Internationaler Nürnberger Menschenrechtspreis

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Internationaler Nürnberger Menschenrechtspreis

Verliehen für Einsatz für die Menschenrechte
Sponsor Hermann Kesten (1995)
Billy Joel (1997)
Bruno Schnell (1999–2015)
Stadt Nürnberg (seit 2017)
Preisgeld 25.000 €
Datum September / Oktober
Verleihungsort Nürnberg
Staat Deutschland Deutschland
Verliehen von Stadt Nürnberg
Erstmals verliehen 17. September 1995
Website Internationaler Nürnberger Menschenrechtspreis

Der Internationale Nürnberger Menschenrechtspreis ist ein deutscher Menschenrechtspreis, der seit 1995 in Nürnberg verliehen wird.

Verliehen wird der Preis an internationale Persönlichkeiten in Anerkennung ihres Einsatzes für die Menschenrechte. Insbesondere werden Staatsangehörige von Ländern ausgezeichnet, in denen politisch aktive Menschenrechtler gefährdet sind und mit Verfolgungen und Repressalien zu rechnen haben. Der Preis wird alle zwei Jahre an Einzelpersonen oder Gruppen verliehen und ist mit 25.000 Euro dotiert.[1][2]

Die bisherige Vergabe der Preise hat international bewirkt, dass aktive Menschenrechtler in der Öffentlichkeit stärker beachtet werden und weniger durch Verfolgung gefährdet sind.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eingangstor zur Straße der Menschenrechte, das optisch Vorbild für die Gestaltung des Preises war (Foto aus Nordrichtung, vom Kornmarkt)

Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Initiative zur Verleihung eines Menschenrechtspreises seitens der Stadt Nürnberg entstand im Jahr 1993. Anlass hierfür war der Bau und die Eröffnung Straße der Menschenrechte, einer Installation des israelischen Künstlers Dani Karavan. Der damalige Nürnberger Oberbürgermeister Peter Schönlein stellte die Idee im Rahmen einer Rede im Sommer desselben Jahres der Öffentlichkeit vor und erntete dafür sehr viel Zustimmung.[4]

Am 17. September 1995 wurde der Preis zum ersten Mal verliehen. Dieser bewusst so gewählte Termin sollte an historische Ereignisse erinnern: Genau 60 Jahre zuvor wurden in Nürnberg die nationalsozialistischen Rassengesetze verabschiedet und rund 50 Jahre vorher endete der Zweite Weltkrieg. Der Preis sei eine Antwort der Stadt Nürnberg auf die staatlich verordneten Menschenrechtsverbrechen jener Jahre und solle aller Welt ein Symbol dafür sein, dass von Nürnberg niemals mehr andere Signale ausgehen dürfen als solche des Friedens, der Versöhnung, der Verständigung und der Achtung der Menschenrechte.[5]

Preisverleihung 1995[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sergei Adamowitsch Kowaljow (2011)

Die erste Preisverleihung fand am 17. September 1995 statt. Ausgezeichnet wurde der russische Staatsangehörige Sergei Kowaljow für sein Engagement gegen den Tschetschenien-Krieg. Der ehemalige Präsident der Tschechischen Republik und Mitbegründer der Bürgerrechtsbewegung Charta 77, Václav Havel, hielt die Laudatio für den Träger des Preises und José Ayala Lasso, der ehemalige Hochkommissar für Menschenrechte der UN, überbrachte ein Grußwort. Der Schriftsteller und Ehrenbürger der Stadt Nürnberg Hermann Kesten stiftete das Preisgeld in Höhe von 25.000 DM.[6][7]

Preisverleihung 1997[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abie Nathan (1961), einer der beiden Preisträger 1997

