Banknotenbearbeitung

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Die Banknotenbearbeitung ist ein maschineller Prozess, der die Echtheit und die Umlauffähigkeit von Banknoten überprüft, sie sortiert und entsprechend ihrem Nennwert zählt und abrechnet. Diese Bearbeitung wird überwiegend von Banknotendruckereien, Zentralbanken, Kreditinstituten (vulgo Geschäftsbanken) und Werttransportunternehmen ausgeführt.

Bargeldkreislauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Bargeld besteht aus Münzen für die niedrigen Nennwerte und aus Banknoten für die hohen Nennwerte (auch Stückelungen genannt). Die Zentralbank beauftragt den Druck der Banknoten bei Sicherheitsdruckereien und bevorratet sie. Kreditinstitute, die einen von der Zentralbank festgelegten Zins zahlen und Sicherheiten hinterlegen, bringen sie über Schalterauszahlungen oder Geldautomaten bei ihren Kunden in Umlauf. Über die Bezahlung an der Ladenkasse im Einzelhandel oder an der Tankstelle, an Verkaufsautomaten (z. B. Zigaretten, Fahrkarten, Getränke) oder Geldeinzahlungsautomaten fließt das Bargeld wieder an die Kreditinstitute zurück. Oft werden hiermit Werttransportunternehmen beauftragt, die die Einnahmen mit einem gepanzerten Geldtransportwagen abholen und Geldautomaten auffüllen.

Je nach Währungsraum ist der Bargeldkreislauf unterschiedlich reguliert. Manche Zentralbanken (z. B. Bank of England oder Reserve Bank of Australia) delegieren die Aufgabe zur Erhaltung der Umlauffähigkeit und der Echtheitsprüfung an die Kreditinstitute und nehmen Banknoten nur zurück, wenn sie nicht mehr umlauffähig sind. Bei Einlieferung umflauffähiger Banknoten können sie eine Pönale einfordern oder Gebühren berechnen. Die Europäische Zentralbank (EZB) gibt vor, dass Kreditinstitute jederzeit ihre Banknoten als Standardeinheiten (à 1000 Banknoten, banderoliert und nach Nennwert getrennt) zurückgeben können, ohne sie vorher auf Umlauffähigkeit zu prüfen. Die Deutsche Bundesbank (DBB) erlaubt sogar die Einlieferung von unsortierten Banknoten als „Multistückelungseinzahlung“ und erhebt dafür eine günstige Gebühr unabhängig von der Größe der Einzahlung.[1] Mit diesem attraktiven Angebot ermöglicht die DBB eine sehr hohe Qualität der umlaufenden Banknoten und eine zuverlässige und schnelle Erfassung von Falschgeld.[2] Die Belgische Nationalbank, die Oesterreichische Nationalbank mit ihrer Beteiligung an Geldservice Austria (GSA) sowie die Luxemburger Zentralbank[3] verfolgen ähnliche Modelle für den strikt überwachten Bargeldkreislauf. Dabei wird die Echtheit und die Umlauffähigkeit des im Zahlungsverkehr verwendeten Bargelds durchschnittlich im Abstand von wenigen Monaten (annual return frequency >2) geprüft (z. B. Deutsche Bundesbank[4]). In anderen Euro-Ländern (z. B. Banco de Espana, Banca d’Italia), die restriktivere Bedingungen für die Rückgabe anwenden, erfolgt die Prüfung durch die Nationalbank im Abstand von mehr als einem Jahr (annual return frequency <1). Hierbei spart die Nationalbank zwar Kosten für die Banknotenbearbeitung, die jedoch auf die Geschäftsbanken und den Handel verlagert und durch den Wegfall von Skaleneffekten eventuell sogar aus Sicht der Volkswirtschaft erhöht werden.[5]

