Fernmeldeturm Nürnberg

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Fernmeldeturm Nürnberg
Funkübertragungsstelle Nürnberg
Bild des Objektes
Datei:Nuremberg Aerial Fernmeldeturm.JPG
Basisdaten
Ort: Nürnberg
Land: Bayern
Staat: Deutschland
Höhenlage: 318 m ü. NN
Koordinaten: 49° 25′ 33,5″ N, 11° 2′ 20,2″ O
Verwendung: Fernmeldeturm, Rundfunksender
Zugänglichkeit: Sendeturm öffentlich nicht zugänglich
Besitzer: Deutsche Funkturm
Turmdaten
Bauzeit: 1977–1980
Betriebszeit: seit dem 8. August 1980
Gesamthöhe: 292,8 m
Aussichts­plattform: 185 m
Betriebs­räume: 197 m, 205 m
Gesamtmasse: 23.000 t
Stilllegung Aussichtsplattform: 1991
Daten zur Sendeanlage
Letzter Umbau (Antenne): April 2005
Wellenbereich: UKW-Sender
Rundfunk: UKW-Rundfunk
Sendetypen: DVB-T, DAB, Mobilfunk, Richtfunk, BOS-Funk, Amateurfunkdienst
Positionskarte
Fernmeldeturm Nürnberg (Bayern)
Fernmeldeturm Nürnberg (Bayern)
Fernmeldeturm Nürnberg
Lokalisierung von Bayern in Deutschland

Der Nürnberger Fernmeldeturm, der wegen seines eiförmigen Turmkorbes auch den Namen „Nürnberger Ei“ trägt, wurde zwischen 1977 und 1980 nach Plänen des Architekten Erwin Heinle erbaut. Tragwerksplaner war der Bauingenieur Fritz Leonhardt.[1] Er stellt das höchste Bauwerk in Bayern dar und ist nach dem Berliner und dem Frankfurter der dritthöchste Fernsehturm in Deutschland.

Der Fernmeldeturm in Nürnberg

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorgängersender[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vom Sender Nürnberg-Kleinreuth an der Rundfunkstraße 24 wurden von 1927 bis 1969 Rundfunkprogramme im Mittelwellenbereich abgestrahlt. Er wurde 1969 zur bestehenden Rundfunksendeanlage des Bayerischen Rundfunks auf dem Dillberg verlegt, wo auch heute noch die Rundfunkprogramme des Bayerischen Rundfunks abgestrahlt werden.

Von 1952 bis 1955 war ein UKW-Sender auf dem Moritzberg installiert, der wegen der Einflugschneise des neuen Flughafens zum Dillberg verlegt wurde. Eine für den Fernsehempfang notwendige Erhöhung des Sendemastes wäre nicht möglich gewesen.

Der Sendeturm auf dem Post-/Telekomgelände in der Karolinenstraße 38/Adlerstraße 29 (ehemals: Fernmeldeamt I Nürnberg) (Koordinate – 49° 27′ 4,9″ N, 11° 4′ 28″ O):

Planung und Bau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geplant wurde er ab 1972 als reiner Fernmeldeturm, der eine vorhandene Einrichtung in der Innenstadt ersetzen sollte. Als solcher fand er auch bis 1986 Verwendung, erst seitdem werden auch private Radioprogramme und seit 1988 private Fernsehprogramme von dort ausgestrahlt. Heute beherbergt der Korb auch Sendeeinrichtungen für analog Radio – UKW, digital Radio – DAB, BOS-Funk, Funkmeldeempfänger, Amateurfunkdienst, Mobilfunk und Richtfunk. Die Zwischenräume des Turmkorbs dienen als Antennenplattformen. Architekt Heinle wollte ursprünglich diese Zwischenräume mit Kunststoff auskleiden, um die Form des Eis perfekt darzustellen. Aus technischen Gründen konnte dies jedoch nicht realisiert werden.

Seit Erbauung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ebenfalls von Anfang an geplant und betrieben wurde ein touristischer Bereich mit einem Drehrestaurant mit einer Umlaufdauer von einer Stunde und einer Aussichtsplattform im unteren Bereich des Turmkorbs. Diese Angebote trugen sich jedoch nicht und trotz mehrerer Pächter und wechselnder Angebote ist der Turm daher seit 1991 für die öffentliche Nutzung geschlossen.

Seit Juli 2009 befindet sich in 194 Meter Höhe eine 360-Grad-Panoramakamera mit Blick über Nürnberg.[2]

Der Fernmeldeturm gehört der Deutschen Funkturm GmbH (DFMG), einer Tochtergesellschaft der Deutschen Telekom mit Sitz in Münster.

