VW-Chef als Chefredakteur

Poschardts „Welt“ macht Volkswagen den Autohof

Sicher, theoretisch und so als Idee ist unabhängiger, distanzierter Journalismus eine gute Sache. Praktisch aber kann man viel mehr Spaß haben, wenn man sich von dem Gedanken verabschiedet und einfach mal einem großen Konzern an den Hals wirft. Dann quillt das Heft plötzlich über von Anzeigen; Themen, Positionen und Zugänge ergeben sich wie von selbst, und wenn es der richtige Konzern ist, kann der Chefredakteur sogar auf einer konzerneigenen Rennstrecke mit einem konzerneigenen Rennauto seine ganze eigene Rennmaushaftigkeit ausleben.

Mit schönen Fotos!

Die „Welt“ ist gestern als Volkswagen-„Welt“ erschienen. Sie ist nicht in irgendeiner Weise als Anzeige gekennzeichnet, aber sie besteht im Wesentlichen aus VW-PR, unterbrochen von VW-Werbung, Porsche-Werbung, Audi-Werbung, Seat-Werbung und Skoda-Werbung. Für einen Tag hat das Blatt den VW-Vorstandsvorsitzenden Herbert Diess zum Co-Chefredakteur gemacht, sogar richtig mit Eintrag im Impressum.

IMPRESSUM - Herausgeber: Stefan Aust - Chefredakteure: Dr. Herbert Diess, Dr. Ulf Poschardt
ALLES IN BEWEGUNG. DIE ZUKUNFT DER MOBILITÄT

Offiziell lautet das Thema der Ausgabe „Alles in Bewegung: Die Zukunft der Mobilität“, aber wahrscheinlich auch nur, weil „So fit ist Volkswagen für die Zukunft“ sich irgendwie komisch gelesen hätte, obwohl es nicht weniger treffend gewesen wäre, wirklich nicht.

Am Anfang steht ein Doppel-Interview, das „Welt“-Chefredakteur Ulf Poschardt und „Welt“-Chefreporter Ansgar Graw mit „Welt“-Chefredakteur Herbert Diess und dem Grünen-Chef Robert Habeck geführt haben. Diess gerät darin völlig unkontrolliert ins Schwärmen:

„…und jetzt nimmt das Auto weitere sensationelle Entwicklungen. Es wird in absehbarer Zeit klimaneutral mit erneuerbarem Strom fahren. Es wird unglaublich sicher durch die Sensortechnik. Ich kann mir vorstellen, dass wir in zehn, 20, spätestens 25 Jahren praktisch keine Verkehrstoten mehr haben, keine Radfahrer, die unters Auto geraten. Was dann noch bleibt, sind die Staus, und da brauchen wir Verkehrsplanung. Aber das Auto wird sehr nachhaltig und kann dann im Wettbewerb standhalten mit öffentlichen Verkehrsmitteln.“

Aber wer den ganzen Text mit diesen PR-Botschaften nicht lesen will, für den tut es auch das ganzseitige Foto daneben: Der Vorstandsvorsitzende und der Politiker stehen glücklich auf einer Empore, in der sich ganz unsubtil ein schönes VW-Auto spiegelt.

Es folgen unter anderem:

  • ein Porträt einer jungen Programmiererin, die die „Technologie-Kaderschmiede“ des Volkswagen-Konzerns besucht.
  • ein Gespräch zwischen Jürgen Resch, dem Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, und Thomas Steg, dem Generalbevollmächtigten für Außenbeziehungen bei Volkswagen.
  • ein Essay von VW-Vorstandsberater Wolfgang Jennewein über den Kulturwandel, die „Kulturoffensive“ im Unternehmen.
  • sowie Thesen von Herbert Diess „zu 21 Themen, die alle bewegen“, wozu die „Welt“ dessen „autoritären Führungsstil“ zählt (These von Diess: „Da haben Sie ein falsches Bild von mir“). Zum Thema „Bildung“ trägt Diess den, äh, Gedanken bei: „Bin mir nicht sicher, ob zu viel Wissen hilft, beim Vorankommen.“