Die Zentralbank regelt die Bedingungen für die Wiederausgabe (Recycling) umlauffähiger Banknoten durch die Kreditinstitute. Die EZB legt im „Handlungsrahmen für die Erkennung von Falschgeld und die Sortierung nach Umlauffähigkeit durch Kreditinstitute und andere professionelle Bargeldakteure“ einen Mindeststandard für die Euro-Banknoten fest.[6] Hierzu gehören die Überprüfung der Echtheit und der Umlauffähigkeit durch zertifizierte „beschäftigtenbediente Automaten“. Beschädigte und verschmutzte Banknoten müssen an die Nationalen Zentralbanken der EZB zurückgegeben werden. Als Falschgeld verdächtige Euro-Banknoten müssen an die zuständigen nationalen Behörden zur Echtheitsprüfung übermittelt werden.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zählmaschinen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erste mechanische Hilfsmittel zur Sortierung und Zählung von Banknoten gab es bereits in den 1920er Jahren. In den USA wurde 1916 das Patent Machine for Assorting and Counting Paper Money erteilt.[7] Die Maschine bot mehrere Schächte für die Eingabe entsprechend der Sortierung durch den Bediener und verwendete mechanische Zählwerke. Jahrzehntelang war sie als Federal Bill Counter im US-amerikanischen Federal Reserve System im Einsatz.[8]

Ab 1957 vermarktete die britische Thomas De La Rue & Co. die erste Zählmaschine, die nach dem Spindelzählerprinzip arbeitete.[9]

Sortiermaschinen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Verfügbarkeit der Mikroelektronik ab Ende der 1960er Jahre begann die Entwicklung von Sortiermaschinen, die die Echtheit und die Umlauffähigkeit von Banknoten in einem Arbeitsgang prüfen konnten. Erste Prototypen wurden in Japan durch Toshiba, im Vereinigten Königreich durch Crosfield Business Machines Ltd unter Leitung von John Crosfield, in Italien durch Società di Fisica Applicata (SFA) und in Deutschland durch die Gesellschaft für Automation und Organisation (GAO), einem Tochterunternehmen von Giesecke+Devrient (G+D), unter der Leitung von Helmut Gröttrup entwickelt. Ab 1976 kam die US-amerikanische Firma Recognition Equipment Inc (REI) hinzu.[10] Die Nachfrage wurde von Zentralbanken getrieben, vor allem von der japanischen Bank of Japan, der italienischen Banca d’Italia, der niederländischen De Nederlandsche Bank und der Deutschen Bundesbank. Die Sortiermaschinen der ersten Generation erreichten eine Bearbeitungsgeschwindigkeit von 4 bis 20 Banknoten pro Sekunde. Häufig bauten sie auf Technologien der Lochkartensortierer oder Briefverteilanlagen auf oder nutzten Synergien in der Fertigung der Produkte.

Das Modell ISS 300 von G+D war eine Maschine der ersten Generation und wurde als Halbautomat bezeichnet. Es konnte die Banknoten eines vorgegebenen Nennwerts nach Echtheit und Umlauffähigkeit sortieren, erreichte eine Verarbeitungsgeschwindigkeit von 8 Banknoten pro Sekunde und wurde ab 1977 bei der Deutschen Bundesbank eingeführt.[11] Es wurde bis 2000 gefertigt und setzte mit mehr als 2100 verkauften Systemen in 67 Länder einen weltweiten Standard für Banknotenbearbeitungssysteme. Eine Maschine, die mehr als 20 Jahre bei der Bundesbank im Einsatz war, wurde 2006 im Deutschen Museum aufgestellt und demonstriert als frühes Beispiel automatischer Mustererkennung eine bedeutende Anwendung der Informatik.[12]