Vom 22. Januar 2003 bis zum 4. April 2003 diente der Nürnberger Fernmeldeturm auch zur Verbreitung des Programms von Megaradio auf der Mittelwellenfrequenz 945 kHz. Hierzu wurde entlang des Turmschaftes eine Drahtantenne gespannt, deren oberstes Ende am Turmschaft und deren unterstes Ende auf dem Dach des zu Füßen des Turmes liegenden Betriebsgebäudes befestigt war.

Von 1980 bis 1998 wurde das Eurosignal mit 300 W aus einer Höhe von 287 Meter gesendet.

Aufgrund seiner Lage im Nürnberger Stadtteil Schweinau (statistischer Bezirk Hohe Marter) ist auch die Bezeichnung „Fernmeldeturm Schweinau“ gebräuchlich.[3]

Nach 1991 gab es mehrere Initiativen und Aktionen, um den Turm wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Unter anderem wurde 2015 einmalig ein „Tag der offenen Tür“ für eine begrenzte Besucherzahl durchgeführt. Aber die hohen Betriebskosten und hohe Sanierungs- und Modernisierungskosten verhinderten die dauerhafte Wiederöffnung.[4]

Im Juni 2021 wurde der Turm in die Bayerische Denkmalliste aufgenommen.[5]

Technische Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Turmkorb und Antenne

Der zwischen dem 12. Juli 1977 (Grundsteinlegung) und 8. August 1980 (Eröffnung) erbaute Fernmeldeturm erreicht eine Gesamthöhe von 292,80 Metern (Aussichtsgeschoss in 185 Metern, Betriebsräume in 197 und 205 Metern) bei einer verbauten Gesamtmasse von 23.000 Tonnen.

Die aktuelle Höhe gilt seit dem letzten Austausch der Turmspitze für die Umstellung vom analogen auf das digitale Antennenfernsehen DVB-T im Ballungsraum Nürnberg am 8. und 9. April 2005.

Der Turmkorb hat eine Höhe von knapp 50 Metern und einen Durchmesser von 32 Metern.

Der Personenaufzug für den öffentlichen Bereich fasst bis zu 30 Personen und fährt mit 6,3 m/s nach oben. Zum Aussichtsgeschoss sind es 1170 Stufen (zur Mastspitze danach weitere 285 Leiterstufen). Im Lastenaufzug für den technischen Bereich sind bis zu 13 Personen zugelassen, wobei er mit 2 m/s erheblich langsamer fährt. Aus feuerpolizeilichen Gründen dürfen sich maximal 250 Personen im Turm aufhalten.

Vom Geländeniveau 318 Metern über NN ragt sein unterirdisches Fundament 15,5 Meter in die Tiefe.

Auf dem Dach des Turmkorbes befinden sich drei um 120 Grad versetzt angeordnete, rotierende, weiße Leuchtfeuer, die jeweils in zwei Richtungen strahlen; sie können vom Tower des Nürnberger Flughafens ein- und ausgeschaltet werden, und dienen der Orientierung und Flugsicherheit.

Frequenzen und Programme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Analoges Radio (UKW)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beim Antennendiagramm sind im Falle gerichteter Strahlung die Hauptstrahlrichtungen in Grad angegeben.

Frequenz
(in MHz)
Programm RDS PS RDS PI Regionalisierung ERP
(in kW)
Antennendiagramm
rund (ND)/gerichtet (D)
Polarisation
horizontal (H)/vertikal (V)
90,1 Deutschlandfunk __Dlf___ D210 - 0,05 ND H
92,9 Hit Radio N1/Camillo/AREF/Pray 92,9 RADIO_N1
CAMILLO_
D01B - 0,32 ND H
94,5 Radio F/Jazztime Nürnberg RADIO_F_ 101C - 0,32 ND H
95,8 Radio Z/Star FM 107.8/99.0 RADIO_Z_
STAR_FM_
1C15 - 0,32 ND H
97,1 Radio Gong 97,1 _GONG___ 171E - 0,32 ND H
98,6 Radio Charivari 98,6 Nürnberg CARIVARI 101D - 0,32 ND H
105,1 Klassik Radio KLASSIK_ D75B - 0,5 ND H
105,6 Deutschlandfunk Kultur Dlf_Kult D220 - 0,1 ND H
106,9 Energy Nürnberg _ENERGY_ DE19 - 0,3 ND H

Digitales Radio (DAB)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nahansicht

DAB wird in vertikaler Polarisation und im Gleichwellenbetrieb mit anderen Sendern ausgestrahlt.

