Klitorisvorhautreduktion

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Klitorisvorhautreduktion (links: vorher, rechts: hinterher)

Klitorisvorhautreduktion (auch Klitorismantelstraffung oder Kliteropexie[1]) ist eine Form der kosmetischen Intimchirurgie und bezeichnet die Kürzung oder Entfernung der Klitorisvorhaut. Die Klitorisvorhautreduktion wird aus kosmetisch-funktionalen oder auch kulturellen Motiven durchgeführt. In seltenen Fällen kann eine medizinische Notwendigkeit vorliegen (Klitorisadhäsionen mit chronischen Entzündungen).[2] Die Klitorisvorhautreduktion der Frau ist anatomisch vergleichbar mit der männlichen Zirkumzision.[3]

Gründe für den Eingriff[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ästhetische Gründe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klitorisvorhautreduktion (sowie Labioplastik und Intimpiercings): Klitorisvorhaut und innere Schamlippen wurden vollständig entfernt
Klitorisvorhautreduktion (sowie Labioplastik und Intimpiercings): Klitorisvorhaut und innere Schamlippen wurden vollständig entfernt
Klitorisvorhautreduktion (sowie Labioplastik und Intimpiercings): Klitorisvorhaut und innere Schamlippen wurden vollständig entfernt

In der Regel wird der Eingriff aus rein kosmetischen Gründen durchgeführt. Es wird die nach vorne hin sichtbare Ausstülpung der Klitorisvorhaut von einigen Frauen als unästhetisch bewertet. Oft findet die Klitorisvorhautreduktion in Kombination mit einer Schamlippenverkleinerung statt. Die US-amerikanischen Chirurgen Robert D. Moore und John R. Miklos meinen beispielsweise, dass eine Schamlippenverkleinerung ohne Kürzung der Klitorisvorhaut zu „schlechteren“ kosmetischen Ergebnissen führen kann.[4][5][6] Laut dem Chirurgen Red M. Alinsod müsse im Rahmen einer Schamlippenverkleinerung „oft auch die Haut um die Klitoris herum weg, weil es sonst asymmetrisch wirken würde.“[7]

Veränderung des Lustempfindens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ziel des Eingriffs ist – neben einem ästhetischen Nutzen –, das sexuelle Lusterleben der Frau durch bessere Stimulierbarkeit zu erhöhen.[8] Viele Frauen haben eine Klitorisvorhaut, welche die Klitoriseichel stark bedeckt. Durch Freilegung der Eichel wird sie mechanischen Reizen direkt ausgesetzt, was zu einer verbesserten Empfindungsfähigkeit führen kann.[9][10][11]

Auf Patientenbefragungen aufbauende Studien zeigen teilweise ein erhöhtes subjektives Lustempfinden, stärkere Orgasmen und eine größere sexuelle Gesamtzufriedenheit.[12][13] Allerdings lassen die methodischen Einschränkungen der vorliegenden Studien nach wissenschaftlichen Kriterien nur unzureichende Schlüsse auf die Auswirkungen zu.[12] Ob eine Verbesserung des Lustempfindens eintritt, ist jedoch vom Einzelfall abhängig: Während sich bei einigen Frauen die Orgasmusfähigkeit verbessert, zeigt sich bei anderen kein Unterschied zu vorher.[14] Viele Frauen benötigen die Klitorisvorhaut, um ihre extrem empfindliche Eichel vor einer, oft unangenehm erlebten, direkten Reizung zu schützen. Nach dem Eingriff stellt sich häufig eine große Empfindlichkeit der entblößten Klitorisspitze ein (siehe auch Klitoris#Innervation).

Ein sexualtherapeutisches Lernprogramm zur Verbesserung der Orgasmusfähigkeit wird im Vorfeld eines geplanten Eingriffs angeraten.[15]

Tradition und kulturelle Gründe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Entfernung der Klitorisvorhaut wird traditionell bei verschiedenen Ethnien, insbesondere im afrikanischen und arabischen Kulturraum durchgeführt. Der Eingriff kann hierbei auf die Klitorisvorhaut beschränkt sein oder im Rahmen einer Exzision weitere Strukturen umfassen. Der Eingriff wird der Beschneidung weiblicher Genitalien zugeordnet, wenn er aus ethnisch-kulturellen Motiven vorgenommen wird[16][17][18] und wird in diesem Zusammenhang auch als Genitalverstümmelung bezeichnet.[19]

Operatives Verfahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Teilweise und vollständige Entfernung der Klitorisvorhaut:
1: Ausgangszustand
2: vollständige Entfernung
3: teilweise Entfernung
a) Schnittführung, b) Resultat

Vergleichbar mit der Zirkumzision, also der Entfernung der Penisvorhaut beim Mann, stellt die Klitorisvorhautreduktion den entsprechenden Eingriff bei der Frau dar. Die Klitorisvorhaut stellt eine doppellagige Hautfalte dar, welche die Glans clitoridis bedeckt. Die Ausprägung variiert stark zwischen Frauen: Während sie bei einigen Frauen gering ausgeprägt ist, ist sie bei anderen Frauen prägnant und bedeckt die Klitoris selbst im erregten Zustand vollständig. Auch die Sichtbarkeit bei geschlossenen Beinen ist individuell verschieden.[20][4]

