Dead Kennedys

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Dead Kennedys


v. l. n. r. Klaus Flouride, Ron „Skip“ Greer, D. H. Peligro (im Hintergrund), East Bay Ray (2019)
Allgemeine Informationen
Herkunft San Francisco (Vereinigte Staaten)
Genre(s) Punk, Hardcore Punk
Gründung 1978, 2001
Auflösung 1986
Website www.deadkennedys.com
Gründungsmitglieder
Jello Biafra (1978–1986)
East Bay Ray (1978–1986, seit 2001)
Klaus Flouride (1978–1986, 2001–2010, seit 2011)
Gitarre
6025 (1978–1979)
Bruce Schlesinger aka Ted (1978–1981)
Aktuelle Besetzung
Gesang
Ron „Skip“ Greer (seit 2008)
Gitarre
East Bay Ray
Bass, Hintergrundgesang
Klaus Flouride
Ehemalige Mitglieder
Gesang
Brandon Cruz (2001–2003)
Gesang
Jeff Penalty (2003–2008)
Schlagzeug
Dave Scheff (2008)
Bass
Greg Reeves (2010–2011)
Schlagzeug, Hintergrundgesang
D. H. Peligro (1981–1986, 2001–2022, †2022)

Die Dead Kennedys (engl. für „Tote Kennedys“) sind eine US-Punk-Band aus dem kalifornischen San Francisco, die von 1978 bis 1986 existierte. Seit 2001 besteht die Band ohne den Sänger Jello Biafra weiter. Ihre Texte kommentieren mit beißendem Humor die Standpunkte linker und rechter Politik, mitunter auch durchaus angreifend in ihrer Wortwahl. Musikalisch verbinden sie die künstlerischen Elemente des „klassischen“ UK-Punk mit der Energie und Geschwindigkeit des US-Punk-Rock. Jello Biafra spielte mit seinem Label Alternative Tentacles eine wichtige Rolle als Sprungbrett für andere Gruppen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jello Biafra
East Bay Ray & Ron „Skip“ Greer (2009)

Die Dead Kennedys wurden im Juni 1978 gegründet. Die Band bestand aus Jello Biafra (Sänger), East Bay Ray (Gitarrist), Klaus Flouride (Bassist) und Bruce Schlesinger aka. Ted (Schlagzeuger). Anfänglich war auch noch der Gitarrist 6025 (Carlos Cadona) dabei, der jedoch bereits wenig später die Band verließ. Sie spielten einige Konzerte in San Francisco und brachten im Juni 1979 ihre erste Single California über alles auf Alternative Tentacles heraus. Auf ihrer folgenden Tour entlang der US-Ostküste rüttelten sie mit ihren energischen Auftritten die dortige Punk-Szene wieder auf, um die es dort zu dem Zeitpunkt bereits stiller geworden war.

Im Herbst 1980 veröffentlichten sie ihre erste LP, Fresh Fruit for Rotting Vegetables. Ende des Jahres trennte die Band sich von Schlagzeuger Ted aus musikalischen Gründen und fand in D. H. Peligro einen Nachfolger.[1] Über die gesamten 1980er-Jahre tourten sie durch die USA und Europa und verschafften sich so weltweit Gefolgschaft in der Undergroundszene. Ihre Musik, aber insbesondere ihre Texte, attackierten u. a. die religiöse Rechte und Ronald Reagan mit bösem Sarkasmus. Die Band verzichtete dabei auf Personenkult, hielt sich mit privaten Informationen über die Mitglieder zurück und druckte keine Bandfotos auf die Albencover.[2]

Die Veröffentlichung des Albums Frankenchrist (1985) rief das damals neu gegründete Parents Music Resource Center (PMRC) auf den Plan, und die Organisation klagte die Band 1986 wegen Verbreitung jugendgefährdender Inhalte an Minderjährige an. Dabei ging es um ein der Schallplatte beigelegtes Poster mit der Zeichnung Penis Landscape des Schweizer Künstlers HR Giger. Die Anklage verlangte eine Verurteilung jedes Bandmitglieds zu einem Jahr Gefängnis und 20.000 Dollar Strafe. Im Jahr 1987 wurde die Band nach einem dreiwöchigen Prozess von einer Jury mit 7 zu 5 Stimmen freigesprochen, die von der Staatsanwaltschaft geforderte Wiederholung des Verfahrens wurde von der Richterin abgelehnt.[3] Das Album verschwand in den USA jedoch fast vollständig aus den Plattenläden.