Am 28. September 1997 fand im Nürnberger Opernhaus die zweite Verleihung des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises statt. Für seinen Beitrag zur Völkerverständigung zwischen Israelis und Palästinensern sowie seinen aktiven Einsatz in Katastrophengebieten erhielt zum einen der israelische Staatsangehörige Abe J. Nathan die Auszeichnung, zum anderen wurde der Tunesier Khémaïs Chammari für sein Engagement für Demokratie und Menschenrechte in seinem Heimatland gewürdigt. Das Preisgeld stiftete der Popstar Billy Joel, dessen jüdische Eltern Nürnberg auf der Flucht vor den Nazis verlassen mussten. Daniel Jacoby, Ehrenpräsident der Féderation Internationale des Ligues des Droits de l’Homme hielt die Laudatio, während Ursula Schleicher, die damalige Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, die Rede Europa und der Friedensprozess im Nahen Osten hielt. Grußworte von der Bayerischen Staatsregierung wurden durch Ministerpräsident Edmund Stoiber überbracht.[8][9][10]

Preisverleihung 1999[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fatimata M’Baye beim International Women of Courage Award 2016

Die dritte Verleihung fand am 26. September 1999 im Nürnberger Opernhaus statt, bei der die Mauretanierin Fatimata M’Baye für ihren Einsatz für die Rechte der schwarzafrikanischen Bevölkerung, sowie für die Gleichstellung zwischen Mann und Frau und die Abschaffung der Sklaverei ausgezeichnet wurde. Darüber hinaus setzt sich die erste mauretanische Rechtsanwältin bei zahlreichen regionalen afrikanischen Kongressen für die Anerkennung und Einhaltung der Menschenrechte ein. Der Ehrenbürger der Stadt Nürnberg sowie Verleger und Herausgeber der Nürnberger Nachrichten und der Nürnberger Zeitung, Bruno Schnell, stiftete das Preisgeld.[11][12]

Preisverleihung 2001[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Samuel Ruiz García (digitale Illustration von Puig Reixach 2013)

Am 16. September 2001 wurde zum vierten Mal der Internationale Nürnberger Menschenrechtspreis im Nürnberger Opernhaus verliehen. Der mexikanische Bischof Samuel Ruiz García erhielt die Auszeichnung für sein leidenschaftliches Engagement zur Verteidigung der Rechte der unterdrückten und armen indigenen Völker. Stifter des Preisgeldes war wie zwei Jahre zuvor Bruno Schnell. Der argentinische Bürgerrechtler und Träger des Friedensnobelpreises, Adolfo Pérez Esquivel, hielt die Laudatio. Grußworte kamen von Kofi A. Annan, dem damaligen Generalsekretär der Vereinten Nationen.[13][14]

Preisverleihung 2003[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Teesta Setalvad (2016), eine von zwei Preisträgern 2003

Teesta Setalvad und Ibn Abdur Rehman wurden im Rahmen der fünften Verleihung am 14. September 2003 im Nürnberger Opernhaus mit dem Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis ausgezeichnet. Die Inderin Teesta Setalvad setzte sich mit unermüdlichem Einsatz gegen Vorurteile und Diskriminierungen gegenüber Frauen und Minderheiten in ihrem Heimatland ein. Der Pakistani und gebürtige Inder Ibn Abdur Rehman erhielt den Preis für seinen Kampf für Grundrechte in Pakistan und sein Engagement für Frieden und Versöhnung zwischen Indien und Pakistan. Bruno Schnell war erneut Stifter des Preisgeldes. Der ehemalige Präsident Portugals, Mário Soares MdEP, hielt die Laudatio. Der ehemalige Ministerpräsident des Freistaates Bayern, Edmund Stoiber, und Heidemarie Wieczorek-Zeul, die Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, überbrachten die Grußworte der Bayerischen Staatsregierung.[15][16][17]

Preisverleihung 2005[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 25. September 2005 wurde zum sechsten Mal der Internationale Nürnberger Menschenrechtspreis verliehen. Die Usbekin Tamara Chikunova wurde im Nürnberger Opernhaus für ihren außergewöhnlichen Einsatz für Frieden und Menschenrechte und in diesem Zusammenhang insbesondere für den Kampf gegen Folter und Hinrichtung in ihrem Heimatland geehrt. Das Preisgeld stiftete erneut Bruno Schnell. Nora Morales de Cortiñas, eine argentinische Menschenrechtlerin und Mitbegründerin der Organisation Mütter der Plaza de Mayo, würdigte Chikunova in einer Laudatio.[18][19]

