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Kairo

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Kairo
Zentrum von Kairo
Basisdaten
Gouvernorat: Kairo
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Höhe: 68 m ü. NN
Fläche: 214 km²
Einwohner: 7.734.614 (2005)
Bevölkerungsdichte: 36.143 Einwohner/km²
Telefonvorwahl: 02
Stadtgliederung: 14 Stadtbezirke
Website: Mouhafazat of Cairo
Politik
Gouverneur Abdel Azim Mussa Wazir
Lage
Position Ägyptens
Karte von Ägypten mit Kairo
Landsat-Aufnahme von Kairo

Kairo (arab. القاهرة, al-Qāhira - "die Siegreiche") ist die Hauptstadt von Ägypten und die größte Stadt der arabischen Welt. Von Ägyptern wird die Stadt oftmals auch einfach mit dem Landesnamen - مصر, hocharabisch Misru, ägyptisch-arabisch Masr - bezeichnet.

Kairo hat 7.734.614 Einwohner in der eigentlichen Stadt und ist mit 15.502.478 Einwohnern in der Agglomeration (Stand jeweils 1. Januar 2005) die größte Metropolregion in Afrika. Die Stadt hat den Status eines Gouvernorats und wird von einem Gouverneur regiert, der vom Präsidenten ernannt wird.

Kairo ist das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Ägyptens und des Nahen Ostens. Die Stadt ist Sitz der ägyptischen Regierung, des Parlaments, aller staatlichen und religiösen Zentralbehörden sowie zahlreicher diplomatischer Vertretungen.

Sie ist der bedeutendste Verkehrsknotenpunkt des Landes und besitzt zahlreiche Universitäten, Hochschulen, Theater, Museen sowie Baudenkmäler. Die Altstadt von Kairo ist ein Ensemble islamischer Baukunst und wird seit 1979 von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt.

Geographie

Geographische Lage

Kairo hat eine Stadtfläche von 214 Quadratkilometern und liegt im Nordosten des Landes auf dem rechten Nilufer durchschnittlich 68 Meter über dem Meeresspiegel. Die Stadt umfasst auch die beiden Inseln Gezīra (الجزيرة, mit dem Stadtteil Zamalek) und Roda (الروضة). Ihr gegenüber liegt am westlichen Ufer das Gouvernorat al-Dschīza (el-Gīza), unter anderem mit den historischen Anlagen von Gizeh. Die geografischen Koordinaten von Kairo sind 30° 03' nördlicher Breite und 31° 15' östlicher Länge.

Die erste Siedlung wurde ursprünglich zwischen dem Mukattam-Hügel im Osten und dem Nil im Westen errichtet. Doch auch wenn diese Kairo schon lange nicht mehr eingrenzen, so bilden die Viertel, die sich zwischen diesen beiden natürlichen Schranken befinden, den alten Stadtkern. Nördlich der Stadt erstreckt sich bis zum Mittelmeer das Nildelta. Im Westen befinden sich die Pyramiden von Gizeh. Im Süden liegt das alte Memphis.

Geologie

Kairo liegt im Tal des Nils, des längsten, jedoch nicht wasserreichsten afrikanischen Stromes, als dessen Quellfluss der im Hochland von Ruanda entspringende Kagera angesehen wird. Der Nillauf folgt einer tektonischen Linie. Die sich dort befindlichen Plateaus brechen hier stufenförmig oder mit einheitlichem Steilhang 100 bis 140 Meter tief ab. Im Tal hat der Fluss eine Reihe von Schotterterrassen gebildet und ein Schwemmland aus schwarzem Schlamm von durchschnittlich zehn Metern Mächtigkeit abgelagert.

Die Gesamtbreite des Tales beträgt im Süden, im Bereich des nubischen Sandsteins, zwei bis fünf Kilometer, im Bereich der tertiären Kalke, etwa von Assuan flussabwärts, zehn bis 15 Kilometer. Stellenweise hat die Erosion des Flusses das widerständige Gestein des kristallinen Unterbaues erreicht. Westlich des heutigen Tales sind Reste eines älteren Niltales erhalten, beispielsweise in der vom Fluss gespeisten Senke des Fayyum. Unterhalb von Kairo öffnet sich das Tal und geht in die weiten, von Kanälen durchzogenen Flächen des 23.000 Quadratkilometer großen Deltas über.

Stadtgliederung

Innenstadt

Kairo

Die Innenstadt lässt sich grob in einen traditionellen und einen modernen Teil einteilen. Das traditionelle Kairo liegt abseits des Nils vor der Zitadelle und dem Berg Muqattam (المقطّم). Es umfasst hauptsächlich das Islamische Kairo rund um die Azhar- und andere Moscheen. Des Weiteren sind hier die Wohnviertel nördlich, östlich und südlich des Viertels um die Azhar-Moschee zu nennen, so etwa Bāb el-Chalq (باب الخلق), Darb el-Ahmar (الدرب الأحمر), el-Mūskī (الموسكي) oder Sayyida Zeinab (السيّدة زينب, es-Sayyeda Zēnab).

Neben den Ausgrabungen von al-Fustat im Süden liegt das koptische Viertel oder Alt-Kairo (مصر القديمة, hocharabisch Misru l-qadīma, ägyptisch-arabisch Masr el-edīma). Eine Besonderheit ist die sogenannte "Totenstadt" südöstlich des islamischen Viertels, eine Nekropole, die bewohnt ist und sich heute (fast) wie ein normales Stadtviertel gibt.

Das moderne Kairo besteht aus den Geschäftsvierteln, die vom Mīdān et-Tahrīr (ميدان التحرير), dem Mīdān el-Ōperā (ميدان الأوبرا), dem Ramses-Bahnhof (محطة رمسيس, Mahattat Ramsīs) und dem Nil eingegrenzt werden. Westlich davon befindet sich das Viertel Zamalek (الزمالك, ez-Zamālek) auf der Insel Gezīra, südwestlich Garden City (جاردن سيتي), wo viele Botschaften untergebracht sind.

Vororte

Der wohl bekannteste Vorort ist Heliopolis (مصر الجديدة, hocharabisch Misru l-Dschadīda, ägyptisch-arabisch Masr el-Gedīda) im Nordosten der Stadt. Im Süden liegt das relativ teure Maadi (المعادي, al-Macādī). Andere Vororte sind Shubrā (شبرا, Shubrā) im Nordwesten mit einem großen Anteil von Kopten oder Helwān (حلوان) südlich von Maadi.

Weiter außerhalb ist zu unterscheiden zwischen ehemaligen Dörfern und Städten, die sich in die Peripherie Kairos integriert haben, und den auf dem Reißbrett geplanten Satellitenstädten, die sich teilweise direkt an Kairo anschließen, teilweise bis zu 100 Kilometer von der Innenstadt entfernt in der Wüste liegen.

Klimadiagram von Kairo

Für letztere sind auf der rechten Nilseite unter anderem Nasser City (مدينة الناصر, Medīnet en-Nāser) oder 15th of Ramadan City (مدينة ١٥ من رمضان, Medīnet Chamastaschar men Ramadān) zu nennen, auf der linken Seite 6th of October City (مدينة ٦ أكتوبر, Medīnet Sitta Oktōbar) oder Sadat City (مدينة السادات, Medīnet es-Sādāt). 6th October City und Sadat City gehören nicht zu Kairo, sondern zu Gizeh.

Klima

Kairo befindet sich in der subtropischen Klimazone. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 21,7 Grad Celsius, die jährliche Niederschlagsmenge 29 Millimeter im Mittel.

Der wärmste Monat ist der Juli mit durchschnittlich 28 Grad Celsius, der kälteste der Januar mit 13,9 Grad Celsius im Mittel. Etwas Niederschlag fällt nur zwischen November und März mit durchschnittlich vier bis sechs Millimeter.

