Windesheimer Chorherren

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Kloster Windesheim
Propstei St. Michael in Paring

Die Windesheimer Kongregation der lateranensischen Chorherren oder die Regularkanoniker vom Lateran der Windesheimer Kongregation (lat.: Congregatio Canonicorum Regularium Lateranensium Vindesemensis, Ordenskürzel: C.R.V.) sind eine Kongregation der Augustiner-Chorherren.

Entstehungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entstanden ist die Kongregation aus der ursprünglichen Laiengemeinschaft der Brüder vom gemeinsamen Leben. Die Spiritualität derselben ist die Devotio moderna, die bei dem Chorherren Thomas von Kempen, dem Autor der weltbekannten Nachfolge Christi, zur vollen Blüte gelangte.

Benannt ist sie nach dem Kloster Windesheim bei Zwolle (Niederlande), das am 17. Oktober 1387 eingeweiht wurde.

Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kloster Frenswegen bei Nordhorn

Dank der Reformbemühungen des Hildesheimer Chorherren Johannes Busch (1400–1480) breitete sich die Kongregation besonders im Nordwesten Deutschlands aus. Kloster Frenswegen war das erste deutsche Kloster, das sich 1400 der Windesheimer Kongregation anschloss. Andere Klöster waren unter anderem Kloster Herrenleichnam in Köln, Kloster Gaesdonck, Kloster Böddeken im Hochstift Paderborn, Kloster Kirschgarten und Kloster Höningen bei Worms, Kloster Rebdorf und Kloster Birklingen in Bayern oder Kloster Riechenberg bei Goslar. Mit der Windesheimer Kongregation breitete sich die devotio moderna aus.[1]

Auch Grauhof im Hochstift Hildesheim wurde nach der Rekatholisierung 1643 mit Windesheimer Chorherren erneuert. Der dortige Propst Bernhard Goeken war von 1715 bis 1726 Generalprior der Kongregation. In der Schweiz schlossen sich St. Leonhard in Basel, Beerenberg in Winterthur und St. Martin in Zürich der Kongregation an.[2]

Seit 1394 entschlossen sich auch Frauenklöster des Ordens, dem Vorbild der Windesheimer Chorherren zu folgen und ihr geistliches Leben zu erneuern. Eine direkte Windesheimer Neugründung war 1471 Kloster Fischbach im Bistum Worms.[3] Auch das Kloster Marienberg in Neuss gehörte von Beginn an (1439) zur Windesheimer Kongregation.[4]

Die letzte verbliebene Kanonie der Kongregation, Kloster Frenswegen, wurde 1809 unter Napoleon aufgelöst. 1961 wurde die Kongregation auf Betreiben der weltweiten Konföderation der Augustiner-Chorherren von Papst Johannes XXIII. per Dekret wiederbelebt. Heute befindet sich der Sitz des Generalpropstes in der Abtei Maria Regina in Tor Lupara (heute ein Teil der Gemeinde Fonte Nuova) bei Rom.

Die Kongregation unterhält seit 1974 auch ein deutsches Haus, die Propstei St. Michael in Paring, gelegen im Bistum Regensburg.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ludwig Schmitz-Kallenberg: Kleine Beiträge zur Geschichte der Windesheimer Kongregation. In: Historisches Jahrbuch der Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft im Katholischen Deutschland 36 (1915), S. 303–316.
  • Philipp Hofmeister: Die Verfassung der Windesheimer Augustinerchorherren-Kongregation. In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Kanonistische Abteilung 30 (1941), S. 165–270.
  • Wilhelm Kohl, Ernest Persoons, Anton G. Weiler (Hrsg.): Monasticon Windeshemense. 4 Bände. Archives et bibliothèques de Belgique, Brüssel 1976–1984 (Archives et bibliothèques de Belgique. Numéro spécial; 16).
  • Hans Michael Franke: Der Liber ordinarius der Regularkanoniker der Windesheimer Kongregation (= Studia Vindesemensia 2,1). Borengässer, Leverkusen-Opladen 1981.
  • Heinrich Rüthning: Frömmigkeit, Arbeit, Gehorsam. Zum religiösen Leben von Laienbrüdern in der Windesheimer Kongregation. In: Klaus Schreiner (Hrsg.): Laienfrömmigkeit im späten Mittelalter. Formen, Funktionen, politisch-soziale Zusammenhänge (= Schriften des Historischen Kollegs München 20). Oldenbourg, München 1992, S. 203–226.
  • Ulrich Hinz: Johannes Busch und die Altmark. Spätmittelalterliche Ordensreformen im Umfeld der Windesheimer Kongregation. In: Jahrbuch für Berlin-Brandenburgische Kirchengeschichte 63 (2001), S. 51–72.
  • Aloysia Elisabeth Jostes: Die Historisierung der Devotio moderna im 15. und 16. Jahrhundert. Verbandsbewußtsein und Selbstverständnis der Windesheimer Kongregation. Selbstverlag, Groningen 2008, ISBN 978-90-367-3478-3 (Zugleich: Groningen, Univ., Diss., 2008).
  • Nicolaus Heutger: Windesheim und Niedersachsen. Die Ausstrahlung des monastischen Zweigs der niederländischen Devotio Moderna nach Niedersachsen. In: Viola Heutger (Hrsg.): Niedersächsische Ordenshäuser und Stifte. Geschichte und Gegenwart (= Forschungen zur niedersächsischen Ordensgeschichte 7). Berlin 2009, S. 221–226.
  • Marina Loer: Die Reformen von Windesheim und Bursfelde im Norden. Einflüsse und Auswirkungen aus die Klöster in Holstein und den Hansestädten Lübeck und Hamburg (= Kieler Werkstücke. Reihe A 35). Peter-Lang-Ed., Frankfurt am Main 2013.
  • Jörg Bölling: Reform vor der Reformation. Augustiner-Chorherrenstiftsgründungen an Marienwallfahrtsorten durch die Windesheimer Kongregation. LIT, Berlin/Münster 2014.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. James Lester Hogg: Mönchtum und Kultur. 2. Neuzeit. In: Peter Dinzelbacher, James Lester Hogg (Hrsg.): Kulturgeschichte der christlichen Orden in Einzeldarstellungen. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 3-520-45001-1, S. 19–36, hier S. 19.
  2. Josef Siegwart: Augustiner Chorherren. In: Historisches Lexikon der Schweiz., abgerufen am 9. Januar 2009
  3. Franz Neumer: Fischbach – Kloster, Hofgut und Dorf, Gemeinde Fischbach, 1981, S. 30
  4. Erich Wisplinghoff: Geschichte der Stadt Neuss, Teil 4: Das kirchliche Neuss bis 1814, Pfarrverhältnisse und geistliche Institute. Neuss 1989, S. 154.