Pflaume

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Pflaume

Pflaume (Prunus domestica)

Systematik
Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Unterfamilie: Spiraeoideae
Tribus: Steinobstgewächse (Amygdaleae)
Gattung: Prunus
Art: Pflaume
Wissenschaftlicher Name
Prunus domestica
L.
Feys gelbe Hauszwetschge
Pflaumen
Kurztriebe mit Winterknospen

Die Pflaume oder Kultur-Pflaume (Prunus domestica) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Prunus in der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Sie wurde als natürlich entstandener Artbastard von Schlehe (Prunus spinosa, tetraploid, 2n = 32) und Kirschpflaume, (Prunus cerasifera, diploid, 2n = 16) angesehen und wäre damit ein allohexaploider Additionsbastard.[1] Neuere Studien legen allerdings eine Abstammung von di-, tetra- und hexaploiden Formen der Kirschpflaume nahe, wobei ein gewisser Anteil der Schlehe im Erbgut nicht ausgeschlossen werden kann.[2][3]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Pflaume ist ein oft sparrig wachsender Strauch oder Baum, der Wuchshöhen bis 6 (selten bis 10) Meter erreicht. Die Rinde ist graubraun und beinahe glatt. Junge Zweige sind kahl oder weisen bis ins zweite Jahr eine Behaarung auf und sind unbewehrt oder verdornend. Die Langtriebe haben keine echte Endknospe. Die Knospen sind oft behaart und 4,5 bis 5 (selten ab 1,5) Millimeter lang. Blütenknospen sind nicht gehäuft am Zweigende zu finden, sondern mit Internodien auf den Kurztrieben. Die Laubblätter messen 3 bis 8 × 1,8 bis 5 Zentimeter, sind länglich-elliptisch, am Rand gekerbt bis gesägt, auf der Oberseite stumpfgrün gefärbt und auf beiden meist kahl. In der Knospenlage sind die Blätter gerollt. Der Blattstiel ist 1,5 bis 2,5 Zentimeter lang und besitzt ein bis zwei kleine Drüsen oder keine.[4]

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blütezeit reicht von April bis Mai. Je zwei bis drei Blüten stehen in einem sitzenden doldigen Blütenstand zusammen und erscheinen mit den Blättern oder kurz vor ihnen. Der abstehende Blütenstiel ist 0,5 bis 2 Zentimeter lang und kahl oder zart behaart. Die zwittrigen Blüten sind bei einem Durchmesser von 2 bis 4 Zentimetern radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf Kelchblätter sind vollständig oder zum Teil behaart und rundlich bis länglich. Die fünf Kronblätter sind 0,7 bis 1,2 Zentimeter lang, elliptisch, ganzrandig und reinweiß, grünlichweiß oder gelblichgrün. Die meist 20 Staubblätter sind in der Regel geringfügig kürzer als die Kronblätter. Die Staubbeutel sind gelb.[4]

kleine blaue Pflaume

Die Gestalt der Steinfrüchte variiert in Größe, Form und Farbe stark mit der Sorte. So kommt zwischen schwarz, blauschwarz, blau, blaurot, violett, purpurrot, rot, gelb und gelbgrün eine große Variantenbreite von Farben vor. Die Früchte sind allerdings meist bereift, zwischen 1 und 8 Zentimeter lang, kugelig bis länglich-eiförmig, gefurcht und hängend. Das Fruchtfleisch schmeckt süß bis herb und ist saftig. Der Steinkern ist über 13 Millimeter lang, kugelig bis ellipsoid, gekielt, mehr oder weniger abgeflacht und glatt bis höckerig. An der Rückenfurche sind meist Kammstriche vorhanden. Das Fruchtfleisch löst sich leicht vom Kern oder haftet fest. Der Samen schmeckt meist bitter.[4]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 48 (16).[4]

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Pflaume besitzt, im Gegensatz zu vielen Vertretern der Gattung Prunus, keine extrafloralen Nektarien.[5]