Der Fortschritt der Mikroelektronik mit Mikroprozessoren ermöglichte ab 1985 Bearbeitungsgeschwindigkeiten von bis zu 40 Banknoten pro Sekunde mit vollautomatischen Funktionen zur Entbanderolierung, Banderolierung, Bündelung und Online-Vernichtung durch einen Schredder. Die BPS 3000 von G+D war eine Maschine der zweiten Generation und dominierte als Vollautomat ab 1990 diesen Markt nach einem Großauftrag des US-amerikanischen Federal Reserve Systems, die damit das Currency Verification and Counting System (CVCS) von REI ablöste.[13][14] Die Deutsche Bundesbank und weitere Zentralbanken kamen hinzu. Als Variante BPS 2000 OBIS wurde sie ab 1996 zum weltweiten Standard für die finale Qualitätsinspektion in Banknotendruckereien.[15]

Funktionen der Banknotenbearbeitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Maschinen für die Banknotenbearbeitung bieten je nach Modell einen unterschiedlich hohen Automatisierungsgrad mit einer Verarbeitungsgeschwindigkeit von bis zu 44 Banknoten pro Sekunde.[16]

Automatische Zuführung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der höchsten Ausbaustufe werden die Banknoten automatisch dem Vereinzler zugeführt. Hierbei kommen folgende Verfahren zum Einsatz:

  • Zuführung von Druckbögen mit druckfrischen Banknoten in der Sicherheitsdruckerei mit nachgeschalteter Papierschneidemaschine, dann Befüllen von umlaufenden Carriern
  • Zuführung loser Banknoten aus standardisierten Behältern[17]
  • Zuführung verpackter Banknoten durch automatisiertes Öffnen der Pakete (z. B. Karton oder Folienverpackung mit 10 Bündeln à 10 Päckchen à 100 Banknoten)
  • Entbanderolierung der Banknotenpäckchen durch Aufschneiden und Abziehen der Banderole (auch Streifband genannt)

Vereinzler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Qualität von Banknoten im Umlauf in Nigeria (2000)

Der Vereinzler zieht einzelne Banknote von einem Stapel eingelegter Banknoten ab. Einfache Maschinen verwenden das Prinzip der Reibung (Reibvereinzler), ziehen die Banknoten an der Längskante ab und prüfen und sortieren die Banknoten im Quertransport. Hochgeschwindigkeitsmaschinen setzen zusätzlich Druckluft und Unterdruck ein, ziehen die Banknoten an der Schmalseite vom Stapel ab (Längstransport) und bringen sie innerhalb kürzester Zeit auf eine Geschwindigkeit von bis zu 11 m/s (ca. 40 km/h). Dabei werden die Banknoten mit mehr als 500-facher Erdanziehung (d. h. >5000 m/s²) beschleunigt.

Als besondere Herausforderung gilt die Vereinzelung von Banknoten schlechter Qualität, z. B. wegen Lappigkeit, Verschmutzung, mechanischer Defekte, durch Klebestreifen, Kaugummi oder hohe Feuchte miteinander verklebt, nach längerer Lagerung oft deformiert.

Mit Hilfe von eingelegten Trennkarten (Header Cards) können Einlieferungen verschiedener Einzahler unterschieden und getrennt abgerechnet werden, ohne die Vereinzelung zu unterbrechen.

Sensoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Sensoren prüfen die einzeln transportierten Banknoten auf folgende Eigenschaften:

  • Erkennung des Nennwerts, der Serie und der Orientierung der Banknote (z. B. Unterscheidung der Eurobanknoten der Serie ES1 und ES2)
  • Lesung der Seriennummer für statistische Zwecke, ggf. Vergleich mit einer Suchliste für Erpressergeld
  • Prüfung der Echtheit aufgrund maschinenlesbarer Sicherheitsmerkmale
  • Bewertung der Umlauffähigkeit wegen Verschmutzung, Flecken, Farbabrieb und/oder Beschädigungen (z. B. Risse, Löcher, Klebestreifen, Eselsohren, fehlende Teile, Falten, Knitter, Lappigkeit)
  • Erkennung von eingefärbten Banknoten, die durch ein Intelligent Banknote Neutralisation System (IBNS) mit einer speziellen Tinte oder Farbbomben unbrauchbar gemacht wurden (z. B. beim unbefugten Öffnen der Geldkassette eines aufgebrochenen Geldautomaten)[18]

