Wilhelm Schänzer

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Wilhelm Schänzer (* 14. November 1951 in Voerde-Spellen) ist ein deutscher Biochemiker und Sportwissenschaftler mit Schwerpunkt auf Doping. Von 1995 bis 2017 war er Leiter des Instituts für Biochemie an der Deutschen Sporthochschule Köln.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wilhelm Schänzer absolvierte sein Abitur 1972 in Duisburg. Ab 1973 studierte er an der Deutschen Sportschule und der Universität zu Köln[1] erst Sport und später zusätzlich Chemie,[2] mit Schwerpunkt auf Dopinganalytik. Ab 1978 begann er, zunächst als studentische Hilfskraft, am Institut für Biochemie an der DSHS zu arbeiten. Zum Team um Manfred Donike gehörend, analysierte er Proben u. a. bei den Schwimmweltmeisterschaften 1982 und den Panamerikanischen Spielen 1983.[3] Außerdem leistete Schänzer einen maßgeblichen Beitrag zur Überführung von Ben Johnson.[1]

Nach dem Tod seines Mentors Donike, übernahm Schänzer im September 1995 kommissarisch seine Stelle als Leiter des Instituts für Biochemie. Wenig später überführte er Francois Botha des Dopings. 1997 wurde er offiziell zum Professor an der Deutschen Sportschule und Leiter des Instituts für Biochemie ernannt. Im Fall Dieter Baumann geriet er erneut in die Schlagzeilen, weil er bei seinen Nachforschungen die Dopingmittel in einer manipulierten Zahnpastatube fand und damit Baumann entlasten konnte. Seitdem spezialisierte er sich und das Institut – neben Nachweismethoden, hauptsächlich für Anabolika – auf verunreinigte Nahrungsergänzungsmittel, aus dem später die „Kölner Liste“ entstand. Wilhelm Schänzer wurde am 1. August 2017 in den Ruhestand versetzt.[1]

Schänzer ist verheiratet und hat einen Sohn.[4]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schänzer wurde wegen seiner „offenkundigen Voreingenommenheit“ und seines weitgehenden Engagement, besonders im Fall Baumann, kritisiert.[1][3] In der Folge wurde er im Fall Baumann für befangen erklärt und dem Institut für Biochemie die Befugnis zum Untersuchen von Trainingskontrollen des Deutschen Leichtathletik-Verbands kurzzeitig entzogen.[5]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2018: Bundesverdienstkreuz am Bande, „Professor Schänzer hat bei der Entwicklung von Analysemethoden für Dopingsubstanzen Herausragendes geleistet. Dabei versteht er sich nicht als Jäger der Dopingtäter, sondern als Freund eines sauberen Sports. So war er nicht nur maßgeblich an der Überführung des Sprinters Ben Johnson beteiligt, sondern auch an der Entlastung zu Unrecht verdächtigter Athleten.“ (Laudatio[6])
  • 2017: Larry D. Bowers Excellence in Anti-Doping Science Award[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Heinz Peter Kreuzer: Wilhelm Schänzer – Ein Leben für den Anti-Doping-Kampf. In: Deutschlandfunk. 30. Juli 2017, abgerufen am 5. Juni 2018.
  2. Antidopingexperte Wilhelm Schänzer geht in Ruhestand. In: Team Deutschland. Deutscher Olympischer Sportbund, 25. Juli 2017, abgerufen am 5. Juni 2018.
  3. a b Susanne Rohlfing: Kölner „Doping-Papst“ im Interview – Wilhelm Schänzer: „Ich fühle mich etwas schuldig“. In: Kölner Stadt-Anzeiger. 31. Juli 2017, abgerufen am 5. Juni 2018.
  4. Wilhelm Schänzer: Nicht nachweisbar? Falsch. In: General-Anzeiger Bonn. 18. Juli 2008, abgerufen am 4. Juni 2018.
  5. Leichtathletik: Rote Karte für Schänzer-Labor. In: Spiegel Online. 11. Januar 2000, abgerufen am 5. Juni 2018.
  6. Verleihung des Silbernen Lorbeerblattes und des Verdienstordens. Bundespräsidialamt, 7. Juni 2018, abgerufen am 5. Juni 2018.
  7. Dr. Wilhelm Schänzer Presented with the 2nd Annual Larry D. Bowers Excellence in Anti-Doping Science Award. United States Anti-Doping Agency, 3. Oktober 2017, abgerufen am 5. Juni 2018 (englisch).