Block Programme ERP 
(in kW)
Antennendiagramm
rund (ND)/
gerichtet (D)
Gleichwellennetz (SFN)
5C
DR Deutschland
(D__00188)
DAB+ Block der Media Broadcast: 10 ND


5D
Antenne DE
(D__00364)

DAB-Block von Antenne Deutschland:

10 ND
8C 
Mittelfranken
(D__00327)
DAB-Block des Bayerischen Rundfunks 10 ND Büttelberg, Dillberg, Hesselberg, Hersbruck, Nürnberg (Fernmeldeturm), Rothenburg ob der Tauber, Treuchtlingen, Weißenburg



10C 
Nuernberg 
(D__99042)
DAB-Block der Bayern Digital Radio : 10 ND Dillberg, Nürnberg (Fernmeldeturm)
11D 
BR Bayern 
(D__00165)
DAB-Block des Bayerischen Rundfunks 10 ND

Der DAB-Block 10C (Lokal) wurde bis Mitte September 2014 vom Sendeturm an der Wallensteinstraße (Studio Franken) mit 2 kW abgestrahlt und dann zum Fernmeldeturm verlegt und auf 4 kW verstärkt. In Erlangen stand ein weiterer Sender mit 0,4 kW Leistung. Dieser wurde im Zuge der Umstrukturierung abgeschaltet.

Digitales Fernsehen (DVB-T2)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kanal Frequenz
(in MHz)
Multiplex Programme im Multiplex ERP
(in kW)
Antennen-
diagramm

rund (ND) /
gerichtet (D)
Polarisation
horizontal (H) /
vertikal (V)
Modulations-
verfahren
FEC Guard-
intervall
Bitrate
(in MBit/s)
SFN
24 498 Freenet TV 2 50 ND V 64-QAM 2/3 1/16 27,6 Nürnberg
25 506 Freenet TV 3 50 ND V 64-QAM 2/3 1/16 27,6 Nürnberg
29 538 ARD / BR 50 ND V 64-QAM 3/5 19/128 22,0 Nürnberg, Dillberg, Büttelberg
34 578 Substream 0:

ZDF

(ZDFmobil)

Substream 1: Freenet TV

Substream 0:

Substream 1:

50 ND V 64-QAM 3/5 19/128 22,0 Nürnberg, Dillberg
35 586 Freenet TV 1 50 ND V 64-QAM 2/3 1/16 27,6 Nürnberg
42 642 ARD 50 ND V 64-QAM 3/5 19/128 22,0 Nürnberg, Dillberg, Büttelberg

[6]

 *rbb Berlin außerhalb der Regionalzeiten des BR Fernsehens

Analoges Fernsehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis zur Umstellung auf DVB-T wurden folgende Programme in analogem PAL gesendet:

Kanal Frequenz 
(MHz)
Programm ERP
(kW)
Sendediagramm
rund (ND)/
gerichtet (D)
Polarisation
horizontal (H)/
vertikal (V)
21 471,25 ProSieben 0,63 ND H
23 487,25 Franken Fernsehen 0,63 ND H
36 591,25 RTL (Nürnberg) 1 ND H
40 623,25 Sat.1 (Bayern) 1 ND H
53 727,25 Tele 5 0,63 ND H

Die öffentlich-rechtlichen Sender wurden von den Sendern Dillberg (Das Erste) und Schwabach (ZDF, BR) ausgestrahlt.

Amateurfunkdienst[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • ATV-Relais DB0SCS (Ausgabe: 1278 MHz Eingabe: 2335 MHz)
  • D-STAR-Relais DB0VOX (439,525 MHz)
  • FM-Relais (Echolink, IRLP) DB0VOX (439,250 MHz)
  • POCSAG-Funkruf­sender DB0VOX (439,9875 MHz)
  • APRS-Digipeater DB0VOX (144,800 MHz)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Thomas Funk: Nürnbergs längster Spargel. in: Stadt Nürnberg (Hrsg.): Nürnberg Heute. Heft 29, Nürnberg 1980, S. 18–22.
  • Dietrich Elias (Hrsg.): Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens, Verlag für Wissenschaft und Leben Georg Heidecker 1974, ISBN 3-87862-125-6, Seiten 28–33.
  • Richard Woditsch (Hrsg.): Architekturführer Nürnberg. DOM publischeres, Berlin 2021, ISBN 978-3-86922-276-9, S. 236f.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Erwin Heinle, Fritz Leonhardt: Türme – aller Zeiten – aller Kulturen. Stuttgart 1988, ISBN 978-3-421-02931-7, S. 236, 237.
  2. Panoramakamera Nürnberg
  3. Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth: Statistisches Jahrbuch der Stadt Nürnberg 2021. Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth, abgerufen am 11. Juli 2022.
  4. Söders Versprechen platzt: Fernmeldeturm bleibt dicht, nordbayern.de, 8. Februar 2018
  5. Das „Nürnberger Ei“ wird zum Denkmal, nordbayern.de, 18. Juni 2021
  6. Niklas Merkelt: Standort Nürnberg (Fernmeldeturm) - TV Helfer. Abgerufen am 27. September 2018.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Fernmeldeturm Nürnberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien