Halber Schlag

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Ein Törn und ein Halber Schlag.
Ein Törn und ein Halber Schlag.
Typ Grundform
Anwendung Befestigen des Tampen
Ashley-Nr. 48, 50, 1662, 1026, 1717, 1780
Englisch Half Hitch
Liste der Knoten

Ein Halber Schlag oder Halbschlag ist eine Grundform in der Knotenkunde, bei der üblicherweise das Arbeitsende durch Zug auf die eigene stehende Part gegen einen anderen Körper gedrückt wird[1]. Es gibt Ausnahmen, wie zum Beispiel beim Webeleinenstek, bei dem der erste halbe Schlag nicht von der stehenden Part bekniffen wird.

Terminologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Halber Schlag um einen Balken.[2][3]
Webeleinenstek.
Zwei Halbe Schläge um eine Stange
Schotstek.
Ein Halber Schlag um die Arme einer Bucht
Pfostenstek.
Gestoppter Webeleinenstek. Die Seilenden der beiden halben Schläge bilden ungefähr eine Gerade von 180°.
Rundtörn mit zwei halben Schlägen.[4][5]
Gordingstek.
Zwei Halbe Schläge, um eine Leine gebunden, die zuvor durch einen Ring gezogen wurde.
Kuhstek.
Zwei Halbe Schläge, mit entgegengesetzter Drehrichtung. Die Seilenden stehen bei etwa 360°

Die Begrifflichkeit des Schlages (Hitch in Englisch, Stek in Holländisch und Schwedisch, Stik in Norwegisch und Dänisch und auch Stich im Deutschen) ist sehr chaotisch und nicht eindeutig, trotz Anstrengungen einiger Autoren um Klärung. Dies rührt daher, dass derselbe Begriff oder Name zur Beschreibung einer in Knoten verwendeten Struktur als auch im Sinne seiner Funktion verwendet wurde. Umgangssprachlich kann sich ein Schlag auf jede Richtungsänderung beziehen, z. B. auch wenn man eine Bucht schlägt[6].

Dies gilt auch für den Halben Schlag.

Definition der IGKT[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die „Internationale Knotengilde“ (International Guild of Knot Tyers) hat deshalb ein Glossar[3] erstellt, um eine klare, logische und eindeutige Definition zu haben.