Zur Messung der Eigenschaften werden optische und andere physikalische Messverfahren eingesetzt. Echtheitsmerkmale von Banknoten unterliegen der strikten Geheimhaltung hinsichtlich ihrer Zusammensetzung und ihres Nachweises.[19]

Banknoten, die die Sensoren nicht zweifelsfrei als echt bewerten können, werden für die Handnacharbeit in ein spezielles Ausgabefach für Rückweisungen ausgegeben. Dies gilt auch für Mehrfachabzüge, wenn der Vereinzler mehr als eine Banknote gleichzeitig abgezogen hat. Der Bediener kann sie nochmals vereinzeln lassen oder sie auf sichtbare und taktile Echtheitsmerkmale überprüfen.

Ausgabe und Verpackung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die bearbeiteten Banknoten werden je nach Kategorie in verschiedene Stapler ausgegeben. Dafür werden in der Regel Spiralfachstapler eingesetzt, die die Banknoten mit spiralförmig angeordneten Schlitzen auffangen und auf kürzestem Weg (<200 mm) abbremsen und auf einem Stapel ablegen.

Die Ausgabe kann je nach Automatisierungsgrad folgende Schritte umfassen:

  • Trennung nach Nennwert, Serie, Orientierung und Umlauffähigkeit (ggf. Unterscheidung nach Tauglichkeit für Geldautomaten, sog. ATM-Fit)
  • Zählung und Stapelung als lose Banknoten
  • Übergabe loser Banknoten in spezielle Behälter oder Kassetten
  • Banderolierung als Päckchen mit je 100 Banknoten. Die Banderole ist 25 bis 40 mm breit und wird mit einem Aufdruck der Bearbeitungsdaten versehen. Da der Banderoliervorgang eine gewisse Zeit benötigt, werden einer Sortierkategorie meist zwei Stapler zugeordnet, die alternierend im Tandembetrieb beschickt werden.
  • Vorbündelung von 5 oder 10 gestapelten Päckchen als Einheit von 500 oder 1000 Banknoten, ggf. Aufbringen eines Etiketts mit Bearbeitungsdaten
  • Bündelung der Einheiten mit einer Verpackungsmaschine durch Schrumpffolienverpackung oder Vakuumverpackung. Dieses Verfahren schützt die Banknoten vor Verschmutzung und verhindert den Diebstahl einzelner Banknoten.
  • Zusammenfassung von 4 bis 20 Bündel zu einem Paket durch Schrumpffolienverpackung oder Kartonage
  • automatisierte Stapelung der Pakete auf einer Transportpalette durch Roboter

Vernichtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Vernichtung nicht mehr umlauffähigen oder aus dem Verkehr gezogener Banknoten ist eine hoheitliche Aufgabe der Zentralbank. Sie erfolgt in der Regel durch einen Online-Schredder. Dabei schneidet die Maschine die Banknoten in Schnipsel mit einer typischen Fläche von weniger als 25 mm². Dieser Arbeitsgang erfolgt unter sehr hohen Sicherheitsvorkehrungen, damit weder die Echtheitserkennung durch die Sensoren noch die Zählung der vernichteten Banknoten manipuliert werden können.[20] Optional wird für die Absicherung der Anwendungssoftware und der Datenübertragung der Zählergebnisse eine digitale Signatur verwendet.

In einer nachgeschalteten Stufe werden die Schnipsel durch eine spezielle Absauganlage gesammelt und zu Briketts gepresst, um das Volumen zu verdichten. Die Schnipsel werden, je nach Land, als Abfall deponiert oder zur Wärmeerzeugung verbrannt. Einige Zentralbanken geben Schnipsel auch als beliebtes Souvenir aus.

