Noch bis 1932 war der Hamburger Rathausmarkt eine Parkanlage mit einem Kaiserdenkmal. Danach wurde er umgebaut: Der Oberbaudirektor Fritz Schumacher ließ den Park und das Kaiserdenkmal entfernen. Die Straßenbahnen erhielten eine neue Gleisführung um den gesamten Platz herum und in der Mitte des Platzes wurde ein großer Taxenwartestand eingerichtet.
Ende 1978 verschwand auch die letzte Straßenbahn vom Rathausmarkt. Danach konnte die Neugestaltung des Platzes in die Wege geleitet werden. Sie wurde 1982 abgeschlossen. Seitdem ist der Rathausmarkt weitgehend autofrei.
Wesentlich geändert hat sich das Innere der Station. Die Vorräume waren ursprünglich besonders elegant und aufwändig gestaltet, denn das Regierungsgebäude war nahe, und da muss auch eine U-Bahn-Station einiges herzeigen. Die
Vorräume waren mit grünen und gelben Marmorplatten verkleidet und mit Kacheln geschmückt. Die Kacheln zeigten das Hamburger Wappen. Sogar für die Kachelverkleidung der Bahnsteigwände hatte man Ornamentfliesen verwendet!
Von der Straßenebene des Rathausmarktes aus ist zu erkennen, dass die beiden Richtungseingänge gegeneinander versetzt sind. Dies war notwendig, da die beiden Seitenbahnsteige in einer Krümmung liegen.
2021/2022 wurde die Haltestelle Rathaus barrierefrei umgestaltet und am 28.03.2022 wieder eröffnet. Das Foto oberhalb zeigt die dabei neu gestaltete Informations- und Automatenwand in der kleinen Vorhalle zwischen Treppe und Bahnsteig. Einige Treppenstufen spiegeln sich zwischen den beiden beleuchteten Bereichen an der glänzend roten Wandverkleidung. Oben an der Decke ist sichtbar, dass die Renovierung am 17.04.2022 noch nicht vollständig abgeschlossen war.
Das aus drei Rauten bestehende Deckenmosaik verschönt den Haltestelleneingang seit Eröffnung der Haltestelle. Es wird leicht übersehen, denn zumeist schaut man beim Betreten des Bahnsteigs nicht an die Decke. Wie deutlich sichtbar, ist das Foto mit Blitzlicht aufgenommen worden.
Die Rückwände hinter den Sitznischen entlang des Bahnsteigs sind rot gekachelt. Jedoch für jeweils eine Sitznische auf jeder Bahnsteigseite hat man aufgearbeitete historische Kacheln verwendet. Die vorherrschende Glasur der historischen Kacheln ist ein helles Beige.
Nach ihrer großen Renovierung wurde die U-Bahn-Haltestelle Rathaus am 28.03.2022 wieder in Betrieb genommen. In ihrer Bahnsteighalle herrschen drei Farbe vor:
Rot sind die Stützen zwischen Boden und Decke entlang der Längsmitte der Halle,
grün sind die Abdeckungen der Stromschienen und
hellgrau, fast schon weiß, sind die Wände gekachelt.
Rot und weiß sind die „Nationalfarben” Hamburgs. Ergänzt mit Grün erhält man die Helgolandflagge: „Grün ist das Land, rot ist die Kant', weiß ist der Sand”. Zeitlich passt es einigermaßen: Nach dem Zweiten Weltkrieg gaben die Briten am 1.03.1952 die Insel Helgoland an die Bundesrepublik Deutschland zurück. Die Wiederinbetriebnahme der Haltestelle Rathaus am 28.03.2022 erfolgte somit 70 Jahre später ebenfalls im März.
12 Jahre liegen zwischen den beiden Fotos vom Bahnsteig. In der Zwischenzeit waren die Maler am Werk. Die neuen Farbgestaltung macht eine etwas freundlicheren Eindruck als die vorhergehende. Hinzu kommt eine andere Farbabstimmung: Beide Fotos kommen aus unterschiedlichen Kameras. Möglicherweise wurde zwischendurch die Beleuchtung der Bahnsteighalle von Quecksilberdampflampen auf LED-Lampen mit einer anderen Farbtemperatur umgestellt.
