Paul Scharner

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Paul Scharner
Scharner im Dress von Österreich (2012)
Personalia
Voller Name Paul Josef Herbert Scharner
Geburtstag 11. März 1980
Geburtsort ScheibbsÖsterreich
Größe 191 cm
Position Abwehr- und Mittelfeldspieler
Junioren
Jahre Station
1987–1993 SVg Purgstall
1993–1996 BNZ St. Pölten
1996–1998 FK Austria Wien
Herren
Jahre Station Spiele (Tore)1
1998–2003 FK Austria Wien 84 0(3)
2001 → SC Untersiebenbrunn (Leihe) 16 0(5)
2003–2004 SV Austria Salzburg 18 0(3)
2004–2005 Brann Bergen 32 0(7)
2005–2010 Wigan Athletic 145 (14)
2010–2012 West Bromwich Albion 62 0(7)
2012–2013 Hamburger SV 4 0(0)
2012 Hamburger SV II 2 0(1)
2013 → Wigan Athletic (Leihe) 14 0(0)
2019 SC Melk 11 0(1)
Nationalmannschaft
Jahre Auswahl Spiele (Tore)
Österreich U16 2 0(?)
Österreich U18 7 0(?)
Österreich U21 12 0(?)
2004–2005 Österreich FT 3 0(0)
2002–2012 Österreich 40 0(0)
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.

Paul Josef Herbert Scharner (* 11. März 1980 in Scheibbs, Niederösterreich) ist ein ehemaliger österreichischer Fußballspieler.

Scharner verbrachte seine Kindheit und Jugend in Purgstall/Erlauf und spielte dort erstmals bei der ansässigen SVg Purgstall in einer Fußballmannschaft. Nach fünf Jahren in den Bundesnachwuchszentren von St. Pölten und Wien gab er sein Debüt in der österreichischen Bundesliga am 24. April 1999 beim 3:0-Heimsieg seines damaligen Vereins FK Austria Wien gegen SV Ried. Bei der Wiener Austria stieg Paul Scharner zum Nationalspieler auf; er gab sein Debüt am 17. April 2002 in der Startformation gegen Kamerun. In der Saison 2002/03 konnte er mit der Austria österreichischer Meister werden und auch den ÖFB-Cup gewinnen und sich im Nationalteam einen Stammplatz in der Innenverteidigung erarbeiten.

Am 19. Oktober 2003 kam es zum Zerwürfnis mit Trainer Joachim Löw, als er sich trotz des 0:1-Rückstands im Spiel gegen den Grazer AK weigerte, eingewechselt zu werden, weil er nicht an seiner angestammten Position spielen durfte.[1] Paul Scharner wurde daraufhin entlassen und wechselte zum Ligakonkurrenten SV Austria Salzburg und schließlich zum norwegischen Verein Brann Bergen. In Bergen wurde er 2005 von den Fans zum Spieler des Jahres gewählt und konnte 2004 mit dem Sieg im norwegischen Cup gegen Lyn Oslo auch einen Titel gewinnen. Mit dem Wechsel nach Norwegen war Paul Scharners Engagement im Nationalteam vorerst beendet, jedoch durfte er im Oktober 2005 im Spiel gegen England wieder für den ÖFB spielen.

Am 22. Dezember 2005 unterschrieb er einen Vertrag für dreieinhalb Jahre bei Wigan Athletic und wechselte für die Ablösesumme von 3,67 Millionen Euro zum englischen Premier-League-Klub. Er erreichte bei seinem Klub gleich einen „Traumeinstand“, als er bei seinem Debüt am 10. Jänner 2006 das 1:0-Siegestor gegen Arsenal im Carling Cup erzielte. Sein erstes Meisterschaftstor für Wigan erzielte er am 31. Jänner 2006 gegen FC Everton in der 45. Spielminute. Er ist damit der zweite Österreicher, der in der Premier League ein Tor erzielen konnte. Emanuel Pogatetz kam ihm um einige Minuten am gleichen Spieltag zuvor. Obwohl sich Paul Scharner in der Premier League als Stammspieler etablieren konnte, erklärte Teamchef Josef Hickersberger am 24. August 2006 ihn nicht mehr ins Nationalteam einberufen zu wollen. Vorausgegangen war ein Telefonat, in dem Scharner „die unprofessionellen Strukturen beim ÖFB“ kritisiert hatte.

