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Smartphone-Nutzung 2024 | Deloitte Deutschland

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Smartphone-Nutzung 2024

Sehnsucht nach Digital Detox – und der schwere Weg dorthin

Seit Jahren scheint die mit dem Smartphone verbrachte Zeit kaum noch steigerungsfähig – und nimmt doch immer weiter zu. Schon vor fünf Jahren sah der Titel einer Vorgängerstudie die Smartphone-Nutzung hierzulande am Limit. Seither haben neue Apps, Gerätefunktionen und Content-Angebote dafür gesorgt, dass die Deutschen weiterhin immer mehr Zeit mit ihrem Smartphone verbringen. Dieser Trend erweist sich auch im Jahr 2024 als ungebrochen: Fast die Hälfte der Befragten schätzt, dass der eigene Smartphone-Konsum in den vergangenen zwölf Monaten weiter gestiegen ist. Ebenso groß ist der Anteil jener, die ihre intensive Nutzung als Belastung wahrnehmen. Viele erkennen sogar unerwünschte Begleiterscheinungen wie etwa Augen- und Kopfschmerzen. Dies und mehr zeigen die Ergebnisse einer repräsentativen Erhebung, für die im Mai 2024 2.000 Konsumentinnen und Konsumenten im Auftrag von Deloitte zu ihrem Smartphone-Nutzungsverhalten befragt wurden.

Selbstkritischer Blick junger „Heavy User“ verstärkt sich

Das Smartphone ist längst über alle Altersgruppen hinweg populär. Selbst in der Generation 65+ nennen neun von zehn der Befragten ein Smartphone ihr Eigen. Jedoch unterscheidet sich die Nutzungsintensität innerhalb der Altersgruppen stark. Besonders junge Erwachsene kommen scheinbar kaum noch ohne ihr Smartphone aus: Drei Viertel der Befragten in der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen haben ihren Smartphone-Konsum im Vergleich zum Vorjahr intensiviert, sechs von zehn nutzen das Smartphone während der Mahlzeiten, 84 Prozent schätzen ihre Nutzung als zu hoch ein und 93 Prozent nehmen negative Begleiterscheinungen ihres Smartphone-Konsums wahr. Auch in den höheren Altersgruppen bis 54 Jahren wird die eigene, intensive Nutzung mehrheitlich kritisch gesehen, wenn auch etwas weniger extrem.

Studie "Smartphone-Nutzung 2024"

Ältere haben Smartphone-Konsum eher im Griff

Am anderen Ende der Altersskala zeigt sich dagegen ein anderes Bild. Gerade einmal 23 Prozent der Befragten über 65 berichten von einem im Jahresverlauf gestiegenen Smartphone-Konsum, und vergleichsweise geringe 20 Prozent schätzen die eigene Nutzung als zu hoch ein. Damit liegt dieser Anteil viermal niedriger als in der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen. Auch werden negative Folgen der eigenen Smartphone-Nutzung in diesem Alterssegment erheblich seltener wahrgenommen. Der Trend geht also nicht komplett an der älteren Generation vorbei, das Ausmaß erweist sich aber als deutlich moderater.

 

Die kritische Sicht auf die eigene Smartphone-Nutzung ist nicht neu. Sie hat aber inzwischen ein außergewöhnlich hohes Ausmaß erreicht.

        Dr. Andreas Gentner, Partner und Leiter TMT Deutschland und Europa

Paradoxes Nutzungsverhalten

Die Studienergebnisse offenbaren somit eine paradoxe Entwicklung: Die Deutschen verwenden ihre Smartphones immer intensiver, sind jedoch zunehmend kritisch und unzufrieden mit dem eigenen Nutzungsverhalten. Besonders das inzwischen erreichte Ausmaß dieses Dilemmas wirft Fragen auf: Hat die Smartphone-Nutzung möglicherweise eine Sättigungsgrenze erreicht? Droht eventuell sogar eine Umkehr dieses Trends hin zu einem bewussteren und reduzierten Konsum?

Anbieter braucht dies aber absehbar nicht beunruhigen. Denn selbst wenn Nutzungsgewohnheiten immer häufiger hinterfragt werden, kommt ein radikaler Verzicht auf das Smartphone für kaum jemanden ernsthaft in Frage. Zu gravierend wären die Konsequenzen, wenn Messaging-Dienste und soziale Medien nicht mehr überall und jederzeit zur Verfügung stünden. Die Studienergebnisse zeigen, dass sich nur gut drei Prozent der Deutschen vorstellen können, komplett auf ihr Smartphone zu verzichten.

Vier Handlungsfelder für Anbieter

Die Anbieterseite muss sich also kurzfristig keine Sorgen um den Stellenwert des riesigen Smartphone-Ökosystems und der dort erwirtschafteten Milliardenumsätze machen. Die veränderte Verbraucher-Perspektive lässt jedoch erkennen, wo Unternehmen Strategien nachjustieren sollten. Vier Handlungsfelder stehen in diesem Kontext besonders im Fokus:

  • Corporate Digital Responsibility ernstnehmen
    Viele Gerätehersteller, Netzbetreiber und Content-Produzenten haben sich im Rahmen von Corporate Digital Responsibility (CDR)-Aktivitäten verpflichtet, die gesellschaftlichen Konsequenzen ihrer digitalen Angebote abzuwägen. Unternehmen können von diesem kritischen Diskurs sogar profitieren, denn positive Effekte sind absehbar größer als die Gefahr wahrnehmbarer Umsatzeinbußen.

  • Wachstumsgrenzen erkennen
    Die Smartphone-Verbreitung ist praktisch nicht mehr steigerungsfähig, und auch ihre Screen Time werden viele Konsumenten mit Hinblick auf ihre ohnehin intensive Smartphone-Nutzung nicht mehr bedeutend steigern. Weiteres Wachstum ist in erster Linie durch eine noch zielgruppenspezifischere Ansprache und/oder die Verdrängung bestehender Angebote möglich.

  •  Fokus auf Qualität richten
    Mit der intensiven Nutzung wird der Mehrwert von hochwertigen Endgeräten, Infrastrukturen und Inhalten besonders wahrnehmbar – mit entsprechend positiven Effekten auf die Zahlungsbereitschaft. Anbieter sollten daher ihre Vermarktungsschwerpunkte noch stärker in Richtung von Premium-Angeboten verschieben.

  • Alternative Technologien (mit)entwickeln
    An der Dominanz des Smartphones wird sich kurzfristig nicht viel ändern. Dennoch sollten Marktteilnehmer die Entwicklung innovativer Consumer Hardware eng begleiten. Besonders relevant sind hierbei Technologien, die das Smartphone langfristig ersetzen könnten. Beispiele hierfür sind Augmented Reality oder intelligente Pins, die mittels künstlicher Intelligenz zum smarten Alltagshelfer werden könnten.

 

Der differenzierte Blick auf die intensive Smartphone-Nutzung bietet Chancen für die Anbieterseite. Diese muss verstärkt Dienste bereithalten, die dem Wunsch nach mehr Qualität statt banaler Quantität entsprechen.
Dr. Andreas Gentner, Partner und Leiter TMT Deutschland und Europa

 

Laden Sie hier die vollständige Studie zur Smartphone-Nutzung 2024 herunter und erfahren Sie alle Ergebnisse der Befragung im Detail.

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