Preisverleihung 2007[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ruandische Menschenrechtlerin und Autorin Eugénie Musayidire erhielt am 30. September 2007 für ihre Versöhnungsarbeit zwischen den verfeindeten Volksstämmen der Hutu und Tutsi in ihrem Heimatland den Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis. Stifter des Preisgeldes war Bruno Schnell. Der Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für Fragen des Rassismus, der Rassendiskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz, Doudou Diène, hielt die Laudatio. Grußworte kamen vom damaligen bayrischen Innenminister und Ehrenbürger der Stadt Nürnberg Günther Beckstein, sowie von Gareth Evans, dem Präsidenten der International Crisis Group.[20][21]

Preisverleihung 2009[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Protestaktion für die Freilassung Abdolfattah Soltanis auf der Inside Iran-Konferenz in Berlin (2011)

Am 4. Oktober 2009 wurde zum achten Mal der Internationale Nürnberger Menschenrechtspreis im Nürnberger Opernhaus vergeben. Ausgezeichnet wurde der iranische Rechtsanwalt und Mitbegründer des Teheraner Zentrums für Menschenrechtsverteidiger Abdolfattah Soltani für sein Engagement für die Anerkennung der Menschenrechte in der Islamischen Republik Iran. Da die iranischen Behörden Soltani die Ausreise wenige Minuten vor Abflug am Flughafen in Teheran verweigerten und ihm den erst kürzlich ausgestellten Pass entzogen, musste der Preis erstmals in Abwesenheit des Preisträgers verliehen werden. Stellvertretend wurde der Preis von Soltanis Ehefrau Masoumeh Dehgan entgegengenommen, wofür sie 2012 von einem iranischen Gericht zu einem Jahr Gefängnis auf Bewährung und einem fünfjährigen Ausreiseverbot verurteilt wurde.[22] Alle politischen Redner, insbesondere der Nürnberger Oberbürgermeister Ulrich Maly, verurteilten das Verhalten des Iran scharf. Die Präsidentin der Fédération Internationale des Ligues des Droits de l’Homme, Souhayr Belhassen hielt die Laudatio.[23][24]

Preisverleihung 2011[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hollman Morris in Bogotá (2015)

Die neunte Verleihung fand am 25. September 2011 statt. Ausgezeichnet wurde der kolumbianische Fernsehjournalist, Dokumentarfilmer und Menschenrechtler Hollman Morris für sein mediales Wirken für Konfliktlösungen und Menschenrechte, sowie gegen bewaffnete Konflikte in Südamerika. In seiner Dankesrede beschrieb er das Joch, unter dem ganz Lateinamerika leidet – eine Weltregion, deren Ressourcen durch den globalen Wirtschaftsmarkt ausbluten und ihren Einwohnerinnen und Einwohnern die Lebensgrundlage entziehen.

„[…] wir können die Kosten dieses Kampfes in Menschenleben, im sozialen und Umweltbereich nicht länger alleine tragen. Die Länder der ersten Welt müssen Maßnahmen ergreifen, um die Nachfrage nach diesen Produkten zu regeln. Wir sind zur Zusammenarbeit bereit, aber wir brauchen empörte Bürger in den Industrieländern, die Fragen nach dem woher und wie dieser vielen natürlichen Rohstoffe stellen.“

Hollman Morris: Rede des Preisträgers zur Verleihung des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises, 2011

Musikalisch wurde das Programm von der Staatsphilharmonie Nürnberg unter der Leitung des Generalmusikdirektors Markus Bosch gestaltet. Bruno Schnell war bereits zum siebten Mal Stifter des Preisgeldes. Die Laudatio hielt der kolumbianische Professor Flor Alba Romero. Weitere Reden hielten Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly, der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer, Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Jan Jarab, ein regionaler Vertreter der UN-Hochkommissarin für Menschenrechte.[25][26]