In einem Artikel, der scheinbar allgemein von den Chancen Künstlicher Intelligenz beim Autofahren handelt, kommt irgendwann zufällig wieder VW- und „Welt“-Chef Diess vor. Der habe ein Selfie mit Amazon-Chef Jeff Bezos auf LinkedIn gepostet, berichtet die „Welt“. VW habe mit Amazon eine Zusammenarbeit vereinbart für ein Projekt, das, wie VW die „Welt“, sagt, „das bislang ambitionierteste aller Autohersteller“ ist. Kritik aus den Medien daran („Alle Produktionsdaten des deutschen Weltmarktführers sollen künftig auf den Servern eines US-Anbieters lagern?“) wird von der „Welt“ nur zitiert, um sie sofort zu entkräften: Amazon garantiere, „dass die VW-Daten verschlüsselt bleiben – gleichzeitig aber können die VW-AI-Entwickler fertige Algorithmen wie Amazons System ‚Sage Maker‘ einkaufen, um mit ihnen den gewaltigen Datenschatz aus den Werken zu analysieren.“ Toll!

Auch in einem Artikel über Carsharing als einer von „8 Ideen für die mobile Stadt“ kommt VW vor, obwohl der Konzern das Thema völlig verschlafen hat. In der VW-„Welt“ heißt das aber nur, dass VW erst „bald“ einer der größten Carsharing-Betreiber sein wird:

Die größten sind ShareNow, ein Zusammenschluss von DriveNow und Car2Go, hinter dem die Autokonzerne BMW und Daimler stehen, Sixt und bald auch VW. Volkswagen will bis Ende Juni eine Flotte nach Berlin bringen, die ausschließlich aus Elektroautos besteht.

Selbst ein Artikel über die Eskalation des Handelskonfliktes zwischen den USA und China durch Donald Trump, der unmittelbar nichts mit dem Mobilitätsschwerpunkt zu tun hat, ist mit einem Foto illustriert, das den VW-Chef zeigt – als Teil einer Besuchsgruppe Ende 2018 im Weißen Haus.

Axel Springer hat VW mit der „Welt“-Sonderausgabe ein Geschenk gemacht, das ungleich größer ist, als wenn man dem Unternehmen kostenlos alle Seiten für Anzeigen zur Verfügung gestellt hätte. Gerade die scheinjournalistische Inszenierung der VW-Botschaften im redaktionellen Umfeld einer Tageszeitung verschafft ihnen eine besondere Wirkung. Die Aussagen der VW-Leute bleiben in dem Special nicht ohne gelegentlichen Widerspruch, aber sie sind immer der Kern der Auseinandersetzung: Bei VW machen sie sich gute Gedanken über die Zukunft der Mobilität, und dann überzeugen sie andere davon.

Ein Artikel darüber, wie genau die Ökobilanz von E-Autos unter verschiedenen Bedingungen ausfällt, ist groß bebildert mit Berechnungen des VW-Konzerns. Verschiedene Einwände von anderen werden immer wieder vorgebracht – und dann von VW widerlegt. Bezeichnenderweise werden dafür keine einzelnen VW-Vertreter zitiert; die Quellenangabe ist fast immer nur pauschal „bei VW“. Der Artikel funktioniert wie eine FAQ des Konzerns zum Thema Elektro-Autos, wird aber gerade nicht als solche präsentiert, sondern wie ein ausgewogener Artikel. Er diskutiert das Thema aber ganz auf der Grundlage von VW und seinen Argumenten.

Man hat nach dem Lesen dieser 40 Seiten nicht nur das Gefühl, dass das wirklich verantwortungsvolle, kluge, natürlich auch fehlbare Leute sind da bei VW – und die natürlichen Experten für Mobilität. Man vergisst, dass es überhaupt andere Auto-Konzerne gibt.

Nun braucht der Chefredakteur der „Welt“ keine besondere Kooperation seines Blattes mit einem großen deutschen Autokonzern, um für Autos zu schwärmen. Auf Seite 1 philosophiert er darüber, wie das Auto „seine Symbolkraft als Agent der Beschleunigung ins 21. Jahrhundert retten kann“, und simuliert Nachdenklichkeit mit Sätzen wie: „Es bleibt schwierig“ und „Alles wird anders bleiben“.

