in welchen einzelne Abteilungen der Botschaft untergebracht sind.[1] In Hanoi befindet sich auch die Residenz des deutschen Botschafters.

In Ho-Chi-Minh-Stadt betreibt die Bundesrepublik seit Anfang der 1990er Jahre zusätzlich ein Generalkonsulat, das eng mit der Botschaft in Hanoi zusammenarbeitet. Es befindet sich in der Straße Nguyễn Đình Chiểu, Ward 6, District 3. Leiterin des Generalkonsulats ist Josefine Wallat.[12]

Commons: German Embassy, Hanoi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Zusammenfassende Informationen über die Botschaft, ihre Leitung, ihren Service, abgerufen am 16. November 2020.
  2. Konsulate > Französische Besitzungen > Saigon > Th. Speidel, Kons. In: Berliner Adreßbuch, 1890, IV, S. 12.
  3. Konsulate > Saigon > Herm. Kurz, Consul. In: Adreßbuch für Berlin und seine Vororte, 1900, II, S. 9.
  4. Konsulate > Saigon. In: Berliner Adreßbuch, 1905, II, S. 10.
  5. Konsulate > Saigon. In: Berliner Adreßbuch, 1910, II, S. 11.
  6. Botschafteraustausch zwischen der DDR und Vietnam. In: Neues Deutschland, 17. Dezember 1954, S. 2.
  7. a b Hanoi – traurig ist das Diplomatenleben, 6. Februar 1978, in Der Spiegel, abgerufen am 19. November 2020.
  8. a b Deutsche Botschaft begeht in Hanoi das 45-jährige Bestehen der diplomatischen Beziehungen
  9. Bonn macht DDR-Botschaft in Hanoi zur Schaltzentrale, in: Neues Deutschland, 27. November 1991, abgerufen am 16. November 2020.
  10. Vietnamesisch-deutsche Universität in Ho-Chi-Minh-Stadt
  11. Homepage der Architekten Casteleyn & Eichhorn Sanierung des Kanzlei-Compounds und Neubau Visastelle der Deutschen Botschaft Hanoi, Vietnam; Kurzinformation zu den Arbeiten in Hanoi; abgerufen am 17. November 2020.
  12. Infos zum Deutschen Generalkonsulat

Koordinaten: 21° 1′ 49,8″ N, 105° 50′ 26,5″ O