Helene Mayer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Helene Mayer
Medaillenspiegel
Helene Mayer (um 1936)
Helene Mayer (um 1936)

Fechten

Deutsches Reich Deutsches Reich / Deutsches Reich NS Deutsches Reich / Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Olympische Ringe Olympische Spiele
Gold Niederlande 1928 Amsterdam Florett
Silber Deutsches Reich NS 1936 Berlin Florett
Fechten Internationale Meisterschaften
Gold Italien 1861 1929 Neapel Florett
Gold Osterreich 1931 Wien Florett
Fechten Weltmeisterschaften
Gold Dritte Französische Republik 1937 Paris Florett
Silber Dritte Französische Republik 1937 Paris Florett-Mannschaft
Fechten Deutsche Meisterschaften
Gold 1925 Florett
Gold 1926 Florett
Gold 1927 Florett
Gold 1928 Florett
Gold 1929 Florett
Gold 1930 Florett
Fechten US-amerikanische Meisterschaften
Gold 1934 Florett
Gold 1935 Florett
Gold 1937 Florett
Gold 1938 Florett
Gold 1939 Florett
Gold 1941 Florett
Gold 1942 Florett
Gold 1946 Florett

Helene Mayer, ab 1952 verheiratete Falkner von Sonnenburg (* 20. Dezember 1910 in Offenbach am Main; † 15. Oktober 1953 in Heidelberg), war eine deutsch-US-amerikanische Fechterin. Sie wurde sechsfache deutsche Einzelmeisterin, Weltmeisterin und Olympiasiegerin und gilt als eine der bedeutendsten Fechterinnen aller Zeiten.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Tochter eines angesehenen jüdischen Arztes und einer evangelischen Mutter[1] erlernte das Fechten bei Arturo Gazzera[2] in Offenbach am Main, im Fechtclub Offenbach.[3] Mayer gewann 1925 die deutsche Meisterschaft im Florettfechten und errang bis 1930 sechs nationale Meistertitel. 1928 gewann die blonde Hee,[2] so ihr Spitzname, bei den Olympischen Spielen in Amsterdam die Goldmedaille[4] und siegte bei den Europameisterschaften 1929 in Neapel und 1931 in Wien. Ab 1929 studierte sie internationales Recht in Frankfurt am Main, in den Jahren 1930 bis 1931 an der Sorbonne in Paris. Später erhielt sie ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes für das kalifornische Scripps College und erreichte bei den Olympischen Spielen 1932 in Los Angeles einen fünften Platz, obwohl sie zuvor wenig trainiert hatte. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde der großen, blonden und blauäugigen Mayer das Stipendium aus „rassischen“ Gründen entzogen (sie war nach dem ReichsbürgergesetzHalbjüdin“, da ihr Vater Jude war), und der Offenbacher Fechtclub wurde gedrängt, dass sie den Klub zu verlassen habe.[4]

Helene Mayer (rechts) bei der Siegerehrung 1936 gemeinsam mit Ellen Preis (links) und Ilona Elek (Mitte)

Auf Drängen der amerikanischen Öffentlichkeit und auf Intervention des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) startete sie 1936 bei den Olympischen Spielen in Berlin für Deutschland und gewann dort die Silbermedaille im Florettfechten. Diese Entscheidung brachte Mayer, die zu dieser Zeit bereits in den USA lebte, auch Kritik ein. Thomas Mann und andere hatten an Mayer, die damals bereits seit Jahren in Übersee lebte, appelliert, nicht in den Dienst des NS-Regimes zu treten. Victor Klemperer notierte am 13. August 1936 in seinem Tagebuch: „ich weiß nicht, wo die größere Schamlosigkeit liegt, in ihrem Auftreten als Deutsche des Dritten Reichs oder darin, daß ihre Leistung für das Dritte Reich in Anspruch genommen wird“.[5]

In der Reichspressekonferenz wurde bei ihrer Rückkehr nach Deutschland verfügt, dass nur Zeitungen in Hamburg (wo sie ankam) und Offenbach über ihre Rückkehr berichten durften, da man wegen ihres Status als Halbjüdin ihren Start im Reich (im Gegensatz zum Ausland) nicht propagieren wollte.[6] Mayer betonte jedoch, es sei für sie eine Ehre, für Deutschland zu fechten. Mayer gewann die Silbermedaille und zeigte bei der Siegerehrung im Olympiastadion den Hitlergruß. Hitler soll sie bei einem Empfang in der Reichskanzlei anschließend als „beste und fairste Sportlerin der Welt“ bezeichnet haben. Als die Regisseurin Leni Riefenstahl 1938 zum Zwecke der Werbung für ihren Film Olympia durch die USA reiste, war Mayer dabei.[7]