Er schreibt: „Es geht im Zweifel um weniger Mobilität und um umweltverträglichere Mobilität“, denn, Achtung, wenn es weniger Mobilität gibt, kann Ulf Poschardt mit seinem Porsche schneller fahren: „Es geht darum, dem Sportwagenfahrer freiere Straßen anzubieten“. Erst nach diesem Gedanken fügt er hinzu: „und denen, die gerne ohne Blechkisten leben würden, müssen Radwege und ein öffentlicher Nahverkehr angeboten werden, der den Alltag ohne Pkw gelingen lässt“. Er wettert gegen die Grünen auf der einen und die Rechtspopulisten auf der anderen Seite und mahnt:

In der Debatte dürfen weder die Autofahrer noch die Autoliebhaber, noch die Autoindustrie auf der Strecke bleiben.

Die Autoindustrie, die einen der beiden „Chefredakteure“ dieser Ausgabe stellt und diese Ausgabe ermöglicht hat, indem sie knapp jede fünfte Seite als Anzeige gekauft hat.

„Welt“-Herausgeber Stefan Aust singt eine zweite Stimme zu Poschardts Melodie mit einem Stück im Kulturteil, der an diesem Tag „Kulturwandel“ heißt. „Nichts verkörpert die Bundesrepublik so sehr wie das schnelle und gerade deshalb technisch besonders ausgefeilte Auto“, schreibt er. Sein Text endet mit einem Satz von Porsche-Gründer Ferry Porsche: „Das letzte Auto wird ein Sportwagen sein.“

Emotionaler Höhepunkt der Spezialausgabe ist die Fahrt von Poschardt mit seinem Co-Chefredakteur, dem VW-Chef, im „racigen Audi E-Tron“ auf der VW-Teststrecke in der Nähe von Wolfsburg.

Poschardt schreibt:

Als mein Copilot einsteigt, freut er sich auf den gemeinsamen Ausritt. Herbert Diess hat von dem unartigen PS-Rowdytum des Journalisten gehört und wirkt unerschrocken.

Ulf Poschardt benutzt „brav“ auf Twitter als Schimpfwort und hält sich wegen seiner Liebe für übertrieben motorisierte Autos für „unartig“. Er prahlt damit, für einen Rebellen gehalten zu werden, von sich selbst vor allem, und meint, dass Leute, die die Autos herstellen, die er fährt, eigentlich vor ihm erschrecken müssten.

Der Autor dieser Zeilen

(Er meint: „Ich“)

hatte in einer Talkshow einst infrage gestellt, ob Autos mit Elektro-Antrieb eine Seele haben. (…) Was meint Seele? Eine anthropometaphysische Übertragung jener Beseeltheit, die den Menschen und alle lebenden Dinge ausmacht. Hochkomplexe, aber auch archaisch kraftvolle Mechaniken können diese Aura des Seelenhaften imaginieren. Sie lärmen, atmen hörbar, verbrennen Kraftstoff, verschlucken sich, räuspern sich, spenden Wärme und Geborgenheit.

Wenn Wolldecken gelegentlich rülpsten und furzten, Poschardt würde Elogen auf sie, ihre Bedeutung für die Freiheit und das Wunder der wollenen Anthropometaphysik schreiben.

So aber macht er seine Zeitung aus Leidenschaft und journalistischer Selbstverachtung zum Corporate-Publishing-Blatt. „Weitere WELT-Ausgaben mit Spitzenvertretern der deutschen und internationalen Wirtschaft als Gast-Chefredakteuren sind bereits in Planung.“

Nachtrag: Der Presserat hat die VW-„Welt“ missbilligt.

37 Kommentare

  1. Ob der Artikel hier auch so kritisch gewesen wäre, wenn Springers „Welt“ nicht dem bösen VW-Konzern den Autohof gemacht hätte, sondern die Tesla-Lichtgestalt Elon Musk als Chefredakteur eingeschwebt wäre?

  2. @1:
    Natürlich nicht. Übermedien ist ein bekanntes Kampfblatt gegen mittelständische deutsche Unternehmen wie VW, deren geringer Medieneinfluss ihr völlig verzerrt dargestellt wird. Bei einem Erfinder-Giganten wie Elon Musk hätte Übermedien natürlich darüber hinweggesehen, da er aus dem innovativen Silicon Valley kommt und für die Verbesserung der Menschheit steht.

