Zunftzeichen

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Die Getreidegasse in Salzburg – ein gutes Beispiel für die Zunftzeichen, die als Nasenschilder ausgeführt sind.

Die mittelalterlichen Zünfte symbolisierten ihr Berufs- und Gemeinschaftsverständnis in Form von Zunftzeichen. Diese Zeichen sind teilweise von einem Wappenschild umgeben. Neben Zunftzeichen in Form eines Symbols gibt es weitere Zunftzeichen.

Zunftzeichen als Symbole[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zünfte sind längst vergangen, ihre Zeichen in Form von Symbolen existieren immer noch. Sie werden als Berufszeichen er- und anerkannt; finden sich häufig in abgewandelten Formen heute noch auf Firmenfahrzeugen, -inserationen und -briefköpfen. Sie werden auch heute noch als Zeichen verwendet, mitunter noch traditionell als Nasenschilder. Auf Versammlungen von Innungen werden diese Zeichen zum Teil auf Zunftflaggen gezeigt. Symbolisierte Werkzeuge der jeweiligen Handwerke wurden in Zunftzeichen verwendet. Neben den sprechenden Zeichen, wie beispielsweise eine Brezel für den Bäcker oder der Hammer für den Schmied, gaben sich die Zünfte auch durch Zeichen, durch Verwendung von Schutzheiligen zu erkennen. In katholischen Gegenden waren es Heilige und in den protestantischen später Gestalten der antiken Mythologie. Wie die Zusammensetzung der Zünfte (in denen z. T. verschiedene Berufe kombiniert waren) variierten auch die Zeichen je nach Region.

Die Zunftzeichen hatten nicht nur eine Bedeutung für das Verständnis der jeweiligen Zunft nach innen, sondern dienten als Werbung oder als Zeichen für des Lesens nicht mächtige oder unterschiedlich mehrsprachige Bevölkerungsgruppen.[1]

Die traditionelle Verbreitung der Zunftzeichen führte dazu, dass auch für Berufe die erst lange nach der Auflösung der Zünfte entstanden solche Zeichen erdacht wurden, z. B. für Elektriker oder das Kfz-Gewerbe.[2]

Weitere Zunftzeichen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitere Zunftzeichen waren die Zunftlade oder -truhe bis zu den Zunftfahnen sowie Tischzeichen in Wirtshäusern. Die Zünfte hatten spezielle Trinkgefäße aus Metall oder Keramik, ja sogar eigene Totenschilde und Bahrtücher. Auf Versammlungen gab es Zunftstäbe, Zunftkerzen und die schon erwähnten Zunftfahnen als Zeichen der jeweiligen Zunft. Diese Zunftzeichen und ihre Verwendung war in ganz bestimmte Regularien integriert. Beispielsweise durften in der Zeit, in der die Zunfttruhe geöffnet war, nur bestimmte Personen sprechen, und das Trinken und Essen war untersagt.

Liste von Zunftzeichen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zunft Beschreibung Zeichen
Apotheker Mörser mit Pistill.
Bader ... im güldenen Schild eine knotenweis verschlungene Aderlassbinde, in deren Mitte ein grüner Papagei prangte...[3]
Bäcker Eine Brezel oder zwei aufrecht stehende Löwen halten gemeinsam eine Brezel und jeweils ein Schwert. Die Schwerter sind durch die Brezel hindurch gekreuzt. Über der Brezel ist eine Krone. Oftmals ist ein 4er-Brötchen unter der Krone ebenfalls vorhanden.
Beton- und Stahlbetonbauer Latthammer gekreuzt mit einem Beil; dahinter die Flechterzange (Rabitz-, Monierzange) mit einem Zirkel auf gleicher Ebene mit der Gestellsäge und einem Dreieck.
Bierbrauer und Mälzer Brauerstern oder gekreuzte Maischkrücke, Malzschaufel und Bierschöpfer
alternative Beschreibung
Buchbinder Drei gekreuzte Werkzeuge über einer Buchpresse.
Buchdrucker Doppeladler, der in den Fängen Winkelhaken und Tenakel hält.
Dachdecker Ein Schieferhammer gekreuzt mit einem sächsischen Ziegeldeckhammer zusammen mit einem Zirkel.
Fischer Zwei gekreuzte Fische.
Fleischer, Metzger, Schlachter, Fleischhauer (Variante 1) Lamm mit Flagge.
Fleischer, Metzger, Schlachter, Fleischhauer (Variante 2) Stierkopf mit zwei Beilen darunter.
Friseur An einer Mauer hängendes Barbier(Rasier)becken. Aus der Barbier-, Bader und Wundarztzunft.
Gerber Böcke, Strauch.
Glaser Vier Gekreuzte Werkzeuge:

v.H.n.V. Kröseleisen, Glaserdiamant/Glasschneider, Glaserhammer, Lötkolben/Feuerkolben