Preisverleihung 2013[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kasha Jacqueline Nabagesera beim WorldPride Kongress in Madrid 2017

Am 29. September wurde die ugandische Menschenrechtsaktivistin Kasha Jacqueline Nabagesera, Mitbegründerin von Freedom and Roam Uganda (FARUG), mit dem zehnten Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis ausgezeichnet. Sie wurde für ihren mutigen Kampf gegen Homophobie und für die Verwirklichung der LBGT-Rechte in ihrem Heimatland geehrt und rief vor rund 800 Gästen zur Achtung der universellen Menschenrechte auf:

„[…] Menschenrechte sind keine Geschenke, die einer Gesellschaft gemacht werden. Man muss verstehen, dass es angeborene Rechte sind, die uns als Menschen grundlegend definieren. Erst einmal bin ich Mensch, dann bin ich Lesbe, und das sollten die, die mich unterdrücken, nicht missverstehen […] Meine Damen und Herren: Der Kampf geht weiter. Bitte stehen Sie weiter zu uns!“

Kasha Jacqueline Nabagesera: Rede der Preisträgerin zur Verleihung des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises, 2013

Das Preisgeld wurde erneut von Bruno Schnell zur Verfügung gestellt. Die Laudatio wurde von Boris Dittrich, dem Human-Rights-Watch-Direktor der Abteilung Lesben-, Schwulen-, Bisexuellen- und Transgender-Rechte gehalten. Auch Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly und Ângela Melo von der UNESCO hielten Reden. Weiters gab es einen ökumenischen Gottesdienst und zahlreiche schriftliche Glückwünsche für die Verleihung und insbesondere für die Preisträgerin, darunter vom Europarat und der Europäischen Kommission.[27][28]

Preisverleihung 2015[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Amirul Haque Amin bei der Nürnberger Friedenstafel (2015)

Der elfte Internationale Nürnberger Menschenrechtspreis wurde am 27. September 2015 an den Bangladescher Amirul Haque Amin, den Präsidenten und Mitbegründer der National Garments Workers Federation (NGWF – Nationale Gewerkschaft der Textilarbeiter), für sein Engagement in der Nationalen Gewerkschaft der Textilarbeiterinnen und Textilarbeiter in Bangladesch verliehen. Bei seiner Preisträgerrede hielt er die Erinnerung an die vielen Arbeiter hoch, die bei Bränden in Textilfabriken verletzt wurden oder ums Leben kamen, und machte die Profitgier der Fabrikbesitzer für Unglücke wie das von Rana Plaza mit über tausend Toten dafür verantwortlich.

„I strongly believe that through this award, you have recognized the everyday struggles of the Bangladeshi garment workers for labor rights, safe workplace and living wage. You know that each award is an inspiration and this award will also inspire me, my organization and my fellow collegues to work further in the human rights issue related to garment workers.“

Amirul Haque Amin: Rede des Preisträgerers zur Verleihung des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises, 2015

Die Leiterin der Handelsabteilung von UNI Global Union, Alke Boessiger, bezeichnete in ihrer Laudatio Amin als einen leidenschaftlichen und unerschrockenen Kämpfer für Menschen und Arbeitsrechte, der entscheidend zum positiven Abschluss des Bangladesch-Abkommens beigetragen hätte. Auch die hohen Gefahren für Gewerkschaftsführer in Bangladesch, wie Einschüchterungen, körperliche Gewalt bis hin zum Tod, hob sie hervor. Zu Gast waren des Weiteren der deutsche Vizekanzler und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel, sowie Sandra Polaski, stellvertretende Generaldirektorin für Politikfragen der Internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen, die die niedrigen Löhne in Bangladeschs Textilindustrie kritisierte.[29][30]