  1. Ein Halber Schlag ist nach ihrer Darstellung ein Törn des Tauwerks um einen festen Gegenstand, wobei die Leine so angeordnet ist, dass sie sich selbst einen gewissen Druck verleiht. Der Gegenstand ist beispielsweise eine Stange oder eine Leine, einschließlich einer anderen Part der eigenen Leine. Dies ist eine strukturelle Definition. Üblicherweise drückt die stehende Part die lose Part (das Arbeitsende) auf einen darunterliegenden Gegenstand und hält das Arbeitsende so, dass die Struktur des Halben Schlages erhalten bleibt (zumindest vorübergehend), wenn die Spannung vom Arbeitsende weggenommen wird. Zu den Ausnahmen gehört der erste Halbe Schlag, der beim Webeleinenstek vorkommt. In so einem Fall verläuft das Arbeitsende über der stehenden Part. Diese Struktur des ersten Halben Schlages löst sich sofort auf, wenn an der stehenden Part gezogen wird und das Arbeitsende losgelassen wird. Beim Webeleinenstek wird er aber durch den zweiten Halben Schlag eingeklemmt.
    Beim Webeleinenstek sind es im Grunde zwei ganze Schläge. Ein ganzer Schlag allein verwendet, hält nicht sicher als ein funktionierender ganzer Knoten, was möglicherweise (so schreibt es die IGKT in ihrem Glossar[3]) die traditionelle Bezeichnung halb erklärt, auch wenn es im Grunde teilweise ganze Schläge sind.
    Trotzdem ist der Halbe Schlag eine sehr wichtige Grundform beim Knüpfen, da Halbe Schläge mit anderen Grundformen kombiniert werden. Zum Beispiel kommt der Druck, der auf die Bucht bei einem Schotstek ausgeübt wird, von der Struktur eines Halben Schlages, indem der Bund der um die Arme der Bucht ausgeübt wird, Druck auf die stehende Part des Halben Schlages ausübt.
  2. Der Begriff des Halben Schlages wurde auf verschiedener Weise verwendet, manchmal für eine Form, die aus einer ganzen Windung besteht, bei der das Arbeitsende der Leine durch die stehende Part gegen einen anderen Gegenstand gedrückt wird. Die IGKT empfiehlt, den Begriff Einfacher oder ganzer Schlag als „Funktionsbegriff“ vorzubehalten. Für Varianten des Halben Schlages unter den Bedingungen, bei denen der Druck der dadurch entsteht, das die stehende Part auf das Arbeitsende gegen einen Gegenstand ausreicht, und der Knoten sich nicht durch einen starken Zug an der stehenden Part auflöst oder sich andere Probleme bei dem Knoten einstellen.
    Es sei aber im immer besser, die Struktur des Halben Schlages zu beschreiben, wie ein „halber Schlag um einen Pfosten“, „halber Schlag um das sich kreuzende Seil“, ein „halber Schlag um die Arme einer Bucht“ oder ein „halber Schlag um die stehende Part“, oder „einen Törn um einen Pfosten und einen halben Schlag um das stehende Ende“.
  3. Ein Pfostenstek (ABOK #1670) besteht aus zwei halben Schlägen mit der gleichen Drehungsrichtung (die Seilenden bilden ungefähr eine Gerade 180°). Es ist ein gewöhnlicher Webeleinenstek, der aber noch zur Erhöhung der Sicherheit mit einem Halben Schlag um seine eigene stehende Part gesichert ist.
  4. Ein Ring- oder Kuhstek (ABOK #1673, #1859) Eine Kuh-, Ring- oder Gurtkupplung (ABOK #1673, #1859) besteht aus zwei halben Schlägen, die mit entgegengesetzter Drehrichtung geschlagen werden (die Seilenden stehen bei etwa 360°). Er ist sicher, wenn der Zug an beiden Enden gleichmäßig erfolgt.
  5. Eine Rundtörn mit zwei halben Schlägen (ABOK #1720) besteht aus einer Leine, die eine Rundtörn um einen Gegenstand bildet, gefolgt von einem Webeleinenstek. Der Webeleinenstek muss einen dickeren Gegenstand umschlingen, weil er sonst in die Form eines Gordingsteks (ABOK Nr. 1711) umkippt, der anfälliger dafür ist, dass er blockiert.
  6. Analog könnte man die Strukturen bei ABOK #50, #1662, #1663 als „Törn und einen halben Schlag“ bezeichnen, er besteht aus einer Leine, die um einen beliebigen Körper getörn ist, gefolgt von einem halben Schlag um die stehende Part der eigenen Leine. Um an Ort und Stelle zu bleiben, muss der Halbe Schlag mit dem Arbeitsende zum Gegenstand geformt werden. Dieser Knoten ist unsicher, es sei denn, das Ende wird nochmal gesichert.

Knotenformen des Halben Schlages[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Halber Schlag ist so definiert, dass die stehende Part über das Arbeitsende läuft und es einklemmt, solange Zug auf der stehenden Part ist. In Ausnahmefällen kann es auch andersherum sein.

Um die verschiedenen Knotenformen unterscheiden zu können, ist es sinnvoll, statt nur von einem Halben Schlag zu sprechen, die Struktur des Halben Schlages zu beschreiben, wie ein „halber Schlag um einen Pfosten“, „halber Schlag um das sich kreuzende Seil“, ein „halber Schlag um die Arme einer Bucht“ oder ein „halber Schlag um die stehende Part“, oder „einen Törn um einen Pfosten und einen halben Schlag um das stehende Ende“.

Ein Halber Schlag um einen Gegenstand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Würde man an beiden Seilenden gleichzeitig in entgegengesetzter vertikaler Richtung ziehen, erhielte man einen Törn. Würde man den Gegenstand aus dem Halben Schlag herausziehen, erhielte man ein Auge. Würde man dann weiterziehen, würde sich das Auge auflösen.

Ein Törn um einen Gegenstand und ein Halber Schlag um die eigene Leine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Unterschied zu oben ist, dass die Leine einen Törn um einen Gegenstand macht und der Halbe Schlag nicht um den Gegenstand, sondern um die eigene Leine gemacht wird.