Goldschmied Drei Ringe und ein Pokal von einem Sechseck umgeben.
Handschuhmacher Ein Paar Handschuhe.
Hufschmied Hufeisen über einer gemauerten Esse.
Hutmacher
Kerzenzieher
(und Seifensieder)
Kerzenbündel
(und Seifenstücke)
Knopfmacher
Konditor Baumkuchen.
Küfer Hammer und gekreuzte Bandhaken.
Krämer/Kramer, Händler Eine Waage haltende Hand.
Kürschner Ein Hermelinwappen zwischen zwei aufrechten Löwen.
Maler und Lackierer Im Schild drei kleinere Schilde, oben zwei nebeneinander, darunter eines in der Mitte
Maurer Siegel mit mittigem leicht ausgestelltem Zirkel, umgeben von Hammer und Kelle in einem Zeichendreieck.
Müller
Optiker Brille und Fernrohr unter einem Kometen.
Optiker wie vor, Wiener Gewerbewappen.
Papiermacher
Pfandleiher Drei (goldene) Kugeln, die mittlere etwas tiefer hängend.
Posamentierer Wiener Gewerbewappen.
Putzmacher Frauenkopf mit Hut.
Riemer Riemengeschirr im Wiener Gewerbewappen.
Sattler Sattel und Werkzeuge.
Schlosser Zwei gekreuzte Schlüssel, manchmal mit einem Zahnrad.
Schmied Hammer, Zange und Feuerschlange Aspis.
Schneider Eine (offene) Schere, durch deren Grifflöcher ein Stoffband locker gezogen ist. Darunter ein Fingerhut.
Seifensieder
(und Kerzenzieher)
Seifenstücke
(und Kerzenbündel)
Schreiner bzw. Tischler Hobel, Winkel und Zirkel.
Schröter Schrotleiter, Fasshaken und Weinfass mit sog. Stütz.
Schuhmacher Halbmondmesser, Stiefel, doppelköpfiger Adler.
Steinmetz bzw. Steinbildhauer Symbol mit drei Knüpfeln in einem Ring für Lehrling, Geselle und Meister.
Stuckateur Ein Winkel hinter einer Mörtelkelle, überhöht von einem geöffneten Zirkel.
Tuchmacher Rauherkratze und Tuchschere.
Weber Drei Weberschiffchen im Dreieck angeordnet.
Windmüller Mühlstein davor Mehlsack mit Bockwindmühle.
Zimmerer Siegel mit Schrotsäge, Breitbeil und Axt gekreuzt und einem Zirkel.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Alfred Grenser: Zunftwappen und Handwerkerinsignien. Eine Heraldik der Künste und Gewerbe. Rommel, Frankfurt am Main 1889, DNB 99676688X.
  • Leopold Schmidt: Zunftzeichen. Zeugnisse alter Handwerkskunst. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1979, ISBN 3-7017-0085-0.
  • Gisela Pekrul: Handwerks-, Innungs- und historische Zunftzeichen. Teil 1. Bau- und Ausbaugewerbe. edition digital, Godern 2010, ISBN 978-3-931646-42-4.
  • Gisela Pekrul: Historische Handwerkszeichen. Edition digital, Godern 2011, ISBN 978-3-931646-55-4.
  • Gisela Pekrul: Die Zeichen der Handwerker. Edition digital, Godern 2011, ISBN 978-3-9804256-2-9.
  • Gisela Pekrul: Schöne alte Zunftzeichen. Edition digital, Godern 2011, ISBN 978-3-931646-15-8.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Zunftwappen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts beschreibt Bertha Pappenheim in einem Reisebericht aus Galizien die praktische Funktion von Zeichen auf Ladenschildern für eine nicht vollständig alphabetisierte Gesellschaft: Charakteristisch für die durchschnittlich analphabetische Bevölkerung ist, daß die Firmenschilder nicht nur in hebräischer und polnischer Sprache Namen und Handel oder Handwerk verkünden, sondern daß, wie in der Kinderfibel ein Anschauungsbild gleichzeitig die Verständigung mit übernimmt. Einige dieser Bilder wiederholen sich ganz typisch, so die Schere und ein verschlungenes Ellenmaß für die Männerschneider, ein wie eine Käferlarve aussehendes, fest gewickeltes Kind auf den Schildern der Hebammen usw. Bertha Pappenheim, Sara Rabinowitsch: Zur Lage der jüdischen Bevölkerung in Galizien. Reise-Eindrücke und Vorschläge zur Besserung der Verhältnisse. Neuer Frankfurter Verlag, Frankfurt am Main 1904.
  2. Z. B. an der Fassade des 1924–1926 errichteten (ehemaligen) Gebäudes der Trierer Handwerkskammer: Jens Fachbach, Stefan Heinz, Georg Schelbert, Andreas Tacke (Hrsg.): Architekturführer Trier. Imhof, Petersberg 2015, ISBN 978-3-86568-728-9, S. 61–62.
  3. Zitat: „Als Kaiser Wenzel durch eine heroische Bademagd aus der Gefangenschaft errettet wurde, belohnte er 1406 diesen Dienst durch ein Privileg, wonach das Handwerk der Bader künftig überall makellos, ehrlich und rein angesehen werden sollte; zugleich verordnete er den Badern ein Zunftwappen, nämlich im güldenen Schild eine knotenweis verschlungene Aderlassbinde, in deren Mitte ein grüner Papagei prangte.“ E. Götzinger: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885, S. 1027–1031.