Museumsberg Flensburg

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Museumsberg Flensburg

Heinrich-Sauermann-Haus (oben)
Hans-Christiansen-Haus (unten)
Daten
Ort Museumsberg 1
D-24937 Flensburg
Art
Eröffnung 1876
Betreiber
Stadt Flensburg
Website
ISIL DE-MUS-045414

Der Museumsberg Flensburg ist mit einer Ausstellungsfläche von 3000 m² eines der größten Museen in Schleswig-Holstein. Es bietet einen umfassenden Einblick in die Kunst- und Kulturgeschichte im Landesteil Schleswig vom 13. bis zum 20. Jahrhundert sowie in die Kunst der Gegenwart.[1] Auf einer Anhöhe oberhalb des Stadttheaters bilden die beiden Museumsgebäude Heinrich-Sauermann-Haus und Hans-Christiansen-Haus eine Einheit mit dem Alten Friedhof und dem Christiansenpark in Flensburg.

Der in Flensburg tätige Möbeltischler und Bildschnitzer Heinrich Sauermann (1842–1904) verkaufte 1876 seine private Sammlung kunstgewerblicher Altertümer an die Stadt Flensburg. Damit wurde der Grundstock gelegt für das Flensburger Kunstgewerbemuseum, dessen erster Direktor er auch wurde. Die dort angeschlossene und von ihm gegründete Lehrwerkstatt entwickelte sich schnell zur Kunstgewerbeschule, welche schon um die Jahrhundertwende eine weit über die Landesgrenzen hinausreichende Reputation genoss. Auch Emil Nolde war dort schon Schüler und bewarb sich später vergeblich auf den dortigen Direktorenposten. Die Schule zog zusammen mit der kunstgewerblichen Sammlung in das 1903 eingeweihte Museumsgebäude ein, die es sich im Stil der Niederländischen Renaissance auch heute noch präsentiert. Die von Heinrich Sauermann begründete Möbelsammlung gehört auch heute noch zu den umfangreichsten ihrer Art in Deutschland.

Seit 1999 beherbergt das Gebäude im Erdgeschoss zusätzlich das Naturwissenschaftliche Museum Flensburg (ehemaliges Heimatmuseum), welches früher in einem Gebäude mit der Stadtbücherei Flensburg in der Straße Süderhofenden zu finden war. Einige der Bestände des naturwissenschaftlichen Museums fanden zudem im Eiszeit-Haus im Christiansenpark einen neuen Platz. Umgekehrt erwuchs aus dem Bestand des Museumsbergs der Grundstock des heutigen, am Hafen gelegenen Flensburger Schifffahrtsmuseums.

Gedenktafel am ehemaligen Wohnhaus von Heinrich Sauermann im Südergraben 47

Der Museumsdirektor und Möbelfabrikant Heinrich Sauermann hatte, als Mann des Handwerks, nie an den Aufbau einer Gemäldesammlung gedacht, für ihn stand der Ausbau der Möbel- und Kunstgewerbesammlung immer im Vordergrund. Gleichwohl gab es seit 1900 Bestrebungen, die zeitgenössische Malerei in Flensburg zu fördern. Dazu erhielt Sauermann in Flensburg Unterstützung durch den seit 1883 existierenden „Kunstgewerbeverein“, der 1903 zu einem „Verein für Kunst und Kunstgewerbe“ erweitert wurde. 1905 erhielt das Museum ein erstes Bild eines zeitgenössischen Künstlers als Schenkung. In der Nachfolge Sauermanns machte sich insbesondere Fritz Fuglsang, in der Nachfolge von Walter Heinrich Dammann (1921–1926) amtierender Museumsdirektor von 1927 bis 1961, um den Ausbau des bis dahin noch relativ kleinen Gemäldebestandes Verdienste. In seine Amtszeit fiel allerdings 1937 auch die Nazi-Aktion "Entartete Kunst", in der aus dem Kunstgewerbemuseum nachweislich 27 Bilder Emil Noldes und die Plastik Schwebender Gottvater (Steinzeug, Höhe 50,5 cm, 1922; WV Laur 353) von Ernst Barlach beschlagnahmt wurden.[2] Systematisch entwickelte er mit Unterstützung des neuen Kunstvereins und Hilfe von Stiftungen den Bestand weiter zu einer geschlossenen und hochkarätigen regionalen Sammlung. Diese Arbeit wurde von seinen Nachfolgern kontinuierlich fortgesetzt, so dass der Museumsberg heute eine herausragende Gemäldegalerie mit einem klaren Profil besitzt.