Geschichte

Ursprung der Stadtentwicklung

Hof im Haus des Malers John Frederick Lewis in Kairo 1851

Kairos Ursprünge liegen in mehreren Siedlungen. Im heutigen Stadtgebiet lag der Ort Cheri-aha, wo nach der ägyptischen Mythologie die Götter Horus und Seth einander bekämpften. Die altägyptische Siedlung am Ostufer des Nil - man nannte den Ort "Babylon in Ägypten" - wurde im 1. Jahrhundert n. Chr. unter den Römern zur Zeit Trajans gegründet und später zur Festung ausgebaut. Der Name Babylon entstand aus einer Fehllesung der altägyptischen Ortsbezeichnung „Haus des Nils von Heliopolis“. In Babylon wurden Atum und die Neunheit verehrt. Ende des 4. Jahrhunderts begannen dort die ersten Kopten, Kirchen und Schutzmauern zu errichten und sich anzusiedeln.

Am 9. April 641 eroberten die Araber die römische Festung. Sie fanden bei ihrer Ankunft eine riesige Burganlage mit 42 Kirchen, großen Türmen und Bastionen vor. Nördlich davon wurde von Amr ibn al-As im Jahre 643 das Lager Fustat gegründet, das sich allmählich zu einer Stadt entwickelte. Beide Siedlungen wuchsen an der Stelle der heutigen Altstadt von Kairo zusammen. Während von der frühislamischen Stadt Fustat außer einer Moschee nichts übrig geblieben ist, ist das koptische Viertel bis heute erhalten.

Bis Ende des 9. Jahrhunderts war der Ort ein Karawanenlager und -stützpunkt und hatte keine große Bedeutung für die islamischen Herrscher in Damaskus (bis 750) und Bagdad (ab 750). Einen ersten kleinen Aufschwung erlebte die Stadt unter den Tuluniden, die Fustat als ihren Hauptstützpunkt ansahen und in direkter Nachbarschaft die Siedlung al-Qata'i gründeten. Zwei Bauwerke sind aus dieser Zeit noch erhalten: Die Tulun-Moschee sowie der Nilometer.

Nachdem diese Stadt durch Brände teilweise zerstört worden war, errichteten die Abbasiden eine weitere Siedlung am Nil. Als die Fatimiden unter Dschawar im Jahre 969 Ägypten eroberten, richteten sie in der Stadt ihr Hauptquartier ein. Dschawar, ein ehemaliger sizilianischer Sklave, der zum Islam übergetreten war, gründete an dieser Stelle im gleichen Jahr eine neue Residenzstadt und nannte sie al-Qāhira, "die Siegreiche". Das ist der bis heute gültige Name für die Stadt.

Kairo wird Hauptstadt der Fatimiden

Die neue Stadt wurde 973 Hauptstadt des fatimidischen Reiches, das sich von Marokko bis in den Nahen Osten erstreckte. Frühere Gebiete, darunter auch Fustat, wurden zu Vororten degradiert. Viele der prachtvollen Bauten, die bis heute im muslimischen Kairo zu sehen sind, stammen aus dieser Zeit. Mit dem Bau der Azhar-Moschee im Jahre 970, in dem sich seit 988 die sunnitische Lehranstalt und heutige Al-Azhar-Universität befindet, rückte Kairo schnell ins Zentrum der islamischen Gelehrsamkeit.

Der arabische Geograph al-Muqaddasi (946-1000) beschreibt im "Bericht über die Dinge, die ich mit eigenen Augen gesehen habe" die Stadt Kairo (Fustat) im Jahre 988:

„Al-Fustat ist eine Metropole in jeder Hinsicht (...). Sie liegt auf der Trennlinie zwischen dem Maghreb und den Wohnsitzen der Araber, ihr Gelände dehnt sich weit, sie hat viele Bewohner, ihr Gebiet ist blühend, ihr Name berühmt, ihr Ansehen gewaltig. Sie ist die Metropole Ägyptens, stellt Bagdad in den Schatten, ist der Stolz des Islams, der Handelsplatz der Menschen und prächtiger als die Stadt des Friedens.“ (Anmerkung: gemeint ist Jerusalem) „Sie ist die Schatzkammer des Maghreb und das Lagerhaus des Ostens und zur Festzeit glänzend. Es gibt keine Metropole, die volkreicher ist; in ihr leben viele große und angesehene Männer. Sie hat staunenswerte Waren und Spezialitäten, schöne Märkte und Läden, ganz zu schweigen von den Bädern. (...) in ihr gibt es feine Speisen, reine Zutaten und wohlfeile Süßigkeiten, viele Bananen und frische Datteln, reichlich Gemüse und Brennholz, leichtes Wasser und gesunde Luft.“

Als etwa 200 Jahre später die Ayyubiden Ägypten wieder an Bagdad angliederten, blieb Kairo das religiöse Zentrum der islamischen Welt. Für Saladin (1137-1193), der mit der ayyubidischen Eroberung Kairos die Führung der arabischen Welt übernommen hatte, war oberste Priorität, die schiitischen Einflüsse der Fatimiden auszumerzen. Er ließ neue Moscheen errichten und schuf die Grundmauern der späteren Zitadelle. Den Ayyubiden folgten 1250 die Mamluken, die Kairo wieder zur Hauptstadt machten. Sie, die ihre Herrschaft nur mit Gewalt durchsetzen konnten, ließen viele Paläste, Moscheen und Karawansereien errichten, um ihre Macht zu demonstrieren. Kairo wurde zum bedeutendsten Wirtschafts- und Kulturzentrum der islamischen Welt.

Osmanische und britische Herrschaft

Kairo 1549
Kairo 1847

Am 13. April 1517 wurde Kairo von osmanischen Streitkräften erobert, deren Regierungszeit in Ägypten bis ins späte 18. Jahrhundert andauerte. Sie erklärten das Land zu ihrer Provinz und drängten so Kairo an den politischen Rand. Am 24. Juli 1798 übernahmen französische Truppen unter Napoléon Bonaparte (1769-1821) während dessen ägyptischer Expedition die Kontrolle über Kairo. Am 18. Juni 1801 kam die Stadt wieder unter osmanische Herrschaft.

Eine wirklicher Bedeutungswandel vollzog sich für Kairo im 19. Jahrhundert mit der Entstehung des Khediven-Reiches. Ismail Pasha, der zwischen 1863 und 1879 regierte, ließ in der Stadt zahlreiche Gebäude errichten und nahm die Eröffnung des Sueskanals im Jahre 1869 zum Anlass, Kairo den europäischen Mächten als blühende Metropole zu präsentieren. Der überwiegende Teil der Entwicklung wurde jedoch über Auslandsanleihen finanziert, wodurch besonders Großbritanniens Einfluss zunahm.

Während der Herrschaft Ismail Pashas dehnte sich Kairo, das nun wieder Hauptstadt wurde, über den Nil Richtung Westen aus. Europäische Architekten wurden beauftragt, die Stadt zu erneuern, die Wohnviertel Zamalik und Muhandisin entstanden, aber auch große Teile der heutigen Innenstadt stammen aus dieser Zeit. Mit der nun forcierten Industrialisierung Ägyptens wuchs die Hauptstadt des Landes immer mehr. Bis Ende des 19. Jahrhunderts hatte die Auslandsverschuldung Ägyptens und die Schwäche des Osmanischen Reiches einen wachsenden europäischen Einfluss in Kairo zur Folge.

Mit der Besetzung Ägyptens durch britische Truppen und der Zerschlagung der Urabi-Bewegung (1881-1882) übernahm Großbritannien die Kontrolle über das Land ohne dessen formelle Zuordnung zum Osmanischen Reich zu beenden. Der Khedive von Ägypten blieb formell weiterhin Vasall der Osmanen. Die Urabi-Bewegung entstand im Herbst 1881 als nach dem finanziellen Ruin Ägyptens unter Ismail Pascha das Land unter internationale Finanzkontrolle geriet. Gegen diese internationale Kontrolle von Finanz- und Wirtschaftspolitik und die autokratische Herrschaft der Dynastie des Muhammad Ali wandte sich die Bewegung. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Kairo zur Kulturhauptstadt. Selbst die feine englische Gesellschaft zog es dorthin. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges herrschte ein reges künstlerisches Schaffen.