Markt und Hersteller[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1995 hat sich das Angebot für Maschinen der Banknotenbearbeitung in folgende Produktklassen ausdifferenziert:

  • Modulare Hochgeschwindigkeitsmaschinen mit einem hohen Automatisierungsgrad und einer Bearbeitung von mindestens 20 Banknoten pro Sekunde und bis zu 20 Ausgabestaplern für die gleichzeitige Bearbeitung aller Nennwerte (Multistückelungsbearbeitung) oder gemischter Währungen
  • Modulare Desktop-Systeme für mittlere Leistungen (vorwiegend in Bargeldzentren von Werttransportunternehmen und Kreditinstituten eingesetzt)
  • Kompakte Tischgeräte mit 2 bis 4 Ausgabestaplern für den Einsatz im Backoffice des Einzelhandels oder Kreditinstituten
  • Einfache Tischgeräte für den Bankschalter können nur zählen (ggf. auch gemischte Nennwerte erkennen) und einfache Echtheitsprüfungen ausführen, aber nicht sortieren.
  • Banknotenprüfer an der Kasse dienen nur zur einfachen Echtheitsprüfung von einzelnen Banknoten.

Überragender Marktführer bei den Hochgeschwindigkeitsmaschinen ist die deutsche Firma G+D[21], gefolgt vom japanischen Hersteller Toshiba[22] und der britisch-amerikanischen Cash Processing Solutions (CPS)[23] mit jeweils geringen Marktanteilen. Im Januar 2023 verkündete CPS den Rückzug aus diesem Marktsegment[24] und bietet nur noch Servicedienstleistungen und Softwarelösungen für Bargeldverwaltung an.[25]

Bei den Desktop-Maschinen und den kompakten Tischgeräten führt die japanische Firma Glory[26] den Markt an, gefolgt von G+D und zahlreichen chinesischen, koreanischen und japanischen Herstellern.

Große Bargeldbearbeitungszentren (Cash Center) haben eine Kapazität zur Bearbeitung von bis 20 Millionen Banknoten täglich. Sie sind mit höchsten Sicherheitsmaßnahmen ausgestattet, um Raubüberfälle zu verhindern. Die weltweit größten Zentren sind:

Verwandte Technologien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Banknotenbearbeitung ist eine Sonderform der Bearbeitung von Dokumenten aus Sicherheitspapier oder Kunststoff. Daher versuchten anfangs einige Hersteller, vorhandene Technologien für die Banknotenbearbeitung anzupassen, insbesondere der Vereinzelung und der Bilderkennung und Bildverarbeitung. Zu diesen Anwendungen gehören:

  • Lochkartensortierer: Lesen der binär kodierten Informationen und ggf. Sortierung der Lochkarten. Siehe auch Hollerithmaschine.
  • Scheck: Lesen der Schecks mittels Magnetic Ink Character Recognition (MICR), ggf. Sortierung nach bezogenem Kreditinstitut. Noch im Jahr 2000 sortierte das Federal Reserve System der USA mehr Schecks (ca. 40 Milliarden jährlich) als Banknoten. Seit 2003 ist das vollständige Scannen der Schecks üblich, so dass die physische Rückführung des Schecks zum bezogenen Kreditinstitut nicht mehr erforderlich ist.[34]
  • Gutschein und Kupon: banknotenähnliche Belege mit einem definierten Wert, vor allem im Kasino oder Einzelhandel. Lange Zeit waren sie als staatlich ausgegebene Essensgutscheine (food coupons) in den USA üblich.
  • Rezepte: Erfassen und Scannen von ausgedruckten Belegen zur zentralen Abrechnung mit Krankenkassen[35]
  • Briefverteilanlage: Lesen der Adressen von Briefen und Sortierung nach Postzustellbezirk bzw. Postleitzahl. Moderne Systeme sind in der Lage, die Briefe in der Gangfolge, d. h. in der Reihenfolge der Zustellung durch den Briefträger zu ordnen.