Preisverleihung 2017[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein unter dem Decknamen Caesar auftretender syrischer Fotograf erhielt zusammen mit Freunden unter dem Namen Gruppe Caesar den zwölften Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis.[31] Die Gruppe wurde für ihren Einsatz gewürdigt, die etwa 50.000 Bilder, die Caesar bis 2011 als Militärfotograf bei der syrischen Armee gemacht hatte, über die französische Journalistin Garance Le Caisne ins Ausland zu schmuggeln.[32] Ungefähr 28.000 der Bilder zeigen misshandelte oder ermordete Häftlinge in syrischen Gefängnissen und stellen einen womöglich wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der Menschenrechtsverbrechen während des Bürgerkriegs in Syrien dar. Nach seiner Flucht 2013[33] wurden die Fotografien unter anderem in Nürnberg in der Kreis-Galerie an der Straße der Menschenrechte öffentlich ausgestellt.[31]

„Welcher Mechanismus auch immer gewählt wird, jedenfalls werden die Fotos von Caesar dazu beitragen, dass die führenden Personen in der Assad-Regierung und andere in der Befehlskette strafrechtlich verfolgt werden, nicht nur dafür, dass sie Zivilisten mit Bomben und Giftgas angegriffen und belagert haben, sondern auch für die Schrecken, die sie den in ihren Haftanstalten gefangenen Menschen zugefügt haben. Wir alle schulden Caesar unseren höchsten Respekt und unsere tiefste Bewunderung für den Mut, mit dem er diese Beweismittel der Außenwelt zur Verfügung gestellt hat. Jetzt obliegt uns allen die Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Verbrechen, die er dokumentiert hat, schnellstmöglich beendet werden, und dass die Menschen, die sie angeordnet haben, endlich dafür zur Rechenschaft gezogen werden.“

Kenneth Roth: Rede des Direktors von Human Rights Watch zur Verleihung des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises, 2017

Die Preisverleihung fand vor etwa 700 Gästen im Nürnberger Opernhaus statt. Unter den Gästen war auch Barbara Lochbihler, Vizepräsidentin des Menschenrechtsausschusses des Europäischen Parlaments, die in den Fotos von Caesar einen Appell an die Menschheit, sich den Folterknechten und Mördern in Syrien entgegenzustellen, sieht. Die Redner appellierten auch an die Staatengemeinschaft und an die nationalen Gerichte, Völker- und Menschenrechtsverbrechen nicht ungeahndet zu lassen. Garance Le Caisne nahm den Preis stellvertretend für die Gruppe entgegen.[34]

Preisträger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Preisträger der bisherigen 15 Verleihungen kamen aus 17 verschiedenen Ländern, wobei zweimal (1997, 2003) zwei Personen ausgezeichnet wurden. Sechs Preise gingen an Frauen, elf an Männer.

Jahr Name Land
1995 Sergei Kowaljow Russland Russland
1997 Khémaïs Chammari Tunesien Tunesien
Abie Nathan Israel Israel
1999 Fatimata M’Baye Mauretanien Mauretanien
2001 Samuel Ruiz García Mexiko Mexiko
2003 Teesta Setalvad Indien Indien
Ibn Abdur Rehman Pakistan Pakistan
2005 Tamara Chikunova Usbekistan Usbekistan
2007 Eugénie Musayidire Ruanda Ruanda
2009 Abdolfattah Soltani Iran Iran
2011 Hollman Morris Kolumbien Kolumbien
2013 Kasha Jacqueline Nabagesera Uganda Uganda
2015 Amirul Haque Amin Bangladesch Bangladesch
2017 Gruppe Caesar Syrien Syrien
2019 Rodrigo Mundaca Chile Chile
2021 Sayragul Sauytbay China Volksrepublik Volksrepublik China
2023 Malcolm Bidali Kenia Kenia

Jury[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Jury für die Festlegung der Preisträger hat mittlerweile ein hohes Ansehen durch die Auswahl der Kandidaten errungen. Im Laufe der Zeit wurden die Vereinten Nationen, die UNESCO und namhafte Nichtregierungsorganisationen auf den Preis aufmerksam und haben somit dem Preis eine große Gewichtung beigemessen.