Am 18. Dezember 1914 erklärte Großbritannien Ägypten offiziell zum britischen Protektorat, womit die letzten formalen Beziehungen zum Osmanischen Reich aufgehoben wurden. Außerdem setzten die Briten die Kriegswirtschaft durch, was zu einer weitreichenden Verarmung der Bevölkerung führte, da durch die Kaufkraft der britischen Truppen die Lebensmittelpreise stark anstiegen, andererseits aber die Baumwollpreise auf britische Intervention stark gesenkt wurden.

Als die Briten 1919 die Reise einer Delegation ägyptischer Nationalisten unter Sad Zaglul (Wafd-Partei) zur Pariser Friedenskonferenz verhinderte, kam es zu schweren Unruhen, Streiks und zum Boykott britischer Produkte. Unter diesem Druck setzte der britische Hochkommissar Allenby durch, Ägypten am 28. Februar 1922 die Unabhängigkeit zu gewähren, um weiterhin die britischen Interessen wahren zu können. Kairo blieb weiterhin Hauptstadt des Landes.

Nach der Unabhängigkeit

Kairo 1933

Zwischen den Weltkriegen wuchs die Einwohnerzahl Kairos rasch an und hatte bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges die Zweimillionengrenze erreicht. Das Wachstum der Bevölkerung hielt auch in der Folgezeit an. Der einsetzende Bauboom veränderte das Stadtbild durch hoch aufragende Wohn-, Gewerbe- und Regierungsgebäude. Am 22. März 1945 wurde in Kairo die Arabischen Liga gegründet.

Mit der Revolution 1952 schnellte die Einwohnerzahl Kairo in die Höhe, immer mehr Landflüchtlinge siedelten sich dort an. Zahlreiche Trabantenstädte entstanden; es begann eine Siedlungsnot und die Stadt wurde zu einer unüberschaubaren Metropole. Heute umfasst das Stadtgebiet Orte, die einst mehrere Kilometer von Kairo entfernt lagen. Die Stadtverwaltung hat begonnen, durch günstige Mieten und Schaffung von Arbeitsplätzen Anreize zu schaffen, die die Kairoer Bevölkerung zur Umsiedlung in die Trabantenstädte bewegen sollen. Doch auf jeden Bürger, der die Stadt verläßt, kommen zwei, die durch Landflucht in die Stadt getrieben werden.

Im Jahre 1994 wurde die Weltbevölkerungskonferenz der Vereinten Nationen in Kairo abgehalten. Thema dieser Konferenz waren Probleme, mit denen auch Kairo konfrontiert ist. Hierzu zählen neben der Überbevölkerung, vor allem Armut und die teilweise katastrophale hygienische und ökologische Situation.

In der jüngsten Vergangenheit verübten islamistische Fundamentalisten in Kairo wiederholt Anschläge auf inländische und ausländische Besucher, bei denen Menschen getötet wurden. Ziel dieser extremistischen Gruppen ist es, Touristen von Reisen nach Ägypten abzuhalten, um die innenpolitische Stabilität des von Devisen abhängigen Landes zu brechen.

Einwohnerentwicklung

Moschee in Mohandessin

Die Einwohnerzahl Kairos stieg während der vergangenen Jahrzehnte rapide. Sie hat sich seit Mitte der 1960er Jahre bis heute verdoppelt. Ein Grund hierfür ist neben der hohen Geburtenrate auch die zunehmende Landflucht. Um das ständige Bevölkerungswachstum auffangen zu können, wurden um Kairo herum bereits mehrere Satellitenstädte errichtet.

Durch die eng gezogenen Stadtgrenzen ist die Bevölkerungszunahme in der Stadt inzwischen deutlich abgeschwächt, diese findet vor allem in den zahlreichen Vororten statt, die inzwischen mit zusammen circa 7,8 Millionen Einwohnern ähnlich bevölkerungsreich sind wie die Stadt selbst. Davon entfallen allein auf Gizeh schon annähernd 2,5 Millionen Einwohner. In der Agglomeration Kairo leben insgesamt 15,5 Millionen Menschen (Stand jeweils 1. Januar 2005).

Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1877 handelt es sich um Schätzungen, von 1882 bis 1996 um Volkszählungsergebnisse und 2005 um eine Berechnung. Die Einwohnerzahlen beziehen sich auf die eigentliche Stadt ohne den Vorortgürtel.

        Jahr         Einwohner
1800 200.000
1859 254.000
1865 282.300
1870 313.400
1877 327.500
1882 374.838
1897 570.062
1907 654.476
1917 790.939
        Jahr         Einwohner
1927 1.059.800
1937 1.312.096
1947 2.090.654
1960 3.349.000
1966 4.219.900
1976 5.084.463
1986 6.052.836
1996 6.789.479
2005 7.734.614

Entwicklung der Wohnsituation

Datei:P7080083.JPG
Informelle Siedlung am Stadtrand von Kairo

Etwa die Hälfte der Bevölkerung der Metropolregion Kairo lebt in sogenannten informellen Siedlungen (Slums), von Landflüchtlingen am Stadtrand illegal errichtete Behausungen mit unzureichender Infrastruktur und hoher Bevölkerungsdichte. Als vermuteter Aufenthaltsort islamischer Fundamentalisten stehen sie im Mittelpunkt ägyptischer Sicherheitspolitik.

Während zahlreiche Menschen vergeblich nach preiswerten Wohnungen suchen, stehen mehrere Hunderttausend Wohnungen in der Region leer. Ein Grund dafür ist, das die Mietpreise für Altbauten auf dem Stand der 1950er Jahre eingefroren sind. Die Häuser sind deshalb einem raschen Verfall ausgesetzt, da die Mieten nicht ausreichen, um die anfallenden Reparaturen zu finanzieren.

Für Neubauten werden die Mietpreise vom Staat auf einem so niedrigem Niveau festgesetzt, dass entweder vor dem Abschluss des Mietvertrages eine illegale Zahlung vom Mieter verlangt wird, die ungefähr die Höhe der Baukosten für die Wohnung erreicht, oder diese wird gleich zum Verkauf angeboten. Der gesetzliche Kündigungsschutz verhindert deren spätere Nutzung durch den Besitzer.

Auch die Immobilienspekulation bei Eigentumswohnungen trägt dazu bei, dass zahlreiche Wohnungen in der Region leer stehen. Nach dem Abbau der staatlichen Subventionen für Nahrungsmittel, Energie und öffentliche Transportmittel können sich die ärmeren Bevölkerungsschichten eine Mietwohnung oder den Kauf einer Eigentumswohnung nicht leisten.

Politik

Kairo
Der Nil in Kairo

An der Spitze des Gouvernorats in Kairo steht der vom Präsidenten des Landes persönlich ernannte Gouverneur, seit dem Jahre 2004 Abdel Azim Mussa Wazir. Er besitzt den Rang eines Ministers und ist formal der Repräsentant des ägyptischen Präsidenten im Gouvernorat. Die Politik auf kommunaler und lokaler Ebene wird in Kairo im wesentlichen von zwei verschiedenen Verfassungsorganen ausgeübt: dem ernannten Exekutivrat und dem gewählten Volksrat.

Der Exekutivrat ist das oberste Verwaltungsorgan im Gouvernorat. Mitglieder sind beispielsweise der Gouverneur, sein Stellvertreter, die Vorsitzenden der Lokalräte, sowie die Repräsentanten der exekutiven Verwaltung. Der Rat verfügt über eine umfangreiche Machtfülle mit zahlreichen Eingriffs- und Entscheidungsmöglichkeiten. Er stellt das bedeutendste administrative Organ zur Planung und Koordinierung sowie Durchsetzung zentralstaatlicher Politik auf der lokalen Ebene in Kairo dar.

Der für vier Jahre von der Bevölkerung gewählte Volksrat hat dagegen die Aufgabe gegenüber der administrativen Verwaltung beziehungsweise dem Exekutivrat die Interessen des Volkes wahrzunehmen beziehungsweise zu vertreten. Der Volksrat stellt damit im System der Lokalverwaltung das einzige politische Organ dar, das durch ein Wahlverfahren zustande kommt, und deshalb auch grundsätzlich außerhalb jeden unmittelbaren Zugriffs der ägyptischen Regierung liegt. Laut Verfassung sind keine Bürgerbefragungen oder anderen Formen der Bürgerbeteiligung auf lokaler Ebene im Land erlaubt.