Man steckt das Arbeitsende, mit dem man vorher einen „Halben Schlag“ um einen Gegenstand gemacht hat, durch das entstandene Auge, genauer den Halben Schlag hindurch[7]. Damit hat man einen „Törn“ um einen Gegenstand und einen „Halben Schlag“ um die eigene Leine gemacht, der aber auch nur Halber Schlag genannt wird.

Würde man nun an beiden Seilenden gleichzeitig ziehen, erhielte man einen Bindeknoten, den Halben Knoten. Würde man die Stange herausziehen, und an beiden Seilenden ziehen, erhielte man einen Stopperknoten, den Überhandknoten. Siehe dazu auch unten den Unterschied zwischen Überhandknoten, Halber Knoten und diesem Halben Schlag.

Unterschied zwischen einem Halben Schlag (genauer „Törn um einen Pfosten und einen halben Schlag um das stehende Ende“), dem Überhandknoten und dem Halben Knoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rechts- und links geschlagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt zwei Richtungen, in die man einen Törn um einen Gegenstand schlagen kann[9]. Um die Richtung zu benennen, kann man die Korkenzieherregel[10] (auch Rechte-Daumen-Regel genannt) benutzen.

  • Der Halbe Schlag ist rechts geschlagen[10] oder rechtsgängig, wenn er sich im Uhrzeigersinn um das Seil windet (in der Richtung gesehen, in der es sich vom Betrachter entfernt).
  • Der Halbe Schlag ist links geschlagen[11] oder linksgängig, wenn er sich im Gegenuhrzeigersinn windet.

Die Gängigkeit des Halben Schlages ist absolut, d. h., sie ist unabhängig davon, ob man entlang der Achse von oben oder von unten auf den Halben Schlag blickt.

Rechtsgängiger Schlag[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Linksgängiger Schlag[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Name bei den verschiedenen Anwendergruppen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Feuerwehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saugleitung mit Halteleine (weiß) und Ventilleine (rot).

Die Feuerwehren legen einen Halben Schlag um Balken oder andere lange Gegenstände, die hochgezogen oder abgelassen werden müssen, um diese besser führen zu können und sie am unkontrollierten Umherschlagen zu hindern.

Ein Feuerwehr-Halbschlag um eine Stange

In der Regel wird er zusammen mit einem Mastwurf oder einer Doppelschlinge benutzt, die der eigentlichen Befestigung des Gerätes dienen.

Auch beim Zusammenkuppeln einer Saugleitung wird ein Halber Schlag benutzt. Vor dem Anbringen des Saugschlauches wird diese mittels Zimmermannsstich (auch Zimmermannsschlag) oder Mastwurf mit Spierenstich befestigt. Anschließend wird sie mit Halbschlägen an jedem Saugschlauch, beziehungsweise an den Kupplungen angebracht. Mit der durchgehend an der Saugleitung durch Halbschläge befestigten Leine ist diese besser handhabbar.

Zimmer- und Bauhandwerk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dem Bau und von Zimmerleuten werden Balken unten mit dem Zimmermannsschlag befestigt, und oben mit einem oder mehreren „Halben Schlägen um den Balken“ gesichert, und können so mit einem Seil senkrecht hochgezogen werden.

Zimmermannsschlag und ein „Halber Schlag“ um einen Baumstamm.

Segeln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Leine kann auch auf der Winsch mit einem Halben Schlag belegt werden. Dazu wird das lose Ende unter dem festen Ende als Bucht durchgezogen und diese als halber Schlag über die Winsch gestülpt. Es entsteht dann eine Art „Stopperstek“. Dasselbe geht auch mit einer Ankerkette am Kettenpoller.