Die Fruchtknoten sind nicht selten von dem Mikropilz Taphrina pruni infiziert, wodurch hohle Früchte entstehen, die sogenannten Narrentaschen.[5]

Die Steinfrüchte sind durch Anthocyane gefärbt und haben einen Wachsüberzug.[5]

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mirabellenanbau in Rheinhessen
Bilder der Frucht
Sorte Green-Red, grüne Schale, rotes Fruchtfleisch, hoher Zuckergehalt

Die Erstveröffentlichung von Prunus domestica erfolgte 1753 durch Carl von Linné. Über den Ursprung der Pflaume gibt es bisher nur Spekulationen, genauere Untersuchungen fehlen.[4]

Hildemar Scholz und Ilse Scholz unterscheiden in Band IV, Teil 2B der Illustrierten Flora von Mitteleuropa von 1995 folgende sieben Unterarten:[4]

  • Zwetschge (Prunus domestica subsp. domestica)
  • Kriechen-Pflaume oder Hafer-Pflaume (Prunus domestica subsp. insititia (L.) C.K.Schneid.)
  • Halbzwetsche (Prunus domestica subsp. intermedia)
  • Edel-Pflaume (Prunus domestica subsp. italica (Borkh.) Gams ex Hegi)
  • Spilling (Prunus domestica subsp. pomariorum)
  • Ziparte (Prunus domestica subsp. prisca)
  • Mirabelle (Prunus domestica subsp. syriaca (Borkh.) Janch. ex Mansf.)

In der 1. Auflage der Exkursionsflora von Österreich werden noch weitere Unterarten angegeben, „den Veröffentlichungen von H. L. Werneck ... (mühsam) entnommen, die glaubhaft darlegen, dass die Gestalt des Steins wesentlich bedeutsamer ist als die Farbe der Frucht(Haut)“:[6][7]

In den neueren Auflagen von 2005 und auch von 2008 wird auf einen Schlüssel zur Unterscheidung der Unterarten verzichtet, da „Taxonomie infolge des Fehlens einer sorgfältigen u. wissenschaftlichen Bearbeitung unbefriedigend“. Es wird zwar angemerkt, dass Udelgard Körber-Grohne[8] eine Unterscheidung ähnlich der obigen trifft, allerdings „leider ohne ausreichende Angabe der Unterschiede, auch fehlt ein das konfuse Wirrwarr klärender Schlüssel“.[9]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schon vor etwa 2000 Jahren dichtete der Römer Marcus Valerius Martial: „Nimm Pflaumen für des Alters morsche Last, denn sie pflegen zu lösen den hartgespannten Bauch.“

Die Pflaumen wurden vermutlich durch Alexander den Großen nach seinen Kriegszügen mit in die Heimat gebracht. Als Zentrum des Pflaumenhandels etablierte sich Damaskus, und beim Begriff „Zwetschge“ könnte es sich um die Entlehnung und nachfolgende Angleichung von „Damaszener“ handeln, wie Sprachforscher vermuten. (Die Pflaume wurde lateinisch mit Prunus domestica und Prunus damascena bezeichnet[10].) Dass Pflaumen und Zwetschgen systematisch in Mitteleuropa angebaut wurden, soll das Verdienst Karls des Großen gewesen sein.[11]

Anbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Etwa 71 Prozent der Erntemenge von Pflaumen in Deutschland stammen aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, insbesondere aus der Oberrheinischen Tiefebene.[12]

Weltproduktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2021 betrug die Welternte 12,0 Millionen Tonnen. Das Land mit der größten Pflaumenproduktion der Welt war China, das 55,1 % der weltweiten Ernte produzierte. Die zehn größten Produktionsländer brachten zusammen etwa 81,8 % der Welternte ein.[13]

Die zehn größten Pflaumen-Produzenten waren 2021:[13]

Rang Produktionsland Menge in t
1 China Volksrepublik Volksrepublik China 6.615.469
2 Rumänien Rumänien 807.170
3 Chile Chile 426.776
4 Serbien Serbien 412.778
5 Iran Iran 388.243
6 Turkei Türkei 332.533
7 Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 277.150
8 Russland Russland 197.700
9 Ukraine Ukraine 188.300
10 Spanien Spanien 179.320
Summe Top Ten 9.825.440
restliche Länder 2.189.042

