Andreas Brehme

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Andreas Brehme
Andreas Brehme (2003)
Personalia
Geburtstag 9. November 1960
Geburtsort HamburgDeutschland
Sterbedatum 20. Februar 2024
Sterbeort MünchenDeutschland
Größe 176 cm
Position Linke Außenverteidigung, defensives Mittelfeld
Junioren
Jahre Station
1965–1978 HSV Barmbek-Uhlenhorst
Herren
Jahre Station Spiele (Tore)1
1978–1980 HSV Barmbek-Uhlenhorst 66 (10)
1980–1981 1. FC Saarbrücken 36 0(3)
1981–1986 1. FC Kaiserslautern 154 (34)
1986–1988 FC Bayern München 59 0(7)
1988–1992 Inter Mailand 116 (11)
1992–1993 Real Saragossa 24 0(1)
1993–1998 1. FC Kaiserslautern 120 0(9)
Nationalmannschaft
Jahre Auswahl Spiele (Tore)
1980–1981 Deutschland U-21 3 0(0)
1983–1984 Olympia-Auswahlmannschaft 10 0(2)
1984–1994 Deutschland 86 0(8)
Stationen als Trainer
Jahre Station
2000–2002 1. FC Kaiserslautern
2004–2005 SpVgg Unterhaching
2005–2006 VfB Stuttgart (Co-Trainer)
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.

Andreas „Andi“ Brehme (* 9. November 1960 in Hamburg; † 20. Februar 2024[1] in München) war ein deutscher Fußballspieler und -trainer. Sein größter Erfolg war der Gewinn der Weltmeisterschaft 1990, bei der er im Finale per Elfmeter den 1:0-Siegtreffer erzielte.

Karriere als Spieler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Brehme begann seine Laufbahn im Alter von fünf Jahren beim Hamburger Verein HSV Barmbek-Uhlenhorst,[2] in Halbzeiten hatte er als Kind bei Ligaspielen des Vereins Auftritte als Ballkünstler.[3] Sein Vater Bernd Brehme förderte ihn, mit 17 Jahren spielte er unter ihm als Trainer auf der Liberoposition in Barmbek-Uhlenhorsts Oberliga-Mannschaft.[4] Brehme durchlief eine Lehre zum Maschinenschlosser.[5] Er bestritt ein Probetraining beim Hamburger SV, ein Wechsel kam jedoch nicht zustande,[6] Werder Bremen beobachtete ihn mehrmals.[7] 1980 ging er gemeinsam mit seinem Mannschaftskollegen Sigmund Malek zum Zweitligisten 1. FC Saarbrücken, nachdem sich Gespräche mit dem HSV hingezogen hatten.[8] Vermittelt wurde der Wechsel nach Saarbrücken von Felix Magath,[2] ehemaliger Spieler des 1. FC Saarbrücken und damals beim HSV.

1981 wechselte Brehme zum 1. FC Kaiserslautern in die Fußball-Bundesliga. Dank Vielseitigkeit, Beidfüßigkeit und guter Technik setzte er sich trotz fehlender Schnelligkeit beim Bundesligisten durch und wurde Leistungsträger.[2] 1985 legte der Hamburger SV dem 1. FC Kaiserslautern ein Angebot für Brehme vor, der angab, zur Saison 1985/86 zum HSV wechseln und damit in seine Heimatstadt zurückkehren zu wollen.[9] Der Wechsel wurde nicht vollzogen, auch später in seiner Laufbahn spielte Brehme nie für den Hamburger SV, obwohl Brehme 1985 mit Bezug auf den Verein mit den Worten wiedergegeben wurde: „Schließlich komme ich aus Hamburg, und es wäre das größte, wenn ich einmal in dieser Mannschaft spielen würde.“[10]