    Schließlich geht es Übermedien nur um krasses Lagerdenken und nicht um die Medienkritik dahinter. Dass deutsche Unternehmen wie VW und deutsche Zeitungen wie die Welt hier so schlecht gemacht werden, bloß weil sie dumme Dinge tun, ist da natürlich bezeichnend.

    *Augenrollemoji*

  3. Stufe 1: Aber der andere macht…
    Stufe 2: Wieso berichtet Medium X nicht über…
    Stufe 3: Wenn der andere das gemacht hätte, dann hätte Medium X…

  4. Ja, um die Parität wiederherzustellen, muss irgendeine Zeitung Musk für eine Dauerwerbeausgabe zum Chefredakteur erklären, damit Niggemeier das kritisieren kann.
    Oder aber, wir extrapolieren einfach bekanntes Verhalten seitens Übermedien und kommen zu dem Ergebnis, dass das so passieren würde.

    Ich fühle mich stark an diesen Loriot-Sketch erinnert…

  5. Ja, um die Parität wiederherzustellen, muss irgendeine Zeitung Musk für eine Dauerwerbeausgabe zum Chefredakteur erklären, damit Niggemeier das kritisieren kann.
    Oder aber, wir extrapolieren einfach bekanntes Verhalten seitens Übermedien und kommen zu dem Ergebnis, dass das so passieren würde.

    Ich fühle mich stark an diesen Loriot-Sketch erinnert…

  6. @1, Lutz Schaarschmidt:

    Ich verstehe nicht, dass man uebermedien.de erstmal aufruft, den recht langen Artikel (hoffentlich) vollständig liest und dann den ersten Kommentar mit einem „what about“ beginnt…

    Stefan hat sich inhaltlich zu VW oder Elektromobilität hier (oder IMHO auf der ganzen Seite) nie geäußert. Seine Kritik zielt auf die Welt.
    Demnach wäre gutes „what about“ vielleicht: „Ob der Artikel hier auch so kritisch gewesen wäre, wenn [nicht die böse] Springers „Welt“ dem […] VW-Konzern den Autohof gemacht hätte, sondern [die linksgrünversiffte taz]?“
    ;)

    Btw., ein guter Artikel, vielen Dank!

  7. @ST

    Ach, die taz gibt es noch?!? ;)

    Ansonsten: Ihr Wort in Gottes Ohr. Tesla!

  8. Boah. Diese Rechthaberei und Schwarzweißdenke in vielen Kommentaren ist ja kaum auszuhalten.

  9. @ ST

    Demnach wäre gutes „what about“ vielleicht: „Ob der Artikel hier auch so kritisch gewesen wäre, wenn [nicht die böse] Springers „Welt“ dem […] VW-Konzern den Autohof gemacht hätte, sondern [die linksgrünversiffte taz]?“

    … und vielleicht auch nicht gerade böser Autokonzern, sondern Greenpeace zB..

  10. Hätte, hätte…
    Können die Kommentatoren bitte den Artikel oben kommentieren, und nicht spekulieren, wer wann in welcher Konstellation einen Beitrag geschrieben oder nicht geschrieben hätte?
    Wir wissen alle nicht, zu welchen Themen Herr Niggemeier etwas schreiben würde.
    Dieser Artikel beschreibt nun einmal, was geschehen ist. Und ich finde diesen Artikel sehr interessant, und halte es für bedenklich, dass eine Zeitung sich so an einen Konzern ranschmeißt. Aber das passt ja ins Schema der Springer-Konzerns.

  11. @13, Andreas

    Ein bisschen beneide ich Sie, Sie glauben wirklich noch an das Gute im Menschen. Ich glaube nach den Erfahrungen der letzten Jahre eher: Wen interessiert noch die Trennung von Werbung und redaktionellen Inhalten wenn es einmal um die richtige Haltung geht?

    Denken Sie an die Klimakrise, da ist das Überleben der ganzen Menschheit und die Zukunft der Erde bedroht, die kleine Zöpfchen-Prophetin hat es in ihren Visionen gesehen! Um diesen CO2-Weltuntergang abzuwenden ist es sogar die moralische Pflicht eines jeden deutschen Haltungsjournalisten, sich an Tesla ranzuschmeißen.