Die Station Rathaus hat mehrere Umbenennungen erlitten. Nacheinander finden wir:
Rathausmarkt
Adolf-Hitler-Platz
Rathausmarkt
Rathaus (Umbenennung per 1.10.1958)
Während der Regierungszeit der NSDAP wurden in Hamburg einige Umbenennungen durchgeführt. Die Alsterdampferneubauten erhielten Namen verdienter Parteikameraden. Aus dem größten und modernsten Einkaufspalast am Jungfernstieg, dem Kaufhaus
Tietz („Waarenhaus Hermann Tietz”, daher stammt der Name „Hertie”), wurde das Alsterhaus. Am 20.04.1933 wurde Adolf Hitler anlässlich seiner 44. Geburtstags zum Hamburger Ehrenbürger ernannt. Entsprechend wurde der Rathausmarkt in Adolf-Hitler-Platz umbenannt. Im Volksmund hieß er „Hitler-Markt”. Auch die U-Bahn-Haltestelle Hallerstraße bekam
einen markigen neuen Namen: Ostmarkstraße.
Nach dem 2.Weltkrieg dauerte es einige Zeit, bis die Hochbahnstrecken soweit wiederhergestellt waren, dass sie befahren werden konnten. Die Station Adolf-Hitler-Platz hieß bei ihrer Wiederinbetriebnahme am 11.März 1946 wieder Rathausmarkt.
Eröffnungsfahrt 15.Februar 1912 (Auszug): Gekürzter und an die heutige Rechtschreibung angepasster Auszug aus dem von der Bauverwaltung für die Hochbahn (Siemens & Halske AG und Allgemeine
Elektricitätsgesellschaft) herausgegebenen Programm zur Eröffnungsfahrt. Die Angabe „Beschleunigung von 0,7 m in der Sekunde” steht so im Programm zur Eröffnungsfahrt. Richtig hätte es geheißen „Beschleunigung von 0,7 m pro Sekunde in der Sekunde”.
Die Anordnung der Haltestelle war abhängig von der Wahl der Plätze für die Eingänge. Der Eingang an der Kl. Johannisstraße dient für die Richtung Barkhof – Hauptbahnhof – Barmbeck. Der zweite Eingang dient der Richtung Rödingsmarkt – Hafentor.
Die Brüstung und Wandverkleidung des Treppenschachtes besteht aus Dolomit. Sie ist mit Anklängen an die Formen des Rathauses durchgebildet. Eine elektrische und abends beleuchtete Uhr im kunstvoll getriebenen Kupfergehäuse ist von der
Bauverwaltung auf Wunsch E.H. Senates angebracht worden.
Wir betreten nunmehr den Vorraum der Haltestelle. Die Wände sind bis zu zwei Drittel der Höhe mit einer Marmorverkleidung aus Sor-Marmor und jaune jaspé (Soc. anon. de Merbes le Chateau) versehen. Die obere
Wandverkleidung besteht aus Majolika aus den Königlichen Werkstätten zu Cadinen. […] Die Einlagen in den Wandfeldern stellen das Hamburger Wappen und Hinweise auf Handel, Schifffahrt und Bahnverkehr dar. Die Decke des Vorraumes erhielt
einen Bronzefries mit zahlreichen Beleuchtungskörpern. Über der Fahrkartensperre erblickt man eine Mosaikfüllung in Bronzeeinfassung.
Wir betreten nun den Bahnsteig, der […] gegen den zweiten Bahnsteig versetzt werden musste und in einer Krümmung von 180 m liegt. Die Wandverkleidung besteht aus reich ornamierten glasierten Platten von Villeroy & Boch.
Wir betreten den Hochbahnzug. Der Zug besteht aus Wagen der 2. und 3. Wagenklasse. Die 2. Klasse ist rot, die 3. gelb lackiert. Die Innenausstattung besteht aus gebeiztem Mahagoniholz. Die Wagenkästen wurden zum Teil von der
Straßeneisenbahngesellschaft zu Hamburg, zum Teil von der Breslauer Aktiengesellschaft für Eisenbahn-Wagenbau, der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg A.G. und der Norddeutschen Waggonfabrik Bremen geliefert. Die gesamte Ausrüstung stammt
aus den Werkstätten der Siemens-Schuckertwerke und der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft.
Der Zug setzt sich in Bewegung mit einer Beschleunigung von 0,7 m[sic] in der Sekunde, d.h. 5- bis 10-mal schneller wie bei Dampfbahnen. […] Die Geschwindigkeit steigt in kurzer Zeit auf 40 km in der Stunde, bei langen Strecken auf
50 km in der Stunde. Wir fahren unmittelbar unter dem Straßenpflaster der Mönckebergstraße.