Diese Anwendungsgebiete sind inzwischen sehr stark ausdifferenziert, weil die Anforderungen für die Banknotenbearbeitung sehr spezifisch sind. Lediglich Toshiba bietet Banknotenbearbeitungsmaschinen und Briefverteilanlagen aus demselben Unternehmensbereich an.[36]

Patente[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste maßgebliche Patentanmeldung in Europa erfolgte durch die italienische Societá di Fisica Applicata (SFA) am 31. Mai 1972 als „Automatische Sortiermaschine für gebrauchte Banknoten“. Sie beschrieb umfassend Vorrichtungen zur Erkennung von Fälschungen (u. a. durch Erkennung von Wasserzeichen, Fluoreszenz und Stahldruck) und der Feststellung des Abnutzungszustands durch Vergleich mit einer Musterbanknote, sowie die Lesung der Seriennummer.[37] SFA baute die Maschine „Selenota“, die in Italien und Spanien bis Anfang der 1980er Jahre eingesetzt wurde. Die Anmeldung, für die die USA am 26. März 1974 das Patent US 3,800,155 erteilten, war aufgrund ihrer unspezifischen Ansprüche leicht umgehbar und hatte wenig Auswirkung auf die Marktentwicklung.

In den USA baute die Firma Cummins-Allison in den 1990er Jahren einen umfassenden Patentschutz für Tischgeräte auf, u. a. durch die Kombination von Quertransport mit einer Bearbeitungsgeschwindigkeit von mehr als 800 Banknoten pro Minute. Sie verklagte 2003 die Wettbewerber Glory[38] und die koreanische Shinwoo[39] wegen Patentverletzung zu Strafzahlungen mit zig Millionen Dollar. Damit konnte Cummins-Allison den US-Markt bis zum Ablauf ihrer Patente im Jahr 2017 weitgehend vor Wettbewerbsprodukten bei Tischgeräten schützen.