Im Sommer 1986 wechselte Brehme zum FC Bayern München. Die Ablösesumme in Höhe von 2 Millionen DM war die bis dahin zweithöchste Summe für einen deutschen Spielertransfer innerhalb der Bundesliga.[11] 1988 folgte der Wechsel zu Inter Mailand. Dort wurde er 1989 italienischer Meister und war Mannschaftskamerad seiner Landsleute Lothar Matthäus und Jürgen Klinsmann; Trainer war Giovanni Trapattoni.[12] 1992 erhielt Brehme von Real Saragossa einen Dreijahresvertrag, doch bereits im Frühling 1993 schied er nach einem Streit mit Trainer Víctor Fernández aus der Mannschaft.[13] Brehme ging zur Saison 1993/94 nach Kaiserslautern zurück.[14] Nach dem Ende der Saison 1995/96 wollte Brehme seine Laufbahn als Leistungssportler beenden, entschied sich aber um, als ihn am letzten Spieltag der Saison mit Kaiserslautern der Bundesliga-Abstieg ereilte. Als Kapitän und Stammspieler führte er die Mannschaft zum direkten Wiederaufstieg. Zum sensationellen Gewinn der Meisterschaft in der folgenden Saison 1997/98 steuerte er noch fünf Einsätze (jeweils über 90 Minuten) bei.[15] Nach dieser Spielzeit beendete er seine Karriere als aktiver Fußballer.[2]

Nationalmannschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seinen Einstand in der A-Nationalmannschaft gab er im Februar 1984 unter Jupp Derwall in Warna gegen Bulgarien.[16] Brehme spielte von 1984 bis 1994 in 86 Länderspielen und erzielte dabei acht Treffer.[17] Fünf davon schoss er bei Welt- (4) und Europameisterschaften (1), darunter drei bei WM-Halbfinal- und Finalspielen. Brehme nahm an den Weltmeisterschaften 1986, 1990 und 1994 teil. Der Höhepunkt seiner Laufbahn war der Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft 1990, bei der er im Finale gegen Argentinien mit seinem Elfmetertor fünf Minuten vor Ende des Spiels den entscheidenden Treffer erzielte. Damit ist er der einzige Spieler, der ein WM-Finale durch einen Strafstoß in der regulären Spielzeit entschieden hat. Brehme trat zu dem Elfmeter an, da Stammschütze Lothar Matthäus in der Halbzeit seine Schuhe gewechselt hatte und sich deshalb nicht sicher fühlte.[18] Bei der Europameisterschaft 1992 war Brehme Kapitän der deutschen Mannschaft. Ihm wurde dieses Amt übertragen, nachdem sich Rudi Völler im ersten Turnierspiel der Deutschen den Arm gebrochen hatte.[19] Nach der EM spielte er vorerst nicht mehr für die Nationalmannschaft, ohne aber zurückzutreten. Im November 1993 holte ihn Bundestrainer Berti Vogts in die DFB-Auswahl zurück[20] und setzte ihn nach 17-monatiger Länderspielpause im Freundschaftsspiel gegen Brasilien ein.[21] Bei der WM 1994 kam er nochmals in allen Spielen bis zum Ausscheiden zum Einsatz.[22] Nach dem Turnier trat er aus der Nationalmannschaft zurück.

Seine besondere Stärke war seine Beidfüßigkeit. Er schoss beispielsweise 1986 bei der WM im Viertelfinale gegen Mexiko seinen Elfmeter mit links und verwandelte den Elfmeter im WM-Finale 1990 in Rom mit seinem rechten Fuß flach ins linke Eck.

Karriere als Trainer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Juni 1999 erwarb er an der Sportschule Hennef in einem Sonderlehrgang für besonders verdiente Nationalspieler die A-Trainerlizenz (Teilnehmerliste: Doris Fitschen, Bettina Wiegmann, Krassimir Balakow, Andreas Brehme, Guido Buchwald, Dieter Eilts, Bernd Hölzenbein, Eike Immel, Manfred Kaltz, Jürgen Klinsmann, Andreas Köpke, Jürgen Kohler, Stefan Kuntz, Pierre Littbarski, Joachim Löw, René Müller, Stefan Reuter, Matthias Sammer und Andreas Zachhuber).