Aktuelle Jury[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bild Name[35] Land Funktion Mitglied seit
Gladys Acosta Vargas Peru Peru Expertin im UN-Ausschuss für die Beseitigung der Diskriminierung der Frau (CEDAW)
ehem. Repräsentantin für UNICEF in Lateinamerika
2021
Jean Ahn Korea Sud Südkorea Professorin an der Law School, Chonnam National University
Vorsitzende des Citizen Human Rights Promotion Committee, City of Gwangju
2021
Iris Berben Deutschland Deutschland Schauspielerin
ehem. Präsidentin der Deutschen Filmakademie
Botschafterin für den Raum der Namen im Denkmal für die ermordeten Juden Europas
Trägerin des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse
2019
Anne Brasseur Luxemburg Luxemburg Politikerin
Präsidentin der Parlamentarischen Versammlung des Europarats
Botschafterin des Europarats des Non Hate Speech Movements
Mitglied der Chambre des Députés in Luxemburg
2012
Hilal Elver Turkei Türkei UN-Sonderberichterstatterin für das Recht auf Nahrung
ehem. Dozentin an der Universität Ankara
Mitglied des Forums von Intellektuellen für die am wenigsten entwickelten Länder der Vereinten Nationen
2016
Noa Karavan-Cohen Israel Israel Mitarbeiterin ihres Vaters Dani Karavan (1930–2021),
dem Schöpfer der Straße der Menschenrechte in Nürnberg (1993)
2021
Morten Kjærum Danemark Dänemark Direktor Raoul Wallenberg Institute of Human Rights and Humanitarian Law der Universität Lund,
ehemaliger Direktor der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (2008–2015)
2021
Kagwiria Mbogori Kenia Kenia Juristin; Expertin im internationalen Menschenrechtsschutzsystem
Vorsitzende der Nationalen Menschenrechtskommission in Kenia
2016
Marcus König Deutschland Deutschland Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg
2020

Ehemalige Jurymitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Name[36] Land Zeitraum
Irina Bokowa Bulgarien Bulgarien 2008–2016
Theo van Boven Niederlande Niederlande 1995–2016
Shirin Ebadi Iran Iran 2004–2020
Gareth Evans Australien Australien 2008–2020
Rajmohan Gandhi Indien Indien 2000–2012
Maurice Glèlè-Ahanhanzo Benin Benin 2000–2020
Václav Havel Tschechien Tschechien 1995–2000
Roman Herzog Deutschland Deutschland 2000–2008
Daniel Jacoby Frankreich Frankreich 2004–2016
Asma Jahangir Pakistan Pakistan 1995–2008
Hina Jilali Pakistan Pakistan 2012–2020
Dani Karavan Israel Israel 1995–2020
Koïchiro Matsuura Japan Japan 2000–2008
José Míguez Bonino Argentinien Argentinien 1995–2004
Adolfo Pérez Esquivel Argentinien Argentinien 2004–2016
Sonia Picado Costa Rica Costa Rica 2008–2020
Ulrich Maly Deutschland Deutschland 2002–2020
Federico Mayor Spanien Spanien 1995–2000
Ludwig Scholz Deutschland Deutschland 1996–2002
Peter Schönlein Deutschland Deutschland 1995–1996
Richard von Weizsäcker Deutschland Deutschland 1995–2000

Friedenstafel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1999, dem 950-jährigen Stadtjubiläum Nürnbergs findet nach der Verleihung des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises in der Altstadt an einer Tafel ein gemeinsames Mahl statt. Die Friedenstafel soll als ein Zeichen für Frieden, Toleranz und die Achtung der Menschenrechte verstanden werden.[37]

1999[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste Nürnberger Friedenstafel ging als die „längste Friedenstafel der Welt“ ins Guinness-Buch der Rekorde ein. Mit rund 40.000 Gästen fand auf einer Länge von 7,8 Kilometern Länge am 25. September ein multikulturelles Bürgerfest statt, das trotz des schlechten Wetters gut besucht war. Hierbei erklang von über 500 Sängern auf sieben über die Altstadt verteilten Bühnen, und vom Hauptmarkt ausgehend gleichzeitig Melchior Francks Chor- und Orchesterwerk Da pacem, Domine (Herr gib uns Frieden)/? in einer modernen Aufarbeitung. Mehr als 20 Bühnen und Aktionsflächen wurden auf der gesamten Länge geboten, ehe um das Abschlusskonzert der Weltmusik-Band Dissidenten auf dem Hauptmarkt stattfand.[38]