Inzwischen sind die wesentlichen Basispatente in allen Produktklassen abgelaufen, so dass Hersteller aus China und Russland[40] mit kopierter Technologie in den Markt der Hochgeschwindigkeitssysteme einzutreten versuchen, allerdings bisher mit geringem Erfolg aufgrund von Qualitätsmängeln.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur und Medien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Martin Suter: Montecristo. Diogenes, Zürich 2015, ISBN 978-3-257-06920-4 (308 S., Kriminalroman über den widerrechtlichen Druck von Schweizer Franken).
  • Dokumentarfilm Tonbridge Securitas Heist zum Raubüberfall auf das Cash Center des Werttransportunternehmens Securitas in Tonbridge, Kent, mit einer Beute von 53,1 Mio. Pfund im Jahr 2006[41]
  • Actionfilm Criminal Squad mit einem fiktiven Überfall auf einen Geldtransport und die Federal Reserve Bank in Los Angeles. Er zeigt Szenen der Banknotenbearbeitung, die nicht der Arbeitsweise der FRB entsprechen.[42]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Barer Zahlungsverkehr für Bargeldgeschäftspartner. (PDF; 1,68 MB) Deutsche Bundesbank, 1. März 2020, abgerufen am 3. März 2022.
  2. Banknotenbearbeitung mit Vernichtung von Banknoten. (Video) In: Deutsche Bundesbank. 10. Januar 2017, abgerufen am 28. März 2022 (Multistückelungsbearbeitung mit BPS M7 von G+D bei 33 Banknoten pro Sekunde).
  3. Automated banknotes' treatment at the BCL. (Video) In: Banque Central du Luxembourg. Abgerufen am 5. März 2022 (englisch, ausführliche Beschreibung der Multistückelungsbearbeitung durch BPS M7 von G+D mit 33 Banknoten/Sekunde und 16 Staplern).
  4. Deutsche Bundesbank: Der Banknotenkreislauf und das Banknoten-Recycling in Deutschland, in: Monatsbericht Januar 2011, S. 19 ff. (PDF; 284 kB) Januar 2011, abgerufen am 22. April 2019.
  5. Malte Krüger, Franz Seitz: Kosten und Nutzen des Bargelds und unbarer Zahlungsinstrumente. (PDF) Deutsche Bundesbank, März 2014, abgerufen am 10. Dezember 2022.
  6. Wiederausgabe von Euro-Banknoten („Recycling“). (PDF) In: Europäische Zentralbank. Januar 2005, abgerufen am 28. Februar 2022.
  7. Patent US1328263A: Machine for assorting and counting paper money. Angemeldet am 12. Juli 1916, Erfinder: John P. Buckley, Allan E. Lard.
  8. Operations Evolution. (PDF; 561 kB) In: FRB Cleveland. 1. Januar 2012, abgerufen am 27. Februar 2022 (englisch).
  9. Our 200 year heritage. In: De La Rue. Abgerufen am 27. Februar 2022 (englisch): „In 1957 De La Rue first marketed a banknote counting machine. De La Rue Instruments was later formed to run this line.“
  10. Computer History Automated Check Processing 1989 Federal Reserve Bank. FRB of St. Louis, 1989, abgerufen am 3. März 2022 (englisch, ab ca 4:30 min wird die REI CVCS gezeigt; Federal Bill Counter ab ca. 5:10 min; Scheckbearbeitung ab ca. 7:50 min).
  11. Falschgeld. (PDF; 308 kB) Mit einem Super-Computer will die Bundesbank Geldfälschern auf die Spur kommen. Der Spiegel 6/1977, 31. Januar 1977, abgerufen am 16. Mai 2019 (Link zeigt das Titelbild des Spiegel; PDF des Artikels von dieser Seite aus ladbar).
  12. Hartmut Petzold: Jahresbericht 2006. (PDF; 4,24 MB) Deutsches Museum, 2007, S. 24, abgerufen am 23. Juli 2019.
  13. Horst Böttge, Alfred Schmidt: Von Raketen zu Chipkarten. Zum 100. Geburtstag von Helmut Gröttrup (1916–1981). 3. Februar 2017, abgerufen am 27. Februar 2022.
  14. First Look inside the Federal Reserve. 24. März 2013, abgerufen am 3. März 2022 (englisch, ab ca. 26:30 wird die BPS 3000 im Betrieb gezeigt (FRB of New York, EROC)).
  15. Banknote printing and coin minting. Banco de México, 1. Januar 2011, abgerufen am 3. März 2022 (englisch, Fertigung der Banknoten mit Endprüfung und Verpackung. Schneiden ab ca. 6:30 min; Endprüfung mit BPS 2000 OBIS bei ca. 6:37; Verpackung ab ca. 7:15).