Die letzten Kommunalwahlen fanden am 8. April 2002 statt. Sie waren zuerst für das 2001 vorgesehen, wurden aber wegen der im gleichen Jahr stattgefundenen Parlamentswahlen um ein Jahr verschoben. Während bei den Wahlen 1997 die sogenannten unabhängigen Kandidaten der Opposition, die oft der Muslimbruderschaft nahe stehen, noch 20 Prozent der abgegebenen Stimmen erhielten, boykottierten sie die Wahl im Jahre 2002 wegen unzureichender Kontrolle durch unabhängige Richter. So ist auch der hohe Wahlsieg von 97 Prozent der regierenden Nationaldemokratischen Partei (NDP) von Präsident Muhammad Husni Mubarak zu erklären. Die nächsten Kommunalwahlen sind für das Jahr 2006 vorgesehen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sprachen

Kanal zwischen der Insel Roda und Alt-Kairo

In Kairo und im ganzen Land spricht man Ägyptisch-Arabisch. Das in der Hauptstadt gesprochene Arabisch unterscheidet sich aber zum Teil beträchtlich von den Dialekten Mittel- und Oberägyptens. Ägyptisch-Arabisch ist der bedeutendste neuarabische Dialekt. Dies liegt vor allem daran, das die ägyptische Filmindustrie mit Sitz in Kairo die größte der arabischen Welt ist. Ägyptische Filme werden im gesamten arabischsprachigen Raum gezeigt, ohne Synchronisation oder Untertitel.

Im Gegensatz zu Nachrichten und ähnlichem werden Filme nicht auf Hocharabisch, der Schriftsprache des gesamten arabischen Raums, gedreht, sondern in der jeweiligen Umgangssprache; für die meisten Filme ist dies eben Ägyptisch-Arabisch. Dadurch wird Ägyptisch-Arabisch beziehungsweise der Kairoer Dialekt heute im gesamten arabischen Raum verstanden.

Das Hocharabische ist seit der arabischen Eroberung im 7. Jahrhundert Schriftsprache. Nur in der koptischen Kirche wird als Liturgiesprache noch das Koptische verwendet, das in eigener Schrift, die von der griechischen abgeleitet ist, geschrieben wird. Die Sprache des alten Ägyptens, die im Koptischen ihre Fortsetzung fand, wird heute nur noch als Sakralsprache gesprochen. Als Fremdsprache ist Englisch und in der Oberschicht auch noch Französisch verbreitet.

Religionen

Hängende Kirche in der Altstadt

In Kairo ist die vorherrschende Glaubensrichtung der Islam, die Scharia ist die Hauptquelle der Gesetzgebung. Neben der sunnitischen Mehrheit lebt in der Stadt auch eine christliche Minderheit. Eine amtliche Zählung der Christen wird bewusst nicht durchgeführt, obwohl die Religion im Pass eingetragen sein muss. Nach Schätzungen sind etwa 90 Prozent der Bevölkerung sunnitische Muslime. Der Großteil der verbleibenden zehn Prozent sind Kopten. Außerdem lebt eine kleine jüdische Gemeinde in Kairo sowie eine kleine Gruppe griechisch-orthodoxer Christen. Meist leben die Religionsgemeinschaften mehr oder minder friedlich nebeneinander.

Vor allem die Kopten sind aber immer wieder Ziel von Angriffen radikaler Muslime, häufig mit Wissen und Billigung der lokalen Behörden. Viele der islamischen Fundamentalisten leben in den informellen Siedlungen (Slums) am Stadtrand von Kairo. Vor dem Gesetz sind alle Ägypter, unabhängig von ihrem Glauben gleichberechtigt. In der Praxis müssen Muslime die zum Christentum übertreten, mit staatlichen Zwangsmaßnahmen rechnen. Neue Kirchen dürfen nicht gebaut werden, auch kleinere Reparaturen bedürfen eines Präsidialerlasses.

Neben den zahlreichen Moscheen und Kirchen gibt es in Kairo auch viele Synagogen, verwaiste jüdische Schulen, Hospitäler und Gemeindehäuser. Sie erinnern an die Zeit, als Juden in der Stadt wichtige Rollen in Wirtschaft und Kultur spielten. Juden waren es auch, die den Stadtteil Zamalek und die Vororte Maadi und Heliopolis gründeten. Die Zahl der Juden in der Stadt wird heute auf etwa 100 Personen geschätzt, einige wenige Familien, die meisten ältere Menschen.

Ende des 2. Weltkrieges lebten in ganz Ägypten schätzungsweise 75.000 Juden, davon allein 55.000 in Kairo, die meisten von ihnen Sepharden. Mit Beginn der arabisch-israelischen Auseinandersetzungen, die 1948 mit der Gründung des Staates Israel ihren Anfang nahmen, ging ihre Zahl stark zurück. Viele Juden wurden verhaftet und in das Gefängnis von Huckstep nahe Kairo oder in Lager gebracht, jüdische Zeitschriften und Zeitungen verboten sowie jüdisches Vermögen beschlagnahmt. Die letzte Flüchtlingwelle von Juden nach Israel kam mit der Sueskrise 1956 und dem Sechstagekrieg 1967.

Geblieben vom religiösen und kulturellen Leben ist ein kleines jüdisches Viertel, das Harat al-Yahud, in Kairo, nahe dem Viertel Muski und ein riesiger Friedhof zwischen Maadi und Zentrum, eine Totenstadt aus dem 9. Jahrhundert, die sich über 850.000 Quadratmeter erstreckt. Es ist einer der bedeutendsten Friedhöfe der jüdischen Welt.

Theater

Ataba-Platz im Zentrum von Kairo

Kairo beherbergt zahlreiche Theater, Opern- und Konzerthäuser. Das anlässlich der Eröffnung des Sueskanals im Jahre 1869 in Kairo errichtete Schauspielhaus brannte in den 1970er Jahren ab. Nach dem Wiederaufbau wurde es als Oper im Jahre 1988 wiedereröffnet und ist heute das zu Hause der "Cairo Opera Company". Die Konzerthalle wird auch vom "Cairo Symphony Orchestra" und der "Cairo Opera Ballet Company" genutzt. Die Opernhausanlage beherbergt mehrere Galerien, darunter das Museum für Moderne Kunst.

Das "Gomhouriya-Theater" wurde ursprünglich als Kino gebaut und diente als Oper, als das Opernhaus nach dem Brand renoviert wurde. Heute wird das Gebäude als Konzerthalle für verschiedene Musikereignisse benutzt. Dort finden regelmäßig Aufführungen arabischer Musikgruppen und eines folkloristischen ägyptischen Orchesters statt. Das mit der "American University of Cairo" verbundene "Wallace Theater" bietet mehrmals im Jahr englischsprachige Stücke an. Es wird auch für Musikaufführungen - vom Jazz bis zu Kammermusik - genutzt.

Ein weiteres Theater ist das "Al-Arayes" (Cairo Puppet Theatre) am Ataba-Platz im Zentrum von Kairo. Die Vorstellungen des Marionettentheaters sind in arabischer Sprache. Aufgeführt werden dort klassische Stücke wie Alibaba oder Sinbad. Das Um-Kulthum-Theater (Al-Balloon Theatre) in Agouza führt Folklore, arabische Stücke und ägyptischen Volkstanz auf.

Museen

Das Ägyptische Museum

Zu den bekanntesten Museen Kairos zählt das Ägyptische Museum mit einer bedeutenden Sammlung ägyptischer Kunstschätze, unter anderem dem Goldsarg von König Tutanchamun (Tutenchamun) mit all seinen Goldmasken und Schmuckstücken. Zu besichtigen sind weiterhin Alltagsgegenstände, die mehr als 5.000 Jahre alt sind, Grabbeigaben aus Holz, Ton und Glas, Büsten, Statuetten, Grabsteine und Mumien. Das Gebäude, in dem das Museum untergebracht wurde, verdient ebenfalls Beachtung:

Es wurde 1900 von der britischen Regierung als Aufbewahrungsstätte für Fundstücke erbaut. Der "Service des Antiques de l'Egypte" wurde damit beauftragt, altägyptische Kunstschätze zu sammeln und die im Giza-Palast, dem Herrschaftssitz von Ismail Pasha, aufbewahrten Stücke dorthin zu bringen. Diese Maßnahme sollte vor allem dazu dienen Grabplünderungen aufzuhalten und so das wertvolle Kulturerbe für Ägypten zu erhalten.