Eine richtige Würdigung dieser Arbeit erfuhr die Gemäldesammlung seit 1997. Nachdem aufgrund fehlender Räumlichkeiten der Gemäldebestand zuvor magaziniert werden musste, fand die Sammlung ab Mai 1997 eine neue Heimat in der direkt neben dem alten Museumsgebäude (Heinrich-Sauermann-Haus) liegenden ehemaligen Schule. Die 1896 eingeweihte und im gemäßigt neogotischen Stil errichtete ehemalige Oberrealschule und Landwirtschaftsschule (Goethe-Schule Flensburg) wurde nach dem international renommierten, in Flensburg geborenen Jugendstilkünstler Hans Christiansen benannt (Hans-Christiansen-Haus) und in ein modernes Museum umgewandelt. Auf einer Ausstellungsfläche von 1500 Quadratmetern beherbergt es die Gemäldesammlung des alten Museums und bietet im Erdgeschoss zusätzliche Räumlichkeiten für wechselnde Ausstellungen.

Überblick über das Gelände und die Sammlungsbestände

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Sammlung im Heinrich-Sauermann-Haus

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Heinrich-Sauermann-Haus, dahinter das Hans-Christiansen-Haus
Heinrich-Sauermann-Haus des Museumsbergs Flensburg, Vorderseite (Luftaufnahme).
Heinrich-Sauermann-Haus (auch Altes Museum genannt) von der Rückseite (2015)

Das Heinrich-Sauermann-Haus gibt einen umfassenden Einblick in die Kunst- und Kulturgeschichte des ehemaligen Herzogtums Schleswig, dessen nördliche Hälfte seit 1920 zu Dänemark gehört. Im Erdgeschoss ist dort seit 1999 zudem das Naturwissenschaftliche Museum Flensburg untergebracht.

In zweijähriger Schließung wurde das Heinrich-Sauermann-Haus grundsaniert und mit einem neuen Konzept 2012 wieder eröffnet. Es sind Exponate vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert, von der Gotik über Biedermeier bis heute zu sehen. Als besondere Attraktion sind hier unter anderem Bauernstuben aus dem 17. und 18. Jahrhundert, darunter auch die überwiegend von den nordfriesischen Inseln und Halligen stammenden Döns und Pesel, originalgetreu wiederaufgebaut und in die Räumlichkeiten integriert worden. Zu sehen ist ebenso ein Marienaltar von 1517 aus der Pfarrkirche in Hütten. Zudem befindet sich hier die Viöler Madonna, eine Madonnenskulptur der Hochgotik.

Ein Raum ist der Geschichte der Stadt Flensburg gewidmet. Hier ist beispielsweise der Kaakmann zu finden, der auf dem Pranger der Stadt stand und mahnte, außerdem ist das Schwert des Henkers ausgestellt. Daneben hängt in dem Raum das Porträt von Lütke Namens. Ein weiteres Objekt ist das Original des ungewöhnlichen Einhorns von der Rats-Apotheke, das über sein eigenes Gesäß hinwegblickt. Es entstand zwischen 1745 und 1766.

In drei Wechselausstellungsräumen im 1. OG finden regelmäßig Einzelausstellungen zeitgenössischer Künstler statt, die sich teilweise bis in die Sammlungsräume des Museums erstrecken, wo sie in Beziehung zu den vorhandenen Exponaten treten (z. B. 2013 Daniel Spoerri, 2015 René Schoemakers).[3][4]

Sammlung im Hans-Christiansen-Haus

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Das „Pariser Zimmer“ im Hans-Christiansen-Haus

Das Hans-Christiansen-Haus ist eine ehemalige Schule, die 1894–1896 im neugotischen Stil errichtet wurde. Das Gebäude gehört seit Mai 1997 zum Städtischen Museum und beherbergt die umfangreiche von Heinrich Sauermann begründete Möbelsammlung. Weiter bietet das Haus eine große Gemäldesammlung mit Werken überwiegend schleswig-holsteinischer Künstler aus der Zeit des Klassizismus bis in die Moderne. Schwerpunkt bildet die Zeit des Jugendstils (Hans Christiansen) und des Expressionismus. Es sind unter anderem Werke von Louis Gurlitt, Carl Ludwig Jessen, Hans Peter Feddersen, Jacob Nöbbe, Emil Nolde und Erich Heckel zu sehen.

In der mit großen farbigen Lanzettfenstern und einer geschnitzten Balkendecke ausgestatteten Aula, im 1. Obergeschoss der früheren Schule, hat das im Stil des Historismus prunkvoll gestaltete „Niederdeutsche Zimmer“, das sogenannte „Pariser Zimmer“ seinen Standort. Sauermann fertigte es für die Pariser Weltausstellung des Jahres 1900 an. Der Auftrag war, bei reichster Ausstattung einen Wohnraum „deutschen Charakters“ zu zeigen. Sauermann wurde hierfür in Paris mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Im „Pariser Zimmer“ und in anderen Räumen des Museums finden heute auch Trauungen statt.

Im Erdgeschoss des Hans-Christiansen-Hauses befinden sich 5 große Räume für Sonderausstellungen. Hier wechseln sich Ausstellungen zu zeitgenössischer Kunst sowie zu kunst- und kulturgeschichtlichen Themen ab (2020: „Kunst ohne Nation – Thorvaldsens Utopia“, „Perspektivwechsel 2020 - 100 Jahre Grenzgeschichten“, 2019: „Wem gehört die Kunst?“, 2018: „aus neu mach alt. HistoRetroShabbyIsmus“, „Unvollendet. Hans Fuglsang“).