Vom 6. Oktober 2000 bis zum 25. August 2002 war Brehme Teammanager beim Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern. Es wurde eine Amtszeit mit Licht und Schatten: So erreichte er in seiner ersten Saison das UEFA-Cup-Halbfinale, und in der zweiten Saison egalisierte die Mannschaft den Start-Rekord des FC Bayern München (aus der Saison 1995/96) von sieben Siegen in Folge. Gleichzeitig verpasste er jedoch zweimal in Folge die Qualifikation für den internationalen Wettbewerb, und nach drei sieglosen Spielen und schwachen Leistungen zum Saisonbeginn 2002/03 wurde er schließlich entlassen.[23] In der Saison 2004/05 trainierte er den Zweitligisten SpVgg Unterhaching. Dort trat er am 11. April 2005 zurück.

Beim VfB Stuttgart begann Brehme am 24. Juni 2005, als Co-Trainer unter Giovanni Trapattoni zu arbeiten. Aufgrund eines schlechten Rückrundenstartes wurde er mit dem gesamten Trainerstab am 9. Februar 2006 von seinen Aufgaben freigestellt.

Nach der Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Brehme war für den DFB als Botschafter tätig und leitete die Aktion 1000 Mini-Spielfelder für Kinder und Jugendliche.[24] Beruflich wurde er als Anteilseigner eines Unternehmens tätig, das Rasenplätze aus Natur- und Kunstrasen vertreibt, übernahm ebenfalls Beteiligungen an einem Sicherheitsdienst, einer Spielerberatungsagentur sowie einem Unternehmen, das Vorbereitungen auf medizinisch-psychologische Untersuchungen anbietet.[25] Er betätigte sich als Fußballexperte bei Fernsehübertragungen und als Zeitungskolumnist.[26] Im Februar 2017 wurde er Berater des serbischen Vereins Vojvodina Novi Sad.[27]

Grab von Andreas Brehme (13.3.2024)
Grab von Andreas Brehme

Brehme lebte zuletzt in Italien und in München,[25] wo er in der Nacht vom 19. auf den 20. Februar 2024 im Alter von 63 Jahren nach einem Herzstillstand starb.[28] Am 12. März 2024 wurde er auf dem Münchner Ostfriedhof (58-7-5) beigesetzt.[29][30] Aus seiner Ehe mit der spanischen Stewardess Pilar Martínez (⚭ 1987, Trennung 2010) hinterließ er zwei Söhne (* 1987/88, * 1994/95).[31][32]

Titel und Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nationalmannschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