1937 feierte Mayer in Paris den Sieg bei der ersten Fechtweltmeisterschaft. Unmittelbar danach siedelte sie in die USA über und erhielt 1940 die US-Staatsbürgerschaft. In den Jahren 1934–1935, 1937–1939, 1941–1942, und 1946 wurde sie acht Mal US-Meisterin im Florett. 1947 war ihre einzige Teilnahme ohne Sieg, als sie Helena Mroczkowska Dow unterlag. Bereits 1933 gewann sie die Outdoor-Meisterschaft. In dieser Zeit war sie auch Dozentin für Deutsch, Französisch und Italienisch am Mills College in Oakland (Kalifornien). Dort gab sie auch Fechtunterricht, während sie sich auf ihr Diplom an der University of California in Berkeley vorbereitete. Anschließend lehrte sie politische Wissenschaft am City College von San Francisco. 1952 kehrte sie nach Deutschland zurück. In München heiratete sie den Flugingenieur Erwin Falkner von Sonnenburg und zog mit ihm nach Heidelberg.

Am 15. Oktober 1953 starb Helene Mayer an Brustkrebs. An ihrem Grab sagte Karl Ritter von Halt, Präsident des Nationalen Olympischen Komitee Deutschlands: „Wir danken Dir, liebe, gute Hee, was Du für den deutschen Sport getan hast.“

Grabstätte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Grabstätte von Helene Mayer befindet sich auf dem alten Teil des Münchner Waldfriedhofs (Grabnummer 211-W-12).[8][9]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Film[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2010: 100 Jahre Helene Mayer, Rathaus, Offenbach.[10][11][12]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Helene Mayer – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. 20. Dezember 1910 – Fechterin Helene Mayer wird geboren. In: wdr.de. 20. Dezember 2020, abgerufen am 25. August 2022.
  2. a b vgl. Kluge, Volker: 100 Olympische Highlights: Momentaufnahmen Athen 1896 – Atlanta 1996. Berlin: Sportverl., 1996, ISBN 3-328-00678-8.
  3. Geschichte des Fechtclub Offenbach. Fechtclub Offenbach von 1863 e.V., archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. September 2015; abgerufen am 16. Oktober 2013.
  4. a b c Waldemar Krug: „… und ich bleibe für immer“. In: faz.net. 18. November 2010, abgerufen am 22. Juli 2021.
  5. Victor Klemperer: Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten. Tagebücher 1933–1945. 10., neu durchgesehene Auflage. Aufbau, Berlin 1998, Band 2 (Tagebücher 1935–1936), S. 122–123.
  6. Arnd Krüger: The Ministry of Popular Enlightenment and Propaganda and the Nazi Olympics of 1936. In: R. K. Barney, K. B. Wamsley u. a. (Hrsg.): Global and Cultural Critique: Problematizing the Olympic Games (4th International Symposium for Olympic Research). London, Ont.: University of Western Ontario, 1998, S. 33–48 (PDF (Memento vom 15. Dezember 2017 im Internet Archive)).
  7. Olympia 1936 – Der boykottierte Boykott. SPIEGEL ONLINE, 17. März 2008, abgerufen am 3. Februar 2015.
  8. Franz Schiermeier, Waldfriedhof München, Übersichtsplan der Grabmäler, 2021, ISBN 978-3-948974-07-7
  9. Helene Mayer. In: Münchner Friedhofsportal. Abgerufen am 25. August 2022.
  10. Angelika Ohliger: Mit elegantem Florett. In: Frankfurter Rundschau. 1. November 2010, abgerufen am 14. März 2016.
  11. Anjala Pujari: Helene Mayer (1910 – 1953): Fechten war ihr Leben. (PDF; 9,5 MB) In: Landesarchiv Hessen. Oktober 2010, S. 41–42, abgerufen am 5. August 2016.
  12. Lothar R. Braun: Zur Emigration gedrängt. In: op-online.de. 31. Oktober 2010, abgerufen am 29. Juni 2021.