Alter Friedhof und Flensburger Löwe

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Der Alte Friedhof befindet sich direkt neben den Museumsgebäuden. Der Friedhof war der erste kommunale Friedhof Schleswig-Holsteins. Er wurde 1813 eingeweiht und wurde bis 1954 für Beerdigungen genutzt. Aus dieser Zeit sind viele der Gräber erhalten geblieben.

Nach langen Verhandlungen über seine Rückkehr aus Kopenhagen erfolgte am 10. September 2011 auf dem Alten Friedhof die Wiederaufstellung des Idstedt-Löwen. Die feierliche Enthüllung nahm Prinz Joachim von Dänemark vor. Im November 2011 fand im Hans-Christiansen-Haus die begleitende Ausstellung „Gut gebrüllt, Löwe! Nachbarschaftliches rund um den Idstedt-Löwen“ statt.[7]

Christiansenpark und Eiszeit-Haus

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Der am Alten Friedhof angrenzende Christiansenpark im Stadtteil Westliche Höhe wird seit 1997 vom „Förderkreis Christiansenpark e. V.“ ehrenamtlich betreut und gehört der Stadt Flensburg. Der 1797 im Stil englischer Landschaftsgärten durch die Familie Christiansen angelegte Garten wurde 1820 mit jenem des Kaufmanns Peter C. Stuhr vereinigt und erstreckte sich somit über 25 ha vom Norder- und Südergraben entlang der Hänge bis zur Marienallee. Auf dem östlichen Teil des Geländes errichtete die Stadt Ende des 19. Jahrhunderts diverse größere Einrichtungen, darunter neben dem Museum auch das Gericht, das Gefängnis und Schulen. 1992 kaufte Flensburg den verbliebenen Teil des heute 4,2 ha großen Christiansenparks.

Neben der Natur sind die Besonderheiten des Parks das Eiszeit-Haus, in dem auch einige Bestände des naturwissenschaftlichen Museums (ehemaliges Heimatmuseum) zu finden sind, sowie die Mumiengrotte, welche um 1800 angelegt wurde und einen phönizischer Sarkophag (um 400 v. Chr.) beherbergt.[8] Der Parkbereich direkt am Museumsberg entstand ursprünglich als eine Erweiterung der Grünanlagen des Christiansenparks. Dort befindet sich die 1823 fertiggestellte Spiegelgrotte, die möglicherweise eine rituelle Funktion für die Freimaurerei ausübte.[9]

Weitere Kunstwerke

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Schifffahrtsmuseum

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Museumsberg, gesehen vom Ostufer des Hafens

Die schiffsbezogenen Museumsbestände wurden nach Erwerb des Zollagerhauses am ehemaligen Segelschiffsanleger 1984 ins dort eingerichtete Schifffahrtsmuseum als Filiale des städtischen Museums verlagert.

  • Malte Klein: Das Kunstgewerbemuseum Flensburg – Konzeption und Funktionen eines Museums im Kaiserreich. Kiel 2007, ISBN 978-3-937719-68-9.
Commons: Museumsberg Flensburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. @1@2Vorlage:Toter Link/www.kn-online.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Februar 2024. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion "Entartete Kunst", Forschungsstelle "Entartete Kunst", FU Berlin
  3. Cornelia Pfeifer: 85 Jahre Kunstgeschichten | SHZ. In: shz.de. 21. November 2014, abgerufen am 3. März 2024.
  4. Uni Kiel: Heinrich Sauermann und die Kunstgewerbebewegung@1@2Vorlage:Toter Link/www.uni-kiel.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  5. Ludwig Rohling u. a.: Kunstdenkmäler der Stadt Flensburg. München 1955, S. 550.
  6. Amtliche Bekanntmachung zum Bebauungsplan für das Seniorenzentrum Swinemünder Straße (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/docs.noodls.com, Seite 16, vom: 15. April 2015; abgerufen am: 19. Dezember 2015
  7. Museen Nord, Museumsberg Flensburg: Ausstellungseröffnung, 9. September 2011: Gut gebrüllt, Löwe! Nachbarschaftliches rund um den Idstedt-Löwen. (Memento des Originals vom 29. August 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.museen-sh.de
  8. Andreas Oeding, Broder Schwensen, Michael Sturm: Flexikon. 725 Aha-Erlebnisse aus Flensburg! Büro Oeding, Agentur Sturm, Gesellschaft für Flensburger Stadtarchiv e. V., Flensburg 2009, ISBN 978-3-925856-61-7, Christiansenpark, S. 43.
  9. Andreas Oeding, Broder Schwensen, Michael Sturm: Flexikon. 725 Aha-Erlebnisse aus Flensburg! Flensburg 2009, Spiegelgrotte, S. 217–218.

Koordinaten: 54° 47′ 8,6″ N, 9° 25′ 53,7″ O