Christian Stöcker

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Christian Stöcker (2017)

Christian Stöcker (* 1. Februar 1973 in Würzburg)[1][2] ist ein deutscher Journalist, Autor und Fachhochschul-Professor.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Christian Stöcker studierte Psychologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg sowie an der University of Bristol. 2003 wurde er in Würzburg im Fach Kognitive Psychologie mit einer Arbeit zum Thema Der Einfluss von Handlungseffekten auf den Erwerb und die Ausführung von Bewegungssequenzen zum Dr. phil. promoviert,[3] anschließend studierte er Kulturkritik in München an der Bayerischen Theaterakademie.[3][4] Parallel dazu publizierte er in dieser Zeit beispielsweise für die Süddeutsche Zeitung, Die Zeit und Spiegel Online. Ab 2005 wurde er bei Spiegel Online in den Ressorts Wissenschaft und Netzwelt tätig; 2011 bis 2016 leitete er dort das Ressort Netzwelt.[3][5]

2007 veröffentlichte Stöcker sein erstes Sachbuch über Second Life, 2011 erschien Nerd Attack!, laut Untertitel „eine Geschichte der digitalen Welt vom C64 bis zu Twitter und Facebook“. Zusammen mit Ole Reißmann und Konrad Lischka stellte er 2012 im Buch We are Anonymous die weltweit agierende Internet-Bewegung Anonymous dar. Ab 2013 gehörte Stöcker beim Spiegel zu dem Team, das von Edward Snowden zur Verfügung gestellte Dokumente der NSA und anderer Geheimdienste auswertete und veröffentlichte.[6][7][8]

2016 wurde Christian Stöcker als Professor für Digitale Kommunikation an die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg berufen: Dort leitete er den Master-Studiengang Digitale Kommunikation und ist an mehreren Forschungsprojekten beteiligt, die Fragen der Wechselwirkung von digitaler Medientechnologie, Journalismus und Öffentlichkeit betreffen.[3][9]

Bei Spiegel Online hat Stöcker weiterhin eine wöchentliche Kolumne, die sonntags unter dem Titel Der Rationalist erscheint.[5] 2020 erschien sein Buch Das Experiment sind wir über den Umgang der Menschheit mit den exponentiellen Veränderungen der großen Beschleunigung. Inhalte des Buchs wurden zum Gegenstand von zwei Dokumentarfilmen für 3sat, an denen Stöcker auch vor der Kamera mitwirkte;[10][11] 2022 trat er auch in der ZDF-Dokureihe „Grauzone“ als Reporter auf.[12] In seinem Buch Männer, die die Welt verbrennen (2024) prangert Stöcker die Petromaskulinität an.[13]

Als Sachverständiger für Fragen des Einflusses von Digitalisierung und Algorithmen auf Öffentlichkeit, Journalismus und Chancengleichheit beriet er den Deutschen Bundestag,[14][15] die Landtage von Thüringen[16] und Schleswig-Holstein[17] sowie die Enquete-Kommission Künstliche Intelligenz des Deutschen Bundestags.[18] 2021 und 2022 gehörte er dem Beirat der Hamburger Standortinitiative nextMedia an.[19] Bis Ende 2022 war Stöcker „Media Fellow“ bei der Denkfabrik The New Institute;[20] außerdem war er Gründungsmitglied der Jury des Deutschen Computerspielpreises,[21] der er bis 2020 angehörte.[22]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der Einfluss von Handlungseffekten auf den Erwerb und die Ausführung von Bewegungssequenzen. Dissertation Universität Würzburg, Würzburg 2002[23]
  • Second Life. Eine Gebrauchsanweisung für die digitale Wunderwelt. Goldmann Verlag München 2007, ISBN 978-3-442-12983-6
  • Virtuelle Räume und reale Erregungszyklen. Die Hysterie der Medien um »Second Life« und was wirklich dran ist an dreidimensionalen Web-Welten. In: Publizistik. Vierteljahreshefte für Kommunikationsforschung, Bd. 53, 2008
  • Nerd Attack! Eine Geschichte der digitalen Welt vom C64 bis zu Twitter und Facebook. Deutsche Verlags-Anstalt München; Spiegel-Buchverlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3-421-04509-6
  • mit Ole Reißmann, Konrad Lischka: We are Anonymous. Die Maske des Protests. Wer sie sind, was sie antreibt, was sie wollen (= Goldmann. Lesen erleben, Bd. 10240). Goldmann Verlag, München 2012, ISBN 978-3-442-10240-2
  • als Hrsg.: Spielmacher – Gespräche mit Pionieren der Gamesbranche. E-Book Spiegel-Verlag, Hamburg 2013, ISBN 978-3-87763-150-8
  • Das Experiment sind wir. Unsere Welt verändert sich so atemberaubend schnell, dass wir von Krise zu Krise taumeln. Wir müssen lernen, diese enorme Beschleunigung zu lenken. Blessing Verlag, München 2020, ISBN 978-3-89667-677-1
  • Männer, die die Welt verbrennen – Der entscheidende Kampf um die Zukunft der Menschheit. Ullstein Verlag, Berlin 2024, ISBN 978-3-550-20282-7