Das Museum Arabischer und Islamischer Kunst (eröffnet 1903) umfasst eine umfangreiche Sammlung zur frühen islamischen Kultur. Das 1901 eröffnete Koptische Museum verfolgt die Geschichte der koptischen Gemeinde in Ägypten zurück. Im 1963 fertiggestellten Mahmoud-Khalil-Museum am Westufer des Nil sind Werke von Vincent van Gogh, Paul Gauguin, Peter Paul Rubens und anderen namhaften europäischen und ägyptischen Malern ausgestellt.

Neben dem Hauptbahnhof befindet sich das kleine zweistöckige Museum der Egyptian National Railway (ENR). Im oberen Stockwerk sind Modelle von Transportmitteln aus der Zeit vor der Erfindung der Dampfkraft zu sehen, Lokomotiven, Waggons, aber auch Modelle des Wasser- und Lufttransportes. Zu den Ausstellungsstücken gehört auch ein Modell des Khediven-Zuges von 1859 mit Wagen für Offiziere, Minister und die Khediven-Familie. Im Erdgeschoss sind unter anderem Modelle von Brücken, Bahnhöfen und Expresslokomotiven aus der Khediven-Zeit ausgestellt. Dort steht neben anderen Zugmaschinen eine Originallokomotive, die 1862 für Prinzessin Eugenie in England hergestellt wurde. Sie verkehrte einst zwischen Ra's el Tin und dem Montaza-Palast in Alexandria.

Bauwerke

Gebäude in Kairo

Der Fernsehturm

Kairo ist überwiegend von Wüstengebiet umgeben, im Norden wird sie vom Delta des Nil begrenzt. Zum Stadtgebiet zählen auch eine Reihe von Inseln, die größte davon ist die zentral gelegene al-Gesira, auf der sich unter anderem das 1869 eröffnete Opernhaus und der 187 Meter hohe Fernsehturm befinden. Die Stahlbetonbauweise des Turms errinnert in seiner Bauweise an eine Lotusblume. Der Fernsehturm wurde 1961 fertiggestellt und besitzt eine für den Publikumsverkehr geöffnete Aussichtsplattform. Mehrere Brücken verbinden die Insel al-Gesira mit den gegenüberliegenden Flussufern.

Das Zentrum Kairos bildet der Tahrirplatz, an dem sich auch das Gebäude der Arabischen Liga, die Oman-Makran-Moschee und ein Busbahnhof befinden. Das Stadtbild wird durch viele historisch bedeutende Bauwerke geprägt. Von den mehreren hundert Moscheen zählen die im 9. Jahrhundert errichtete Ibn-Tulun-Moschee sowie die Azhar- und die Al-Hakims-Moschee (beide aus dem 10. Jahrhundert) zu den bekanntesten.

Die Zitadelle im östlichen Teil der Stadt wurde im Jahre 1176 vom Sultan Salahuddin al-Ayoubi auf einer Anhöhe erbaut. Ihre verzierten Gebäude sind ein Teil der Silhouette von Kairo. Die Mohammed-Ali-Moschee ist die bemerkenswertere der beiden Moscheen in der Zitadelle. Sie besitzt mehrstöckige Kuppeln und ein Doppelminarett, das aus zwei der ältesten der berühmten "Tausend Minarette" der Stadt besteht.

In der Altstadt von Kairo befinden sich sehenswerte Stadttore; sie sind Überreste einer ehemaligen, die Stadt umgebenden Befestigungsanlage. Von den ursprünglich acht Stadttoren sind jedoch nur noch drei erhalten (Bab al-Fotouh, Bab an-Nasr und Bab Zeuela). Die Märkte (Suqs), von denen sich zahlreiche auf bestimmte Waren wie Gewürze, Stoffe oder wertvolle Metalle spezialisiert haben, verbinden heutiges Wirtschaftsleben mit traditionellen Formen des Handels und Kunsthandwerkes.

Gegenüber dem Ausgang der Metro-Station Mar Girgis befindet sich die "Hängende Kirche", die Kanisa Mu'allaqa. Als "hängend" bezeichnet man sie, da sie über dem einstigen Eingang des römischen Forts gebaut wurde und aussieht, als würde sie hängen. Der Jungfrau Maria geweiht, wurde sie im 4. Jahrhundert gebaut und im 7. Jahrhundert zum Bischofssitz ernannt. Im 9. Jahrhundert wurde sie zerstört, dann aber im 11. Jahrhundert wieder aufgebaut und zum koptischen Patriarchatssitz erhoben. Seitdem wurde sie immer wieder renoviert. Die Fassade stamt aus dem 19. Jahrhundert.

Die islamische Altstadt von Kairo wurde von der UNESCO im Jahre 1979 in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Außerhalb von Alt-Kairo, das von alten Wohnvierteln und engen Gassen geprägt wird, breitet sich das moderne Kairo mit Hochhäusern und breiten Straßenzügen aus.

Pyramiden von Gizeh

Die Pyramiden von Gizeh
Chephren-Pyramide

Die Pyramiden von Gizeh nahe Kairo gehören zu den bekanntesten Bauwerken der Menschheit. Nach der Zerstörung aller übrigen sieben Weltwunder der Antike sind sie als letzte erhalten geblieben. Die Pyramiden werden von den Ägyptern El Ahram ("die Heiligtümer") genannt und erheben sich auf einer Hochfläche, einem Ausläufer der westlichen Wüste etwa acht Kilometer südwestlich der Stadt Gizeh (Gîza), einem Kairoer Vorort. Die Pyramiden befinden sich somit rund 15 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, direkt an der Pyramidenstraße (Scharia el-Ahram).

Die Theorie zur Funktion der Pyramiden besagt, dass diese vor etwa 4500 Jahren in einem Zeitraum von ungefähr 100 Jahren unter der vierten ägyptischen Königsdynastie als Grabstätten dreier Pharaonen gedacht war. Sie bilden das Zentrum einer riesigen Nekropole des Alten Reiches. Die mittlere der drei Pyramiden ist die Chephren-Pyramide, während die bekannteste und größte die Cheops-Pyramide ist. Zusammen mit der dritten, der Mykerinos-Pyramide wurden sie 1979 als Kulturdenkmal von der UNESCO in die Liste des Welterbes aufgenommen.

Die Grabstätten sind das Ergebnis einer theologischen Entwicklung und einer brillanten technologischen Leistung, die den alten Baumeistern noch heute kein Architekt oder Statiker so einfach nachmachen könnte. In den Glaubensvorstellungen von einem ewigen Leben war der Pharao, der als Sohn Gottes galt, der Vermittler zwischen Erde und Kosmos. Die Entwicklung einer zunehmend ausgeklügelten Grabstätte, von der Mastaba über die Stufenpyramide zur "echten" Pyramide, sollte dem Herrscher nach seinem Tod den Aufstieg zum Firmament ermöglichen. Durch die dortige Vereinigung mit seinem Vater, dem Sonnengott Ra, garantierte er seinem Volk Stärke und dem Land Fruchtbarkeit. Deshalb wurde er nach seinem Dahinscheiden auch verehrt.

Im Osten einer Pyramide stand der Totentempel, der über einen Aufweg mit dem Taltempel verbunden war. Zum Taltempel, der seinerseits mit dem Nil verbunden war, wurde der tote Pharao wahrscheinlich in einer Barke zur Einbalsamierung gebracht. Eine Pyramide war einzig dem Pharao und seiner Gemahlin als Begräbnisstätte vorbehalten. Die Pyramide stellte die uneingeschränkte Macht der Pharaonen dar und gilt bis heute als Symbol der pharaonischen Kultur schlechthin.

