Thorsten Dietz

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Thorsten Dietz (* 1971 in Wattenscheid) ist ein deutscher evangelischer Theologe. Er lehrte bis 2022 als Professor für Systematische Theologie an der Evangelischen Hochschule Tabor und ist Privatdozent an der Universität Marburg.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Thorsten Dietz studierte Theologie, Philosophie und Germanistik in Münster, Tübingen und Marburg. Angeregt durch die Bücher Dostojewskis setzte sich Dietz, der seit seiner Jugend Atheist gewesen war, ernsthaft mit dem Christentum auseinander und entwickelte während seines Studiums einen persönlichen Glauben.[1] Insbesondere in den Jahren 1993 bis 2007 publizierte er mehrere Artikel in der theologischen Zeitschrift ichthys. 2002 legte er sein zweites kirchliches Examen ab und war anschließend bis 2005 als Vikar und Pfarrer zur Anstellung in Castrop-Rauxel tätig.

Von 2005 bis 2022 war Dietz Dozent an der Evangelischen Hochschule Tabor in Marburg. 2008 wurde er am Fachbereich Evangelische Theologie der Philipps-Universität Marburg mit einer Dissertation über den Begriff der Furcht bei Martin Luther zum Dr. theol. promoviert.[2] Für seine Dissertation wurde er 2010 mit dem Martin-Luther-Preis für den akademischen Nachwuchs der Luther-Gesellschaft ausgezeichnet. Im Jahre 2011 erhielt Dietz eine Professur an der Evangelischen Hochschule Tabor. 2014 erfolgte seine Habilitation an der Universität Marburg für das Fach Systematische Theologie mit einer Arbeit zum Thema „Religiöse Gefühle“, und er erhielt ebenda eine Privatdozentur im Fachbereich Evangelische Theologie. 2016 wurde Dietz als ständiger Gast in die Kammer für Theologie der Evangelischen Kirche in Deutschland berufen. Seit 2020 ist er Mitglied des Trägervereins des ERF[3] und zählt zu den Hauptreferenten bei Worthaus. Im Herbst 2022 beendete Dietz seine Tätigkeit an der Evangelischen Hochschule Tabor und wechselte zum Fokus Theologie der Reformierten Kirche des Kantons Zürich (Schweiz).[4]

Kontroversen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In seinem Buch über Sünde versucht Dietz, dieses klassische christliche Thema auch heutigen Menschen verständlich zu machen, die keine Christen sind. Dieses Anliegen wurde in Rezensionen gewürdigt. Nach Ansicht mancher Kritiker aus dem konservativ-evangelikalen Lager komme jedoch der Aussagegehalt der Bibel bei Dietz nur ansatzweise zur Geltung. Beispielsweise weist Tanja Bittner darauf hin, dass Dietz die Bibel neben andere „Narrative“ (etwa Romane oder Filme) lege. Er stelle Sünde dar als gleichbedeutend mit einem Verstoß gegen die großen Werte „Toleranz, Relativismus oder Selbstwerdung“ – und vernachlässige damit wesentliche Aspekte[5]. Franz Graf-Stuhlhofer zieht folgendes Fazit: „Ich finde in seinem Buch gute Fragen, originelle Ansätze, zahlreiche Andeutungen und Umschreibungen, aber keine komprimierte, auf die Bibel als göttliche Offenbarung gestützte Beleuchtung dieses wichtigen Themas“[6].

Eine weitere Kontroverse entspann sich im Zusammenhang mit Dietz’ Auffassung zur gelebten Homosexualität. Er vertritt die Ansicht, es sei auch aus christlicher Sicht ungerecht, homosexuell empfindende Menschen anders zu behandeln als Heterosexuelle, indem man sie auffordert, auf eine sexuell aktive Partnerschaft zu verzichten[7]. In diesem Zusammenhang verwies er unter anderem auf eine Interviewaussage des Generalsekretärs der Weltweiten Evangelischen Allianz, Thomas Schirrmacher. Letzterer distanzierte sich jedoch von Dietz’ Position. Er warnte stattdessen davor, mit solchen Vorstellungen „die Weltreligionen und die Mehrheit der Weltchristenheit zu bedrängen oder gar zu zwingen, ihre Sichtweise in einer Grundlagenfrage zu ändern“.[8]

Mitgliedschaften und Gremien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Publikationen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Monografien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Mitautor[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • mit Tobias Faix: Transformative Ethik – Wege zum Leben. Einführung in eine Ethik zum Selberdenken, Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 2021, ISBN 978-3-7615-6775-3.

Als Herausgeber[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • (mit Harald Matern): Rudolf Otto. Religion und Subjekt (Christentum und Kultur 12). Theologischer Verlag, Zürich 2012.
  • (mit Norbert Schmidt): Wort, Wahrheit, Wirklichkeit. Beiträge zum Gespräch mit Heinzpeter Hempelmann. Gießen 2015.
  • (mit Henning Freund): Gebet und Erfahrung (= Schriften der Evangelischen Hochschule Tabor Bd. 5). LIT, Berlin 2015.
  • Dietrich Bonhoeffer: Theologische Briefe aus „Widerstand und Ergebung“ (= Große Texte der Christenheit, Band 2). Leipzig 2017.

Vorträge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Thorsten Dietz: Predigt bei der ICF-Gemeinde Basel. 15. Oktober 2017, abgerufen am 3. Juni 2018.
  2. Dissertationsbericht von Thorsten Dietz.
  3. ERF Medien legt Grundstein für die Zukunft, erf.de, Pressemitteilung vom 11. Mai 2020.
  4. Die Eule – Thorsten Dietz. Abgerufen am 3. Februar 2023.
  5. Tanja Bittner: Besprechung des Buches Sünde von Thorsten Dietz, in: Glaube und Denken heute, 2018, Ausgabe 1, S. 59–62.
  6. Franz Graf-Stuhlhofer: Besprechung des Buches Sünde von Thorsten Dietz. In: AfeT-Rezensionen. April 2018 (rezensionen.afet.de).
  7. https://worthaus.org/mediathek/homosexualitaet-und-die-bibel-12-4-1/
  8. „Ich teile die Position von Thorsten Dietz nicht“. In: Thomas Schirrmacher. IDEA, 23. Mai 2022, abgerufen am 3. Februar 2023.