Pflaumenholz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pflaumenholz (leicht geschliffen und geölt)
Querschnitt durch einen Stamm

Pflaumenholz wird nur extensiv wirtschaftlich genutzt. Das Holz von Pflaumenbäumen ist hart, dicht und feinporig mit einer Darrdichte von 750 kg/m³.[14] Es besitzt eine gleichmäßige Struktur mit einem nach dem Anschnitt auffälligen Farbspektrum. Das Splintholz ist hell, während das Kernholz rote und violette Töne zeigt.[15] Unter UV-Einwirkung dunkelt das Holz jedoch nach und wird mit der Zeit dunkelbraun mit nur noch schwach erkennbarer Maserung. Aufgrund des geringen Stammdurchmessers der Bäume wird das Holz beim Schreinern, Schnitzen und Drechseln überwiegend für kleinere Werkstücke, Musikinstrumente und dekorative Elemente verwendet, seltener als Furnier oder Möbelholz.[15] Ebenso wie andere Obsthölzer wird Pflaumenholz wegen des guten Heizwerts auch als Brennholz verwendet.

Schädlinge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Pflaumenwickler ist ein bedeutender Schädling, dessen Befall zu einem erheblichen Ernteausfall führen kann.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Pflaume – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Kultur-Pflaume (Prunus domestica) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Pflaume; Zwetschge bei Uni Marburg.
  2. D. Zohary: Is the European plum, Prunus domestica L., a P. cerasifera EHRH. x P. spinosa L. allo-polyploid?. In: Euphytica. 60, 1992, 75–77, doi:10.1007/BF00022260.
  3. Horvath et al.: Phenotypic variability and genetic structure in plum (Prunus domestica L.), cherry plum (P. cerasifera Ehrh.) and sloe (P. spinosa L.). In: Scientia Horticulturae. Volume 129, Issue 2, 2011, S. 283–293, doi:10.1016/j.scienta.2011.03.049.
  4. a b c d e f Hildemar Scholz, Ilse Scholz: Prunus. In: Hildemar Scholz (Hrsg.): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Begründet von Gustav Hegi. 2., völlig neubearbeitete und erweiterte Auflage. Band IV Teil 2B: Spermatophyta: Angiospermae: Dicotyledones 2 (3) (Rosaceae, 2. Teil), Blackwell, Berlin/Wien u. a. 1995, ISBN 3-8263-2533-8.
  5. a b c Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Portrait. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
  6. Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
  7. Karl-Ernst Behre: Formenkreise von Prunus domestica L. von der Wikingerzeit bis in die frühe Neuzeit nach Fruchtsteinen aus Haithabu und Alt-Schleswig. In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft 91, 1978, S. 161–179.
  8. U. Körber-Grohne: Pflaumen, Kirschpflaumen, Schlehen. Heutige Pflanzen und ihre Geschichte seit der Frühzeit, Stuttgart 1996.
  9. Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3. verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9.
  10. Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 152 (Prunus).
  11. Karl-Ernst Behre: Formenkreise von Prunus domestica L. von der Wikingerzeit bis in die frühe Neuzeit nach Fruchtsteinen aus Haithabu und Alt-Schleswig. In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft, Band 91 1978, S. 161–179
  12. Kuchen und Rote Grütze – Satte Kirschernte – n-tv.de
  13. a b Production > Crops > Plums and sloes. In: Offizielle Produktionsstatistik der FAO für 2021. fao.org, abgerufen am 17. Februar 2023 (englisch).
  14. Aidan Walker: Atlas der Holzarten. 150 Hölzer in Wort und Bild. 2. Auflage, Stuttgart 2010.
  15. a b Zwetschgenbaum. In: Material-Archiv, Zürcher Hochschule der Künste, 2013, abgerufen am 12. August 2023.