Mit der Großschot oder einer Hilfsleine kann das aufgetuchte Segel am Großbaum festgezurrt werden. Dazu knüpft man mehrere halbe Schläge um Segel und Baum. „Halbe Schläge“ um das aufgetuchte Segel kann man benutzen, um ein Segel an einer Spiere anzuschlagen. Geoffrey Budworth nennt dies mit einer anderen Knüpfweise Augen-Zurring[12], z. B um Teppiche oder Plastikrohre mit einer Serie einfacher Augen zusammenzubinden. Dadurch müssen aber die Augen über den Gegenstand geschoben werden können. Der Marlschlag (Törns um das Segeltuch und Halbe Schläge um die stehende Part der Leine) ist aber vorzuziehen. Er wird verwendet, um Schmarting am stehenden Rigg zu befestigen. Der Marlschlag ist dem Halben Schlag vorzuziehen, da über ihm das Kleeden glatter liegt.[13]

Makramee[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Halber Schlag mit Slip

Abwandlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Legt man den Halben Schlag auf Slip entsteht ein Halber Schlag mit Slip[15].
  • Bebänselt man das lose Ende, so entsteht ein Gestoppter- oder Gezeister Halber Schlag. Dieser ist sehr sicher (ABoK 1026).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Halber Schlag – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Robert G Birch «A Glossary for Practical Knot Tyers» Online; auf igkt.net (International Guild of Knot Tyers), S. 1 und 7, Englisch, Version 1.9 2019, abgerufen am 5. Februar 2024
  2. Dr. Harry Asher: The Alternative Knot Book. First published 1989, Seite 19 (engl.)
  3. a b c Robert G Birch «A Glossary for Practical Knot Tyers» Online; auf igkt.net (International Guild of Knot Tyers), S. 1, Englisch, Version 1.9 2019, abgerufen am 5. Februar 2024
  4. Geoffrey Budworth: Die besten Knoten für Alltag, Freizeit und Sport. Bassermann Verlag, Bielefeld 2005, S. 46.
  5. Erich Sondheim: Knoten, Spleißen, Takeln. 26. Auflage. Printed in Germany 2018 Delius Klasing Verlag, Siekerwall 21, D-33602 Bielefeld. Seite 77 Nummer 42
  6. J. Tom Burgess: Knots, ties and splices. A handbook for seafarers, travellers, and all who use cordage; with historical, heraldic, and practical notes. George Routledge and sons. London 1884. Englisch.
  7. Geoffrey Budworth: Knoten. Das Praxishandbuch. Delius Klasing Verlag, 1. Auflage 2009, S. 33. Titel der englischen Originalausgabe: Handbook of Knots and Knot Tying, 1999
  8. Geoffrey Budworth & Jason Dalton: Knoten. 200 praktische Knoten für Segler, Kletterer, Camper und andere Abenteurer. Libro IBP, Kerkdriel, Niederlande 2016, S. 130
  9. J.C. Turner und P. van de Griend: History and Science of Knots (Series on Knots and Everything Volume 11). Google Books, abgerufen am 4. Februar 2024 (Seite 47).
  10. a b Clifford W. Ashley: Das Ashley-Buch der Knoten. Über 3800 Knoten. Wie sie aussehen. Wozu sie gebraucht werden. Wie sie gemacht werden. 6. Auflage. Edition Maritim, Hamburg 2005, S. 32
  11. Clifford W. Ashley: Das Ashley-Buch der Knoten. Über 3800 Knoten. Wie sie aussehen. Wozu sie gebraucht werden. Wie sie gemacht werden. 6. Auflage. Edition Maritim, Hamburg 2005, S. 33
  12. Geoffrey Budworth: Knoten. Das Praxishandbuch. Delius Klasing Verlag, 1. Auflage 2009, S. 216. Titel der englischen Originalausgabe: Handbook of Knots and Knot Tying, 1999.
  13. a b Clifford W. Ashley: Das Ashley-Buch der Knoten. Über 3800 Knoten. Wie sie aussehen. Wozu sie gebraucht werden. Wie sie gemacht werden. 6. Auflage. Edition Maritim, Hamburg 2005, S. 528 (#3115)
  14. Clifford W. Ashley: Das Ashley-Buch der Knoten. Über 3800 Knoten. Wie sie aussehen. Wozu sie gebraucht werden. Wie sie gemacht werden. 6. Auflage. Edition Maritim, Hamburg 2005, S. 528 (#3114)
  15. Clifford W. Ashley: Das Ashley-Buch der Knoten. Über 3800 Knoten. Wie sie aussehen. Wozu sie gebraucht werden. Wie sie gemacht werden. 6. Auflage. Edition Maritim, Hamburg 2005, S. 24 (#52)
  16. Biografie von Geoffrey Budworth auf International Guild of Knot Tyers, abgerufen am 3. Februar 2024