  16. BPS X9: Qualitätsprüfung in Hochgeschwindigkeit für Druckereien. In: Giesecke+Devrient. Abgerufen am 3. März 2022.
  17. BPS M7: Höchste Sicherheit und Effizienz in der "Highspeed-Welt". In: Giesecke+Devrient. Abgerufen am 3. März 2022.
  18. Banknoten mit Tintenflecken. Europäische Zentralbank, 2022, abgerufen am 5. März 2022.
  19. Klaus W. Bender: Geldmacher, das geheimste Gewerbe der Welt. Wiley-VCH Verlag, Weinheim 2004, ISBN 3-527-50383-8 (325 S.).
  20. Lorenz Schröter: Das Ende des Geldes. In: ZEIT-Magazin. Nr. 45/1997, 31. Oktober 1997, S. 10–13.
  21. Leistungsstarke Banknotenbearbeitungssysteme. Giesecke+Devrient, abgerufen am 5. März 2022.
  22. Banknote Processing Machine. Toshiba, abgerufen am 5. März 2022 (englisch).
  23. Die Produkte von CPS bauen auf der Technologie der REI CVCS auf, die 1990 durch Currency Systems International (CSI) übernommen, 2002 durch De La Rue aufgekauft und 2016 an CPS veräußert wurde.
  24. CPS Pivots to Software and Services. In: Currency News. Band 21, Nr. 1, Januar 2023, S. 3 (englisch): “Cash Processing Solutions (CPS), one of three companies that make large high speed banknote sorting machines, is closing this part of its business to focus instead on software and services.”
  25. About the CPS Group of Companies. CPS Group Support Limited, abgerufen am 11. März 2023 (englisch).
  26. Notensortierer. Glory Global Solutions, abgerufen am 5. März 2022.
  27. Currency Processing and Destruction. In: cryptome.org. 13. Mai 2005, abgerufen am 4. März 2022 (englisch).
  28. The Bank of Japan in Our Daily Lives. (Video) Bank of Japan, 2012, abgerufen am 3. März 2022 (englisch, Bei ca. 5:00 min zeigt das Video die Bearbeitung mit Maschinen BN-150 von Toshiba).
  29. P-Behälter. (PDF) Abgerufen am 4. März 2022.
  30. Neue Bundesbank-Filiale in Dortmund übernimmt die Bargeldversorgung der gesamten Rhein-Ruhr Region. Deutsche Bundesbank, 2. Juli 2021, abgerufen am 4. März 2022.
  31. Deutsche Bundesbank-Filiale in Dortmund. Footage-Video. Deutsche Bundesbank, 2. Juli 2021, abgerufen am 4. März 2022.
  32. Astrid Mitchell: All Eyes on Africa as Egypt Hosts Spectacular ACF. In: Currency News. Band 21, Nr. 1, 3. Januar 2023, S. 1; 4 (englisch, currency-news.com).
  33. Neue Megacity für Ägyptens Zukunft. Giesecke+Devrient, 2022, abgerufen am 12. Februar 2023 (Mit einem teilweise animierten Video der internen Abläufe (Dauer 2:36)).
  34. Frequently Asked Questions about Check 21. 6. August 2013, abgerufen am 4. März 2022 (englisch).
  35. Abrechnung von Papier- und E-Rezepten. Abgerufen am 4. März 2022.
  36. Security and Automation Systems. Toshiba Infrastructure, abgerufen am 4. März 2022 (englisch).
  37. Patent DE2328126A: Automatische Sortiermaschine für gebrauchte Banknoten .... Angemeldet am 31. Mai 1972, veröffentlicht am 6. Dezember 1973, Anmelder: Societa di Fisica Applicata S.r.L., Mailand, Erfinder: Franco Potenza.
  38. CUMMINS-ALLISON CORP v. GLORY LTD., Glory Shoji Co., Ltd., and Glory (U.S.A.), Inc. (PDF) 13. Oktober 2006, abgerufen am 4. März 2022 (englisch).
  39. U.S. Court of Appeals for the Federal Circuit Court Upholds Cummins Allison Patent Infringement Lawsuit against SBM Co., LTD and Amro-Asian Trading Company. 6. Juni 2012, abgerufen am 4. März 2022 (englisch).
  40. Goznak has developed a counting and sorting machine “BARS S5” of a new class. 10. Januar 2022, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. März 2022; abgerufen am 4. März 2022 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/goznak.ru
  41. Britain's Biggest Heists – Tonbridge Securitas Heist. 7. September 2021, abgerufen am 5. März 2022 (englisch).
  42. Criminal Squad (Trailer). 2018, abgerufen am 5. März 2022 (Bei ca. 1:15 min sieht man Szenen der Banknotenbearbeitung mit BPS 200 von G+D, die nicht bei der FRB eingesetzt wird.).