2001[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die zweite Nürnberger Friedenstafel wurde auf Grund der fünf Tage zuvor geschehenen Terroranschläge vom 11. September in New York und Washington kurzfristig abgesagt. Stattdessen fand seitens der Stadt Nürnberg eine Friedenskundgebung vor dem Nürnberger Opernhaus statt an der sich rund 7500 Nürnberger beteiligten und der argentinische Menschenrechtsverteidiger und Friedensnobelpreisträger Adolfo Pérez Esquivel, sowie der Preisträger Samuel Ruiz García in ihren Reden vor den Gefahren von Rache, Hass und Revanchismus warnten.[39]

2003[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Friedenstafel 2003 fand in der Straße der Menschenrechte zu ihrem zehnjährigen Bestehen statt. Sie stand im Zeichen der Heimatländer der diesjährigen Preisträger, Indien und Pakistan. Den Gesprächsrunden, Lesungen, sowie den Musik- und Tanzeinlagen wohnten rund 3.000 Gäste bei.[40]

2005[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Friendenstafel 2005 stand im Zeichen Usbekistans und fand auf dem Kornmarkt und der Straße der Menschenrechte statt. Neben Gesprächen mit der Preisträgerin und Jury zu den Themen „Folter und Hinrichtung in Usbekistan“, „Integration“, „Das Zuwanderungsgesetz in Deutschland“ und „Globalisierung und Menschenrechte“ gab es musikalische Einlagen, unter anderem von der usbekischen Gruppe Mokhira.[41]

2007[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An der Friedenstafel 2007 beteiligten sich an über 500 Tischen zwischen der Straße der Menschenrechte, dem Hallplatz, dem Kornmarkt und dem Jakobsplatz rund 5.000 Bürger und ließen am Ende der Veranstaltung Luftballons in den Nürnberger Farben rot und weiß als Zeichen für die Menschenrechte in die Luft steigen.[42]

2009[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Informationen zum Iran begann und endete die Friedenstafel 2009, die von 4.000 Gästen besucht wurde. Stellvertretend für den Preisträger, der nicht aus dem Iran ausreisen durfte, besuchte seine Ehefrau Masoumeh Dehgan gemeinsam mit Ulrich Maly die Tafel und suchte den Dialog mit Bürgern. Künstler aus verschiedenen Kulturkreisen spielten an acht Plätzen entlang der Tafel.[43]

2011[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Verleihung des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises fand die Tafel zum ersten Mal in Verbindung mit dem Weltkindertag statt. Hierzu veranstalteten die Nürnberger Kinderkommission und das Menschenrechtsbüro eine „Kinder-Friedens-Tafel“. Den Kindern wurden vom Preisträger Hollman Morris mitsamt seiner Familie und dem Nürnberger Oberbürgermeister Ulrich Maly am Jakobsplatz ihre Fragen zu Menschenrechten in Kolumbien und Deutschland beantwortet.[44]

2013[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Friedenstafel 2013 fand mit rund 4.000 Gästen vom Hallplatz, über den Kornmarkt, die Dr.-Kurt-Schumacher-Straße bis zur Färberstraße und in die Straße der Menschenrechte hinein statt. Neben Chorauftritten, afrikanisch inspirierter Musik und Gesprächstischen, sowie einem offenen Mitbringen der Getränke und Speisen gab es im Anschluss im Caritas-Pirckheimer-Haus eine Diskussion über die LGBTI-Personen in Uganda.[45]