International

Deutschland

Italien

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Filme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Andreas Brehme. Todesanzeigen. In: Süddeutsche Zeitung vom 24. Februar 2024.
  2. a b c d Beidfüßig in die Fußballgeschichtsbücher – Weltmeister Andreas Brehme wird heute 60 Jahre alt. In: 1. FC Kaiserslautern. 9. November 2020, abgerufen am 20. November 2021.
  3. Andreas Brehme. Der Ballartist. (PDF) In: Hamburger Abendblatt. 9. Juni 1988, abgerufen am 24. Mai 2022.
  4. Brehme junior zeigte eine Klassepartie. (PDF) In: Hamburger Abendblatt. 14. August 1978, abgerufen am 9. Februar 2021.
  5. Philipkowski und Brehme umworben. (PDF) In: Hamburger Abendblatt. 18. Februar 1980, abgerufen am 6. April 2021.
  6. Andreas Brehme, auf den Spuren eines Weltmeisters. In: Fussballzeitreise. Abgerufen am 4. Oktober 2020.
  7. Ein Abstiegsplatz rückt näher. (PDF) In: Hamburger Abendblatt. 5. April 1980, abgerufen am 7. April 2021.
  8. Brehme und Malek nach Saarbrücken. (PDF) In: Hamburger Abendblatt. 5. Juni 1980, abgerufen am 11. April 2021.
  9. „Ich glaube, die einigen sich doch“. (PDF) In: Hamburger Abendblatt. 9. April 1985, abgerufen am 7. Januar 2022.
  10. Menschlich gesehen: Der Junge aus Barmbek. (PDF) In: Hamburger Abendblatt. 18. November 1985, abgerufen am 31. März 2022.
  11. Hinweis in: Toni Schumacher, Anpfiff, München 1987, S. 219.
  12. Andreas Brehme – Mann für die entscheidenden Momente. In: Norddeutscher Rundfunk. 9. November 2020, abgerufen am 3. April 2023.
  13. Rote Karte für Brehme. (PDF) In: Hamburger Abendblatt. 13. April 1993, abgerufen am 3. April 2023.
  14. Matthias Arnhold: Andreas Brehme – Matches and Goals in Bundesliga. Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation, 16. Juli 2015, abgerufen am 24. Juli 2015.
  15. Andreas Brehme – Detaillierte Leistungsdaten. In: Transfermarkt.de. Abgerufen am 8. Mai 2023.
  16. Aber die Ratlosigkeit bleibt… (PDF) In: Hamburger Abendblatt. 16. Februar 1984, abgerufen am 20. November 2021.
  17. Matthias Arnhold: Andreas Brehme – Goals in International Matches. Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation, 16. Juli 2015, abgerufen am 24. Juli 2015.
  18. Den Ball tust du nun rein. (PDF) In: Hamburger Abendblatt. 10. Juli 1990, abgerufen am 9. November 2022.
  19. Armbruch: Völler fällt aus. (PDF) In: Hamburger Abendblatt. 13. Juni 1992, abgerufen am 7. März 2023.
  20. Andreas Brehme, 33 Jahre alt, spielt wieder für Deutschland. (PDF) In: Hamburger Abendblatt. 10. November 1993, abgerufen am 25. Juni 2023.
  21. Brehmes Comeback. (PDF) In: Hamburger Abendblatt. 18. November 1993, abgerufen am 25. Juni 2023.
  22. Andreas Brehme – Nationalmannschaft. Abgerufen am 4. Juli 2023.
  23. Eric Dobias: 1. Bundesliga: Kaiserslautern entlässt seinen Trainer. In: Mitteldeutsche Zeitung. Abgerufen am 8. Mai 2023.
  24. Hinweis in: RevierSport 10/2013, S. 25.
  25. a b Über den Dächern von München. (PDF) In: DFB-Journal 01/2017. 2017, abgerufen am 7. März 2023.
  26. Guido Schäfer: WM 2022: So blickt Andy Brehme auf Hansi Flicks Elf. In: Redaktionsnetzwerk Deutschland. 29. November 2022, abgerufen am 7. März 2023.
  27. Andreas Brehme wird Berater von Vojvodina Novi Sad. In: Der Spiegel. 14. Februar 2017, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 7. März 2023]).
  28. Er schoss Deutschland zum WM-Titel – Herzstillstand mit 63! Andreas Brehme ist tot. In: Focus Online. 20. Februar 2024, abgerufen am 20. Februar 2024.
  29. Gerhard Willhalm: Münchner Friedhofsportal - Andreas Brehme. In: Stadtgeschichte München. Stadtgeschichte München, 13. März 2024, abgerufen am 13. März 2024.
  30. Fußball: „Du fehlst mir“ – Völler weint bei Gedenkfeier für Brehme. In: Spiegel Online. 12. März 2024, abgerufen am 12. März 2024.
  31. Seine zwei großen Lieben – und sein schlimmster Schicksalsschlag. In: gala.de. 20. Februar 2024, abgerufen am 20. Februar 2024.
  32. Sein Tod weckt Erinnerungen an einen Schicksalsschlag. In: t-online.de.de. 20. Februar 2024, abgerufen am 20. Februar 2024.
  33. Elf Fußball-Legenden und eine Trainer-Ikone (Memento vom 23. November 2018 im Internet Archive)