Das Ausmaß der Reduktion ist vom gewünschten Endergebnis abhängig. Zur Bestimmung des zu entfernenden Gewebes kann in stehender Haltung die überschüssige Haut erfasst und markiert werden. Die Operation wird in der Steinschnittlage durchgeführt. Der Schnitt wird bilateral entlang der Längsachse gesetzt (seitlich entlang der Klitoris nach oben laufend) und die Haut entfernt.[21] Es kann auch mit einem sichelförmigen Schnitt (umgekehrte U-Form) lediglich der Teil der Vorhaut entfernt werden, der direkt die Klitoris bedeckt. Die Wundränder werden abschließend vernäht. Der Eingriff selber dauert zirka eine Stunde.[10] Die vollständige Heilung dauert zirka ein bis zwei Monate.[22][4]

Wie bei allen medizinisch nicht notwendigen, sondern rein ästhetischen oder sexuellen Gründen dienenden Eingriffen sollte bei unter 16-Jährigen die Einwilligung der Erziehungsberechtigten vorliegen.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Klitorisvorhautreduktion – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. M. Nuwayhid: Die Genitalaesthetik aus gynäkologischer Sicht. In: Handchirurgie • Mikrochirurgie • Plastische Chirurgie. Band 44, 2012, Artikel: A21, doi:10.1055/s-0032-1308843.
  2. Benjamin Graber, Georgia Kline-Graber: Clitoral Foreskin Adhesions and Female Sexual Function. In: The Journal of Sex Research. Band 15, Nr. 3, August 1979, S. 205–212.
  3. L. M. Solomon, R. C. Noll: Male versus female genital alteration: Differences in legal, medical, and socioethical responses. In: Gender Medicine. Band 4, Heft 2, 2007, S. 89–96, doi:10.1016/S1550-8579(07)80023-4.
  4. a b c Christine A. Hamori,: Female Genital Rejuvenation: Clitoral Hood Reduction. Auf: plasticsurgerypulsenews.com von 2009. (Memento vom 21. Februar 2014 im Internet Archive) Plastic Surgery Pulse News
  5. M. P. Goodman, O. J. Placik et al.: A large multicenter outcome study of female genital plastic surgery. In: The Journal of Sexual Medicine. Band 7, 2010, S. 1565–1577, doi:10.1111/j.1743-6109.2009.01573.x.
  6. J. R. Miklos, R. D. Moore: Vaginal Rejuvenation and Cosmetic Vaginal Surgery. In: Textbook of Female Urology and Urogynecology, Second Edition. Informa Healthcare, 2006, ISBN 1-84184-358-X, S. 1056–1074 (Volltext).
  7. Wie man eine chirurgische Marktlücke entdeckt. Spiegel Online, Auf: spiegel.de vom 7. April 2010.
  8. A. Borkenhagen: Designervagina – Enhancement des weiblichen Lustempfindens mittels kosmetischer Chirurgie. Zur sozialen Konstruktion weiblicher kosmetischer Genitalchirurgie. In: Psychosozial. Band 112, Nr. 2: Intimmodifikationen. Psychosozial-Verlag, 2008.
  9. Girls can play too! (Memento vom 16. Juli 2012 im Internet Archive) – BMEzine
  10. a b Clitoral Hoodectomy. Auf: gynaecologists.co.uk von 2008. (Memento vom 24. April 2017 im Internet Archive)
  11. Vibe Review: Clitoral Hood Removal: New Ways of Heightening Arousal. Auf: vibereview.com.
  12. a b A. Ostrzenski: Cosmetic gynecology in the view of evidence-based medicine and ACOG recommendations: a review. In: Archive of Gynecology and Obstetrics. Band 284, 2011, S. 617–630, PMID 21479923.
  13. Tara Wharin: From Rituals to Rights – An Analytical Review of the Eradication Discourses and Cultural Importance of Female Genital Circumcision. Honours Thesis, Dalhousie University, 2007.
  14. Carol Ezzell: Anatomy and Sexual Dysfunction. -Scientific American Auf: scientificamerican.com vom 31. Oktober 2000.
  15. Anneliese Buchta: 300 Fragen zu Sex und Partnerschaft. Gräfe & Unze, 2007, ISBN 3-8338-0381-9, Seite 123 f.
  16. C. R. Horowitz, J. C. Jackson: Female “circumcision” – African women confront American medicine. In: Journal of general internal medicine. Band 12, 1997. S. 491–499, doi:10.1046/j.1525-1497.1997.00088.x.
  17. L. M. Solomon, R. C. Noll: Male versus female genital alteration: Differences in legal, medical, and socioethical responses. In: Gender medicine. Band 4, 2007. S. 89–96, doi:10.1016/S1550-8579(07)80023-4.
  18. S. Webber, T. Schonfeld: Cutting history, cutting culture: Female circumcision in the United States. In: The American Journal of Bioethics. Band 3, 2003. S. 65–66, doi:10.1162/152651603766436324.
  19. Giordano-Bruno Stiftung - Florian Chefai: Religionsfreiheit oder Körperverletzung? Auf: hpd.de vom 3. September 2012; zuletzt abgerufen am 17. Mai 2021.
  20. C. A. Hamori: Aesthetic labia minora and clitoral hood reduction using extended central wedge resection. In: Plastic and Reconstructive Surgery. Band 122, Nr. 6, 2009, S. 1780–1789, PMID 19568126.
  21. J. G. Hunter: Considerations in Female External Genital Aesthetic Surgery Techniques. In: Aesthetic Surgery Journal. Band 28, Nr. 1, 2008, S. 106–107, PMID 19083515.
  22. Y. Felicio: Labial Surgery. In: Aesthetic Surgery Journal. Band 27, Nr. 3, 2007, S. 322–328, PMID 19341661.