Pizza-Connection (Politik)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Pizza Connection (Politik))
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Als Pizza-Connection bezeichnet man in der deutschen Politik einen Gesprächskreis zwischen einigen jungen Bundestagsabgeordneten aus der CDU und Bündnis 90/Die Grünen in den 1990er Jahren und zu Beginn der 2000er Jahre.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. Juni 1995 trafen sich zum ersten Mal Abgeordnete beider Parteien in dem italienischen Restaurant Sassella in Bonn. Da weite Teile der führenden Repräsentanten beider Parteien die Vertreter der jeweils anderen Partei damals sehr kritisch betrachteten, erregten die Treffen Aufsehen.[1] Ihren Namen erhielten sie von einem der Kritiker, dem damaligen CSU-Generalsekretär Bernd Protzner, der 1995 bemerkte, man werde die „Pizza-Connection“ im Auge behalten.[2] Der Begriff spielt auf den sizilianisch-US-amerikanischen Drogenring Pizza Connection an. Pizza wurde bei den Treffen nicht gegessen.[3][4]

Politisch tragfähig wurden die Treffen in einem Streit um den Besuch des damaligen iranischen Außenministers Ali Akbar Velayati, der im November 1995 zur einzigen Abstimmungsniederlage Helmut Kohls im Bundestag führte, nachdem einige CDU-Abweichler mit SPD und Grünen gegen eine Einladung stimmten.

Teilnehmer an den Treffen waren unter anderem seitens der CDU Hermann Gröhe,[5] Armin Laschet,[6] Andreas Krautscheid, Norbert Röttgen, Peter Altmaier, Ronald Pofalla, Andreas Storm,[7] Eckart von Klaeden[8] und Thomas Rachel, seitens der Grünen Matthias Berninger, Cem Özdemir,[9] Volker Beck,[10] Steffi Lemke,[11] Antje Hermenau, Andrea Fischer, Oswald Metzger, Margareta Wolf,[12] Simone Probst, Christine Scheel, Rezzo Schlauch und Wolfgang Schmitt. Als spätere Mitglieder des Kreises genannt werden die CDU-Abgeordneten Julia Klöckner und Kristina Schröder sowie die Grünen Katrin Göring-Eckardt und Anja Hajduk, die seit 1998 bzw. 2002 dem Bundestag angehörten.

Nach der Bildung der rot-grünen Regierung 1998 und dem Umzug des Bundestags nach Berlin 1999 wurden die Treffen seltener. Kurz nach der Bundestagswahl 2005 brachten Gröhe und Pofalla eine Jamaika-Koalition ins Spiel; jedoch blieb es bei einem einmaligen Sondierungsgespräch zwischen den Spitzen von Union und Grünen.[13][14] Spekulationen um eine bevorstehende schwarz-grüne Koalition in Nordrhein-Westfalen kamen auf, als kurz vor der Landtagswahl 2010 Andreas Krautscheid zum Generalsekretär des CDU-Landesverbandes gewählt wurde.[15]

2007 wurde die Pizza-Connection auf Initiative von Hermann Gröhe und Margareta Wolf kurzzeitig wiederbelebt.[16][17][18]

Nachdem die Sondierungen zwischen CDU/CSU und Grünen nach der Bundestagswahl 2013 nicht zu einer gemeinsamen Regierungsbildung geführt hatten, erfolgte eine Wiederbelebung der Treffen zwischen Politikern beider Fraktionen. Diese Runde wird als „Pizza-Connection 2.0“ oder zur Abgrenzung auch als „Pasta-Connection“ bezeichnet und von den beiden Abgeordneten Jens Spahn (CDU) und Omid Nouripour (Bündnis 90/Die Grünen) koordiniert.[19][20]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. ↑ Martina Hildebrandt: Linke Tür, rechte Tür. In: Der Spiegel. Nr. 51, 1998, S. 40 (online).
  2. ↑ Süddeutsche Zeitung: „Beim Nobel-Italiener Duftmarken gesetzt“, 3. Juni 1995.
  3. ↑ Kristian Frigelj: Bonn: Geburtsort der schwarz-grünen „Pizza-Connection“. In: Die Welt. 9. März 2010
  4. ↑ Jochen Gaugele & Claus Christian Malzahn: „Das Essen war immer sehr edel“. In: Welt am Sonntag. 19. November 2012 (Interview mit Armin Laschet)
  5. ↑ Hermann Gröhe: „Ketzerei ist immer eine Frage des Zeitpunkts“. In: Spiegel Online. 17. März 2008
  6. ↑ Armin Laschet: „Unsere Zusammenkunft war ein Tabubruch“. In: Spiegel Online. 17. März 2008
  7. ↑ Andreas Storm: „Wir ließen den parlamentarischen Alltag hinter uns“. In: Spiegel Online. 17. März 2008
  8. ↑ Eckart von Klaeden: „Die Jusos waren damals humorlos“. In: Spiegel Online. 17. März 2008
  9. ↑ Cem Özdemir: „Wir haben da nicht mit lauter kleinen Roland Kochs gesessen“. In: Spiegel Online. 17. März 2008
  10. ↑ Volker Beck: „Bei den Unionsleuten kulturell etwas aufbrechen“. In: Spiegel Online. 17. März 2008
  11. ↑ Steffi Lemke: „Gemeinsam über Helmut Kohl amüsiert“. In: Spiegel Online. 17. März 2008
  12. ↑ Margareta Wolf: „Die Kollegen von der CDU gingen ein größeres Risiko ein“. In: Spiegel Online. 17. März 2008
  13. ↑ Koalitionen: FDP umgarnt Grüne. In: Spiegel Online. 22. September 2005
  14. ↑ Yassin Musharbash & Severin Weiland: Sondierung: Union und Grüne beerdigen Schwampel. In: Spiegel Online. 23. September 2005
  15. ↑ Reiner Burger: CDU in Nordrhein-Westfalen: Feuerwehrmann in Schwarz-Grün. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 25. Februar 2010
  16. ↑ Yassin Musharbash & Severin Weiland: Pizza-Connection: Schwarz-grüne Schwatzrunde schlemmt wieder zusammen. In: Spiegel Online. 10. Juli 2007
  17. ↑ Markus Baluska: „Pizza-Connection“: So lecker ist Schwarz-Grün. In: stern.de. 22. November 2007
  18. ↑ Jens Rosbach: Aufgewärmt – Rückkehr der Pizza-Connection? In: Deutschlandfunk. 21. Juli 2011
  19. ↑ Claudia Kade: Parteien: Union und Grüne beleben Pizza-Connection wieder. In: Die Welt. 21. November 2013
  20. ↑ Astrid Geisler: Schwarz-Grüner Gesprächskreis: Pasta-Connection gegen Kartoffelküche. In: die tageszeitung. 16. Januar 2014
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Pizza-Connection_(Politik)&oldid=214436443“