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Christian Stöcker – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wir graturilieren: Christian Stöcker wird 47. In: turi2. 1. Februar 2020, abgerufen am 14. Januar 2024.
  2. Angaben zu Christian Stöcker im Katalog der DNB
  3. a b c d Christian Stöcker: Interview und Angaben zur Person (Memento vom 11. Oktober 2016 im Internet Archive) HAW Hamburg, 24. Juni 2016
  4. Vgl. Angaben zu Christian Stöcker im Katalog der DNB; als Studienfach wird hier „Theater-, Film- und Fernsehkritik“ genannt
  5. a b Autorenprofil und Liste der Beiträge von Christian Stöcker spiegel.de
  6. Christian Stöcker, Jörg Schindler, Marcel Rosenbach, Ole Reißmann, Judith Horchert, Jacob Appelbaum: Neue Dokumente: Der geheime Werkzeugkasten der NSA. In: Der Spiegel. 30. Dezember 2013, abgerufen am 4. August 2021.
  7. Christian Stöcker, Michael Sontheimer, Laura Poitras, Andy Müller-Maguhn, Christian Grothoff, Aaron Gibson, Jacob Appelbaum: Snowden-Dokument: So unterminiert die NSA die Sicherheit des Internets. In: Der Spiegel. 29. Dezember 2014, abgerufen am 4. August 2021.
  8. Christian Stöcker, Holger Stark, Jörg Schindler, Marcel Rosenbach, Jacob Appelbaum: Quantumtheory: Wie die NSA weltweit Rechner hackt. In: Der Spiegel. 30. Dezember 2013, abgerufen am 4. August 2021.
  9. Beschäftigte, Prof. Dr. Christian Stöcker. In: haw-hamburg.de. Abgerufen am 4. August 2021.
  10. Exponentielles Wachstum verstehen: Das Prinzip Seerose. Abgerufen am 2. Mai 2023.
  11. Wissenschaftsdoku: Rätselhaftes Bauchgefühl. In: 3sat.de. Abgerufen am 2. Mai 2023.
  12. Klima retten - Wachstum oder Verzicht? Abgerufen am 2. Mai 2023.
  13. Klimawandel: Welche Männer die Welt verbrennen | Christian Stöcker. 14. März 2024, abgerufen am 23. April 2024.
  14. Sonja Kind, Tobias Jetzke, Sebastian Weide, Simone Ehrenberg-Silies, Marc Bovenschulte: Social Bots ,TA Vorstudie. (PDF) In: tab-beim-bundestag.de. Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag, 2017, abgerufen am 5. August 2021.
  15. Fake News, Social Bots, Hacks und Co. – Manipulationsversuche demokratischer Willensbildungsprozesse. In: bundestag.de. Deutscher Bundestag, abgerufen am 5. August 2021.
  16. Bericht der Enquetekommission 6/1 „Ursachen und Formen von Rassismus und Diskriminierungen in Thüringen sowie ihre Auswirkungen auf das gesellschaftliche Zusammenleben und die freiheitliche Demokratie“. (PDF) In: thueringer-landtag.de. Thüringer Landtag, 24. September 2019, abgerufen am 8. Mai 2021.
  17. Bericht zur Situation der Medienlandschaft in Schleswig-Holstein. (PDF) Landtag Schleswig-Holstein, 7. Mai 2021, abgerufen am 8. Mai 2021.
  18. Bericht der Enquete-Kommission Künstliche Intelligenz – Gesellschaftliche Verantwortung und wirtschaftliche, soziale und ökologische Potenziale. (PDF) Deutscher Bundestag, 28. Oktober 2020, abgerufen am 5. August 2021.
  19. Safer Internet Day 2021: Kommunikationsprofi Prof. Dr. Christian Stöcker im Interview. In: nextMedia.Hamburg. 9. Februar 2021, abgerufen am 2. Mai 2023.
  20. Klimaretter beim „Spiegel“: Der schmale Grat zum Aktivismus - WELT. 20. Januar 2023, abgerufen am 23. Januar 2024.
  21. Kulturpreise.de : Deutscher Computerspielpreis. In: kulturpreise.de. ARCult Media GmbH, abgerufen am 5. August 2021.
  22. Jury. In: deutscher-computerspielpreis.de. Abgerufen am 5. August 2021.
  23. Universitätsbibliothek Würzburg, opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de: Digitalisat, .pdf (11. März 2024)
  24. Online
  25. DGPs: Laudatio Dr. Christian Stöcker. In: dgps.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. August 2021; abgerufen am 6. Juni 2023.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dgps.de
  26. Die Journalisten des Jahres. In: mediummagazin.de. Abgerufen am 5. August 2021.
  27. Preisverleihung „Ausgezeichnet!“: 395.000 Euro für Hamburger Schulen und Hochschulen. In: wissensschule.de. Abgerufen am 5. August 2021.