  12. Der Zentralrat der Rückratlosen beschwert sich über Haltung. Aushaltbar.
    Zumal es hier -nach wie vor- nicht darum geht, was Sie meinen, das Stefan Niggemeier gemacht hätte, wenn … Haben Sie den Artikel eigentlich gelesen? Ihr Getrolle war ja jetzt 2-3 Tage ganz unterhaltsam, aber so langsam muss mal was kommen.

  13. @14: Jetzt haben Sie es der 16-Jährigen ja mal richtig gegeben. Zöpfchen-Prophetin, Visionen – herrlich. Wie kommen Sie nur auf solche genialen Einfälle? Toll. Und beneidenswert. Applaus für so viel Mut, Mädchen im Netz zu beleidigen. Wurde auch Zeit, dass das jemand ausspricht. Und den Haltungsjournalisten auch noch einen mitgegeben. Sie sind schon ein krasser Typ.

    Moment, jetzt haben sie ja schon wieder nix zu der Schleichwerbung von VW gesagt. Also dem Thema des Artikels. Naja, kommt sicher noch. Ich warte gespannt.

    Liebe Grüße, ein Fan.

  14. @15, Anderer Max

    Ha, erwischt! Wenn es Ihnen wirklich um Objektivität ginge, dann hätten Sie Ihre Position als die objektiv Richtige verteidigt – stattdessen kommt der Vorwurf, dass ich keine „Haltung“ hätte. (Darauf wollen Sie mit Ihrer Anspielung doch hinaus, oder? Für einen wie auch immer gearteten „Zentralrat“ spreche ich nämlich nicht, ich gehöre überhaupt keiner organisierten Interessengruppe an.)

  15. Was sagt es über einen Menschen aus, wenn der sagt, dass er nicht mehr an das Gute im Menschen glaubt?

    Richtig.

    Ich bin aber verblüfft, dass inzwischen offenbar sogar WELT und VW in den Kreis der Schutzbedürftigen aufgenommen wurden, die von Trollen durch penetranten Whataboutismus verteidigt werden müssen.

  16. @17: Ist geil, dass Sie ausgerechnet das Buzzword „Zentralrat“ aus meinem Beitrag nehmen und dann von „organisierten Interessensgruppen“ sprechen.
    Nicht das, was Sie sagen, sondern das, was Sie nicht sagen, spricht Bände.
    Nich vergessen: Alle doof außa ich.

  17. @19, Anderer Max

    Nö, „doof“ sind Sie vermutlich nicht. Nur ziemlich hysterisch, was auch schon schlimm ist.

  18. Was ist peinlicher, die „Welt“-Sonderausgabe oder der krampfhafte Versuch von Herrn Schaarschmidt, mit einem Fantasieszenario von dieser abzulenken? Beides ist jedenfalls gleichfalls offensichtlich durchschaubarer, ersteres allerdings deutlich lustiger; zumindest wenn einem der Zerfall der deutschen Presselandschaft egal wäre.

  19. Pannor wieder. Der träumt wohl von „Trollen“, so oft wie er die in irgendwelchen Beiträgen herbei fantasiert.

  20. „Ich bin aber verblüfft, dass inzwischen offenbar sogar WELT und VW in den Kreis der Schutzbedürftigen aufgenommen wurden, die von Trollen durch penetranten Whataboutismus verteidigt werden müssen.“

    Das sind alles gute deutsche Unternehmen,
    die weltweit Demokratie und Unternehmertum vertreiben!
    äh propagieren ist gemeint!!
    Gute Rechtsabteilungen haben die auch ;-)
    Aber irgenswie muss immer an den Test von Ed-209 denken…
    und „…Its only a glitch…“,
    wenn ich BER,Dieselgate,Gorchfock bedenke …

  21. „Denken Sie an die Klimakrise, da ist das Überleben der ganzen Menschheit und die Zukunft der Erde bedroht, die kleine Zöpfchen-Prophetin hat es in ihren Visionen gesehen“

    Stimmt, der Klimawandel ist ja nicht schon seit min. 30 Jahren Thema sondern das hat sich alles diese Hexe ausgedacht. Verbrennt sie!