Nach der Veröffentlichung der LP Bedtime for Democracy gegen Ende des Jahres 1986 erklärten sich die Dead Kennedys für aufgelöst. Jello Biafra blieb weiterhin in der Punk-Bewegung aktiv, pflegte das Label Alternative Tentacles, gründete unter anderem die Band Lard und brachte einige Spoken-Word-Alben heraus.

Der verbliebene Teil der Band, bestehend aus East Bay Ray, Klaus Flouride und dem Inhaber dieses Labels, D. H. Peligro, begann 2001 eine Reunion-Tour unter dem Namen DK Kennedys und ersetzte Biafra durch den Sänger Brandon Cruz. Am 9. Oktober 2007 wurde ein Best-of-Album mit dem Namen Milking the Sacred Cow herausgebracht. Es enthält zwei unveröffentlichte Versionen von Soup Is Good Food und Jock-O-Rama. Cruz’ Nachfolger Jeff Penalty verließ die Band im März 2008. Er wurde von dem früheren Wynona-Riders-Sänger Ron „Skip“ Greer ersetzt.[4]

Am 28. Oktober 2022, drei Tage nach ihrer absolvierten Europa-Tour, gab die Band in den sozialen Netzwerken bekannt, dass der Schlagzeuger D. H. Peligro nach einem Sturz bei sich zu Hause in Los Angeles ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten habe, an dessen Folgen er kurze Zeit später verstarb.[5] Bei einer Tournee durch Großbritannien und Irland im Mai 2023 nahm der Argentinier Santi Guardiola seinen Platz ein, der zuvor in Peligros gleichnamiger Band gespielt hatte.[6] Im selben Monat berichteten Medien, dass Peligro mit einem Krebsleiden zu kämpfen hatte und tatsächlich an einer Kombination aus Fentanyl und Heroin gestorben sei.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Liedzeilen „Weil sie dich verplant haben, kannst du nichts anderes tun als aussteigen und nachdenken“ werden in der bekannten Kurzgeschichte Im Spiegel von Margret Steenfatt zitiert.[7]

Die Toten Hosen veröffentlichten 2017 eine Coverversion des Songs California über alles mit Jello Biafra als Gastsänger. Dieser Song ist auf dem Album Learning English Lesson 2 enthalten.[8]

Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chartplatzierungen
Erklärung der Daten
Alben[9][10]
Fresh Fruit for Rotting Vegetables
  UK 33 
Gold
Gold
13.09.1980 (6 Wo.)
Give Me Convenience or Give Me Death
  UK 84 
Silber
Silber
04.07.1987 (2 Wo.)
Singles[9]
Kill the Poor
  UK 49 01.11.1980 (3 Wo.)
Too Drunk to Fuck
  UK 36 30.05.1981 (6 Wo.)

Einen Überblick über das musikalische Schaffen der Dead Kennedys bietet die Kompilation Give Me Convenience or Give Me Death (Decay), die bekannte Songs wie California über alles und Holiday in Cambodia, aber auch rare Lieder enthält.

Alben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Singles[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Dead Kennedys – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Alex Ogg: California über alles. Ventil, Mainz 2015, ISBN 978-3-95575-008-4, S. 170.
  2. Wolfgang Sterneck: Die Dead Kennedys und der Alptraum. In: Sterneck.net. Abgerufen am 5. Oktober 2019.
  3. https://www.thefreelibrary.com/Rockin%27+with+the+First+Amendment.-a06057361
  4. Jeff Penalty leaves the Dead Kennedys. In: Punknews.org.
  5. Verstorben. In: Ox-Fanzine. Nr. 165, Dezember 2022, S. 5.
  6. Und Sonst So. In: Ox-Fanzine. Nr. 168, Juni 2023, S. 5.
  7. Zit. nach: Wolfgang Menzel (Hrsg.): Praxis Sprache 9. Sprechen – Schreiben – Lesen. Westermann, Braunschweig 2007, ISBN 978-3-14-121289-1, S. 27.
  8. Die Toten Hosen: „Learning English Lesson 2“-Tracklist, Cover-Artwork und Gäste veröffentlicht. In: Rock Hard. Rock Hard Verlags- und Handels-GmbH, 5. April 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. April 2017; abgerufen am 24. April 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rockhard.de
  9. a b Chartquellen: UK
  10. Auszeichnungen für Musikverkäufe: US UK