Hinweis zu den Königlichen Werkstätten zu Cadinen: Der Ort heißt jetzt Kadyny und gehört zu Polen. Dort hatte der Kaiser Wilhelm II.
auf seinem Gutsbetrieb am Frischen Haff in einer bereits bestehenden Ziegelei eine Kunstkeramikmanufaktur einrichten lassen. In der →Ziegelei produziert wurden u.a. „Cadiner Kacheln” und „Cadiner Ziegel”.
Am 1.10.1958 wurde ein langer Fußgängertunnel eröffnet. Er verband die Haltestelle Rathausmarkt mit der Station Jungfernstieg. Beide Stationen erhielten an diesem Tag den gemeinsamen Namen „Rathaus”. Später bekam der
Jungfernstieg-Teil wieder den alten Namen „Jungfernstieg”.
Der Fußgängertunnel wurde 1995 durch eine rund 600000 DM teuren Umgestaltung zur „Passage der Städtepartnerschaften”.[99,Ausgabe 3/1995] Seine Funktion als Fußgängertunnel zwischen beiden Haltestellen blieb dabei erhalten.
Der Fahrgast im Vordergrund des Fotos möchte gerade in der Haltestelle Rathaus den Bahnsteig der Ringlinie Richtung Rödingsmarkt betreten. Er verhält sich fast vorbildlich: Vor Betreten des Bahnsteiges prüft er nach, ob er auch die
Fahrkarte dabei hat! Er weiß: Den Fahrkartenkontrollbeamten der Hamburger Hochbahn AG entgeht kein Schwarzfahrer!
Ein Kritikpunkt sei angemerkt: Er steht bereits auf der fahrkartenpflichtigen Seite der Grenzmarkierung am Boden. Wenn er sich vollständig vorbildlich verhalten hätte, hätte er die Überprüfung auf Mitnahme seiner Fahrkarte bereits
20 cm früher durchgeführt.
In einer Fernsehsendung wurde am 8.März 2005 über die Fahrkartenkontrolleure der Hamburger Hochbahn berichtet. Demnach sind etwa 3% der Fahrgäste Schwarzfahrer. Sie werden von 98 Kontrolleuren bekämpft. Den Kontrolleuren verdankt die HHA jährlich etwa 10 Mio. € an „Einnahmen” aus erhöhtem Beförderungsentgeldern. Wenn man ein wenig rechnet, stellt man fest: Jeder Fahrkartenkontrolleur erwirtschaftet gut 400 € pro Tag. Die Kontrolleure haben eine abschreckende Wirkung – ohne sie wäre der Prozentsatz der Schwarzfahrer sicher höher!
Nicht 1956[8,Seite 73], sondern am 1.10.1958, eröffnete für die Haltestelle Rathausmarkt unter der Mönckebergstraße neben dem Turm der Petrikirche eine neue Schalterhalle. Ebenfalls am 1.10.1958 wurde der Verbindungstunnel zwischen den Haltestellen Rathausmarkt und Jungfernstieg eröffnet und beide Haltestellen erhielten den gemeinsamen Namen „Rathaus”. Einige Wochen später führte von der neuen Schalterhalle aus ein neuer Fußgängertunnel bis vor das Kaufhaus Karstadt in der Mönckebergstraße. Dieser Fußgängertunnel sollte am 6.12.1958 eröffnet werden.[Hamburger Abendblatt, 4.12.1958]
Damals wirkten die vielen kapitellähnlichen Stützen der neuen Schalterhalle eindrucksvoller, denn die Beleuchtung bestand aus um sie herum radial angeordneten Leuchtstoffröhren. Der Bezug der Beleuchtungskörper zu den Stützen ist der Modernisierung zum Opfer gefallen. Davon abgesehen, hat sich hier der Stil der späten 1950er gut erhalten.
Das Foto entstand am frühen Morgen des 29.05.2010. Später im Verlauf des Tages wird das Scherengitter vor dem Verkaufsstand geöffnet werden!
Wie auch der Bodenbelag des unterirdischen Ganges zur Haltestelle Jungfernstieg besteht der Bodenbelag aus kleinteiligem Fliesenmosaik. Die Beleuchtung spiegelt sich darin. Zwei andersfarben ausgelegte Rechtecke im Boden lassen vermuten, das sich hier früher Einbauten für die Zugangskontrolle der Fahrgäste befanden.
Der Zugang zur Schalterhalle unmittelbar neben dem Turmportal der Petrikirche präsentiert sich auch am 4.03.2012 noch fast unverändert.
Der hier nicht gezeigte Türklopfer links am Turmportal der Petrikirche ist deutlich älter als die Zugangstreppe zur U-Bahn. Der Türklopfer ist von 1342 und gilt als das älteste Kunstwerk dieses Kirchengebäudes.[34,Seite 24]