    Wie kann man nur ernsthaft so einen Unsinn glauben und verbreiten? Ist mir ein Rätsel…

  22. @23, Ichbinich

    Glauben Sie im Ernst, dass die Erde unbewohnbar und die Menschheit (m/w/d) ausgerottet wird, wenn die globale Durchschnittstemperatur um insgesamt mehr als 1,5 Grad Kelvin gegenüber dem Niveau direkt zum Beginn der Industrialisierung steigt?

    Wenn der Weltuntergang 2030 ausbleibt, werden Sie wahrscheinlich so argumentieren wie Mitglieder irgendeiner durchgeknallten UFO-Sekte: Das Welt ging nicht unter und das Raumschiff kam auch nicht um die Gläubigen abzuholen, aber es gibt schon einen neuen Apokalypse-Termin für 2040 und wir müssen jetzt unbedingt alle dem Guru folgen und Buße tun! Mit extraviel CO2-Steuer! Diesmal ist es wirklich wahr!

  23. Abgesehen von der kaum erträglichen Prostitution der Welt gegenüber VW und dem Schaarschmidt’schen peinlichen Getrolle:

    ist eigentlich noch Jemandem die passive Formulierung des VW-Vorstandsvorsitzenden Diess hier (Zitat):

    „Ich kann mir vorstellen, dass wir in zehn, 20, spätestens 25 Jahren praktisch keine Verkehrstoten mehr haben, keine Radfahrer, die unters Auto geraten.“

    aufgefallen? Nicht die Autofahrer überfahren Radfahrer, sondern Radfahrer geraten unters Auto. Auch das ist m.E. gewolltes Framing eines Auto-Herstellers.

    Gruß an alle Vernünftigen!

  24. @Tim
    Vielleicht können Sie mir bei Gelegenheit mal erklären, wie es technisch möglich sein kann, dass ein Radfahrer „unters Auto gerät“ ohne vorher angefahren worden zu sein.
    Ihre Unterstellung des Framing scheint mir doch ziemlich weit her geholt zu sein und mit einer gewissen ideologischen Verknöcherung einherzugehen.

  25. @ Tim (#27)

    „Nicht die Autofahrer überfahren Radfahrer, sondern Radfahrer geraten unters Auto. Auch das ist m.E. gewolltes Framing eines Auto-Herstellers.“

    Naja, das finde ich überinterpretiert. In der Passage geht es um Sensortechnik, also z.B. um Abbiegeassisten, die Auto- und vor allem Lkw-Fahrer warnen, wenn sich ein Radfahrer im toten Winkel neben ihnen befindet. Der Kontext ist: Unfallvermeidung durch sichere Autos; er ist nicht: Radfahrer sind selber schuld.

    Das ist einer der vielen Fehler der Framing-Theorie: Man kann damit einzelne Wörter oder Sätze aus dem Zusammenhang pflücken und so eine Manipulations-Absicht „beweisen“, die der Text gar nicht hergibt.

    Nein, schlimm an dieser Ausgabe ist die als Journalismus verbrähmte Werbung für einen problematischen Industriezweig – eine perfide ausgearbeitete, unterschwellig wirkende Anti-Fahrrad-Kampagne kann ich nicht erkennen. Und die Abbiegeassistenten sollten längst Pflicht sein, sie würden vielen Radfahrern das Leben retten.

  26. @Frank Reichelt:
    Bei solchen Aussagen ist es immer so eine Sache mit der Rechtfertigung, dass es sich doch rein technisch um die Wahrheit handelt… ich denke das wissen sie auch.
    Daher nochmal: es ist schon etwas komplett anderes, ob man sagt „Autofahrer x hat Radfahrer y überfahren“ oder „Radfahrer y ist unters Auto geraten“.
    Es hat nichts mit ideologischer Verknöcherung zu tun, auf feine Sprachunterschiede zu achten, die große Wirkung erzielen.
    Fakt ist, dass im zweiten Satz der Täter (ein Autofahrer) durch die passive Formulierung nicht genannt wird (fein raus ist).
    Man kann natürlich denken, dass ein VW-Vorstandsvorsitzender solch eine Formulierung zufällig macht, aber m.E. unterschätzt man dann die Anstrengungen, die diese Branche unternimmt, um möglichst gut da zu stehen.

