Evangelium (Glaube)
Als Evangelium (auch Frohe Botschaft, Gute Nachricht, Frohbotschaft oder Heilsbotschaft) bezeichnet das Christentum die Botschaft, die Gott durch Jesus Christus an die Menschen richtet und deren Verkündigung Aufgabe der Christen sei.[1][2] Die einzig normative schriftliche Formulierung des Evangeliums ist die Bibel als Heilige Schrift. Die Wege der Verkündigung reichen von vorbildlichem Verhalten und Handeln der Christen über den Verkündigungsdienst in Predigt und Katechese (Evangelisation) bis hin zu schriftlichen oder multimedialen Veröffentlichungen.
Als Evangelium werden auch um 100 n. Chr. verfasste Schriften aus neutestamentlicher Zeit bezeichnet, die die christliche Botschaft in Form einer Lebensbeschreibung Jesu darstellen und biographische Elemente (beginnend mit Taufe/Geburt Jesu, endend mit Kreuzigung/Auferstehung des Jesus Christus als Bringer der heilsamen Gnade Gottes) mit der Überlieferung und Deutung der Botschaft Jesu verbinden; sie benutzen dazu die Stilmittel der antiken Biographie. Zu dieser literarischen Gattung „Evangelium“ siehe Evangelium (Literaturgattung).
Etymologie und Herkunft des Begriffs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die metaphorische Wortgruppe um den Begriff des Evangeliums ist bis heute im kirchlichen Sprachgebrauch aktiv (evangelisch, Evangelisation) und gehört seit dem Urchristentum zum christlichen Grundwortschatz, außerhalb des Griechischen als Lehnwörter.
Der Begriff Evangelium stammt aus der griechischen Sprache (
Bereits bei Homer begegnet
Die griechischsprachige jüdische Tradition verwendet wie das Alte Testament in erster Linie das Verb ευαγγελίζομαι bezogen auf die besonders vom Propheten Deuterojesaja (Jes 40,9 ELB) angekündigte messianische Heilsbotschaft.
Neues Testament[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In der Darstellung des Neuen Testaments benutzt Jesus dieses Wort aus dem Umfeld der römischen Kaiser am Anfang seiner Verkündigung. Der Evangelist Markus schreibt:
„Nachdem man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, ging Jesus wieder nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: ‚Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium.‘“
Im Neuen Testament kommt das Substantiv
Beim Apostel Paulus ist
„Ich erinnere euch, Brüder und Schwestern, an das Evangelium, das ich euch verkündet habe. Ihr habt es angenommen; es ist der Grund, auf dem ihr steht. Durch dieses Evangelium werdet ihr gerettet werden, wenn ihr festhaltet an dem Wort, das ich euch verkündet habe, es sei denn, ihr hättet den Glauben unüberlegt angenommen.
Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe: Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschien dem Kephas, dann den Zwölf. […]
Ob nun ich verkünde oder die anderen: Das ist unsere Botschaft und das ist der Glaube, den ihr angenommen habt.“
Auch bei den Synoptikern ist
Einige Kirchenväter bezeichneten das gesamte Neue Testament als Evangelium. Die Bezeichnung Evangelium im Zusammenhang mit den kanonischen Evangelienschriften findet sich bei Irenäus: das Evangelium als die eine Botschaft von Jesus Christus in vier Formen – nach Matthäus, Markus, Lukas, Johannes. Justin verwendet den Ausdruck in beiden Bedeutungen.
Evangelisierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Christen fühlten sich durch den Missionsbefehl von Jesus Christus beauftragt, die Frohe Botschaft vom Reich Gottes zu verbreiten: „Geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.“ (Mt 28,19f EU) Die Wege und Formen dieser Verkündigung werden als Evangelisierung oder Evangelisation bezeichnet.
Texte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Papst Franziskus: Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium über die Verkündigung des Evangeliums in der Welt von heute (24. November 2013).
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Evangelium (Liturgie)
- Evangeliumskirche, zu Widmungen
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Chr. Burchard: Artikel Evangelium. In: Religion und Theologie. Band: A–G. Göttingen 19783; S. 274 f.
- Detlev Dormeyer: Evangelium. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart Dezember 2008
- Hubert Frankemölle: Evangelium, Evangelien. A. Evangelium. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 3. Herder, Freiburg im Breisgau 1995, Sp. 1058–1062.
- Greg Gilbert: Was ist das Evangelium? 3L-Verlag, Waldems, 2011, ISBN 978-3-941988-36-1.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Apostolisches Schreiben Evangelii Gaudium (...) über die Verkündigung des Evangeliums in der Welt von heute, Nr. 24.111.
- ↑ Hubert Frankemölle: Evangelium, Evangelien. II. Biblisch-theologisch und III. In der Verkündigung. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 3. Herder, Freiburg im Breisgau 1995, Sp. 1058.1061.
- ↑ z. B. Homer: Odyssee 14, 152–167
- ↑ Homer: Odyssee. Projekt Gutenberg, S. 9. bis 16. Gesang – Kapitel 7 (projekt-gutenberg.org [abgerufen am 25. Oktober 2020] Zweisprachige Fassung Griechisch/Deutsch).
- ↑ Udo Schnelle: Euangelion. In: Hubert Cancik, Helmuth Schneider, Manfred Landfester (Hrsg.): Der Neue Pauly. 2006, doi:10.1163/1574-9347_dnp_e403700.
- ↑ Detlev Dormeyer: Artikel Evangelium. In: WiBiLex. 2008.