Die Große Sphinx von Gizeh

Die Sphinx von Gizeh, im Hintergrund die Cheops-Pyramide
Frontansicht der Sphinx

Die Große Sphinx von Gizeh ist die wohl berühmteste und größte Sphinx. Sie stellt einen sitzenden Löwen mit einem Menschenkopf dar und wurde in der 4. Dynastie, circa 2700-2600 v. Chr. errichtet. Die Figur ist circa 73,5 Meter lang, sechs Meter breit und circa 20 Meter hoch. Allein die Vorderpfoten haben eine Länge von etwa 15 Meter. Farbreste am Ohr lassen darauf schließen, dass die Figur ursprünglich bunt bemalt war.

Die Figur wurde aus dem Rest eines Kalksteinhügels gehauen, der als Steinbruch für die Cheops-Pyramide diente. Neben der Sphinx wurde ein Tempel errichtet, der mit dem Taltempel der Chephren-Pyramide fast exakt in einer Linie liegt. Thutmosis IV. errichtete zwischen den Pranken der Sphinx eine Traumtafel, deren Inschriften aus seinem Leben berichten. Der Ursprung des arabischen Namens Abu l-Haul ("Vater des Entsetzens") ist nicht klar. Wozu die Sphinx diente, ist ebenso unbekannt, möglicherweise sollte sie das Plateau von Gizeh bewachen.

Der deutsche Ägyptologe Herbert Ricke meint, dass die Statue zum Sonnenkult gehörte und Harmachis darstellt, einen Aspekt des Sonnengottes Horus. Möglicherweise ist die Statue aber auch ein Bild des Pharaos Chephren, dargestellt als Horus, oder auch ein Abbild des Cheops. Mark Lehner, der von 1979 bis 1983 an der Sphinx geforscht hat, favorisiert wie andere Chefren als Erbauer. Der deutsche Ägyptologe Rainer Stadelmann bevorzugt dagegen den König Cheops. Mit modernsten Methoden wurden in letzter Zeit andere Abbildungen und Statuen dieser beiden Pharaonen mit dem Kopf der Sphinx verglichen, eine eindeutige und zweifelsfreie Zuordnung war jedoch noch immer nicht möglich.

Sicher scheint hingegen, das man die Sphinx im Neuen Reich als eine Verkörperung des Sonnengottes Ra-Harachte ansah. Sie war mehrmals im Sand der Wüste begraben, und noch im 19. Jahrhundert war nur der Kopf sichtbar. Diesem Umstand ist wohl ihr guter Erhalt zu verdanken. Doch in den letzten Jahrzehnten litt die über 4500 Jahre alte Sphinx stark unter dem Smog der nahe gelegenen Metropole und einem ständig steigenden Grundwasserspiegel. Jahrelange aufwendige Restaurierungsarbeiten lassen sie heute in neuem "Glanz" erstrahlen.

Parks

Umgebung von Kairo

Zu den vielen Parks in Kairo gehört der gepflegte "Gabalaya-Park". Er wurde im 19. Jahrhundert angelegt und ist heute eine grüne Oase im Verkehrs-Chaos der Stadt. Sehenswert sind die in labyrinthartigen Grotten gehauene Aquarien mit Nilfischen. Die Anlage ist auch ein beliebter Picknick-Platz für Einheimische und Touristen.

Der größte Zoologische Garten Afrikas befindet sich neben der Universität von Kairo in Gizeh und wurde bereits im Jahre 1891 eröffnet. Er beherbergt rund 400 verschiedene Tierarten, darunter die mit 260 Jahren angeblich älteste Schildkröte der Welt. Leider ist die Tierhaltung in zahlreichen Fällen nicht artgerecht. Der Zoo ist vor allem Freitags ein beliebtes Picknick- und Ausflugsgebiet der Einwohner Kairos.

"Dr. Ragab's Pharaonic Village" ist ein pharaonisches "Disneyland", gelegen auf einem 150.000 Quadratmeter großen Gelände mit Papyruspflanzen gesäumten Wasserwegen. Dort sind die genauen Nachbildungen alter ägyptischer Bauten zu besichtigen. Junge Ägypter zeigen in alten Trachten, mit Werkzeugen und Ackergerät im Stile ihrer Vorfahren das Leben und Arbeiten von damals. Ein Höhepunkt der Attraktionen ist die Nachbildung des Grabes von Tutenchamun. Der "Dream Park" an der Oasis Road in 6th of October City, einem Vorort Kairos, ist einer der größten Themenparks im Mittleren Osten für die ganze Familie, mit zahlreichen Fahrgeschäften, Attraktionen, Shows und über 20 Restaurants.

Regelmäßige Veranstaltungen

Blick vom Fernsehturm auf Kairo

In Kairo und Umgebung finden das ganze Jahr über zahlreiche Feste und Veranstaltungen statt. Dazu gehören unter anderem im Januar der "Internationale ägyptische Marathon" in Gizeh, im Februar die "Internationale Buchmesse, im März die "Cairo International Fair", Afrikas größte Handelsmesse und im Juli das "Dokumentarfilm-Festival".

Weitere bedeutende Veranstaltungen sind im September das "Festival des experimentellen Theaters", das "Wafa el Nil Festival", ein großes Folklorefestival sowie der "Welttourismustag", eine Veranstaltung mit Musik und Ständen, auf der sich die Regionen Ägyptens vorstellen.

Im Oktober findet die "Pharaonen-Ralley", eine Motorrad-Ralley, in Gizeh statt sowie der "Arabische Reise-Markt", eine Touristikmesse. Im Dezember werden das "Internationale Rowing Festival", ein Ruder-Wettbewerb auf dem Nil, und das "Internationale Filmfestival" veranstaltet.

In Kairo sind vor allem zwei Mulids interessant und zwar das "Mulid Sayyidna Hussein" im dritten islamischen Monat und das "Mulid Sayyida Zainab" im zweiten islamischen Monat. Beide Mulids sind sehr große Feste, die zu Ehren des Enkels beziehungsweise der Enkelin des Propheten veranstaltet werden. Das Mulid der Zainab ist eines der größten im Land und wird mehrere Tage lang mit viel Musik, sufischen Tänzen, Gebeten und Prozessionen gefeiert.

Kulinarische Spezialitäten

Kairo beherbergt viele Restaurants, die ägyptische wie auch internationale Küche anbieten. Die einheimische Küche wartet mit einer besonders großen Auswahl an Vorspeisen (mezze) auf, die dem Gast auf kleinen Tellern serviert wird, und nach Landessitte mit dem Fladenbrot (aiesh balladi) gegessen wird. Unter den mezze finden sich häufig auch "tamaya" (Gemüsefrikadellen) und "ful" (Bohnenbrei), für einen Großteil der weniger Verdienenden Ägypter tägliches Frühstück und wichtigste Hauptmahlzeit.

Das Fleisch von Rind, Huhn und Lamm (Schwein ist den Muslimen sowie den Kopten verboten) wird überwiegend auf dem offenen Feuer gegrillt oder im Ofenrohr gebrutzelt wie Hackfleischbällchen (kofta) und "kebab". Empfehlenswert ist auch die Fischküche des Mittelmeeres und des Roten Meeres, in der Barakudas, Garnelen, Hummer, Krabben und Tintenfische je nach Küstenregion verschieden zubereitet werden. Eine Spezialität der Mittelmeerküste ist der stark gepökelte "fesich", ein Fisch, der sehr schmackhaft ist.

Einkaufen

Die Gameat al-Dowal al-Arabiya in Mohandessin

Die zahlreichen Einkaufszentren, Geschäfte und Basare in Kairo bieten vielfältige Möglichkeiten zum Einkaufen. Der Wekalat Al-Balah-Markt bietet eine große Auswahl an Vorhängen. Geschnürt zu Tafeln werden diese in vielen kleinen Nischen, in den Gassen und in großen, palastartigen Läden, oft bis zu drei Schichten hoch, gestützt von weißen Säulen, verkauft. Der 1650 erbaute Tentmakers' Basar ist Kairos einzig erhaltener überdeckter Markt. Er liegt südlich von Khan el Khalili. Dort werden Segelprodukte und geometrische Tapisserien angeboten.