Nachdem Karel Brückner das Amt des Teamchefs übernommen hatte, wurde Scharner für das Freundschaftsspiel gegen Italien am 20. August 2008 nachnominiert, in dem er zum ersten Einsatz nach zwei Jahren kam.

Nachdem er 2010 zum Ligakonkurrenten West Bromwich Albion gewechselt war, wurde er auch dort Stammspieler. Anfang August 2012 wechselte Scharner zum Bundesligisten Hamburger SV. Er unterzeichnete einen Zweijahresvertrag bei den Hamburgern und trug die Rückennummer 20.[2]

Kurz vor dem Freundschaftsspiel gegen die Türkei am 15. August 2012 verließ Scharner nach einem Streit mit Teamchef Marcel Koller das Trainingslager der österreichischen Nationalelf.[3] Scharner hatte für das Spiel gegen die Türkei einen Stammplatz gefordert, wurde aber von Koller auf die Ersatzbank gesetzt.[4] Nach einem Interview mit der Zeitschrift "News", in dem Scharner den Nationaltrainer negativ kritisiert und als Handlanger des ÖFB dargestellt hatte, wurde er vom ÖFB-Präsidium für alle Länderspiele lebenslang gesperrt.[5]

Ende Jänner 2013 wechselte Scharner auf Leihbasis bis zum Saisonende 2012/13 zu seinem ehemaligen Klub Wigan Athletic[6] und gewann den FA Cup. Im August 2013 wurde sein Vertrag mit dem HSV aufgelöst.[7] Am 1. September 2013 beendete er seine aktive Fußballkarriere.[8]

Im Jänner 2019 gab der niederösterreichische Fünftligist SC Melk bekannt, dass Scharner die Mannschaft für die Rückrunde verstärken würde.[9] Nach elf Ligaeinsätzen und einem -tor von Scharner beendeten die Melker die Saison auf Rang 7.

Scharner absolvierte 1999 die Fachschule für Elektrotechnik der HTL Hollabrunn und ist nach seiner Fußballkarriere im Immobiliengeschäft tätig.[10]

Im August 2015 veröffentlichte er seine Autobiografie Position Querdenker: Wie viel Charakter verträgt eine Fußballerkarriere?[11] Dabei kritisierte er das Pastern, ein demütigendes Aufnahmeritual in österreichischen Fußballvereinen.[12]

Darüber hinaus ist er als Kolumnist für die Tageszeitung Kurier sowie als TV-Experte in der Sendung Sport & Talk im Hangar-7 auf Servus TV tätig.

Sein Sohn Benedict (* 2005)[13] sowie sein Großcousin Daniel Scharner sind ebenfalls Fußballer.[14]

Commons: Paul Scharner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Fußball in Österreich: Austria Wien gegen Grazer AK 0:1 (0:1) (abgerufen am 10. Dezember 2009)
  2. Perfekt: Paul Scharner unterschreibt für zwei Jahre (Memento vom 17. April 2016 im Internet Archive), In: hsv.de, 10. August 2012.
  3. Scharner verließ nach Streit Teamcamp, Kleine Zeitung 15. August 2012.
  4. Scharner: "Koller ist weichgeklopft wie ein Schnitzel", Kleine Zeitung 16. August 2012.
  5. ÖFB sperrt Scharner lebenslang, abgerufen am 27. März 2013.
  6. wiganlatics.co.uk: Scharner Is Back, 31. Jänner 2013, abgerufen am 31. Jänner 2013.
  7. HSV und Paul Scharner einigen sich auf Vertragsauflösung. In: hsv.de. 23. August 2013, archiviert vom Original;.
  8. Nach HSV-Vertragsauflösung: Paul Scharner beendet Fußball-Karriere
  9. Mit 38 Jahren: Ex-HSV-Profi Scharner feiert Comeback, mopo.de, abgerufen am 26. Jänner 2019.
  10. Scharner: Ein Fußball-Rebell will leisertreten
  11. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 24. November 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.delius-klasing.de Paul Scharners: Position Querdenker, erschienen im Delius Klasing Verlag
  12. Scharner: "Ich war ein Nestbeschmutzer", derStandard, 8. Dezember 2017
  13. Nach neun Jahren kehrt Paul Scharner in den Profifußball zurück kurier.at, am 24. Juni 2022, abgerufen am 29. Juli 2022.
  14. Nächster Halt: Dornbach (Memento des Originals vom 20. Januar 2022 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/meinfussball.at meinfussball.at, am 19. Jänner 2022, abgerufen am 20. Jänner 2022.