    @Kritischer Kritiker:
    Ich denke ihr Hinweis auf die Sensortechnik zieht hier nicht. Lesen sie sich das Zitat noch einmal genau durch: er sagt, dass es in 10/20/25 Jahren keine Radfahrer mehr gibt, die unters Auto geraten!
    Das bedeutet, die Formulierung zielt auf die Gegenwart ab („keine Verkehrstoten mehr“), wo dies noch der Fall ist.
    Heute haben die wenigsten Autos solche eine Technik verbaut. Ergo geht es um „normale Unfälle“.
    Von einer perfide ausgearbeiteten, unterschwellig wirkenden Anti-Fahrrad-Kampagne habe ich nie gesprochen, sie nutzen Übertreibung, um ihre Meinung zu stützen.

    @Beide:
    der Bildblog hatte dazu (ich meine es ging sogar explizit um Formulierungen zu Verkehrsunfällen) mal einen sehr guten Artikel verlinkt, leider finde ich ihn gerade nicht.
    Also alleine stehe ich nicht da mit meiner Beobachtung. Ich will hier deswegen auch kein großes Fass aufmachen, denke aber sowas sollte aufgeklärten Menschen schon auffallen, da es die Wahrnehmung der Realität verzehrt. Un das sogar unabhängig davon, ob Herr Diess es absichtlich tat oder nicht! Ich denke schon, kann es aber natürlich nicht beweisen, aber nochmal: es ist auch egal. Wichtig ist, dass diese Aussage problematisch ist.

  27. Für mich ist wichtig, dass die Aussage wahr wird und künftige Radfahrergenerationen wirklich sicher durch den Straßenverkehr manövrieren können.

  28. @Frank Reichelt: das sehe ich ganz genauso. Das ist nicht nur für die jetzigen Radfahrer wichtig, sondern auch, um langfristig mehr Leute zum Umsteigen zu bewegen.

  29. Das Interview mit Diess und Habeck fand ich durchaus erhellend. Herr Diess machte u.a. deutlich, dass sich die E-Technologie für Kleinstwagen nicht lohnt (Aufpreis für Batterie ca. 6000 €) und daher Autos wie der VW-Up in absehbarer Zeit nicht mehr produziert würden. Man wolle die E-Mobilität von der Oberklasse her ausrollen, was leider dem Klimaschutz wenig bringt.
    Habeck glänzte mit ‚wirtschaftlichem Sachverstand‘ und ‚Sorge um Arbeitsplätze in Deutschland‘, indem er die Lösung des Kostenproblems darin sah, dass dann halt die Chinesen preiswerte E-Autos bauen würden.
    Sehr spannend ist auch der Artikel von Nando Sommerfeldt in der letzten Woche: „Audis grandioser Elektro-Pionier hat einen unverzeihlichen Makel.“ Der Autor zerflückt hier den e-tron, das neue Flaggschiff von Audi wegen seiner in der Praxis minimalen Reichweite.
    In der WELT ist erfreulicherweise nicht nur eine Meinung zu lesen, sondern hier finden ganz unterschiedliche Sichtweisen ihren Platz. Dies im Gegensatz zu SPIEGEL, SPON, bento und ZEIT, ze:tt, die nach meiner Wahrnehmung mittlerweile überwiegend Gesinnungsjournalismus produzieren.
    Die enge Zusammenarbeit mit VW bei diesem Themenheft gefällt mir allerdings auch nicht. Diese Kritik teile ich.

  30. Da war doch mal was mit Freiheit und Autofahren!
    Nagut es gibt mehr Staus und keine Parkplätze preisgünstig mehr…
    Wem da was auffällt… diese Koinzidenz evtll ;-)
    Wenn die Automobilkonzerne an der Sensortechnik mit basteln äh entwickeln,dann aus reinem Altruismus und dem Glauben an die Zukunft,bestimmt nicht,
    weil sie Shareholdervalue buchstabieren können oder auch nicht!
    Und natürlich ist die Pressefreiheit eine Entwicklung der Autohersteller,damit das endlich jemand kapiert…
    Das die Welt ins Gespräch kommt wg der VW-Beteiligung ist doch in deren Interesse,
    würden sie es etwa sonst machen!!!
    Immer kurz fragen:
    Cui bono?
    Nicht vergessen!!
    Bin halt ein simples Gemüt…

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