Kleidung jeder Art findet man auf den großen Märkten entlang der Sh. 26th July, nahe der 6. Oktober-Brücke, sowie in den Läden zwischen Midan Urabi und Talaat Harb, der Kairoer Flaniermeile. Rechts und links der Straßen gibt es Tausende von Läden mit vorwiegend westlicher Kleidung. Diese findet man auch in diversen Läden im World Trade Center.

Einen ständigen Obst- und Gemüsemarkt findet man nahe dem Midan Urabi, an der Sh. Talaat Harb, und einen am Midan Falaki, der im gedeckten "Marché Bab el Louk", einer Markthalle aus dem Jahre 1912, untergebracht ist. Auf dem Campus der American University of Cairo befindet sich die größte Buchhandlung Ägyptens, vor allem mit englischsprachiger Literatur zu Kairo und Ägypten, vielen Reiseführern, Bildbänden, Fachliteratur rund um den Islam und den Orient sowie einer großer Auswahl an Büchern zu Politik und Geschichte.

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Blick vom Fernsehturm auf Kairo

Kairo wurde durch die verkehrsgünstige Lage an der Drehscheibe zwischen Südeuropa, Orient und Schwarzafrika schon früh ein wichtiges Handelszentrum. Bedeutendste Produktionszweige sind die Metallverarbeitung, die Zementindustrie, die Herstellung von Möbeln, Schuhen, Tabakwaren und Textilien sowie das Druckgewerbe. Die Stadt ist als wichtigstes Geschäftszentrum des Nahen Ostens Sitz zahlreicher Konzerne und Wirtschaftsorganisationen. Der größte Wirtschaftsbereich der Stadt ist der öffentliche Sektor, einschließlich der Regierung, der öffentlichen Einrichtungen und des Militärs. Darüber hinaus ist der Fremdenverkehr von herausragender Bedeutung. Kairo ist das touristische Zentrum des Landes und dessen größte Deviseneinnahmequelle. Etwa ein Drittel aller ägyptischen Industriebetriebe sind im Raum von Kairo angesiedelt. Die Stadt ist das bedeutendste Verlagszentrum im Nahen Osten.

Der so genannte informelle Sektor macht in Kairo ungefähr ein Viertel der gesamten wirtschaftlichen Aktivität aus. Der Einzelhandel, das Handwerk, aber auch die Infrastruktur sind sehr stark davon abhängig. In diesem Bereich, in dem es keine soziale Absicherung gibt und die Arbeitsbedingungen katastrophal sind, arbeiten immer mehr Frauen und auch kriminelle Kinderarbeit hat dort ihre größte Verbreitung. Die Liberalisierung in der Wirtschaft, zu der auch der Abbau von Subventionen gehörte, hat die sozialen Lebensumstände erschwert. Die Arbeitslosigkeit ist sehr hoch. Zu den von der Regierung angegebenen rund zehn Prozent Arbeitslosen, kommen noch zahlreiche nicht registrierte Erwerbslose hinzu. So gehen Schätzungen von einer Rate über 20 Prozent aus. Ein Drittel der Bevölkerung Kairos lebt unterhalb der Armutsgrenze, die Familien können sich ein Minimum an Nahrung und Obdach nicht leisten. Die im Stadtgebiet lebenden Menschen sind relativ gesehen heute ärmer als im Jahre 1958.

Probleme bereiten die unzureichende Infrastruktur und die, bedingt durch die Landflucht, außerordentlich große Wohnungsnot. Die Strom- und Wasserversorgung befindet sich in einem desolaten Zustand und es vergeht kaum ein Tag an dem nicht baufällige Häuser einstürzen. In der Industrie, die sich in der Metropolregion Kairo konzentriert, bestehen nur ungenügende Entsorgungs- und Reinigungskapazitäten für Abwasser, Abgas und Abfälle. Zu den Infektionserkrankungen wie Cholera, Diarrhöe und Typhus, die durch unzureichende hygienische Bedingungen verbreitet werden, kommen so Atemwegs- und Hauterkrankungen aufgrund der giftigen Emissionen der vielen Industriebetriebe und des Kraftfahrzeugverkehrs. Besondere Probleme ergeben sich aus der oft direkten Nachbarschaft ärmerer Wohngebiete und der Industrie. Die Luftverschmutzung und die Zersiedlung historisch bedeutender Areale zerstören viele Kulturdenkmäler Kairos. Die Stadtverwaltung Kairos versucht dem entgegen zu wirken. So dürfen keine Industriebetriebe mehr in der Stadt angesiedelt werden und der Bau von Hochhäusern und großen Hotels soll gestoppt werden.

Verkehr

Fernverkehr

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Metro-Station Mar Girgis

Der internationale Flughafen Kairo liegt in Heliopolis, 22 Kilometer nordöstlich des Stadtzentrums von Kairo. Die nicht sehr zuverlässigen Inlandsflüge werden von EgyptAir und kleinen nationalen Linien angeboten, die jedoch alle über EgyptAir gebucht werden können. Man kann nach Alexandria, Assuan, Luxor, Taba, Abu Simbel, Kharga, Sharm el Shaikh und Hurghada fliegen.

Das ägyptische Niltal kann von Alexandria im Norden bis Assuan im Süden mit der Eisenbahn befahren werden. Die Bahn ist komfortabel und schnell. Sie befördert den Reisenden nach Alexandria, an den Sueskanal und entlang des Nils nach Süden. Ansonsten ist das gesamte Land von Kairo aus mit Fernbussen zu erreichen.

Der zentrale Busbahnhof Turgoman liegt in der Nähe des Ramses-Bahnhofs. Von dort fahren die meisten Busse in alle Richtungen ab. In Heliopolis halten fast alle Busse, die Richtung Norden oder Sinai fahren, noch einmal. Wer hier wohnt kann auch erst dort zusteigen. Rund um den Ramses-Bahnhof gibt es außerdem ein paar weitere kleine Busbahnhöfe. Minibusse nach Fayyum fahren nördlich des Midan Ulali ab, Minibusse nach Port Said und Ismailiya direkt südlich des Ramses-Bahnhofs an der Straße Richtung Midan Ulali.

Nahverkehr

Straßenbahn in Kairo

Rund zwei Millionen Autos fahren in der sehr dicht besiedelten Stadt. Probleme bereiten die täglichen Staus und die hohe Umweltverschmutzung.

Die Cairo Transport Authority betreibt in Kairo und Heliopolis auf einer Länge von 30 Kilometern zwei miteinander verbundene meterspurige Straßenbahnnetze. Seit der Übernahme der früher selbständigen Heliopolis-Gesellschaft im Jahre 1991 unterstehen alle Strecken der CTA. Am 12. August 1896 wurde in Kairo die erste Straßenbahnstrecke eröffnet, in Heliopolis am 5. September 1908. Isoliert vom Netz in Kairo und Heliopolis betreibt die CTA seit dem 19. Februar 1981 auch einige neu aufgebaute meterspurige Straßenbahnstrecken in der südlich von Kairo gelegenen Industriestadt Helwan mit zusätzlich 16 Kilometern Länge.

Die 2.600 Omnibusse der Gesellschaft befördern pro Jahr 1,3 Milliarden Fahrgäste. Die Busse verkehren auf 450 Linien mit einer Länge von 8.460 Kilometern. Das nahe gelegene Gizeh kann mit Minibussen vom nördlich des Midan Ulali gelegenen Busbahnhofs erreicht werden. Der erste Trolleybus fuhr 1950 in der Stadt. Nach 31 Jahren Betrieb wurde dieser am 22. Oktober 1981 eingestellt.