2015[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rund 4.000 Gäste nahmen an der Friedenstafel 2015, die sich mit neuem Verlauf von der Dr.-Kurt-Schumacher-Straße im Westen bis zum Hallplatz im Osten zog. Die Textilkünstlerin Heidi Drahota rief zur Teilnahme an einem Gesamtkunstwerk auf, zu der jeder ein Stück Stoff von persönlicher Bedeutung mitbringen sollte. Das „Fenster zur Welt“, der „Lorenzer Laden“ und die „Mission eine Welt“ informierten über die Textilbranche, insbesondere in den südlichen Ländern unter dem Motto „Tatorte des unfairen Handels“.[46]

2017[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 24. September fand die 10. Friedenstafel statt.[47]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. nuernberg.de – Menschenrechtspreis
  2. Internationaler Menschenrechtspreis für Kenianer Malcolm Bidali auf br.de, vom 31. Januar 2023, abgerufen am 29. September 2023
  3. nuernberg.de – Menschenrechtspreis
  4. nuernberg.de – Menschenrechtspreis
  5. nuernberg.de – Menschenrechtspreis
  6. nuernberg.de – Preisverleihung 1995
  7. nuernberg.de – Sergej Kowaljow
  8. nuernberg.de – Preisverleihung 1997
  9. nuernberg.de – Abe J. Nathan
  10. nuernberg.de – Kemais Chammari
  11. nuernberg.de – Preisverleihung 1999
  12. nuernberg.de – Fatimata M’Baye
  13. nuernberg.de – Preisverleihung 2001
  14. nuernberg.de – Samuel Ruíz García
  15. nuernberg.de – Preisverleihung 2003
  16. nuernberg.de – Ibn Abdur Rehman
  17. nuernberg.de – Teesta Setalvad
  18. nuernberg.de – Preisverleihung 2005
  19. nuernberg.de – Tamara Chikunova
  20. nuernberg.de – Preisverleihung 2007
  21. nuernberg.de – Eugénie Musayidire
  22. Soltanis Frau verurteilt (Memento vom 10. Februar 2013 im Webarchiv archive.today) Bayerischer Rundfunk, Studio Franken vom 19. November 2012
  23. nuernberg.de – Preisverleihung 2009
  24. nuernberg.de – Abdolfattah Soltani
  25. nuernberg.de – Preisverleihung 2011
  26. nuernberg.de – Hollman Morris
  27. nuernberg.de – Preisverleihung 2013
  28. nuernberg.de – Kasha Jacqueline Nabagesera
  29. nuernberg.de – Preisverleihung 2015@1@2Vorlage:Toter Link/www.nuernberg.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  30. nuernberg.de – Amirul Haque Amin
  31. a b Archivar des Todes: Syrischer Fotograf „Caesar“ erhält Nürnberger Menschenrechtspreis. Br.de, 22. September 2017, archiviert vom Original am 25. Dezember 2017; abgerufen am 3. Oktober 2017.
  32. Codename Caesar: Anonymer Fotograf ist Assads Staatsfeind Nummer eins. Welt.de, 17. März 2016, abgerufen am 3. Oktober 2017.
  33. Internationaler Nürnberger Menschenrechtspreis 2017 an die „Gruppe Caesar“ verliehen. www.nuernberg.de, 24. September 2017, abgerufen am 3. Oktober 2017.
  34. nuernberg.de – Preisverleihung 2017
  35. nuernberg.de – Jury
  36. nuernberg.de – Jury
  37. nuernberg.de – Friedenstafel
  38. nuernberg.de – Friedenstafel 1999
  39. nuernberg.de – Friedenstafel 2001
  40. nuernberg.de – Friedenstafel 2003
  41. nuernberg.de – Friedenstafel 2005
  42. Bürgerverein Nürnberg Jobst-Erlenstegen e. V. – Friedenstafel 2007
  43. nuernberg.de – Friedenstafel 2009
  44. nuernberg.de – Friedenstafel 2011
  45. nuernberg.de – Friedenstafel 2013
  46. nuernberg.de – Friedenstafel 2015
  47. Die Nürnberger Friedenstafel – Bürgerfest zur Verleihung des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises. (PDF) www.nuernberg.de, Juni 2017, abgerufen am 2. Oktober 2018.