Der erste Streckenabschnitt der Metro wurde am 26. September 1987 eingeweiht. Heute fährt sie auf zwei Linien mit einer Länge von 61,5 Kilometern:

  • Linie 1 führt in Nord-Süd-Richtung von New El Marg (المرج الجديدة el-Marg el-dschadīda) nach Helwān (حلوان). Sie besteht aus zwei Vorortlinien, die bis 1989 durch einen Innenstadttunnel miteinander verbunden wurden.
  • Linie 2 ist im Gegensatz dazu eine Voll-U-Bahn: sie wurde in den 1990er Jahren gebaut und verläuft in der Innenstadt unterirdisch, in den Außenbezirken oberirdisch. Ein Tunnelabschnitt verläuft unter dem Nil. Die Linienführung ist ebenfalls Nord-Süd - von Shubra (شبرا الخيمة Shobrā el-Chēma) nach Giza Suburban (ضواحي الجيزة Dawāhī el-Gīzā) - jedoch verläuft sie in der Innenstadt in Ost-West-Richtung. Sie kreuzt zweimal die Linie 1 (Stationen أنور السادات Anwar as-Sādāt und حسني مبارك Hosnī Mubārak).
  • Linie 3 ist in Planung. Sie verläuft in Ost-West-Richtung und soll im Nordosten den Flughafen anbinden. Auch hier ist eine Untertunnelung des Nils geplant.

Bildung

Al Azhar-Universität
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Blick auf Kairo

Die Metropolregion Kairo beherbergt zahlreiche Universitäten, Hoch- und Fachschulen, Akademien, Forschungsinstitute sowie Bibliotheken.

Die Al-Azhar-Universität ist die berühmteste islamische Bildungseinrichtung der Stadt sowie eine der ältesten und angesehensten Bildungsinstitutionen der muslimischen Welt. Gleichzeitig besitzt sie eine hohe Autorität in islamischen Rechtsfragen (Schari'a) für die sunnitische Glaubensrichtung, der 85 Prozent aller Muslime angehören. Momentanes Oberhaupt der Universität ist Scheich Muhammad Sayyid Tantawi. Die Bedeutung der Universität lässt sich auch an der Zahl der Studierenden ablesen, die völlig außerhalb dessen steht, was an amerikanischen oder europäischen Universitäten üblich ist: Im Jahr 2004 waren an der Azhar etwa 375.000 Studenten eingeschrieben, davon mit 150.000 fast die Hälfte Frauen. Rund 16.000 Dozenten lehren an der Al-Azhar.

Weitere Universitäten in der Region sind die German University in Cairo, die Ain Shams University, die American University in Cairo, die Cairo University, die South Valley University und die University of New Brunswick (alle in Kairo), die Misr University for Science & Technology (in 6th October City), die Modern Sciences & Arts University (in Gizeh), The Arab Open University - Cairo Branch (in Nasr City) sowie The British University in Egypt (in El Shorouk City).

Weitere bedeutende Bildungseinrichtungen sind die Arab Academy for Science & Technology & Maritime Transport, das Cairo American College, das Canadian International College, die Khedeve Ismail Secondary School, die Modern Academy, die Police Academy und die Sadat Academy for Management & Computer Sciences (alle in Kairo), die El Shorouk Academy (in El Shorouk City), das High Cinema Institute - Haram (in Gizeh), das Higher Technological Institute (in 10th of Ramadan City), die Modern Academy for Engineering & Technology (in Maadi) sowie das St Clare's College und das St George's College (beide in Heliopolis).

Für die Allgemeinbildung in Kairo sorgen rund 1.000 Schulen. Die Schulbildung in Ägypten ist als Grundrecht in der Verfassung verbürgt. Die seit 1923 bestehende sechsjährige allgemeine Schulpflicht ab sechs Jahren wurde wegen Lehrermangels 1991 auf fünf Jahre verkürzt. Zum Hochschulzugang berechtigt die anschließende sechs Jahre dauernde Sekundarstufe. Grund- und Sekundarstufe sind generell kostenfrei. Die Anstrengungen im Bildungswesen führten in der Statistik zu einer Einschulungsrate von beinahe 100 Prozent für die Grundschule. Immerhin noch 75 Prozent der Kinder im entsprechenden Alter werden für die Sekundarschule angemeldet. Doch diese Zahlen verschleiern ein wenig die Realität an den Kairoer Schulen, denn es gibt zahlreiche Schulabbrecher (bis zu 30 Prozent). Oft haben Kinder keine Zeit für die Schule, denn obwohl verboten, arbeiten viele Kinder, um zum Lebensunterhalt der Familien, meist in den ärmeren Stadtvierteln und informellen Siedlungen am Stadtrand lebend, beizutragen. Auch die Qualität der Schulbildung lässt zu wünschen übrig. Klassen mit mehr als 70 Schülern sind keine Seltenheit. Die schlecht bezahlten Lehrer sind unmotiviert, da sie von ihrem Gehalt kaum leben können.

Obwohl Ägypten im Jahre 1998 den UNESCO-Preis für die Bekämpfung des Analphabetentums erhielt, liegt die Analphabetenrate in Kairo noch sehr hoch. Vor allen Dingen für Erwachsene ab 15 Jahren liegen die Schätzungen zwischen 40 bis 50 Prozent. Dabei liegt die Rate bei den Frauen um über zehn Prozent höher als bei Männern, da die Ausbildung von Mädchen von traditionellen Familien oft noch immer als "unnötig" betrachtet wird.

Persönlichkeiten

Kairo ist Geburtsort zahlreicher prominenter Persönlichkeiten. Dazu gehören unter anderem der italienische Musiker und Komponist Miguel Abloniz, der palästinensische Politiker Jassir Arafat, der Generaldirektor der Internationalen Atomenergie-Organisation Mohammed el-Baradei, der bedeutende arabische Denker Farag Foda und der berühmte Literat und Denker der arabischen Welt Salama Moussa.

Weitere Söhne und Töchter der Stadt sind die letzte Königin Ägyptens Nariman Sadiq, der König von Ägypten Fuad I., der ägyptische Schriftsteller Nagib Mahfuz, der Islamwissenschaftler, Semitist, Orientalist und katholische Theologe Samir Khalil Samir, der albanische Schriftsteller und Übersetzer Andon Zako Çajupi und der Berater von Osama Bin Laden und ägyptische Terrorist Aiman az-Zawahiri.

Literatur

  • Gladys Asmah, Michael Bohnet, Hans Hurni, Marian Leimbach, Nafis Sadik, Ralf E. Ulrich: Kairo + 5: Chancen und Hindernisse einer erfolgreichen Bevölkerungspolitik, Konrad-Adenauer-Stiftung e.V., Sankt Augustin , 1999, ISBN 3933714346
  • Carl H. Fisch, Horst Nusser, Fritz Klein: Ballungszentren in der Dritten Welt: Kairo, Winklers, Darmstadt, 1990, ISBN 3880911762
  • Reinhard Goethert: Kairo - Zur Leistungsfähigkeit inoffizieller Stadtrandentwicklung, Deutscher Gemeindeverlag, Köln, 1986, ISBN 3555006703
  • Heinz Halm: Die Kalifen von Kairo, Beck, München, 2003, ISBN 3406486541
  • Mohammed Heikal: Das Kairo - Dossier. Aus den Geheimpapieren des Gamal Abdel Nasser., Molden-Verlag, München, 1984, ISBN 3217004558
  • Amira S. Helmi: Luftverunreinigung im Großraum Kairo - eine umweltökonomische Analyse, Cuvillier, Göttingen, 2004, ISBN 3865372422
  • Günter Meyer: Kairo: Entwicklungsprobleme einer Metropole der Dritten Welt, Aulis Verlag Deubner GmbH & Co. KG, Köln, 1989, ISBN 3761412088
  • Ihab Morgan: Die Entwicklung des modernen Stadtzentrums von Kairo im 19. und frühen 20. Jahrhundert, Peter-Lang-Verlag, Bern, 1999, ISBN 3-906763-41-2
  • Horst Nusser: Ballungsgebiete von Metropolen in Entwicklungsländern im Vergleich: Kathmandu - Kairo - Khartoum, Winklers, Darmstadt, 1992, ISBN 3880915822
  • Oleg V. Volkoff: 1000 Jahre Kairo. Die Geschichte einer verzaubernden Stadt, Verlag Philipp von Zabern, Mainz, 1984, ISBN 3805305354

Weblinks

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